Trauer um Gerhard Schulenburg

Der Niedersächsische Fußballverband trauert um Gerhard Schulenburg. Einer der besten Unparteiischen, die in den 50er, 60er und 70er Jahren im NFV, in Deutschland und Europa aktiv waren, verstarb in der Nacht zum Dienstag in seiner Wohnung in Laatzen. Schulenburg, der 14 Jahre lang FIFA-Schiedsrichter war und bei den renommiertesten europäischen Klubs Spiele leitete, wurde 86 Jahre alt.

Die Schiedsrichterkarriere von Gerhard Schulenburg begann 1949 im Nachkriegs-Hamburg. Damals wollte "Schule“ eigentlich weiter Fußballspielen. 23 Jahre alt war er, als er jedoch als Folge der schlechten Ernährungslage in der Nachkriegszeit zum dritten Mal an Gelbsucht erkrankte und ihm die Ärzte nahelegten, auf das Kicken zu verzichten. Es herrschte Mangel, auch an Unparteiischen. Für den jungen Mann aus Hamburg, der später, in den 60er Jahren, aus beruflichen Gründen nach Hannover umzog, sollte es die richtige Entscheidung sein, Schiedsrichter zu werden.

Schnell wurden die Fußball-Oberen auf ihn aufmerksam. Schon Anfang 1953 pfiff er in der Oberliga Nord, der damals höchsten Spielklasse, wo unter anderem auch Uwe Seeler und Jupp Posipal kickten. Sein Oberliga-Debüt gab er bei der Partie Hannover 96 gegen den VfB Lübeck. Als die Bundesliga 1963 gegründet wurde, war Schulenburg schon zehn Jahre als Schiedsrichter in den höchsten deutschen Spielklassen aktiv, quasi ein "alter Hase".

Das Konditionswunder bei der FIFA

1960 wurde Schulenburg auch auf die FIFA-Liste aufgenommen. Er galt als einer der konditionell stärksten und schnellsten Unparteiischen, geradezu als "Konditionswunder", wie in alten Zeitungsberichten zu lesen ist. Bis 1974 blieb er FIFA-Referee, bevor er mit 47 Jahren die Altersgrenze erreichte. Die WM im eigenen Land wurde ein letzter großer Höhepunkt in seiner Karriere. Gerd Schulenburg war einer von vier deutschen Schiedsrichtern, die in Deutschland als Unparteiische und zugleich als Assistenten zum Einsatz kamen. Neben Schulenburg waren das Kurt Tschenscher, Hans-Joachim Weyland und Rudi Glöckner – zusätzlich weitere DFB-Unparteiische, die rein als Linienrichter eingesetzt wurden.

Die Auswahl der vielen hochkarätigen Fußballspiele, die "Schule“ in Deutschland und Europa sicher geleitet hat, ist lang. Zum Beispiel am 15. April 1967 beim legendären 3:2-Auswärts-Sieg der Schotten im Wembley-Stadion gegen den damaligen Weltmeister England vor 100.000 Zuschauern – England verlor in der EM-Qualifikation mit Stars wie Gordon Banks, Jack Charlton, Bobby Moore und Geoff Hurst. Gerd Schulenburg war allseits akzeptierter und respektierter Spielleiter – der erste kontinentaleuropäische Referee überhaupt, der in Wembley dieses Spiel leiten durfte.

Mit 134.000 Zuschauern im Hampden Park

Oder das mit 134.000 Zuschauern im Hampden Park absolute Rekord-Europapokal-Halbfinale (heute: Champions League) zwischen Celtic Glasgow und Leeds United (2:1) am 15. April 1970. Diese Zuschauerzahl in einem europäischen Pokalwettbewerb ist bis heute unerreicht. Oder, nur zehn Tage später, am 25. April 1970: "British Championship“, wieder Schottland – England (0:0), wieder im Glasgower Hampden Park, vor der Rekordkulisse von 137.438 zahlenden Zuschauern. Gerd Schulenburg war ein gern gesehener Referee auf der Insel. Und auch sonst in Europa und der Welt: Ob Pelé oder Puskas, Hurst oder Heynckes, Beckenbauer, Netzer, Seeler… sie alle haben Schulenburg als gradlinigen und berechenbaren Schiedsrichter kennen- und schätzengelernt.



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Der Niedersächsische Fußballverband trauert um Gerhard Schulenburg. Einer der besten Unparteiischen, die in den 50er, 60er und 70er Jahren im NFV, in Deutschland und Europa aktiv waren, verstarb in der Nacht zum Dienstag in seiner Wohnung in Laatzen. Schulenburg, der 14 Jahre lang FIFA-Schiedsrichter war und bei den renommiertesten europäischen Klubs Spiele leitete, wurde 86 Jahre alt.

Die Schiedsrichterkarriere von Gerhard Schulenburg begann 1949 im Nachkriegs-Hamburg. Damals wollte "Schule“ eigentlich weiter Fußballspielen. 23 Jahre alt war er, als er jedoch als Folge der schlechten Ernährungslage in der Nachkriegszeit zum dritten Mal an Gelbsucht erkrankte und ihm die Ärzte nahelegten, auf das Kicken zu verzichten. Es herrschte Mangel, auch an Unparteiischen. Für den jungen Mann aus Hamburg, der später, in den 60er Jahren, aus beruflichen Gründen nach Hannover umzog, sollte es die richtige Entscheidung sein, Schiedsrichter zu werden.

Schnell wurden die Fußball-Oberen auf ihn aufmerksam. Schon Anfang 1953 pfiff er in der Oberliga Nord, der damals höchsten Spielklasse, wo unter anderem auch Uwe Seeler und Jupp Posipal kickten. Sein Oberliga-Debüt gab er bei der Partie Hannover 96 gegen den VfB Lübeck. Als die Bundesliga 1963 gegründet wurde, war Schulenburg schon zehn Jahre als Schiedsrichter in den höchsten deutschen Spielklassen aktiv, quasi ein "alter Hase".

Das Konditionswunder bei der FIFA

1960 wurde Schulenburg auch auf die FIFA-Liste aufgenommen. Er galt als einer der konditionell stärksten und schnellsten Unparteiischen, geradezu als "Konditionswunder", wie in alten Zeitungsberichten zu lesen ist. Bis 1974 blieb er FIFA-Referee, bevor er mit 47 Jahren die Altersgrenze erreichte. Die WM im eigenen Land wurde ein letzter großer Höhepunkt in seiner Karriere. Gerd Schulenburg war einer von vier deutschen Schiedsrichtern, die in Deutschland als Unparteiische und zugleich als Assistenten zum Einsatz kamen. Neben Schulenburg waren das Kurt Tschenscher, Hans-Joachim Weyland und Rudi Glöckner – zusätzlich weitere DFB-Unparteiische, die rein als Linienrichter eingesetzt wurden.

Die Auswahl der vielen hochkarätigen Fußballspiele, die "Schule“ in Deutschland und Europa sicher geleitet hat, ist lang. Zum Beispiel am 15. April 1967 beim legendären 3:2-Auswärts-Sieg der Schotten im Wembley-Stadion gegen den damaligen Weltmeister England vor 100.000 Zuschauern – England verlor in der EM-Qualifikation mit Stars wie Gordon Banks, Jack Charlton, Bobby Moore und Geoff Hurst. Gerd Schulenburg war allseits akzeptierter und respektierter Spielleiter – der erste kontinentaleuropäische Referee überhaupt, der in Wembley dieses Spiel leiten durfte.

Mit 134.000 Zuschauern im Hampden Park

Oder das mit 134.000 Zuschauern im Hampden Park absolute Rekord-Europapokal-Halbfinale (heute: Champions League) zwischen Celtic Glasgow und Leeds United (2:1) am 15. April 1970. Diese Zuschauerzahl in einem europäischen Pokalwettbewerb ist bis heute unerreicht. Oder, nur zehn Tage später, am 25. April 1970: "British Championship“, wieder Schottland – England (0:0), wieder im Glasgower Hampden Park, vor der Rekordkulisse von 137.438 zahlenden Zuschauern. Gerd Schulenburg war ein gern gesehener Referee auf der Insel. Und auch sonst in Europa und der Welt: Ob Pelé oder Puskas, Hurst oder Heynckes, Beckenbauer, Netzer, Seeler… sie alle haben Schulenburg als gradlinigen und berechenbaren Schiedsrichter kennen- und schätzengelernt.

Legendär ist die humorvolle Art, die Gerhard Schulenburg auszeichnete – am 27. März 1971 wurde seine Frohnatur unmittelbar vor dem Anpfiff der Bundesliga-Partie 1. FC Köln – Borussia Mönchengladbach (3:2) eindrucksvoll dokumentiert: Die Mannschaftsführer Wolfgang Overath und Günter Netzer standen sich bei der Platzwahl gegenüber, es wurde gescherzt und gewitzelt – und Schulenburg musste herzhaft lachen. Genau in diesem Moment drückte der Fotograf auf den Auslöser – und es entstand eines der bekanntesten Sportfotos des Jahres 1971, das bis heute gute Laune macht, wenn man es nur anschaut.

Auch nach seinem Abschied von der internationalen Bühne und aus der Bundesliga nach der WM 1974 blieb Gerd Schulenburg aktiv – als Schiedsrichter, als Altliga-Spieler, als Leiter des Trainings der Schiedsrichter-Gruppe Hannover, als Vorstandsmitglied. Unter anderem bildete er das Nachwuchs-Talent Uwe Kemmling aus – den späteren Erstliga-Schiedsrichter. Erst 1988 zog sich Schulenburg, der 61 Jahre lang glücklich mit seiner im Jahr 2010 verstorbenen Frau Irmgard verheiratet war, langsam zurück – ganz langsam. Auch beruflich: Der langjährige Geschäftsführer einer Krankenkasse ging in den wohlverdienten Ruhestand.