Vier Abstiege für Nürnberg und Fürth: So reagieren die NLZ-Leiter

Nürnberg und Fürth als das fränkische Zentrum des Nachwuchsfußballs sind von einem sportlichen Beben erschüttert worden: Die U 17-Mannschaften des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth stiegen aus der Bundesliga Süd/Südwest der B-Junioren ab, die U 15-Teams beider Vereine aus der Regionalliga Süd der C-Junioren. Darüber und über den permanenten Verlust der besten Auswahlspieler sowie über die Aussichten in der Zukunft hat DFB.de mit den Leitern der Nachwuchsleistungszentren (NLZ), Günter Gerling (Fürth) und Michael Köllner (Nürnberg), gesprochen.

DFB.de: Herr Gerling, vor Kurzem erst waren Sie bei einer Zusammenkunft des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV) in Stuttgart , wo es um die Zusammensetzung der Regionalliga Süd der C-Junioren ging. Wie kam es zu der Einladung für die SpVgg Greuther Fürth, wo die U 15 doch abgestiegen ist?

Günter Gerling: Die Überlegungen betreffen die Saison 2017/2018, wenn zwei Zehner-Staffeln mit den Gruppenbezeichnungen West und Ost nach Meinung der befragten Vereine die bisherige eingleisige Liga mit 14 Mannschaften ablösen könnten. Die Gruppe Ost würde dabei fast ausnahmslos aus bayerischen Vereinen gebildet. Sofern diese Pläne vom SFV abgesegnet würden, hieße das wiederum, dass in der kommenden Saison aus den Bayernliga-Gruppen Nord und Süd mindestens jeweils zwei Vereine aufsteigen könnten, was der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg gute Chancen einräumen würde, wieder U 15-Regionalligisten zu werden-

DFB.de: Womit der Betriebsunfall in dieser Altersklasse behoben wäre, oder Herr Köllner?

Michael Köllner: Exakt. Wobei ich für den 1. FC Nürnberg schon einmal sagen muss, dass wir uns in der eingleisigen Regionalliga Süd der C-Junioren noch nie so richtig wohlgefühlt haben. Dort spielen jedes Jahr maximal drei oder vier Mannschaften um die Meisterschaft und der Rest gegen den Abstieg, was einen ungeheuer negativen Druck auf die Spieler, aber auch die jungen Trainer auslöst. Deshalb sehen wir Verantwortliche zwei Zehner-Ligen als die bessere Lösung an, in denen auch die Körperlichkeit und Athletik der Mannschaften keine so ausschlaggebende Rolle mehr spielen wird.

DFB.de: Kommen wir zum B-Jugendbereich, wo durch den Bundesliga-Abstieg der U 17-Mannschaften von Nürnberg und Fürth gleichzeitig die U 16-Teams automatisch ihr Spielrecht in der Bayernliga verloren haben und in die Landesliga rückversetzt werden. Herr Gerling, für die SpVgg Greuther Fürth war der Abstieg besonders bitter, weil die U 17 nach der Winterpause unter Trainer Heinz Krapf eine erfolgreiche Aufholjagd gestartet, die Abstiegsplätze verlassen und es am letzten Spieltag selbst in der Hand hatte, den Klassenerhalt perfekt zu machen. Woran lag es, dass es nicht geklappt hat und wie geht es nun weiter?

Gerling: Es hat gegen einen sehr starken Gegner trotz aller Bemühungen im Endeffekt eben nicht gereicht. Die Mannschaft konnte den hohen fußballerischen aber auch mentalen Anforderungen in diesem Spiel nicht gerecht werden. Über die gesamte Saison hinweg gesehen ist der Klassenerhalt jedoch nicht in der speziellen Drucksituation dieses letzen Spiels vergeigt worden, sondern in der Summe schon vor der Winterpause. Doch die Tränen der Spieler sind inzwischen längst getrocknet und die Fehleranalyse aller Verantwortlichen mit mir an der Spitze ist auch schon gemacht worden. Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen, die Kräfte neu zu bündeln, besser zu werden und wenn möglich, in der neuen Saison sofort wieder in die Bundesliga aufzusteigen.

DFB.de: Herr Köllner, als neuer Sportlicher NLZ-Leiter des 1. FC Nürnberg konnten sie völlig unbelastet an die Aufgabe herangehen, den Scherbenhaufen von drei Abstiegen aufzuräumen. Wie ist das vor sich gegangen?

Köllner: Ich musste mir erst einmal ein umfassendes Bild verschaffen, um dann zügig personelle, organisatorische und strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Eine einheitliche Spiel- und Ausbildungsphilosophie soll zum roten Leitfaden quer durch alle Altersstufen der Nachwuchsabteilung werden. Aber fast noch wichtiger ist es, alle Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu erneuern und im Teamwork kameradschaftlich und respektvoll miteinander umzugehen und zu arbeiten. Der Club braucht ein Wir-Gefühl mit dem sich alle identifizieren können.

DFB.de: Bei der Problematik der Abstiege sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Nürnberg und Fürth inzwischen seit Jahren schon ihre besten Spieler an Bundesliga-Vereine verlieren. Beim Club sollen es in den letzten drei Jahren insgesamt 17 gewesen sein, bei Fürth ist die Zahl noch überschaubarer, aber nicht weniger schmerzhaft, handelt es sich in allen Fällen doch um Nationalspieler oder bayerische Auswahlspieler. Was sagen Sie beide dazu?

Gerling: Im öffentlichen Ansehen ist die Wertigkeit von Bundesligisten höher als die eines Zweitligisten. Das ist nun mal Fakt und lässt sich nicht ändern. Trotzdem muss ich schon betonen, dass sich mir die Vorgehensweise von Beratern und/oder Eltern als die treibenden Kräfte eines Vereinswechsels nicht immer erschließt, wenn ich sehe, wo die Spieler dann landen. Denn schließlich sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Nachwuchsleistungszentren in der Regel nur minimal. Auch der Club und wir weisen mit drei Sternen das höchste Qualitätssiegel auf, das vergeben wird. Ob es sich angesichts dessen lohnt, einen Spieler aus der gewohnten Umgebung und Heimatnähe zu reißen, will ich einmal dahingestellt sein lassen.

Köllner: Günter hat völlig Recht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass einige Spieler und ihre Eltern inzwischen glauben, es gereiche später zum Vorteil, wenn möglichst viele NLZ-Stationen in der sportlichen Vita stehen. Spieler-Tourismus ist meiner Meinung nach im Gegenteil kein positives Merkmal. Anscheinend wird die Ausbildungsqualität im eigenen Verein nicht mehr geschätzt, wenn ein Spieler schon länger dabei ist. Wir sollten aber unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern unsere Vorzüge und Stärken besser verkaufen.



Nürnberg und Fürth als das fränkische Zentrum des Nachwuchsfußballs sind von einem sportlichen Beben erschüttert worden: Die U 17-Mannschaften des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth stiegen aus der Bundesliga Süd/Südwest der B-Junioren ab, die U 15-Teams beider Vereine aus der Regionalliga Süd der C-Junioren. Darüber und über den permanenten Verlust der besten Auswahlspieler sowie über die Aussichten in der Zukunft hat DFB.de mit den Leitern der Nachwuchsleistungszentren (NLZ), Günter Gerling (Fürth) und Michael Köllner (Nürnberg), gesprochen.

DFB.de: Herr Gerling, vor Kurzem erst waren Sie bei einer Zusammenkunft des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV) in Stuttgart , wo es um die Zusammensetzung der Regionalliga Süd der C-Junioren ging. Wie kam es zu der Einladung für die SpVgg Greuther Fürth, wo die U 15 doch abgestiegen ist?

Günter Gerling: Die Überlegungen betreffen die Saison 2017/2018, wenn zwei Zehner-Staffeln mit den Gruppenbezeichnungen West und Ost nach Meinung der befragten Vereine die bisherige eingleisige Liga mit 14 Mannschaften ablösen könnten. Die Gruppe Ost würde dabei fast ausnahmslos aus bayerischen Vereinen gebildet. Sofern diese Pläne vom SFV abgesegnet würden, hieße das wiederum, dass in der kommenden Saison aus den Bayernliga-Gruppen Nord und Süd mindestens jeweils zwei Vereine aufsteigen könnten, was der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg gute Chancen einräumen würde, wieder U 15-Regionalligisten zu werden-

DFB.de: Womit der Betriebsunfall in dieser Altersklasse behoben wäre, oder Herr Köllner?

Michael Köllner: Exakt. Wobei ich für den 1. FC Nürnberg schon einmal sagen muss, dass wir uns in der eingleisigen Regionalliga Süd der C-Junioren noch nie so richtig wohlgefühlt haben. Dort spielen jedes Jahr maximal drei oder vier Mannschaften um die Meisterschaft und der Rest gegen den Abstieg, was einen ungeheuer negativen Druck auf die Spieler, aber auch die jungen Trainer auslöst. Deshalb sehen wir Verantwortliche zwei Zehner-Ligen als die bessere Lösung an, in denen auch die Körperlichkeit und Athletik der Mannschaften keine so ausschlaggebende Rolle mehr spielen wird.

DFB.de: Kommen wir zum B-Jugendbereich, wo durch den Bundesliga-Abstieg der U 17-Mannschaften von Nürnberg und Fürth gleichzeitig die U 16-Teams automatisch ihr Spielrecht in der Bayernliga verloren haben und in die Landesliga rückversetzt werden. Herr Gerling, für die SpVgg Greuther Fürth war der Abstieg besonders bitter, weil die U 17 nach der Winterpause unter Trainer Heinz Krapf eine erfolgreiche Aufholjagd gestartet, die Abstiegsplätze verlassen und es am letzten Spieltag selbst in der Hand hatte, den Klassenerhalt perfekt zu machen. Woran lag es, dass es nicht geklappt hat und wie geht es nun weiter?

Gerling: Es hat gegen einen sehr starken Gegner trotz aller Bemühungen im Endeffekt eben nicht gereicht. Die Mannschaft konnte den hohen fußballerischen aber auch mentalen Anforderungen in diesem Spiel nicht gerecht werden. Über die gesamte Saison hinweg gesehen ist der Klassenerhalt jedoch nicht in der speziellen Drucksituation dieses letzen Spiels vergeigt worden, sondern in der Summe schon vor der Winterpause. Doch die Tränen der Spieler sind inzwischen längst getrocknet und die Fehleranalyse aller Verantwortlichen mit mir an der Spitze ist auch schon gemacht worden. Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen, die Kräfte neu zu bündeln, besser zu werden und wenn möglich, in der neuen Saison sofort wieder in die Bundesliga aufzusteigen.

DFB.de: Herr Köllner, als neuer Sportlicher NLZ-Leiter des 1. FC Nürnberg konnten sie völlig unbelastet an die Aufgabe herangehen, den Scherbenhaufen von drei Abstiegen aufzuräumen. Wie ist das vor sich gegangen?

Köllner: Ich musste mir erst einmal ein umfassendes Bild verschaffen, um dann zügig personelle, organisatorische und strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Eine einheitliche Spiel- und Ausbildungsphilosophie soll zum roten Leitfaden quer durch alle Altersstufen der Nachwuchsabteilung werden. Aber fast noch wichtiger ist es, alle Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu erneuern und im Teamwork kameradschaftlich und respektvoll miteinander umzugehen und zu arbeiten. Der Club braucht ein Wir-Gefühl mit dem sich alle identifizieren können.

DFB.de: Bei der Problematik der Abstiege sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Nürnberg und Fürth inzwischen seit Jahren schon ihre besten Spieler an Bundesliga-Vereine verlieren. Beim Club sollen es in den letzten drei Jahren insgesamt 17 gewesen sein, bei Fürth ist die Zahl noch überschaubarer, aber nicht weniger schmerzhaft, handelt es sich in allen Fällen doch um Nationalspieler oder bayerische Auswahlspieler. Was sagen Sie beide dazu?

Gerling: Im öffentlichen Ansehen ist die Wertigkeit von Bundesligisten höher als die eines Zweitligisten. Das ist nun mal Fakt und lässt sich nicht ändern. Trotzdem muss ich schon betonen, dass sich mir die Vorgehensweise von Beratern und/oder Eltern als die treibenden Kräfte eines Vereinswechsels nicht immer erschließt, wenn ich sehe, wo die Spieler dann landen. Denn schließlich sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Nachwuchsleistungszentren in der Regel nur minimal. Auch der Club und wir weisen mit drei Sternen das höchste Qualitätssiegel auf, das vergeben wird. Ob es sich angesichts dessen lohnt, einen Spieler aus der gewohnten Umgebung und Heimatnähe zu reißen, will ich einmal dahingestellt sein lassen.

Köllner: Günter hat völlig Recht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass einige Spieler und ihre Eltern inzwischen glauben, es gereiche später zum Vorteil, wenn möglichst viele NLZ-Stationen in der sportlichen Vita stehen. Spieler-Tourismus ist meiner Meinung nach im Gegenteil kein positives Merkmal. Anscheinend wird die Ausbildungsqualität im eigenen Verein nicht mehr geschätzt, wenn ein Spieler schon länger dabei ist. Wir sollten aber unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern unsere Vorzüge und Stärken besser verkaufen.

###more###

DFB.de : Geschäftsführer Andreas Rettig vom FC St. Pauli, dessen Verein von der Talente-Abwerbung auch stark betroffen ist, hat in die Debatte geworfen, die Transferentschädigungssummen zu erhöhen. Was halten Sie davon?

Gerling: Das ist grundsätzlich nicht das Thema. Ob wir für einen Spieler, der aus einem bestehenden Vertrag heraus gekauft wird, 20.000 Euro mehr oder weniger bekommen, löst das eigentliche Problem nicht, sondern bürdet nur dem Spieler einen zusätzlichen Rucksack voller Erwartungen auf, die beim neuen Verein an ihn gestellt werden. Nein, wir müssen mit unseren Ausbildungsinhalten und dem Gesamtpaket des NLZ die notwendige Überzeugungsarbeit leisten, dass der Spieler bei uns bleibt.

Köllner: Wer unsere Plätze und Anlagen sieht, muss weit gehen, bis er etwas Besseres findet. Aber wenn ein Vater es in Kauf nimmt, jedes Wochenende 500 oder 600 Kilometer nach Westdeutschland zu fahren, um seinen Sohn spielen zu sehen statt beim Club, dann kann ich nur sagen, ist das für ihn schade um die verlorene Zeit.

Gerling: Sie sehen, wird sind gedanklich fast identisch, liegen nahe beieinander. Ich habe mit den Eltern unserer jüngeren Spieler aus der U 17 gesprochen, damit sie auch in der Bayernliga bleiben. Dort geht es gegen den Club und Ingolstadt um den einzigen Aufstiegsplatz. Das heißt, sich keinen Ausrutscher gegen die Außenseiter zu leisten. Nach Möglichkeit natürlich jedes Spiel zu gewinnen. Das ist positiver Druck und keine Abstiegsangst pur wie in der Bundesliga. So muss man die Dinge auch einmal darstellen!

DFB.de: Bleiben wir doch beim Positiven: Die U 19 von Fürth wurde Fünfter in der Bundesliga, die vom Club Sechster. Gute Aussichten auch für die neue Saison?

Köllner: Für uns wird es nicht leicht. Man darf nicht vergessen, die U 17 ist als Vorletzer abgestiegen. Nicht nur weil ein paar Spiele mit Pech verloren wurden, sondern weil, das muss man offen zugeben, über die gesamte Saison betrachtet auch die Qualität gefehlt hat. Im Spieler-Jahrgang 1999 haben wir noch Aufgaben vor uns.

DFB.de: Aber Sie Herr Gerling, hatten in der abgelaufenen Saison im U19-Kader schon mehr jüngere als ältere Jahrgänge. Rosige Aussichten also?

Gerling: Der Eindruck täuscht. Vier Wochen vor dem Saisonende standen wir noch auf einem Abstiegsplatz in einer enorm ausgeglichenen und brutal starken Liga. Da wurden einigen Spielern doch die Grenzen aufgezeigt. Deshalb sahen wir uns gezwungen, ganz gegen unsere Gepflogenheiten, auch einige externe Akteure für die neue Saison zu verpflichten.

DFB.de: Zum Abschluss zu den zweiten Mannschaften, die das Bindeglied zum Profibereich bilden und in der Regionalliga Bayern spielen: Herr Köllner, Sie trainieren die zweite Mannschaft selbst, mit wöchentlich wechselnder Unterstützung von Trainern aus dem Nachwuchsbereich. Zweifellos ein interessantes Projekt, trotzdem könnten Sie sich angreifbar machen, wenn es sportlich nicht so gut läuft...

Köllner: Als NLZ-Leiter und sportlich Gesamtverantwortlicher bin ich, wenn Sie so wollen, immer irgendwie angreifbar, wenn es irgendwo hakt. Aber das darf mich in meiner Vorgehensweise nicht irritieren. Der 1. FC Nürnberg muss schauen, auch aus finanziellen Gründen, dass er die talentiertesten Nachwuchsspieler möglichst rasch in den Profibereich bringt. Und das geht logischerweise am schnellsten über die U 21. Deshalb müssen wir das Laufband für dieses Sprungbrett sofort in Bewegung setzen.

Gerling:: Wir gehen einen anderen Weg. Für die enge Anbindung unserer U 23 an die Profis ist jetzt Sportdirektor Yildirim zuständig. Aber die Zielsetzung ist die gleiche. Das Nürnberger Projekt finde ich spannend. Und Michael wünsche dafür viel Glück, ein gutes Händchen, aber vor allem Zeit. Die braucht er in erster Linie.

###more###