U 21-Nationalspieler Bittencourt: Der doppelte Schmetterling

Brasilien im Kopf. Viele Nationalspieler räumen gerne ein, dass die WM 2014 in ihren Gedanken bereits jetzt eine Rolle spielt. Die Konzentration gilt der Bundesliga und den Aufgaben in den Vereinen - aber hin und wieder schweifen die Gedanken zum Zuckerhut. Leonardo Bittencourt ist deutscher U 21-Nationalspieler, er hat Brasilien nicht im Kopf, dafür hat er die Heimat seines Vaters Franklin - einst Profi in Cottbus - auf einem anderen Körperteil. Ein Tattoo mit den Umrissen Brasiliens ziert seinen Arm, seine Verbindung zum Zuckerhut ist für jeden sichtbar.

Überhaupt ist sein Bezug zu Brasilien groß, er dokumentiert sich in vielfacher Weise. Etwa nach jedem Tor. Mit seinem Armen schlägt Bittencourt dann auf und ab, die Flügelschläge eines Schmetterlings soll dies symbolisieren. Bittencourt grüßt damit Cousin Joao Luiz, der nach Komplikationen bei der Geburt am Herzen operiert werden musste und dadurch lange Zeit extrem schmächtig war. Ihm brachte dies in Brasilien den Spitznamen "Schmetterling" ein, den Fans von Hannover 96 eine bis dato unbekannte Art des Jubels.

Debüterfolg für Korkut und Rudnevs

In Wolfsburg waren am Samstag der Kälte zum Trotz zwei Schmetterlinge unterwegs. Gegen den VfL traf Bittencourt zum 2:1 für die Roten, sein Treffer zum 3:1 in der 72. Minute markierte den Endstand. Bittencourts Flügelschläge überstrahlten sogar die Leistung von Stürmer Artjoms Rudnevs, der in Spiel eins für Hannover seinen ersten Treffer erzielte, und auch das erfolgreiche Trainerdebüt von Tayfun Korkut.

Der neue Chefcoach hatte seinem Schützling vor dem Spiel in Wolfsburg ziemlich exakt zu verstehen gegeben, was er von diesem erwartet. Korkut schenkte Bittencourt das Vertrauen auf dessen Lieblingsposition im linken Mittelfeld, und es ist davon auszugehen, dass Bittencourt die Erwartungen des Trainers erfüllt hat - auch wenn ihm zwei Tore nicht explizit aufgetragen waren.

Der Trainer hat sich nach den 90 Minuten nicht zur Leistung von Bittencourt geäußert, dafür hat der Doppeltorschütze Stellung genommen und sich bei Korkut bedankt: "Er hat mir sein Vertrauen geschenkt, und ich hoffe, dass ich es ihm durch die Tore zurückzahlen konnte. Die Treffer waren für die Mannschaft extrem wichtig. Es ist egal, wer die Tore macht, es zählen nur die drei Punkte." Und doch: einen erfreulichen und sehr persönlichen Nebeneffekt hatte es schon, dass er es war, der die Treffer erzielte: "Ich konnte zweimal den Schmetterlingsjubel machen, besser geht es nicht."

Wechsel vom BVB zu 96 zahlt sich langsam aus

Der Wechsel nach Hannover zahlt sich für den U 21-Nationalspieler immer mehr aus. Bittencourt kam vor der Saison vom Rand der großen Bühne nach Niedersachsen. Bei Borussia Dortmund trainierte er mit großartigen Fußballern wie Marco Reus, Mario Götze, Mats Hummels und Ilkay Gündogan - mit ihnen spielen durfte er nur selten. Lediglich fünf Einsätze im Bundesligateam stehen in seiner Bilanz.

Seine Zeit beim BVB sieht er gleichwohl alles andere als negativ. "Ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt, viel mitgenommen, Champions League gespielt - all das kann mir niemand mehr nehmen", sagte Bittencourt der Bild-Zeitung vor Saisonbeginn. "Es war ein positives Jahr. Auch wenn ich nicht allzu viele Spiele gemacht habe."

Vier Tore in den vergangenen drei Spielen

Dennoch - in seinen zwölf schwarz-gelben Monaten hat es ihm an den Wochenenden viel zu oft in den Füßen gejuckt. Ein weiteres Jahr wollt er sich dies nicht antun. "Weil ich einfach zu gerne Fußball spiele und meine Beine immer gezappelt haben, wenn ich dort auf der Bank saß", sagt er.

Also entschied sich der 20-Jährige für die bessere persönliche Perspektive in Hannover. Seither zappeln seine Beine weniger oft, dafür schlugen die Schmetterlingsflügel zuletzt ziemlich regelmäßig. Bittencourt traf am 16. Spieltag und am 17. Spieltag, am 18. Spieltag folgte gegen Wolfsburg sein erster Doppelpack.

In seinen 21 Bundesligaspielen hat er nun bereits fünf Tore erzielt und damit einen weiteren Schritt aus dem Schatten seines Vaters Franklin gesetzt. Für Energie Cottbus und den VfB Leipzig schoss der Senior in 61 Spielen zwar insgesamt sechs Treffer - ein Doppelpack war nicht dabei.

[sl]

Brasilien im Kopf. Viele Nationalspieler räumen gerne ein, dass die WM 2014 in ihren Gedanken bereits jetzt eine Rolle spielt. Die Konzentration gilt der Bundesliga und den Aufgaben in den Vereinen - aber hin und wieder schweifen die Gedanken zum Zuckerhut. Leonardo Bittencourt ist deutscher U 21-Nationalspieler, er hat Brasilien nicht im Kopf, dafür hat er die Heimat seines Vaters Franklin - einst Profi in Cottbus - auf einem anderen Körperteil. Ein Tattoo mit den Umrissen Brasiliens ziert seinen Arm, seine Verbindung zum Zuckerhut ist für jeden sichtbar.

Überhaupt ist sein Bezug zu Brasilien groß, er dokumentiert sich in vielfacher Weise. Etwa nach jedem Tor. Mit seinem Armen schlägt Bittencourt dann auf und ab, die Flügelschläge eines Schmetterlings soll dies symbolisieren. Bittencourt grüßt damit Cousin Joao Luiz, der nach Komplikationen bei der Geburt am Herzen operiert werden musste und dadurch lange Zeit extrem schmächtig war. Ihm brachte dies in Brasilien den Spitznamen "Schmetterling" ein, den Fans von Hannover 96 eine bis dato unbekannte Art des Jubels.

Debüterfolg für Korkut und Rudnevs

In Wolfsburg waren am Samstag der Kälte zum Trotz zwei Schmetterlinge unterwegs. Gegen den VfL traf Bittencourt zum 2:1 für die Roten, sein Treffer zum 3:1 in der 72. Minute markierte den Endstand. Bittencourts Flügelschläge überstrahlten sogar die Leistung von Stürmer Artjoms Rudnevs, der in Spiel eins für Hannover seinen ersten Treffer erzielte, und auch das erfolgreiche Trainerdebüt von Tayfun Korkut.

Der neue Chefcoach hatte seinem Schützling vor dem Spiel in Wolfsburg ziemlich exakt zu verstehen gegeben, was er von diesem erwartet. Korkut schenkte Bittencourt das Vertrauen auf dessen Lieblingsposition im linken Mittelfeld, und es ist davon auszugehen, dass Bittencourt die Erwartungen des Trainers erfüllt hat - auch wenn ihm zwei Tore nicht explizit aufgetragen waren.

Der Trainer hat sich nach den 90 Minuten nicht zur Leistung von Bittencourt geäußert, dafür hat der Doppeltorschütze Stellung genommen und sich bei Korkut bedankt: "Er hat mir sein Vertrauen geschenkt, und ich hoffe, dass ich es ihm durch die Tore zurückzahlen konnte. Die Treffer waren für die Mannschaft extrem wichtig. Es ist egal, wer die Tore macht, es zählen nur die drei Punkte." Und doch: einen erfreulichen und sehr persönlichen Nebeneffekt hatte es schon, dass er es war, der die Treffer erzielte: "Ich konnte zweimal den Schmetterlingsjubel machen, besser geht es nicht."

Wechsel vom BVB zu 96 zahlt sich langsam aus

Der Wechsel nach Hannover zahlt sich für den U 21-Nationalspieler immer mehr aus. Bittencourt kam vor der Saison vom Rand der großen Bühne nach Niedersachsen. Bei Borussia Dortmund trainierte er mit großartigen Fußballern wie Marco Reus, Mario Götze, Mats Hummels und Ilkay Gündogan - mit ihnen spielen durfte er nur selten. Lediglich fünf Einsätze im Bundesligateam stehen in seiner Bilanz.

Seine Zeit beim BVB sieht er gleichwohl alles andere als negativ. "Ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt, viel mitgenommen, Champions League gespielt - all das kann mir niemand mehr nehmen", sagte Bittencourt der Bild-Zeitung vor Saisonbeginn. "Es war ein positives Jahr. Auch wenn ich nicht allzu viele Spiele gemacht habe."

Vier Tore in den vergangenen drei Spielen

Dennoch - in seinen zwölf schwarz-gelben Monaten hat es ihm an den Wochenenden viel zu oft in den Füßen gejuckt. Ein weiteres Jahr wollt er sich dies nicht antun. "Weil ich einfach zu gerne Fußball spiele und meine Beine immer gezappelt haben, wenn ich dort auf der Bank saß", sagt er.

Also entschied sich der 20-Jährige für die bessere persönliche Perspektive in Hannover. Seither zappeln seine Beine weniger oft, dafür schlugen die Schmetterlingsflügel zuletzt ziemlich regelmäßig. Bittencourt traf am 16. Spieltag und am 17. Spieltag, am 18. Spieltag folgte gegen Wolfsburg sein erster Doppelpack.

In seinen 21 Bundesligaspielen hat er nun bereits fünf Tore erzielt und damit einen weiteren Schritt aus dem Schatten seines Vaters Franklin gesetzt. Für Energie Cottbus und den VfB Leipzig schoss der Senior in 61 Spielen zwar insgesamt sechs Treffer - ein Doppelpack war nicht dabei.