U 17-Matchwinner Serra: "Das ist schon eine krasse Story"

Als Innenverteidiger bei der DFB-Sichtung durchgefallen, als Stürmer zum Matchwinner im EM-Halbfinale aufgestiegen. Die "Geburt" des Angreifers Janni Serra, der die deutsche U 17 am Dienstagabend ins Finale der Europameisterschaft in Bulgarien köpfte, ist fast so kurios wie sein steiler Aufstieg. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler verrät der wuchtige Stürmer von Borussia Dortmund, wie er sich nach dem Tor zum 1:0 gegen Russland fühlt, was er sich für das Finale gegen Frankreich vornimmt - und wie er per Zufall in nur 15 Spielen zum Topscorer der B-Junioren-Bundesliga West avancierte.

DFB.de: Glückwunsch zum Sieg gegen Russland und zum entscheidenden Tor. Es war ein hartes Stück Arbeit, oder?

Janni Serra: Definitiv. Das Spiel lief eigentlich genauso, wie unser Trainerteam es vorausgesagt hat. Russland stand extrem kompakt und hat gezeigt, dass es zu Recht im Halbfinale war. Ich denke, wir waren trotzdem das stärkere Team, auch wenn wir am Ende das nötige Quäntchen Glück hatten.

DFB.de: Beschreiben Sie das Tor bitte noch mal mit Ihren eigenen Worten!

Serra: Vitaly Janelt spielt einen schönen, öffnenden Pass auf die linke Außenbahn, den Enes Akyol gut mitnimmt. Enes hatte dadurch viel Raum auf der Seite. Er schaut in die Mitte, wir haben kurz Blickkontakt. Als ich die Flanke gesehen habe, wusste ich schon, dass sie richtig gut kommt. Ich bin dann zwischen den Innenverteidigern hochgestiegen und musste nur noch einnicken.

DFB.de: Was dachten Sie im nächsten Moment?

Serra: Ich konnte es zuerst gar nicht richtig glauben. EM-Halbfinale, und ich mache das Tor zum 1:0. Dann bin ich zu meinem Freund und Vereinskollegen Dzenis Burnic gelaufen, der mir vor dem Spiel vorausgesagt hatte, dass ich ein Tor mache.

DFB.de: Mit Assistgeber Enes Akyol sind Sie ebenfalls gut befreundet...

Serra: Das stimmt. Wir wohnen bei der EM auf einem Zimmer und sitzen auch im Bus nebeneinander, da wir uns auf Anhieb super verstanden haben. Natürlich scherzt man dann auch mal, dass er mir einen auflegt. Toll, dass das gerade jetzt geklappt hat.



Als Innenverteidiger bei der DFB-Sichtung durchgefallen, als Stürmer zum Matchwinner im EM-Halbfinale aufgestiegen. Die "Geburt" des Angreifers Janni Serra, der die deutsche U 17 am Dienstagabend ins Finale der Europameisterschaft in Bulgarien köpfte, ist fast so kurios wie sein steiler Aufstieg. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler verrät der wuchtige Stürmer von Borussia Dortmund, wie er sich nach dem Tor zum 1:0 gegen Russland fühlt, was er sich für das Finale gegen Frankreich vornimmt - und wie er per Zufall in nur 15 Spielen zum Topscorer der B-Junioren-Bundesliga West avancierte.

DFB.de: Glückwunsch zum Sieg gegen Russland und zum entscheidenden Tor. Es war ein hartes Stück Arbeit, oder?

Janni Serra: Definitiv. Das Spiel lief eigentlich genauso, wie unser Trainerteam es vorausgesagt hat. Russland stand extrem kompakt und hat gezeigt, dass es zu Recht im Halbfinale war. Ich denke, wir waren trotzdem das stärkere Team, auch wenn wir am Ende das nötige Quäntchen Glück hatten.

DFB.de: Beschreiben Sie das Tor bitte noch mal mit Ihren eigenen Worten!

Serra: Vitaly Janelt spielt einen schönen, öffnenden Pass auf die linke Außenbahn, den Enes Akyol gut mitnimmt. Enes hatte dadurch viel Raum auf der Seite. Er schaut in die Mitte, wir haben kurz Blickkontakt. Als ich die Flanke gesehen habe, wusste ich schon, dass sie richtig gut kommt. Ich bin dann zwischen den Innenverteidigern hochgestiegen und musste nur noch einnicken.

DFB.de: Was dachten Sie im nächsten Moment?

Serra: Ich konnte es zuerst gar nicht richtig glauben. EM-Halbfinale, und ich mache das Tor zum 1:0. Dann bin ich zu meinem Freund und Vereinskollegen Dzenis Burnic gelaufen, der mir vor dem Spiel vorausgesagt hatte, dass ich ein Tor mache.

DFB.de: Mit Assistgeber Enes Akyol sind Sie ebenfalls gut befreundet...

Serra: Das stimmt. Wir wohnen bei der EM auf einem Zimmer und sitzen auch im Bus nebeneinander, da wir uns auf Anhieb super verstanden haben. Natürlich scherzt man dann auch mal, dass er mir einen auflegt. Toll, dass das gerade jetzt geklappt hat.

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DFB.de: Als Dank für das entscheidende Tor mussten Sie und Jonas Busam nach dem Spiel zur Dopingprobe und konnten nicht mit dem Team feiern.

Serra: Das war ein bisschen schade. Bei mir lief es eigentlich ganz gut, aber Jonas hat ziemlich lange gebraucht. (lacht) Die Feierlichkeiten mit der Mannschaft holen Jonas und ich dann nach dem Finale nach...

DFB.de: Sie haben während des Spiels viel gearbeitet und sich in den Zweikämpfen aufgerieben. Wie müde sind Sie nach diesem anstrengenden Tag?

Serra: Wir sind schon alle ganz schön platt heute. Während des Spiels habe ich in der rechten Wade sogar einen Krampf bekommen. Deshalb bin ich auch in der 78. Minute vom Feld gegangen.

DFB.de: Sie stellen sich in den offensiven Zweikämpfen sehr geschickt an. Kommt Ihnen da Ihre jahrelange Erfahrung als Innenverteidiger entgegen?

Serra: Auf jeden Fall. Ich habe zwar schon auf vielen Positionen gespielt, aber in den letzten Jahren vor allem als Innenverteidiger. Sowohl die gesamte Saison als U 16-Spieler bei Hannover 96 als auch die ersten Monate beim BVB in der U 17. Ich weiß also genau, wie ein Verteidiger denkt und sich bewegt. Durch diese Erfahrungen habe ich einen kleinen gedanklichen Vorteil ihnen gegenüber.

DFB.de: Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass sie vom Innenverteidiger zum Stürmer wurden?

Serra: Das war purer Zufall. Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern: Es war der 8. November 2014, als wir gegen den damaligen Tabellenletzten Viktoria Köln spielten und zur Halbzeit 0:1 zurücklagen. Bis dahin war es eine grottenschlechte Leistung unseres Teams und auch von mir selbst. Unser Trainer Hannes Wolf hatte dann in der Halbzeit die Idee, mich nach vorne zu beordern. Die Chance habe ich mit beiden Toren zum 2:1-Sieg genutzt. Seitdem bin ich vorne gesetzt und treffe kontinuierlich.

DFB.de: Allerdings. 15 Spiele als Stürmer, insgesamt 23, dabei 17 Tore und elf Vorlagen. Das spricht für sich...

Serra: Das ist schon eine krasse Story. Erst falle ich bei den DFB-Sichtern als Innenverteidiger durchs Raster, und dann starte ich als Stürmer durch. Das konnte niemand vorhersehen. Auf der neuen Position fühle ich mich pudelwohl. Toreschießen macht mir mehr Spaß als das Verhindern.

DFB.de: Aufgrund ihrer Größe von 1,93 Metern, 86 Kilogramm Gewicht und der robusten Spielweise fallen sie klar in die Kategorie "Stoßstürmer", von der so mancher Experte vermutet hatte, dass sie auf Kosten der falsche Neun ausstirbt.

Serra: Ich denke, gestern hat man gesehen, dass man Stoßstürmer immer noch gut gebrauchen kann. (lacht)

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DFB.de: Trainer Christian Wück schwärmt von Ihnen als Typ und beschreibt Sie als sehr wissbegierigen Spieler, der alles aufsaugt, was in Bulgarien stattfindet.

Serra: Das stimmt. Ich bin ja noch relativ neu in der Nationalmannschaft. Wir dürfen hier mit absoluten Fachleuten, egal auf welchem Gebiet, zusammenarbeiten und werden top betreut. Das sollte jeder Spieler genießen. Ich tue es auf jeden Fall.

DFB.de: Des Weiteren beschreibt der Trainer Sie als sehr ruhigen Typen.

Serra: Weil er mich alleine mit den Jungs nicht sieht. (lacht) Spaß beiseite: Wir sind ein tolles Team und kommen super miteinander aus. Aber ich ziehe mich auch gerne mal zurück und lasse die Eindrücke sacken. Bei so einem großen Turnier finde ich das wichtig, weil es auch ganz schön anstrengend ist.

DFB.de: Nun steht das Finale gegen Frankreich an. Mit Janni Serra in der Startelf?

Serra: Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob Johannes Eggestein spielt oder ich auflaufe. Hauptsache wir holen jetzt den Pokal. Wenn Johannes spielt, akzeptiere ich das - dann muss er uns allerdings auch zum Sieg schießen. (lacht)

DFB.de: Johannes Eggestein war vor dem Turnier ganz klar im Sturm gesetzt. Mittlerweile hat Christian Wück vorn die Qual der Wahl.

Serra: Ich mache mir keinen Kopf darüber, wer von Beginn an spielt. Aber natürlich will ich mich auch bei dem Turnier präsentieren. Johannes ist und bleibt ein überragender Stürmer, der schon seit Jahren exzellente Quoten im Verein und der Nationalmannschaft vorweist. Ich denke, auch er hätte es absolut verdient, im Finale zu spielen.

DFB.de: Haben Sie bereits bei den Profis des BVB mittrainiert?

Serra: Ja, vor kurzer Zeit mit Felix Passlack zusammen. Unter Jürgen Klopp kann man eine Menge lernen. Man sieht, dass er sich richtig freut, wenn junge Spieler sich gut entwickeln.

DFB.de: Neben dem EM-Titel könnte noch ein zweiter in Deutschland folgen. Sie sind als Deutscher Meister in der West-Staffel fürs Halbfinale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft qualifiziert.

Serra: Die Westdeutsche Meisterschaft ist schön, aber das reicht uns nicht. Wenn wir wieder in Deutschland sind, folgt das Halbfinale gegen RB Leipzig und unseren Teamkollegen Vitaly Janelt. Danach hoffentlich das Finale, entweder gegen den VfB Stuttgart oder Hannover 96. Auch hier zählt nur der Titel für uns.