Tremmel pflegt deutsche Torwart-Tradition

Die Champions League und die Europa League haben in dieser Saison eine deutsche Note. Dazu tragen nicht nur die sechs Bundesliga-Klubs bei, die in den beiden Wettbewerben noch aktiv sind. Einige deutsche Profis sind auch mit ihren ausländischen Vereinen in den internationalen Wettbewerben vertreten. DFB.de stellt sie in der Serie "Made in Germany" vor. Heute: Gerhard Tremmel vom FC Swansea.

Es ist nicht immer drin, was drauf steht. Das gilt auch im Fußball. Und Gerhard Tremmel liefert einen Beleg dafür. Der Torhüter trägt die 25, aber möchte die Nummer 1 sein. Das darf er beim FC Swansea, allerdings nur gelegentlich. Der deutsche Schlussmann erhält zwar seine Einsätze, wie zuletzt am Montag gegen Hull City. Aber der Niederländer Michael Vorm steht häufiger im Tor des walisischen Klubs aus der englischen Premier League.

In der Europa League betrieben die beiden in dieser Saison so etwas wie Job-Sharing. In den bisherigen neun Spielen des Wettbewerbs - inklusive Qualifikation und Play-offs - durfte der eine fünfmal, der andere viermal ran. Wer zum Abschluss der Gruppenphase heute (ab 19 Uhr, live in der Sky-Konferenz) beim FC St. Gallen das Mandat erhält, dürfte aber mal wieder völlig offen sein.

"Da war ich enttäuscht"

Sehr zum Leidwesen von Gerhard Tremmel. Denn der 35-Jährige hatte sich eigentlich Hoffnung gemacht, auf internationaler Bühne den Vorzug zu erhalten. Was nicht unbegründet war. Schließlich führte Trainer Michael Laudrup ein solches Prinzip in der vergangenen Saison ein. Da spielte Michael Vorm in der Liga. Und Gerhard Tremmel erhielt das Vertrauen im Ligapokal. Zurecht! Auch Dank des Zutuns des deutschen Torwarts holte der FC Swansea den Cup - und qualifizierte sich dadurch für die Europa League.

Man hätte es als Anerkennung für die erbrachte Leistung oder als Verlängerung des Ligapokals werten können, wenn Gerhard Tremmel ein Vorrecht in der Europa League erhalten hätte, mit ein wenig Goodwill und Sinn für Fußball-Romantik wäre das gegangen. Aber Michael Laudrup scheint in diesen Dingen doch etwas nüchterner zu sein. Der Trainer ließ Michael Vorm zum Auftakt der Gruppenphase gegen Valencia spielen. „Da war ich enttäuscht“, räumt Gerhard Tremmel freimütig ein.

Vertrag verlängert bis 2015

Aber nicht frustriert oder gar demotiviert. Dafür ist er nicht der Typ. Er hat sich geschüttelt und neu geordnet. „Ich habe mir eine klare Linie vorgegeben“, sagt er. Ohne ins Detail zu gehen. Nur so viel lässt er wissen: „Als Torwart kommt man schwer in einen Rhythmus, wenn man nicht regelmäßig spielt.“ Es geht aber noch deutlicher: „Ich habe den Ehrgeiz, die Nummer 1 zu werden.“

An sich zu zweifeln, dafür gibt es für Gerhard Tremmel eigentlich auch keinen Grund. Zuletzt spielte er dreimal in der Premier League. Im Februar wurde sein Vertrag bis 2015 verlängert. Was ja nicht das Schlechteste für einen Spieler in seinem Alter ist. Vertrauen, aus dem man Sicherheit ziehen kann. Und der ehemalige Bundesliga-Torhüter der SpVgg Unterhaching, von Hannover 96, Hertha BSC und Energie Cottbus gesteht: „Es fiel mir nicht schwer, den neuen Kontrakt zu unterschreiben. Wer sich hier nicht wohlfühlt, ...“

Neue Erfahrungen für den Routinier

Nicht nur die Rahmenbedingungen spricht er damit an. Auch die sportliche Herausforderung auf der Insel mag er. Dabei macht es ihm nichts aus, keinen Bonus zu erhalten. Nicht dafür, dass er aus Deutschland kommt, einer Nation mit großer Torhüter-Tradition. „Es hilft mir hier nichts, Deutscher zu sein. Das ist weder positiv noch negativ besetzt“, sagt er. Gerhard Tremmel sieht die Herausforderung und die neuen Erfahrungen. „Man muss sich schon in einigen Punkten umstellen, wenn man auf der Insel spielt“, berichtet er. „Die größte Umstellung ist, dass es in der Premier League keine Winterpause gibt. So wird die Saison zu einer Marathon-Veranstaltung. Das wirkt sich auf die Trainingsarbeit aus, die dosierter sein muss, als zum Beispiel in der Bundesliga“, erklärt der Torhüter.

Gewöhnungsbedürftig auch die englische Härte. Oder besser: die englische Regelauslegung. „Wenn ein Torhüter in Deutschland im Fünf-Meter-Raum angegangen wird, wird sofort abgepfiffen. Diese Richtlinie gibt es hier nicht“, erzählt Gerhard Tremmel. Das ist keineswegs eine versteckte Beschwerde. Ganz und gar nicht. „Teams wie West Ham stellen bei einer Ecke immer einen Spieler ab, der den Torwart blockt. Da muss man mit Händen und Füßen arbeiten. Mir gefällt das. Das bringt auch Atmosphäre“, so der Routinier. Eine neue Erfahrung. Das bringt ihn weiter. Selbst in seinem Alter.

„Es geht immer besser“, lautet Gerhard Tremmels Credo. Es lässt sich nicht nur auf seine Leistung anwenden. Sondern auch auf die Gesamtsituation. Aber vielleicht hilft ja ein Erfolg in der Europa League. Ein Punkt muss gegen den FC St. Gallen her, dann ist der Einzug in die erste K.o.-Runde realisiert. Und Gerhard Tremmel würden sich zwei weitere Chancen bieten, sich als Nummer 1 zu präsentieren. Damit endgültig klar ist: Es ist nicht drin, was drauf steht.

[nb]

Die Champions League und die Europa League haben in dieser Saison eine deutsche Note. Dazu tragen nicht nur die sechs Bundesliga-Klubs bei, die in den beiden Wettbewerben noch aktiv sind. Einige deutsche Profis sind auch mit ihren ausländischen Vereinen in den internationalen Wettbewerben vertreten. DFB.de stellt sie in der Serie "Made in Germany" vor. Heute: Gerhard Tremmel vom FC Swansea.

Es ist nicht immer drin, was drauf steht. Das gilt auch im Fußball. Und Gerhard Tremmel liefert einen Beleg dafür. Der Torhüter trägt die 25, aber möchte die Nummer 1 sein. Das darf er beim FC Swansea, allerdings nur gelegentlich. Der deutsche Schlussmann erhält zwar seine Einsätze, wie zuletzt am Montag gegen Hull City. Aber der Niederländer Michael Vorm steht häufiger im Tor des walisischen Klubs aus der englischen Premier League.

In der Europa League betrieben die beiden in dieser Saison so etwas wie Job-Sharing. In den bisherigen neun Spielen des Wettbewerbs - inklusive Qualifikation und Play-offs - durfte der eine fünfmal, der andere viermal ran. Wer zum Abschluss der Gruppenphase heute (ab 19 Uhr, live in der Sky-Konferenz) beim FC St. Gallen das Mandat erhält, dürfte aber mal wieder völlig offen sein.

"Da war ich enttäuscht"

Sehr zum Leidwesen von Gerhard Tremmel. Denn der 35-Jährige hatte sich eigentlich Hoffnung gemacht, auf internationaler Bühne den Vorzug zu erhalten. Was nicht unbegründet war. Schließlich führte Trainer Michael Laudrup ein solches Prinzip in der vergangenen Saison ein. Da spielte Michael Vorm in der Liga. Und Gerhard Tremmel erhielt das Vertrauen im Ligapokal. Zurecht! Auch Dank des Zutuns des deutschen Torwarts holte der FC Swansea den Cup - und qualifizierte sich dadurch für die Europa League.

Man hätte es als Anerkennung für die erbrachte Leistung oder als Verlängerung des Ligapokals werten können, wenn Gerhard Tremmel ein Vorrecht in der Europa League erhalten hätte, mit ein wenig Goodwill und Sinn für Fußball-Romantik wäre das gegangen. Aber Michael Laudrup scheint in diesen Dingen doch etwas nüchterner zu sein. Der Trainer ließ Michael Vorm zum Auftakt der Gruppenphase gegen Valencia spielen. „Da war ich enttäuscht“, räumt Gerhard Tremmel freimütig ein.

Vertrag verlängert bis 2015

Aber nicht frustriert oder gar demotiviert. Dafür ist er nicht der Typ. Er hat sich geschüttelt und neu geordnet. „Ich habe mir eine klare Linie vorgegeben“, sagt er. Ohne ins Detail zu gehen. Nur so viel lässt er wissen: „Als Torwart kommt man schwer in einen Rhythmus, wenn man nicht regelmäßig spielt.“ Es geht aber noch deutlicher: „Ich habe den Ehrgeiz, die Nummer 1 zu werden.“

An sich zu zweifeln, dafür gibt es für Gerhard Tremmel eigentlich auch keinen Grund. Zuletzt spielte er dreimal in der Premier League. Im Februar wurde sein Vertrag bis 2015 verlängert. Was ja nicht das Schlechteste für einen Spieler in seinem Alter ist. Vertrauen, aus dem man Sicherheit ziehen kann. Und der ehemalige Bundesliga-Torhüter der SpVgg Unterhaching, von Hannover 96, Hertha BSC und Energie Cottbus gesteht: „Es fiel mir nicht schwer, den neuen Kontrakt zu unterschreiben. Wer sich hier nicht wohlfühlt, ...“

Neue Erfahrungen für den Routinier

Nicht nur die Rahmenbedingungen spricht er damit an. Auch die sportliche Herausforderung auf der Insel mag er. Dabei macht es ihm nichts aus, keinen Bonus zu erhalten. Nicht dafür, dass er aus Deutschland kommt, einer Nation mit großer Torhüter-Tradition. „Es hilft mir hier nichts, Deutscher zu sein. Das ist weder positiv noch negativ besetzt“, sagt er. Gerhard Tremmel sieht die Herausforderung und die neuen Erfahrungen. „Man muss sich schon in einigen Punkten umstellen, wenn man auf der Insel spielt“, berichtet er. „Die größte Umstellung ist, dass es in der Premier League keine Winterpause gibt. So wird die Saison zu einer Marathon-Veranstaltung. Das wirkt sich auf die Trainingsarbeit aus, die dosierter sein muss, als zum Beispiel in der Bundesliga“, erklärt der Torhüter.

Gewöhnungsbedürftig auch die englische Härte. Oder besser: die englische Regelauslegung. „Wenn ein Torhüter in Deutschland im Fünf-Meter-Raum angegangen wird, wird sofort abgepfiffen. Diese Richtlinie gibt es hier nicht“, erzählt Gerhard Tremmel. Das ist keineswegs eine versteckte Beschwerde. Ganz und gar nicht. „Teams wie West Ham stellen bei einer Ecke immer einen Spieler ab, der den Torwart blockt. Da muss man mit Händen und Füßen arbeiten. Mir gefällt das. Das bringt auch Atmosphäre“, so der Routinier. Eine neue Erfahrung. Das bringt ihn weiter. Selbst in seinem Alter.

„Es geht immer besser“, lautet Gerhard Tremmels Credo. Es lässt sich nicht nur auf seine Leistung anwenden. Sondern auch auf die Gesamtsituation. Aber vielleicht hilft ja ein Erfolg in der Europa League. Ein Punkt muss gegen den FC St. Gallen her, dann ist der Einzug in die erste K.o.-Runde realisiert. Und Gerhard Tremmel würden sich zwei weitere Chancen bieten, sich als Nummer 1 zu präsentieren. Damit endgültig klar ist: Es ist nicht drin, was drauf steht.