U 21-Keeper: "Neuer ist der modernste Torwart"

Die Torwart-Nation Deutschland wird ihrem Ruf in diesen Tagen wieder einmal gerecht: Joachim Löw kann aus Weltklasse-Keepern auswählen, und auch im Aufgebot der U 21-Nationalmannschaft stehen vor dem Spitzenspiel der Qualifikationsgruppe 1 zur U 21-EM 2013 gegen Gastgeber Griechenland heute (ab 17.45 Uhr, am Samstag in der Zusammenfassung auf DFB-TV) drei Bundesliga-erfahrene Talente.

Kevin Trapp vom 1. FC Kaiserslautern ist die Nummer eins im Team von Rainer Adrion, Oliver Baumann vom SC Freiburg der Herausforderer. Und der hochbegabte Bernd Leno, an Bayer Leverkusen ausgeliehener Stuttgarter, der zum ersten Mal zum Aufgebot gehört, ersetzt ebenfalls Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach, der diesmal wegen einer Zahnoperation absagen musste. In der Warteschleife ist zudem noch Lars Unnerstall, der seit kurzem beim FC Schalke 04 im Tor steht.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis sprechen Oliver Baumann, Bernd Leno und Kevin Trapp über das moderne Torwartspiel, den Keeper als Einzelkämpfer und ihre Lieblingsrolle bei Fußball-Computerspielen.

DFB.de: Jeder von Ihnen hat den anderen etwas voraus. Sie, Kevin Trapp, sind die Nummer eins in der U 21 und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Team in der Qualifikation bei fünf Siegen nur ein Gegentor hinnehmen musste.

Kevin Trapp: Ich glaube, wir können ganz zufrieden sein. Selbst dieses eine Gegentor haben wir noch selbst verschuldet. Mehr als die 15 Punkte kann man nicht erreichen, und wenn wir die beiden kommenden Spiele gewinnen, haben wir eine prima Ausgangslage für den weiteren Verlauf der Quali.

DFB.de: Oliver Baumann, Sie feierten bereits im Mai 2010 Ihr Debüt für die Profis des SC Freiburg und waren damit als erster der drei Stammtorhüter eines Bundesligisten.

Oliver Baumann: Es bringt einen schon weiter, wenn man recht früh viele Spiele auf diesem Niveau absolvieren kann. Man lernt in jedem Spiel etwas Neues. Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine entwickelt. Das ist ein gutes Gefühl. Vor allem, wenn man noch so jung ist und dennoch einen Erfahrungsschatz vorweisen kann.

DFB.de: Und Sie, Bernd Leno, gewannen mit der U 17 als zweiter Mann hinter Marc-André ter Stegen im Jahr 2009 die Europameisterschaft und damit einen internationalen Titel. Zudem waren Sie mit Bayer Leverkusen bereits in der Champions League aktiv.



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Die Torwart-Nation Deutschland wird ihrem Ruf in diesen Tagen wieder einmal gerecht: Joachim Löw kann aus Weltklasse-Keepern auswählen, und auch im Aufgebot der U 21-Nationalmannschaft stehen vor dem Spitzenspiel der Qualifikationsgruppe 1 zur U 21-EM 2013 gegen Gastgeber Griechenland heute (ab 17.45 Uhr, am Samstag in der Zusammenfassung auf DFB-TV) drei Bundesliga-erfahrene Talente.

Kevin Trapp vom 1. FC Kaiserslautern ist die Nummer eins im Team von Rainer Adrion, Oliver Baumann vom SC Freiburg der Herausforderer. Und der hochbegabte Bernd Leno, an Bayer Leverkusen ausgeliehener Stuttgarter, der zum ersten Mal zum Aufgebot gehört, ersetzt ebenfalls Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach, der diesmal wegen einer Zahnoperation absagen musste. In der Warteschleife ist zudem noch Lars Unnerstall, der seit kurzem beim FC Schalke 04 im Tor steht.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis sprechen Oliver Baumann, Bernd Leno und Kevin Trapp über das moderne Torwartspiel, den Keeper als Einzelkämpfer und ihre Lieblingsrolle bei Fußball-Computerspielen.

DFB.de: Jeder von Ihnen hat den anderen etwas voraus. Sie, Kevin Trapp, sind die Nummer eins in der U 21 und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Team in der Qualifikation bei fünf Siegen nur ein Gegentor hinnehmen musste.

Kevin Trapp: Ich glaube, wir können ganz zufrieden sein. Selbst dieses eine Gegentor haben wir noch selbst verschuldet. Mehr als die 15 Punkte kann man nicht erreichen, und wenn wir die beiden kommenden Spiele gewinnen, haben wir eine prima Ausgangslage für den weiteren Verlauf der Quali.

DFB.de: Oliver Baumann, Sie feierten bereits im Mai 2010 Ihr Debüt für die Profis des SC Freiburg und waren damit als erster der drei Stammtorhüter eines Bundesligisten.

Oliver Baumann: Es bringt einen schon weiter, wenn man recht früh viele Spiele auf diesem Niveau absolvieren kann. Man lernt in jedem Spiel etwas Neues. Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine entwickelt. Das ist ein gutes Gefühl. Vor allem, wenn man noch so jung ist und dennoch einen Erfahrungsschatz vorweisen kann.

DFB.de: Und Sie, Bernd Leno, gewannen mit der U 17 als zweiter Mann hinter Marc-André ter Stegen im Jahr 2009 die Europameisterschaft und damit einen internationalen Titel. Zudem waren Sie mit Bayer Leverkusen bereits in der Champions League aktiv.

Bernd Leno: Es war natürlich eine tolle Erfahrungen, die U 17-EM zu gewinnen. Darüber hinaus habe ich als Ersatzmann gelernt, dass man nicht ungeduldig sein darf. Manchmal braucht es etwas Zeit, um ein Ziel zu erreichen. Das Warten hat sich ausgezahlt. Jetzt habe ich bereits in der Champions League gespielt. Schon dort merkt man einen Unterschied zur Bundesliga. Teams wie Chelsea oder Valencia nutzen jeden Fehler aus, das sind Einblicke auf höchstem Niveau.

DFB.de: Wenn Feldspieler am Computer oder auf der Playstation spielen, wählen sie sich häufig selbst oder kaufen sich in ihr Lieblingsteam ein. Wie halten Sie es damit?

Baumann: Ich habe immer „Pro Evolution Soccer“ gespielt. Da gibt es - anders als beim FIFA-Spiel - keine Bundesliga. Also musste man sich selbst erstellen. Wenn ich gegen Freunde spiele, dann nehme ich meistens Real Madrid oder den FC Barcelona.

Trapp: Man ist natürlich sehr stolz, wenn man selbst in der Bundesliga spielt und dann in den Computer-Spielen auftaucht. Meist nehme ich andere Klubs, wenn ich selbst spiele. Es würde mir zu schwer fallen, mich bei einem Fehler selbst auszuwechseln… (alle lachen)

Leno: Wenn ich mit Kumpels zocke, nehme ich häufig Bayer Leverkusen. Wenn man sich bei großen Mannschaften selbst kauft, setzt man sich sehr ungern auf die Bank (grinst).

DFB.de: Zurück zum echten Fußball: Fachleute sprechen vom Torwart als elftem Feldspieler und nennen ihn daher „Torspieler“. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Trapp: Unser Torwarttrainer hat schon in der Jugend darauf geachtet, dass wir viel mitspielen. Sein Credo ist, dass man Fehler machen muss, um daraus lernen zu können.

Baumann: Wir haben in Freiburg immer viel im Feld trainiert. Ich habe selbst in der D-Jugend manchmal im Feld gespielt. Man wird mit der Zeit immer besser, natürlich vor allem durch die Spiele in der Bundesliga. Da macht es sich bemerkbar, dass man früher sehr viel trainiert hat.

DFB.de: Wie definieren Sie das „moderne Torwartspiel“?

Leno: Man muss manchmal sehr offensiv spielen und auch Risiko gehen. Wie Kevin schon gesagt hat: Ohne Fehler kommt als Torwart nun mal keiner durch. Die Routine kommt dann mit der Zeit automatisch. Man sieht das an den jungen Torhütern, die in der Bundesliga spielen.

Trapp: Früher war es halt auch so, dass der Keeper den Ball nach Rückgaben oder Einwürfen auch in die Hand nehmen konnte. Das ist heute anders, weil man mit beiden Füßen gut sein muss. Im Verein testen wir viele Spielformen ohne Tore. An denen nehmen wir Torhüter als normale Spieler teil. Man lernt, ein Spiel zu lesen. Das hilft enorm, weil man schnell mitdenken und für manche Situationen Lösungen finden muss.

DFB.de: Ist also der Torwart als Einzelkämpfer ausgestorben?

Baumann: Das würde ich so nicht sagen. Es kann im Spiel immer mal passieren, dass man als letzter Mann alleine gegen einen Angreifer stehen muss. Letztendlich ist man dann doch alleine.

Trapp: Das sehe ich auch so. Wenn wir einen Fehler machen, fällt nun mal ein Tor. Torwart zu sein, ist schon etwas Besonderes. Das kommt auch vom Training, wo man häufig abseits der Mannschaft spezielle Übungseinheiten macht.

DFB.de: Gibt es aus Ihrer Sicht Vorreiter oder Spieler, die Sie beeinflusst oder von denen Sie sich sogar konkret etwas abgeschaut haben?

Leno: Bei mir ist das Manuel Neuer. Er ist ein kompletter Keeper, der alles beherrscht. Er spielt gut mit, fängt Flanken sicher ab und ist auch auf der Linie gut. An ihm habe ich mich orientiert.

DFB.de: Was ist mit Edwin van der Sar, der als Prototyp dieser Entwicklung gilt?

Trapp: Wenn man Spiele von van der Sar sieht, merkt man schon, dass er gewisse Situationen perfekt antizipiert und dadurch Flanken abfangen oder beidfüßig klären kann. Bei Manuel ist das noch etwas deutlicher ausgeprägt, weil er ein absoluter Athlet und in fast allen Bereichen perfekt ist. Er ist der modernste Torwart.

DFB.de: Haben Sie eine Veränderung in der Ausbildung bemerkt, wo wurden bei Ihnen die Schwerpunkte gesetzt?

Trapp: Ich habe im Lauf der Zeit festgestellt, dass es immer wichtiger wird, fußballerisch stark zu sein. Daher habe ich im Training viel mit dem schwächeren Fuß geübt. Uwe Gospodarek, unser Torwarttrainer bei der U 21, hat uns viel von der Philosophie des Torwartspiels bei Louis van Gaal mitgegeben. Er hat enormen Wert darauf gelegt, dass der Torhüter fußballerisch stark ist, und er hat weniger einzelne Übungen zum Bällefangen gemacht.

Baumann: Im heutigen Fußball ist der Torwart eine große Hilfe für sein Team, wenn er kicken kann. Damit kann man die Mannschaft prima unterstützen, weil man als zusätzliche Anspielstation fungiert. Man kann dann das Spiel verlagern, Angriffe und Konter einleiten.

DFB.de: Gab oder gibt es Torwarttrainer, von denen Sie entscheidend profitiert haben?

Leno: Beim VfB haben alle Torwarttrainer die gleiche Philosophie verfolgt. Das hat mir den Sprung von den A-Junioren zu den Amateuren leicht gemacht. So ähnlich ist es auch beim DFB, wo man beim Rauslaufen und Mitspielen überall gleich gut ausgebildet wird.

Trapp: Gerry Ehrmann war mein erster richtiger Torwarttrainer. So eine Person zu haben, ist enorm wichtig, denn nur das bringt einen weiter. Schließlich arbeitet er jeden Tag mit mir. Dadurch weiß er, was ich kann, wie ich ticke und woran ich gezielt arbeiten muss.

Baumann: Die Ausbildung von der Jugend bis zu den Profis baut aufeinander auf. Seit ich bei der ersten Mannschaft bin, hat Marco Langner mein Spiel verfeinert und mich in eine Richtung gebracht. Er hat mir genau erklärt, was mich in der Bundesliga weiterbringt.

DFB.de: Gibt es spezielle Maßnahmen, wie Sie sich weiterbilden? Beispielsweise durch Spielbeobachtungen beim internationalen Fußball.

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Leno: Klar schaut man Spiele der Bundesliga, Champions League oder Nationalmannschaft. Dabei kann man sich immer etwas abgucken.

Baumann: Durch die modernen Übertragungstechniken ist der Bereich des Torwarts im Fernsehen immer gut zu sehen. Mit den verschiedenen Kamerawinkeln bekommt man immer einen guten Einblick. Ich schaue mir unter der Woche auch immer die internationalen Spiele an.

Trapp: Für mich ist besonders wichtig, dass ich nach den einzelnen Begegnungen mein eigenes Spiel noch mal betrachten und analysieren kann. Es sieht nun mal von außen anders aus, als wenn man selbst auf dem Platz steht. Da kann man die eine oder andere Situation im Nachgang noch besser einschätzen.

DFB.de: Die U 21 ist die optimale Vorstufe fürs A-Team. Wie schätzen Sie die Möglichkeit ein, sich Bundestrainer Joachim Löw präsentieren zu können?

Trapp: Zum A-Team ist es natürlich noch ein weiter Schritt. Auch dort sind noch relativ junge Torhüter dran. Die U 21 ist aber die zweite Mannschaft nach der A-Nationalmannschaft, und viele Blicke sind auf uns gerichtet. Daher ist es ein gutes Sprungbrett. Die Keeper oben zeigen momentan konstant gute Leistungen und haben ihr Können bestätigt. So eine Situation gab es auf der Torwartposition wohl noch nie, zumal wir hier bei der U 21 zu fünft sitzen könnten. Für die Trainer ist das eine komfortable Situation, auch wenn sie manchmal sicher nicht einfach ist.

Leno: Wie Kevin schon gesagt hat, ist die U 21 die zweite Mannschaft nach dem A-Team. Es kann ruck-zuck gehen, dass oben etwas passiert und einer von uns dabei ist.

DFB.de: Griechenland und Zypern lauten die Gegner bei diesem Doppelspieltag. Kevin Trapp, was erwarten Sie davon?

Trapp: Wir wissen alle, dass Griechenland mit meinen zwei Mannschaftskollegen aus Kaiserslautern, Fortounis und Petsos, eine starke Mannschaft ist. Beim 0:0 im Testspiel im Februar waren wir ein wenig überrascht von der aggressiven Spielweise - und dass die Griechen fast nur versucht haben, uns von unserem Spiel abzubringen. Jetzt wissen wir, was uns erwartet. Es ist unser Ziel, beide Spiele zu gewinnen. Wir dominieren die Gruppe bisher, das soll so bleiben.

DFB.de: Oliver Baumann, hat der Trainer schon eine Andeutung gemacht, ob Sie sich gegen Zypern zeigen dürfen?

Baumann: Nein, das noch nicht. Ich versuche aber immer, im Training Druck auf Kevin auszuüben. Natürlich hofft man auf Einsätze - oder dass man irgendwann mal vorbeikommt. Aber wir machen uns alle gegenseitig Druck durch unsere Leistungen, hier oder im Verein. Das ist eine gute Situation, weil man so immer auf höchstem Niveau bleibt und sich niemals ausruhen darf.

DFB.de: Bernd Leno, auch als dritter Torwart dürften Sie dasselbe Ziel verfolgen wie die aktuellen „Platzhirsche“.

Leno: Selbstverständlich. Wir hatten heute Morgen eine Videositzung, in der wir einen Eindruck von Griechenland bekommen haben. Für mich persönlich ist es klasse, dass ich hier reinschnuppern kann. Es macht Spaß, die Jungs besser kennenzulernen und sich im Training in diesem Konkurrenzkampf zu beweisen.