Tyrala: Ein anderer Weg als Sahin

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in einer Serie vor. Heute: Trainer Sebastian Tyrala, der in seiner Karriere wegen seines großen Verletzungspechs eine Achterbahnfahrt erlebte und nun bei Rot-Weiß Erfurt einen Neuanfang startet.

Einst schien Sebastian Tyrala eine ganz große Karriere bevorzustehen. In jungen Jahren als Ausnahmetalent bezeichnet, durchlief er sämtliche U-Nationalmannschaften des DFB und stand bereits als B-Jugendlicher im Profikader von Borussia Dortmund. Im Jahre 2005 wurde der Mittelfeldspieler sogar bei der Wahl des "Nachwuchsspielers des Jahres" mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze als Dritter in der Kategorie U 17 ausgezeichnet.

Tyrala und sein Kumpel Nuri Sahin waren die Hoffnungsträger des damals finanziell stark angeschlagenen BVB. Doch ihre Karrieren verliefen gänzlich anders. Während Sahin großen Anteil am Dortmunder Aufschwung hatte und nach seiner Zeit bei Real Madrid und dem FC Liverpool wieder ins BVB-Mittelfeld zurückkehrte, wurde Tyrala immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen - und zwar nicht nur in Dortmund. Auch die vergangenen drei Jahre bei der SpVgg Greuther Fürth waren von Rückschlägen geprägt. Insgesamt drei Kreuzbandrisse stehen in seiner Verletzungshistorie.

"Kein Problem damit, eine Liga tiefer zu gehen"

Diesen Sommer nun wagte Tyrala einen Neuanfang beim FC Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga. "Ich hatte überhaupt kein Problem damit, eine Liga tiefer zu gehen", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Für mich ging es darum, wieder Spaß am Fußball zu haben und einfach regelmäßig zu spielen. Ich bin froh, dass ich nach meinen vielen Verletzungen wieder eine Chance bekam."

Generell ist er kein Mensch, der allzu sehr mit dem Schicksal hadert. Dass er vom Potenzial her durchaus noch in der Bundesliga spielen könnte, beschäftigt ihn nicht: "Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe, und kann stolz darauf sein." Er absolvierte nicht nur acht Spiele in der Bundesliga sowie 37 Partien in der 2. Bundesliga, sondern stand auch einmal für die polnische A-Nationalmannschaft auf dem Platz. "Es gab viele tolle Momente in meiner Karriere, die mir keiner mehr nehmen kann", fügt er hinzu.

Zweikampf mit Jan Koller: Erster von drei Kreuzbandrissen

Gerne erinnert er sich an seine Anfänge im Profifußball zurück. Das erste Training bei Borussia Dortmund ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. "Das war einfach eine unglaublich spannende Zeit", gerät er fast heute noch ins Schwärmen. "Früher stand ich im Stadion und habe davon geträumt, einmal selber dabei zu sein. Und plötzlich fand ich mich in der Kabine mit Leuten wie Jan Koller wieder."

Der tschechische Nationalspieler brachte ihm allerdings nicht nur Glück. Bei einem Zweikampf mit dem Torjäger zog sich Tyrala 2005 im Training seinen ersten Kreuzbandriss zu. So verzögerte sich sein Bundesligadebüt bis zur Saison 2006/2007, als er beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach eingewechselt wurde. Insgesamt kam Tyrala auf sieben Bundesligaeinsätze im Dienste des BVB.

Der große Durchbruch blieb ihm verwehrt. "Es ist schwer, rückblickend einen Grund dafür zu nennen, aber irgendwie kam ich dort nie so richtig in den Tritt", resümiert er. "Ich war immer der Jugendspieler, der schon eine Ewigkeit in Dortmund war. Jeder kannte meine Macken, meine Ecken und Kanten. Es war wichtig, irgendwann woanders hinzugehen." Auch wenn er 2010 Dortmund verließ, bezeichnet er die Borussia noch immer als "meinen Verein". Der Kontakt zu den ehemaligen Weggefährten ist nie abgebrochen. Zuletzt hat er sogar einen Teil seiner Reha in Dortmund absolviert.

Bisher beste Zeit beim VfL Osnabrück in 2. Bundesliga

Es ist kaum möglich, sich mit Sebastian Tyrala über seine Karriere zu unterhalten, ohne immer wieder auf sein Verletzungspech zu stoßen. In der Karriere des 26-Jährigen hat es erst zwei Spielzeiten im Profifußball gegeben, in denen er eine ganze Saison als Leistungsträger agieren konnte: 2009/2010 bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in der 3. Liga und ein Jahr später in der 2. Bundesliga beim VfL Osnabrück.

Auch wenn letztere Station mit dem Abstieg endete, spricht er von dem vielleicht schönsten Jahr seiner Karriere. 31 Einsätze hatte er beim VfL - meistens von Spielbeginn an. Eine Bilanz, von der er bei seiner nächsten Station nur träumen konnte. Von 2011 bis 2014 stand er bei der SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag und kam bei den Profis auf insgesamt nur sieben Einsätze. Hauptursache waren sein zweiter und dritter Kreuzbandriss. Da ist es kaum verwunderlich, dass er seine Fußballschuhe fast schon an den Nagel hängen wollte. "Nachdem mir das Kreuzbandriss innerhalb von sechs Monaten zweimal gerissen war, hatte ich einfach keine Lust mehr", sagt er.

Die mehrmonatige Reha, die vielen einsamen Stunden im Kraftraum, noch einmal die ganzen Schmerzen durchleben - für all diese Dinge konnte er sich kaum noch motivieren. Drei Monate nahm er eine Auszeit, bis er sein Comeback doch wieder in Angriff nahm. Seine Familie hatte großen Anteil daran. Dass sein mittlerweile zweieinhalbjähriger Sohn Lasse ihn einmal bewusst im Stadion spielen sehen kann, war die wichtigste Motivation. "Außerdem habe ich gelernt, dass nach etwas Negativem immer wieder etwas Positives kommt", fügt er hinzu.

"RWE ist eine tolle Mannschaft, in die ich gut hineinpasse"

Mit dem Positiven meint er seinen aktuellen Arbeitgeber Rot-Weiß Erfurt, wo er bis 2015 plus Option für eine weitere Saison unterschrieben hat. "Das ist eine tolle Mannschaft, in die ich gut hineinpasse", sagt Tyrala. "Wir wollen oben dabei sein und spielen eine bisher gute Saison. Wenn wir konstant so weiterarbeiten, werden wir uns auch oben halten können."

In Thüringen ist er wieder ein unbestrittener Leistungsträger. Bei allen 13 Saisonspielen stand der nur 1,72 Meter große Deutsch-Pole auf dem Feld. Dass er die letzten Jahre hauptsächlich in der Reha verbracht hat, hängt ihm noch etwas nach: "Das kann man nicht einfach wegdenken. Ich merke, dass ich wenig gespielt habe. Aber das wird von Woche zu Woche besser." Diese Worte kann sein Trainer Walter Kogler bestätigen: "Wenn man ihn spielen sieht, merkt man schnell, dass er eine sehr hohe Qualität hat. Ich bin gespannt, wie er sich noch entwickelt. Bisher hat er jedenfalls bei uns einen sehr guten Eindruck hinterlassen."

"Polen braucht die Punkte dringender"

An diesem Wochenende findet aufgrund der Länderspielpause kein Spiel in der 3. Liga statt. Umso entspannter wird Sebastian Tyrala am Samstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) vor dem Fernseher sitzen und das EM-Qualifikationsspiel zwischen Polen und Deutschland verfolgen. Als ehemaliger deutscher U-Nationalspieler, der jedoch später einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft von Polen hatte, schlagen bei ihm zwei Herzen in einer Brust.

"Ich drücke natürlich immer beiden Nationalmannschaften die Daumen", sagt er. "Aber da sich Deutschland ohnehin für die Europameisterschaft qualifizieren wird und Polen die Punkte dringender braucht, hoffe ich auf einen Sieg der Polen. Wichtig ist doch nur, dass beide Länder bei der EM vertreten sind."

[oj]


Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in einer Serie vor. Heute: Trainer Sebastian Tyrala, der in seiner Karriere wegen seines großen Verletzungspechs eine Achterbahnfahrt erlebte und nun bei Rot-Weiß Erfurt einen Neuanfang startet.

Einst schien Sebastian Tyrala eine ganz große Karriere bevorzustehen. In jungen Jahren als Ausnahmetalent bezeichnet, durchlief er sämtliche U-Nationalmannschaften des DFB und stand bereits als B-Jugendlicher im Profikader von Borussia Dortmund. Im Jahre 2005 wurde der Mittelfeldspieler sogar bei der Wahl des "Nachwuchsspielers des Jahres" mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze als Dritter in der Kategorie U 17 ausgezeichnet.

Tyrala und sein Kumpel Nuri Sahin waren die Hoffnungsträger des damals finanziell stark angeschlagenen BVB. Doch ihre Karrieren verliefen gänzlich anders. Während Sahin großen Anteil am Dortmunder Aufschwung hatte und nach seiner Zeit bei Real Madrid und dem FC Liverpool wieder ins BVB-Mittelfeld zurückkehrte, wurde Tyrala immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen - und zwar nicht nur in Dortmund. Auch die vergangenen drei Jahre bei der SpVgg Greuther Fürth waren von Rückschlägen geprägt. Insgesamt drei Kreuzbandrisse stehen in seiner Verletzungshistorie.

"Kein Problem damit, eine Liga tiefer zu gehen"

Diesen Sommer nun wagte Tyrala einen Neuanfang beim FC Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga. "Ich hatte überhaupt kein Problem damit, eine Liga tiefer zu gehen", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Für mich ging es darum, wieder Spaß am Fußball zu haben und einfach regelmäßig zu spielen. Ich bin froh, dass ich nach meinen vielen Verletzungen wieder eine Chance bekam."

Generell ist er kein Mensch, der allzu sehr mit dem Schicksal hadert. Dass er vom Potenzial her durchaus noch in der Bundesliga spielen könnte, beschäftigt ihn nicht: "Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe, und kann stolz darauf sein." Er absolvierte nicht nur acht Spiele in der Bundesliga sowie 37 Partien in der 2. Bundesliga, sondern stand auch einmal für die polnische A-Nationalmannschaft auf dem Platz. "Es gab viele tolle Momente in meiner Karriere, die mir keiner mehr nehmen kann", fügt er hinzu.

Zweikampf mit Jan Koller: Erster von drei Kreuzbandrissen

Gerne erinnert er sich an seine Anfänge im Profifußball zurück. Das erste Training bei Borussia Dortmund ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. "Das war einfach eine unglaublich spannende Zeit", gerät er fast heute noch ins Schwärmen. "Früher stand ich im Stadion und habe davon geträumt, einmal selber dabei zu sein. Und plötzlich fand ich mich in der Kabine mit Leuten wie Jan Koller wieder."

Der tschechische Nationalspieler brachte ihm allerdings nicht nur Glück. Bei einem Zweikampf mit dem Torjäger zog sich Tyrala 2005 im Training seinen ersten Kreuzbandriss zu. So verzögerte sich sein Bundesligadebüt bis zur Saison 2006/2007, als er beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach eingewechselt wurde. Insgesamt kam Tyrala auf sieben Bundesligaeinsätze im Dienste des BVB.

Der große Durchbruch blieb ihm verwehrt. "Es ist schwer, rückblickend einen Grund dafür zu nennen, aber irgendwie kam ich dort nie so richtig in den Tritt", resümiert er. "Ich war immer der Jugendspieler, der schon eine Ewigkeit in Dortmund war. Jeder kannte meine Macken, meine Ecken und Kanten. Es war wichtig, irgendwann woanders hinzugehen." Auch wenn er 2010 Dortmund verließ, bezeichnet er die Borussia noch immer als "meinen Verein". Der Kontakt zu den ehemaligen Weggefährten ist nie abgebrochen. Zuletzt hat er sogar einen Teil seiner Reha in Dortmund absolviert.

Bisher beste Zeit beim VfL Osnabrück in 2. Bundesliga

Es ist kaum möglich, sich mit Sebastian Tyrala über seine Karriere zu unterhalten, ohne immer wieder auf sein Verletzungspech zu stoßen. In der Karriere des 26-Jährigen hat es erst zwei Spielzeiten im Profifußball gegeben, in denen er eine ganze Saison als Leistungsträger agieren konnte: 2009/2010 bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in der 3. Liga und ein Jahr später in der 2. Bundesliga beim VfL Osnabrück.

Auch wenn letztere Station mit dem Abstieg endete, spricht er von dem vielleicht schönsten Jahr seiner Karriere. 31 Einsätze hatte er beim VfL - meistens von Spielbeginn an. Eine Bilanz, von der er bei seiner nächsten Station nur träumen konnte. Von 2011 bis 2014 stand er bei der SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag und kam bei den Profis auf insgesamt nur sieben Einsätze. Hauptursache waren sein zweiter und dritter Kreuzbandriss. Da ist es kaum verwunderlich, dass er seine Fußballschuhe fast schon an den Nagel hängen wollte. "Nachdem mir das Kreuzbandriss innerhalb von sechs Monaten zweimal gerissen war, hatte ich einfach keine Lust mehr", sagt er.

Die mehrmonatige Reha, die vielen einsamen Stunden im Kraftraum, noch einmal die ganzen Schmerzen durchleben - für all diese Dinge konnte er sich kaum noch motivieren. Drei Monate nahm er eine Auszeit, bis er sein Comeback doch wieder in Angriff nahm. Seine Familie hatte großen Anteil daran. Dass sein mittlerweile zweieinhalbjähriger Sohn Lasse ihn einmal bewusst im Stadion spielen sehen kann, war die wichtigste Motivation. "Außerdem habe ich gelernt, dass nach etwas Negativem immer wieder etwas Positives kommt", fügt er hinzu.

"RWE ist eine tolle Mannschaft, in die ich gut hineinpasse"

Mit dem Positiven meint er seinen aktuellen Arbeitgeber Rot-Weiß Erfurt, wo er bis 2015 plus Option für eine weitere Saison unterschrieben hat. "Das ist eine tolle Mannschaft, in die ich gut hineinpasse", sagt Tyrala. "Wir wollen oben dabei sein und spielen eine bisher gute Saison. Wenn wir konstant so weiterarbeiten, werden wir uns auch oben halten können."

In Thüringen ist er wieder ein unbestrittener Leistungsträger. Bei allen 13 Saisonspielen stand der nur 1,72 Meter große Deutsch-Pole auf dem Feld. Dass er die letzten Jahre hauptsächlich in der Reha verbracht hat, hängt ihm noch etwas nach: "Das kann man nicht einfach wegdenken. Ich merke, dass ich wenig gespielt habe. Aber das wird von Woche zu Woche besser." Diese Worte kann sein Trainer Walter Kogler bestätigen: "Wenn man ihn spielen sieht, merkt man schnell, dass er eine sehr hohe Qualität hat. Ich bin gespannt, wie er sich noch entwickelt. Bisher hat er jedenfalls bei uns einen sehr guten Eindruck hinterlassen."

"Polen braucht die Punkte dringender"

An diesem Wochenende findet aufgrund der Länderspielpause kein Spiel in der 3. Liga statt. Umso entspannter wird Sebastian Tyrala am Samstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) vor dem Fernseher sitzen und das EM-Qualifikationsspiel zwischen Polen und Deutschland verfolgen. Als ehemaliger deutscher U-Nationalspieler, der jedoch später einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft von Polen hatte, schlagen bei ihm zwei Herzen in einer Brust.

"Ich drücke natürlich immer beiden Nationalmannschaften die Daumen", sagt er. "Aber da sich Deutschland ohnehin für die Europameisterschaft qualifizieren wird und Polen die Punkte dringender braucht, hoffe ich auf einen Sieg der Polen. Wichtig ist doch nur, dass beide Länder bei der EM vertreten sind."