"Trainerjob ist Berufung": Tedesco auf Nagelsmanns Spuren

Er gilt als eines der größten Trainertalente im deutschen Fußball. Domenico Tedesco, der vor knapp einem Jahr die Ausbildung zum Fußball-Lehrer mit der Gesamtnote 1,0 abgeschlossen hat, trainiert schon seit einigen Jahren Nachwuchsteams auf höchstem Niveau. Seit Saisonbeginn ist der Deutsch-Italiener für die U 19 der TSG 1899 Hoffenheim in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga verantwortlich und damit in die Fußstapfen des jetzigen TSG-Cheftrainers Julian Nagelsmann getreten.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 31 Jahre alte Domenico Tedesco mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Triumph beim Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen, die Chancen auf den vierten Junioren-Bundesliga-Staffeltitel in Serie, die Bedeutung sportlicher Erfolge und seine eigenen Perspektiven.

DFB.de: Mit dem erstmaligen Gewinn des hochkarätig besetzten Mercedes-Benz JuniorCups in Sindelfingen ist Ihre Mannschaft erfolgreich in das neue Jahr gestartet. Welche Aussagekraft besitzt ein solcher Turniersieg mit Blick auf die Rückserie, Herr Tedesco?

Domenico Tedesco: Es war für uns auf jeden Fall schon mal ein guter Start ins neue Jahr und ganz sicher auch eine Motivationsspritze für den weiteren Saisonverlauf. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Positiv war auf jeden Fall, dass sich einige Spieler zeigen konnten, die bisher noch nicht so häufig zum Einsatz gekommen waren.

DFB.de: Ihr Kapitän Theodoros Politakis wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt, tritt damit unter anderem die Nachfolge von späteren Nationalspielern wie Simon Rolfes oder Joshua Kimmich an. Wird ihm das auch persönlich zusätzlichen Auftrieb geben?

Tedesco: Davon gehe ich aus. Theo hatte sich die Auszeichnung auch absolut verdient. Er weiß das aber sehr genau einzuschätzen, ist ungemein bodenständig und bescheiden. Abheben wird er deshalb ganz sicher nicht.

DFB.de: Wie stehen Sie grundsätzlich zum Hallenfußball beziehungsweise Futsal?

Tedesco: Ich komme ja als Trainer aus dem Kinderbereich, habe mit meinen früheren Mannschaften unzählige Hallenturniere gespielt. Für mich sind die Eindrücke dabei sehr spannend, denn vor allem das Zweikampfverhalten und das Umschaltspiel stehen noch stärker im Fokus als auf dem großen Feld. Insgesamt ist es eine gelungene Abwechslung zum Training auf dem Platz und macht vor allem Spaß. Das ist die Hauptsache.



Er gilt als eines der größten Trainertalente im deutschen Fußball. Domenico Tedesco, der vor knapp einem Jahr die Ausbildung zum Fußball-Lehrer mit der Gesamtnote 1,0 abgeschlossen hat, trainiert schon seit einigen Jahren Nachwuchsteams auf höchstem Niveau. Seit Saisonbeginn ist der Deutsch-Italiener für die U 19 der TSG 1899 Hoffenheim in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga verantwortlich und damit in die Fußstapfen des jetzigen TSG-Cheftrainers Julian Nagelsmann getreten.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 31 Jahre alte Domenico Tedesco mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Triumph beim Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen, die Chancen auf den vierten Junioren-Bundesliga-Staffeltitel in Serie, die Bedeutung sportlicher Erfolge und seine eigenen Perspektiven.

DFB.de: Mit dem erstmaligen Gewinn des hochkarätig besetzten Mercedes-Benz JuniorCups in Sindelfingen ist Ihre Mannschaft erfolgreich in das neue Jahr gestartet. Welche Aussagekraft besitzt ein solcher Turniersieg mit Blick auf die Rückserie, Herr Tedesco?

Domenico Tedesco: Es war für uns auf jeden Fall schon mal ein guter Start ins neue Jahr und ganz sicher auch eine Motivationsspritze für den weiteren Saisonverlauf. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Positiv war auf jeden Fall, dass sich einige Spieler zeigen konnten, die bisher noch nicht so häufig zum Einsatz gekommen waren.

DFB.de: Ihr Kapitän Theodoros Politakis wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt, tritt damit unter anderem die Nachfolge von späteren Nationalspielern wie Simon Rolfes oder Joshua Kimmich an. Wird ihm das auch persönlich zusätzlichen Auftrieb geben?

Tedesco: Davon gehe ich aus. Theo hatte sich die Auszeichnung auch absolut verdient. Er weiß das aber sehr genau einzuschätzen, ist ungemein bodenständig und bescheiden. Abheben wird er deshalb ganz sicher nicht.

DFB.de: Wie stehen Sie grundsätzlich zum Hallenfußball beziehungsweise Futsal?

Tedesco: Ich komme ja als Trainer aus dem Kinderbereich, habe mit meinen früheren Mannschaften unzählige Hallenturniere gespielt. Für mich sind die Eindrücke dabei sehr spannend, denn vor allem das Zweikampfverhalten und das Umschaltspiel stehen noch stärker im Fokus als auf dem großen Feld. Insgesamt ist es eine gelungene Abwechslung zum Training auf dem Platz und macht vor allem Spaß. Das ist die Hauptsache.

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DFB.de: Seit Saisonbeginn sind Sie U 19-Cheftrainer bei der TSG 1899 Hoffenheim. Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach der ersten Halbserie in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga aus? Stellen Sie wesentliche Unterschiede zur Arbeit im U 17-Bereich fest, in dem Sie zuvor einige Jahre tätig waren?

Tedesco: Von deutlichen Unterschieden würde ich nicht sprechen, der Fußball ist ähnlich. Allerdings spielt die körperliche Komponente eine größere Rolle, das Spiel ist noch einen Tick schneller. Dadurch werden Fehler noch mehr bestraft. Daran müssen sich die Jungs gewöhnen, um auf den Profibereich vorbereitet zu sein. Menschlich sind die Spieler schon etwas reifer, benötigen vielleicht in der einen oder anderen Situation einen etwas sensibleren Umgang. Das Wichtigste für einen Trainer ist es jedoch, authentisch und ehrlich zu sein. Das gilt für den Junioren- ebenso wie für den Profifußball.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat nach 15 Spieltagen als einziges Team in der Staffel Süd/Südwest noch kein Unentschieden auf dem Konto, belegt nach acht Siegen und sieben Niederlagen Platz sechs. Wie erklären Sie sich das?

Tedesco: Schwierige Frage, mit der wir uns im Team auch schon intensiv beschäftigt haben. Es ist selbstverständlich unser Ziel, Kontinuität und Konstanz zu entwickeln. Da wäre eine längere Serie von Spielen ohne Niederlage sicher nicht schlecht. (lacht) Ein Grund für das Auf und Ab war sicher, dass unsere Mannschaft noch sehr jung ist. Teilweise waren acht oder sogar neun Jungjahrgänge im Kader, zumal einige ältere Spieler auch verletzungsbedingt ausfielen. Ich hoffe, dass mir für die Restrunde dauerhaft mehr Alternativen zur Verfügung stehen. Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, würden uns aber auch gegen das ein oder andere Unentschieden nicht wehren.

DFB.de: Die Spitzengruppe der Liga ist sehr ausgeglichen. Der Abstand zu Platz eins beträgt lediglich vier Punkte. Was ist in dieser Saison noch drin?

Tedesco: Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, möglichst bis zum Schluss oben mitzuspielen und so immer die Spannung zu halten. Das wird in dieser starken Spielklasse nicht leicht, aber wir werden vom ersten Spiel an alles dafür tun.

DFB.de: Welche Teams sehen Sie als größte Konkurrenten?

Tedesco: Der FC Augsburg steht nicht umsonst auf Platz eins, er hat auf mich einen starken Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt auch für den FSV Mainz 05. Der FC Bayern zählt ohnehin immer zu den Titelaspiranten. Auch mein Ex-Klub VfB Stuttgart verfügt über einen guten Jahrgang, auch wenn das Team aktuell im unteren Tabellendrittel rangiert.

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DFB.de: Die TSG 1899 Hoffenheim war zuletzt dreimal in Folge Staffelsieger, erreichte jeweils auch das Endspiel um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Ist das für Ihr Team eine Belastung oder eher ein zusätzlicher Ansporn?

Tedesco: Für mich ist es definitiv ein Ansporn, für meine Spieler sicher auch. Von einer Belastung kann allein schon deshalb keine Rede sein, weil sich der Kader doch nahezu komplett verändert hat. Nur David Otto gehörte beim 3:5 im Finale 2016 gegen Borussia Dortmund schon zur Startformation, Robin Hack wurde eingewechselt. Ich bin mir sicher, dass auch alle anderen einen solchen Höhepunkt ebenfalls gerne erleben würden.

DFB.de: Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund sportlicher Erfolg für die Entwicklung der Top-Talente?

Tedesco: Er ist schon wichtig. Meiner Meinung nach besteht zwischen Ausbildung und Erfolg eine Wechselbeziehung. Wer sich gut entwickelt, hat auch gute Chancen, erfolgreich zu sein. Gleichzeitig stehen Spieler eines Tabellenführers oder einer Spitzenmannschaft wesentlich mehr im Rampenlicht, bestreiten mehr Topspiele, haben dadurch beispielsweise auch bessere Chancen auf die Berufung in eine Auswahlmannschaft.

DFB.de: Auch erfolgreiche Nachwuchstrainer stehen mehr denn je im Fokus. Ihr Vorgänger Julian Nagelsmann ist inzwischen erfolgreicher Cheftrainer bei der TSG. Ein Vorbild für Sie?

Tedesco: Es ist kein Geheimnis, dass wir uns gut verstehen und uns gegenseitig schätzen. Entsprechend positiv und produktiv läuft auch die Zusammenarbeit. Ich hoffe deshalb, dass Julian noch sehr lange als Cheftrainer in Hoffenheim arbeiten wird. Ich persönlich fühle mich bei der U 19 sehr wohl und kann mir auch gut vorstellen, meine Arbeit über das Saisonende hinaus fortzusetzen. Ich kann mir aber sicher vorstellen, irgendwann auch mal den nächsten Schritt zu machen. Aber aktuell liegt der Fokus voll auf der Arbeit in Hoffenheim.

DFB.de: Den Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef hatten Sie 2016 als Jahrgangsbester mit der Gesamtnote 1,0 abgeschlossen - unter anderem vor Julian Nagelsmann. Sie wurden anschließend mit dem Satz zitiert: "Der Notenbeste ist nicht unbedingt der beste Trainer." Welche Kriterien sind für Sie noch entscheidend?

Tedesco: Fachlich deckt die Ausbildung sämtliche Bereiche ab. Neben den fußballerischen Aspekten werden ja unter anderem auch Trainingsgestaltung, Organisation, Psychologie, Ernährung oder Rhetorik geschult. Eine ebenso große Rolle spielt für einen Trainer aber auch die menschliche Schiene. Man muss einen Zugang zu den Spielern finden, sie müssen bereit sein, für den Trainer durchs Feuer zu gehen.

DFB.de: Ähnlich wie Julian Nagelsmann haben auch Sie keine Profikarriere hinter sich. Ist das heute gar kein Nachteil mehr?

Tedesco: Ich will es mal so sagen: Als Eintrittskarte zu einer Mannschaft ist es super, wenn man selbst schon das erlebt hat, was auch die Spieler erreichen wollen. Mittel- und langfristig hilft das aber auch nicht, wenn die Inhalte nicht stimmen.

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DFB.de: Sie sind gerade einmal 31, arbeiten aber schon seit mehr als zehn Jahren als Nachwuchstrainer. Was macht für Sie den Reiz des Jobs aus?

Tedesco: In jedem Jahr unterschiedliche Spieler zu betreuen, sie zu fördern und zu einem Team zu formen, bereitet mir große Freude. Das Spannungsfeld zwischen Ausbildung und sportlichem Erfolg bietet immer neue Herausforderungen.

DFB.de: Erfolgreiche Kollegen wie Mirko Votava oder Norbert Elgert sind fast doppelt so alt. Können Sie sich ebenfalls vorstellen, auch mit 60 noch als Trainer zu arbeiten?

Tedesco: Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Trainer zu sein, ist für mich nicht nur ein Job, sondern eine Berufung. Norbert Elgert habe ich übrigens erst gerade beim Turnier in Sindelfingen persönlich näher kennengelernt. Ein sehr guter Typ, der mich beeindruckt hat. Seine Erfolge als Ausbilder und mit seinen Mannschaften sprechen ebenfalls für sich.

DFB.de: Bei welchen Spielern Ihres Kaders sehen Sie das Potenzial, den Sprung in die Bundesliga schaffen zu können?

Tedesco: Prinzipiell bei jedem, sonst wären sie nicht bei uns. Eine Voraussage zu treffen, ist allerdings sehr schwierig und auch nicht hilfreich. Oft sind es gerade die Jungs, die man zunächst gar nicht so sehr auf dem Zettel hat, die sich am Ende durchsetzen. Da kann auch schon mal der Trainer selbst überrascht werden.

DFB.de: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht in erster Linie an?

Tedesco: Neben dem fußballerischen Talent, das eine Grundvoraussetzung ist, müssen die Spieler vor allem hart an sich arbeiten und demütig bleiben. Wir machen ihnen als Verein zahlreiche Angebote, um zusätzliche Trainingseinheiten einzuschieben - etwa für die Koordination, Kraft oder die körperliche Stabilität. Wer das annimmt und für sich nutzt, verbessert auf jeden Fall seine Chancen.

DFB.de: Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr 2017?

Tedesco: Vor allem Gesundheit für meine Familie und mich, für meine Spieler und ihre Angehörigen. Das ist bei allem sportlichen Ehrgeiz das Wichtigste.

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