U 19-EM der Männer: Zetzmann zum zweiten Mal für Junioren-EM nominiert

Für viele Fußballer bleibt die Teilnahme an einer Junioren-Europameisterschaft eine einmalige Angelegenheit. Das hatte auch Christian Zetzmann gedacht, nachdem er 1986 bei der U 16-EM in Frankreich in der DFB-Auswahl stand. Doch da hat er sich geirrt. Fast zwanzig Jahre nach seiner Premiere feiert er sein Comeback und nimmt wieder an einer kontinentalen Talentschau teil. Mit 35 Jahren wurde der Essener jetzt für die U 19-Europameisterschaft in Nordirland nominiert: Als Physiotherapeut der deutschen Mannschaft.

Seine zweite Endrunden-Teilnahme löst in Christian Zetzmann zwei Reaktionen aus. Zum einen werden die Erinnerungen an das Turnier in Frankreich wieder geweckt. Zum anderen stellt sich Vorfreude, um nicht zu sagen Begeisterung auf den bevorstehenden Wettbewerb ein. Zwei von einander unabhängige Ereignisse und Regungen, die bei dem gebürtigen Berliner aber dennoch zusammenfließen. „Ich glaube, die Spieler spüren es, dass ich mich in ihre Situation hineinversetzen kann. Sie zeigen zumindest großes Interesse, deswegen rede ich auch viel mit ihnen darüber, was ich erlebt habe. Das finde ich sehr schön“, erklärt er.

Dabei kriegen die Talente garantiert nicht nur vom süßen Leben des Profi-Fußballs zu hören. Kritisch, realistisch und wahr sind seine Geschichten. Sie handeln zum Beispiel davon, wie ungerecht der Fußball sein kann. Bei der U 16-EM etwa stand Christian Zetzmann mit der deutschen Mannschaft im Halbfinale. Dort traf das Team von Trainer Holger Osieck auf Italien, spielte eine Klassepartie und stand am Ende doch nur mit einem 2:2 da. Doch eine Entscheidung musste her. Nur wie! „Plötzlich kam ein Offizieller von der UEFA auf den Platz. Hatte einen Schuhkarton bei sich und bat die beiden Spielführer zu sich – dann mussten sie ziehen“, berichtet er. Der Italiener besaß das glücklichere Händchen.

Ein Schock, der tief saß, aber der Christian Zetzmanns Weg in die Bundesliga nicht verhindern konnte. Von Tennis Borussia Berlin wechselte er in der A-Jugend zu Borussia Dortmund. Bei den Profis des BVB konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, als gelernter Spielmacher hatte er niemand geringeres als Andreas Möller vor sich. Auch nach dem Transfer zum VfL Bochum war ihm das Glück nicht hold, stand ihm diesmal Dariusz Wosz vor der Nase.

Doch damit nicht genug. Die Perspektiven verschlechterten sich sogar. Drei schwere Knieoperationen 1991,1992 und 1993 warfen ihn zurück. Knorpel- und Meniskusschaden. Zwar zeigte er sich stets als Stehaufmännchen, doch irgendwann fühlte er sich wie das Hamster im Rad. Diagnose: kein Vorankommen mehr. Die traurige Konsequenz. Christian Zetzmann musste sich vom Traum vom Profi-Fußball verabschieden und sich beruflich anders orientieren.

Allerdings wollte er nicht das Feld ganz räumen. „Ich wollte dem Fußball irgendwie erhalten bleiben“, sagt er. Als Physiotherapeut. Die Ausbildung dazu finanzierte er sich durch sein Engagement beim Oberligisten SpVgg. Beckum. 1996 schloss er sie erfolgreich ab. In neuer Funktion fand er auch schnell Beschäftigung bei Rot-Weiss Essen. Und bald gründete er auch eine eigene Praxis (Physiotherapie Praxis Zetzmann, Nöggerath 41, 45144 Essen, Tel.: 02 01 / 31 65 56 66).

Später bewarb sich Christian Zetzmann dann beim DFB. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde ihm signalisiert, dass er im B-Junioren-Bereich gebraucht werden könnte. Dass es dann tatsächlich die U 19-Nationalmannschaft wurde, hat ihn gefreut, mehr als nur gefreut. „Ich bin dankbar, dass ich dabei sein darf“, sagt der Physiotherapeut.

Bei den Testspielen gegen Spanien im vergangenen Jahr gab er seinen Einstand. Sportlich waren sie nicht von Erfolg gekrönt. Zwei Niederlagen setzte es. Es sind bisher die einzigen geblieben. Und so soll es auch über die Europameisterschaft bleiben – wenn es nach ihm ginge. „Das wäre die absolute Krönung“, so Christian Zetzmann. Doch bis dahin, das weiß er ganz genau, gibt es noch viele Unwägbarkeiten zu überstehen. [nb]


[bild1]Für viele Fußballer bleibt die Teilnahme an einer Junioren-Europameisterschaft eine einmalige Angelegenheit. Das hatte auch Christian Zetzmann gedacht, nachdem er 1986 bei der U 16-EM in Frankreich in der DFB-Auswahl stand. Doch da hat er sich geirrt. Fast zwanzig Jahre nach seiner Premiere feiert er sein Comeback und nimmt wieder an einer kontinentalen Talentschau teil. Mit 35 Jahren wurde der Essener jetzt für die U 19-Europameisterschaft in Nordirland nominiert: Als Physiotherapeut der deutschen Mannschaft.



Seine zweite Endrunden-Teilnahme löst in Christian Zetzmann zwei Reaktionen aus. Zum einen werden die Erinnerungen an das Turnier in Frankreich wieder geweckt. Zum anderen stellt sich Vorfreude, um nicht zu sagen Begeisterung auf den bevorstehenden Wettbewerb ein. Zwei von einander unabhängige Ereignisse und Regungen, die bei dem gebürtigen Berliner aber dennoch zusammenfließen. „Ich glaube, die Spieler spüren es, dass ich mich in ihre Situation hineinversetzen kann. Sie zeigen zumindest großes Interesse, deswegen rede ich auch viel mit ihnen darüber, was ich erlebt habe. Das finde ich sehr schön“, erklärt er.



Dabei kriegen die Talente garantiert nicht nur vom süßen Leben des Profi-Fußballs zu hören. Kritisch, realistisch und wahr sind seine Geschichten. Sie handeln zum Beispiel davon, wie ungerecht der Fußball sein kann. Bei der U 16-EM etwa stand Christian Zetzmann mit der deutschen Mannschaft im Halbfinale. Dort traf das Team von Trainer Holger Osieck auf Italien, spielte eine Klassepartie und stand am Ende doch nur mit einem 2:2 da. Doch eine Entscheidung musste her. Nur wie! „Plötzlich kam ein Offizieller von der UEFA auf den Platz. Hatte einen Schuhkarton bei sich und bat die beiden Spielführer zu sich – dann mussten sie ziehen“, berichtet er. Der Italiener besaß das glücklichere Händchen.



Ein Schock, der tief saß, aber der Christian Zetzmanns Weg in die Bundesliga nicht verhindern konnte. Von Tennis Borussia Berlin wechselte er in der A-Jugend zu Borussia Dortmund. Bei den Profis des BVB konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, als gelernter Spielmacher hatte er niemand geringeres als Andreas Möller vor sich. Auch nach dem Transfer zum VfL Bochum war ihm das Glück nicht hold, stand ihm diesmal Dariusz Wosz vor der Nase.



Doch damit nicht genug. Die Perspektiven verschlechterten sich sogar. Drei schwere Knieoperationen 1991,1992 und 1993 warfen ihn zurück. Knorpel- und Meniskusschaden. Zwar zeigte er sich stets als Stehaufmännchen, doch irgendwann fühlte er sich wie das Hamster im Rad. Diagnose: kein Vorankommen mehr. Die traurige Konsequenz. Christian Zetzmann musste sich vom Traum vom Profi-Fußball verabschieden und sich beruflich anders orientieren.



Allerdings wollte er nicht das Feld ganz räumen. „Ich wollte dem Fußball irgendwie erhalten bleiben“, sagt er. Als Physiotherapeut. Die Ausbildung dazu finanzierte er sich durch sein Engagement beim Oberligisten SpVgg. Beckum. 1996 schloss er sie erfolgreich ab. In neuer Funktion fand er auch schnell Beschäftigung bei Rot-Weiss Essen. Und bald gründete er auch eine eigene Praxis (Physiotherapie Praxis Zetzmann, Nöggerath 41, 45144 Essen, Tel.: 02 01 / 31 65 56 66).



Später bewarb sich Christian Zetzmann dann beim DFB. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde ihm signalisiert, dass er im B-Junioren-Bereich gebraucht werden könnte. Dass es dann tatsächlich die U 19-Nationalmannschaft wurde, hat ihn gefreut, mehr als nur gefreut. „Ich bin dankbar, dass ich dabei sein darf“, sagt der Physiotherapeut.



Bei den Testspielen gegen Spanien im vergangenen Jahr gab er seinen Einstand. Sportlich waren sie nicht von Erfolg gekrönt. Zwei Niederlagen setzte es. Es sind bisher die einzigen geblieben. Und so soll es auch über die Europameisterschaft bleiben – wenn es nach ihm ginge. „Das wäre die absolute Krönung“, so Christian Zetzmann. Doch bis dahin, das weiß er ganz genau, gibt es noch viele Unwägbarkeiten zu überstehen.