van Lent: "Philosophie der Borussia ist ein großer Ansporn"

Seit einigen Jahren läuft es wieder beim Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach. Die Nachwuchsarbeit gilt als vorbildlich. Anteil daran hat Arie van Lent. Der 44 Jahre alte einstige Publikumsliebling trainiert seit Herbst 2013 die U 19 in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga. Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer 1. FC Köln am Samstag (ab 11 Uhr) ist der Trainer mit seinen Fohlen noch unbesiegt und belegt mit fünf Punkten Rückstand auf die Geißböcke Rang drei. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Arie van Lent mit Ralf Debat über das Duell mit dem Meisterschaftsfavoriten, die Nachwuchsphilosophie der Borussia, seine eigenen Anfänge als "Spätstarter" und Lewis Holtbys Bruder Joshua.

DFB.de: Nach 15 Spieltagen musste die U 19 der Borussia als einzige Mannschaft in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga noch keine einzige Niederlage hinnehmen. Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden, Herr van Lent?

Arie van Lent: Wie sich die Mannschaft während der Hinserie entwickelt hat, ist sehr positiv. Im Vordergrund steht bei uns zwar nicht der Tabellenplatz, sondern die Förderung unserer Talente. Trotzdem ist es eine schöne Nebensache, dass wir noch immer ungeschlagen sind.

DFB.de: Um in der Tabelle noch besser als "nur" auf dem dritten Platz zu stehen, gab es mit sieben Remis allerdings ein wenig zu viele Unentschieden, oder?

van Lent: Das stimmt - und darüber ärgern sich die Jungs selbst am meisten. In einigen Partien haben wir mögliche Siege recht leichtfertig verschenkt und damit einige Punkte liegen gelassen. Aber wie schon gesagt: Wir haben keinen Grund, unzufrieden zu sein. Unsere gute Ausgangsposition und die bisherige Bilanz sprechen für die Qualität und die Konstanz unserer Mannschaft.

DFB.de: Welche Spieler haben sich besonders gut entwickelt und stehen auf dem Sprung in Richtung Profibereich?

van Lent: Eine Prognose ist noch recht schwierig, zumal wir viele Jungjahrgänge im Kader haben, die auch in der nächsten Saison noch für die U 19 auflaufen können. Es steht aber außer Frage, dass schon der eine oder andere dabei ist, bei dem der Trend deutlich nach oben zeigt. Spieler wie Steffen Nkansah, Michael Lieder, Joshua Holtby oder Gianluca Rizzo sind bei den Profis bereits im Fokus, waren teilweise auch schon in der U 23 im Einsatz.

DFB.de: Stichwort Joshua Holtby, dessen älterer Bruder Lewis aktuell beim Hamburger SV unter Vertrag steht. Kann Joshua in seine Fußstapfen treten?



Seit einigen Jahren läuft es wieder beim Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach. Die Nachwuchsarbeit gilt als vorbildlich. Anteil daran hat Arie van Lent. Der 44 Jahre alte einstige Publikumsliebling trainiert seit Herbst 2013 die U 19 in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga. Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer 1. FC Köln am Samstag (ab 11 Uhr) ist der Trainer mit seinen Fohlen noch unbesiegt und belegt mit fünf Punkten Rückstand auf die Geißböcke Rang drei. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Arie van Lent mit Ralf Debat über das Duell mit dem Meisterschaftsfavoriten, die Nachwuchsphilosophie der Borussia, seine eigenen Anfänge als "Spätstarter" und Lewis Holtbys Bruder Joshua.

DFB.de: Nach 15 Spieltagen musste die U 19 der Borussia als einzige Mannschaft in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga noch keine einzige Niederlage hinnehmen. Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden, Herr van Lent?

Arie van Lent: Wie sich die Mannschaft während der Hinserie entwickelt hat, ist sehr positiv. Im Vordergrund steht bei uns zwar nicht der Tabellenplatz, sondern die Förderung unserer Talente. Trotzdem ist es eine schöne Nebensache, dass wir noch immer ungeschlagen sind.

DFB.de: Um in der Tabelle noch besser als "nur" auf dem dritten Platz zu stehen, gab es mit sieben Remis allerdings ein wenig zu viele Unentschieden, oder?

van Lent: Das stimmt - und darüber ärgern sich die Jungs selbst am meisten. In einigen Partien haben wir mögliche Siege recht leichtfertig verschenkt und damit einige Punkte liegen gelassen. Aber wie schon gesagt: Wir haben keinen Grund, unzufrieden zu sein. Unsere gute Ausgangsposition und die bisherige Bilanz sprechen für die Qualität und die Konstanz unserer Mannschaft.

DFB.de: Welche Spieler haben sich besonders gut entwickelt und stehen auf dem Sprung in Richtung Profibereich?

van Lent: Eine Prognose ist noch recht schwierig, zumal wir viele Jungjahrgänge im Kader haben, die auch in der nächsten Saison noch für die U 19 auflaufen können. Es steht aber außer Frage, dass schon der eine oder andere dabei ist, bei dem der Trend deutlich nach oben zeigt. Spieler wie Steffen Nkansah, Michael Lieder, Joshua Holtby oder Gianluca Rizzo sind bei den Profis bereits im Fokus, waren teilweise auch schon in der U 23 im Einsatz.

DFB.de: Stichwort Joshua Holtby, dessen älterer Bruder Lewis aktuell beim Hamburger SV unter Vertrag steht. Kann Joshua in seine Fußstapfen treten?

van Lent: Er ist auf jeden Fall ein ähnlicher Spielertyp wie sein Bruder, hat seine Stärken vor allem im spielerischen, technischen und läuferischen Bereich. Auch bei Joshua ist der unbedingte Willen zu erkennen, nach oben zu kommen. Seine Entwicklung ist positiv, doch er weiß auch, dass noch ein weiter Weg vor ihm liegt.

DFB.de: Am Samstag kommt es zum Derby beim Spitzenreiter 1. FC Köln, der aktuell fünf Punkte vor Ihren Fohlen rangiert. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell?

van Lent: Spiele gegen Köln sind immer etwas Besonderes, auch wenn die Rivalität sicher nicht mit den Profis zu vergleichen ist. In der hochkarätig besetzten A-Junioren-Bundesliga West haben wir schließlich fast jede Woche ein Derby, treffen Spieltag für Spieltag auf richtig gute Mannschaften mit interessanten Talenten.

DFB.de: Durch eine Siegesserie haben sich die Geißböcke an der Spitze festgesetzt. Sind die Kölner in diesem Jahr der Favorit auf die West-Meisterschaft?

van Lent: Sie verfügen auf jeden Fall über eine sehr starke Mannschaft und haben aktuell die besten Chancen. Gerade im Juniorenbereich darf man sich aber nie zu sicher sein. Auch Bayer 04 Leverkusen sah in der vergangenen Saison schon wie der sichere Meister aus und wurde am Ende doch noch von Schalke 04 abgefangen.

DFB.de: Eine von zwei Niederlagen musste der 1. FC Köln beim 1:4 im Hinspiel hinnehmen. Wird der "Effzeh" deshalb besonders motiviert sein?

van Lent: Die Kölner werden sicher heiß sein. Ich muss vor dieser Partie aber auch keinen Spieler zusätzlich motivieren. Im Hinspiel hatten wir einen sehr guten Tag, die Kölner nicht. Deshalb war das Duell schon nach 20 Minuten entschieden. Auch diesmal werden wir alles dafür tun, um das Spiel für uns zu entscheiden.

DFB.de: Beim 1:0 gegen Borussia Dortmund im ersten Spiel nach der Winterpause fehlten mit Gianluca Rizzo und Ba-Muaka Simakala zwei ihrer besten Torschützen, die auch im Hinspiel gegen Köln getroffen hatten, in der Startformation. Werden sie am Samstag dabei sein?

van Lent: Beide Spieler haben gerade längere Verletzungspausen hinter sich. Gianluca, der starke Rückenbeschwerden hatte, kam gegen den BVB erstmals wieder zu einem Kurzeinsatz, Ba-Muaka ist nach einer Knöchelverletzung gerade erst ins Training eingestiegen. Beide sind sicher noch nicht bei 100 Prozent. Gegen die Dortmunder konnten wir das aber ganz gut kompensieren.

DFB.de: Während Ihrer Profilaufbahn waren Sie selbst ein Spätstarter, schafften erst mit 26 Jahren bei Werder Bremen den Durchbruch in der Bundesliga. Eine solche Karriere hat heute Seltenheitswert. Wie hat sich die Nachwuchsförderung seitdem verändert?

van Lent: Die Unterschiede sind schon riesig. Zu meiner Zeit haben die Verbände, aber auch die Vereine längst nicht so viel Wert auf die Jugendarbeit gelegt. Jetzt bekommen die Jungs wesentlich bessere Bedingungen und mehr Möglichkeiten. Gefühlt haben wir in der Junioren-Bundesliga schon Profiverhältnisse. Das ist klasse für die Jungs, auch wenn es vielleicht für ihre Entwicklung gar nicht schlecht wäre, wenn sie - wie wir damals - auch mal auf Asche trainieren müssten.

DFB.de: Zahlreiche Eigengewächse haben in den vergangenen Jahren bei den Borussia den Sprung in die Bundesliga geschafft. Spieler wie Patrick Herrmann, Tony Jantschke oder Marc-André ter Stegen sind da nur die prominentesten Beispiele. Macht das Ihre Arbeit als Nachwuchstrainer einfacher?

van Lent: Auf jeden Fall. Es entspricht der Philosophie der Borussia, auf die eigenen Talente zu setzen. Das ist für meine Spieler selbstverständlich ein noch größerer Ansporn, um täglich an sich zu arbeiten. Sie sehen, dass der Kader unserer U 23 zu etwa 80 Prozent aus Eigengewächsen besteht. Auf diesem Weg haben sich Jungs wie Julian Korb, Marvin Schulz, Mahmoud Dahoud, Marlon Ritter oder zuletzt Nico Brandenburg auch für die Profis angeboten oder den Durchbruch geschafft.

DFB.de: Ebenso wie Ihre Profilaufbahn verlief auch die Trainerkarriere bisher recht ungewöhnlich. Sie waren beim 1. FC Kleve, bei Rot Weiss Ahlen und bei Kickers Offenbach bereits als Trainer im Männerbereich tätig, immerhin bis zur 3. Liga, ehe sie das Angebot aus Mönchengladbach annahmen, die U 19 zu trainieren. Haben Sie beim Nachwuchs Ihre Berufung gefunden oder können Sie sich vorstellen, auch wieder zu den Senioren zu wechseln?

van Lent: Ich will es mal so sagen: Beide Jobs gefallen mir sehr gut, bereiten großen Spaß. So oder so kann man auch als Trainer immer noch dazulernen und an sich arbeiten. Als ich im Herbst 2013 nach Gladbach zurückgekehrt bin, war es für mich in der Tat neu, Jugendliche zu trainieren. Ich denke, ich habe mich in den eineinhalb Jahren aber gut eingearbeitet und fühle mich sehr wohl. Meine volle Konzentration gilt meiner Aufgabe bei der Borussia, bei der ich bis 2016 unter Vertrag stehe.

DFB.de: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der Arbeit mit einer U 19 und einer Drittliga-Mannschaft?

van Lent: Der zeitliche Aufwand und der Umfang des Trainingsbetriebs sind inzwischen nahezu gleich. Der größte Unterschied besteht wohl in der notwendigen Ansprache an die einzelnen Spieler. Jugendliche benötigen oft noch den einen oder anderen Hinweis mehr, Profis sind schon wesentlich fokussierter. Aber das ist ein normaler Prozess.

DFB.de: Finden Sie als erfolgreicher Ex-Profi und früherer Publikumsliebling in Gladbach bei Ihren Spielern eher Gehör, als wenn Sie nicht auf eine so große Erfahrung zurückgreifen könnten?

van Lent: Durch meine eigene Karriere kann ich mich gut in die Jungs hineinversetzen und sie so vielleicht etwas besser auf ihre Defizite aufmerksam machen. Mal selbst recht passabel gegen den Ball getreten zu haben, kann daher zumindest nicht schaden.