"Trainer im Ausland sollen Hilfe zur Selbsthilfe geben"

Klaus Schlappner, früherer Bundesligatrainer von Waldhof Mannheim und für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) seit vielen Jahren in der Fußball-Entwicklungshilfe aktiv, hat nichts von seiner Begeisterungsfähigkeit für seinen Sport verloren.

Das bewies der inzwischen 67-Jährige bei der Eröffnung der bis Donnerstag dauernden DFB-Fachtagung für im Ausland tätige Fußball-Lehrer in Frankfurt, von der DFB-Internetredakteur Christian Müller berichtet: "Wir Trainer sind aktive Botschafter erster Klasse, da wir mit unserer Sportart die gesamte Bevölkerung erreichen", so Schlappner. "Deshalb ist unsere Arbeit eine völkerverbindende Geschichte, die Länder und Menschen zusammenbringt."

Das leidenschaftliche, im bekannten Kurpfälzer Idiom vorgetragene Playdoyer des ehemaligen chinesischen Nationaltrainers zielte auch darauf ab, dass das seit Jahren mit beachtlichem finanziellen, personellen und persönlichen Aufwand betriebene Engagement von DFB, Auswärtigem Amt (AA) und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) in der Öffentlichkeit noch mehr gewürdigt werden möge. "Wir arbeiten ein bisschen in der Anonymität", meinte Schlappner, "dabei können wir Trainer im Ausland ein Türöffner sein für die deutsche Wirtschaft, Politik und Kultur - und natürlich für den Sport."

"Fußball-Entwicklungshilfe ist ein gesellschaftlicher Auftrag"

Den Ball nahm Dr. Theo Zwanziger gern auf. Dem DFB-Präsidenten ist es ein Anliegen, "die Anerkennung und Wertschätzung der deutschen Fußball-Lehrer im Ausland, die sie bis in höchste Kreise hinein genießen, bei uns noch sichtbarer zu machen." Vor allem aber geht es Zwanziger um dies: nachhaltige Fußball-Entwicklungshilfe von Weißrussland über China bis Afghanistan, vor allem aber in Afrika. "Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, den der DFB mit dem Außenministerium und DOSB gemeinsam gern erfüllt."

In diesem Auftrag sind insgesamt rund 30 deutsche Trainer aus einem Expertenpool in den entlegensten Winkeln der Welt unterwegs. Mit viel Einsatz und Herzblut leisten Fußball-Lehrer wie Klaus Schlappner, DFB-Berater Holger Obermann, der inzwischen einige FIFA-Initiativen betreut, Horst Kriete oder Michael Weis in Kurz- und Langzeitprojekten wertvolle Entwicklungsarbeit.

Nicht zu verwechseln sind diese Fachmänner mit Kollegen, die im Ausland Privatverträge haben und - wie Berti Vogts in Nigeria oder Ulli Stielike in der Elfenbeinküste - als Nationaltrainer arbeiten und vornehmlich an Resultaten gemessen werden. Zudem gibt es eine Schnittmenge, also Fußball-Lehrer wie Eckhard Krautzun, die private Engagements im Ausland haben, aber auch für den DFB Projektarbeit leisten.

Schwerpunkte auf Trainer-Ausbildung, Frauen- und Mädchenfußball

Michael Weis hat sich erstmal ganz auf die Entwicklungsarbeit konzentriert und ist derzeit engagiert für das Projekt "Coaches für Ruanda", das auch der Fußballverband Rheinland (FVR) tatkräftig unterstützt. Es ist angelegt als Langzeitmaßnahme, die in der Regel zwei Jahre andauert - plus zwei weitere Jahre, wenn sich spür- und messbare Erfolge einstellen.

Die können in Ostafrika schon mal länger auf sich warten lassen. "Manches geht etwas schleppend", berichtete Weis bei der Tagung in Frankfurt. Gerade bei der Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs, die dem DFB besonders am Herzen liegt. Ein weiterer Schwerpunkte von Michael Weis´ Arbeit als technischer Direktor ist die Intensivierung der Trainer-Ausbildung in Ruanda. Ganz im Sinne von Theo Zwanziger, dessen Credo "Hilfe zur Selbsthilfe" lautet.

Zügiger geht´s in der Förderung männlicher Junioren-Auswahlteams voran. Besonders die U 18-Nationalmannschaft, mit der der Fußball-Lehrer bereits zwei Trainingslager in Deutschland absolvierte, macht dem Verband und seinen deutschen Förderern viel Freude. "Die Mannschaft hat das Potenzial für einen der ersten vier Plätze beim Afrika-Cup", so Weis, "und damit gute Chancen auf die U 20-WM-Qualifikation."

Von der Hospitanz in Deutschland in Chinas Superliga

Noch konzeptioneller ist die Arbeit von Horst Kriete in China ausgerichtet. Die Nachwuchsförderung, Auswahl und Entwicklung von Junioren-Nationalspielern sind angesichts fehlender Ligastrukturen bei nur 1600 Vereinen - im DFB sind, zum Vergleich, 26.000 Klubs organisiert - im riesigen "Reich der Mitte" alles andere als einfach.

Schnellere Ergebnisse hat der deutsche Fußball-Lehrer im Bereich der Trainer-Ausbildung zu verzeichnen: Neben einigen, der deutschen A-Lizenzierung verwandten Lehrgängen hat Kriete auch einen "Professional Coaching Course" abgehalten, dessen Teilnehmer unter anderem bei den deutschen Bundesligisten Hamburger SV und Hertha BSC Berlin sowie bei den Zweitligisten 1. FC Köln und FSV Mainz 05 hospitierten. "Sieben aus diesem Kurs", so Kriete nicht ohne Stolz, "haben es schon als Cheftrainer in die chinesische Superliga geschafft."

Krietes Engagemenrt in China entstand aus einem der im Regelfall auf bis zu sechs Wochen angelegten Kurzzeitprojekte im Jahr 2003 - seit 2004 arbeitet er für das Langzeitprojekt im Dienste der Fußball-Entwicklungshilfe. Eine Variante, die DFB-Präsident Zwanziger bei allem Verständnis für kürzere Hilfsmaßnahmen favorisiert: "Wir dürfen uns nicht verzetteln, sondern wollen Kräfte bündeln. Es gilt, die Mittel zu konzentrieren, damit die Maßnahmen mittel- und langfristig greifen."

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Klaus Schlappner, früherer Bundesligatrainer von Waldhof Mannheim und für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) seit vielen Jahren in der Fußball-Entwicklungshilfe aktiv, hat nichts von seiner Begeisterungsfähigkeit für seinen Sport verloren.

Das bewies der inzwischen 67-Jährige bei der Eröffnung der bis Donnerstag dauernden DFB-Fachtagung für im Ausland tätige Fußball-Lehrer in Frankfurt, von der DFB-Internetredakteur Christian Müller berichtet: "Wir Trainer sind aktive Botschafter erster Klasse, da wir mit unserer Sportart die gesamte Bevölkerung erreichen", so Schlappner. "Deshalb ist unsere Arbeit eine völkerverbindende Geschichte, die Länder und Menschen zusammenbringt."

Das leidenschaftliche, im bekannten Kurpfälzer Idiom vorgetragene Playdoyer des ehemaligen chinesischen Nationaltrainers zielte auch darauf ab, dass das seit Jahren mit beachtlichem finanziellen, personellen und persönlichen Aufwand betriebene Engagement von DFB, Auswärtigem Amt (AA) und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) in der Öffentlichkeit noch mehr gewürdigt werden möge. "Wir arbeiten ein bisschen in der Anonymität", meinte Schlappner, "dabei können wir Trainer im Ausland ein Türöffner sein für die deutsche Wirtschaft, Politik und Kultur - und natürlich für den Sport."

"Fußball-Entwicklungshilfe ist ein gesellschaftlicher Auftrag"

Den Ball nahm Dr. Theo Zwanziger gern auf. Dem DFB-Präsidenten ist es ein Anliegen, "die Anerkennung und Wertschätzung der deutschen Fußball-Lehrer im Ausland, die sie bis in höchste Kreise hinein genießen, bei uns noch sichtbarer zu machen." Vor allem aber geht es Zwanziger um dies: nachhaltige Fußball-Entwicklungshilfe von Weißrussland über China bis Afghanistan, vor allem aber in Afrika. "Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, den der DFB mit dem Außenministerium und DOSB gemeinsam gern erfüllt."

In diesem Auftrag sind insgesamt rund 30 deutsche Trainer aus einem Expertenpool in den entlegensten Winkeln der Welt unterwegs. Mit viel Einsatz und Herzblut leisten Fußball-Lehrer wie Klaus Schlappner, DFB-Berater Holger Obermann, der inzwischen einige FIFA-Initiativen betreut, Horst Kriete oder Michael Weis in Kurz- und Langzeitprojekten wertvolle Entwicklungsarbeit.

Nicht zu verwechseln sind diese Fachmänner mit Kollegen, die im Ausland Privatverträge haben und - wie Berti Vogts in Nigeria oder Ulli Stielike in der Elfenbeinküste - als Nationaltrainer arbeiten und vornehmlich an Resultaten gemessen werden. Zudem gibt es eine Schnittmenge, also Fußball-Lehrer wie Eckhard Krautzun, die private Engagements im Ausland haben, aber auch für den DFB Projektarbeit leisten.

Schwerpunkte auf Trainer-Ausbildung, Frauen- und Mädchenfußball

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Michael Weis hat sich erstmal ganz auf die Entwicklungsarbeit konzentriert und ist derzeit engagiert für das Projekt "Coaches für Ruanda", das auch der Fußballverband Rheinland (FVR) tatkräftig unterstützt. Es ist angelegt als Langzeitmaßnahme, die in der Regel zwei Jahre andauert - plus zwei weitere Jahre, wenn sich spür- und messbare Erfolge einstellen.

Die können in Ostafrika schon mal länger auf sich warten lassen. "Manches geht etwas schleppend", berichtete Weis bei der Tagung in Frankfurt. Gerade bei der Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs, die dem DFB besonders am Herzen liegt. Ein weiterer Schwerpunkte von Michael Weis´ Arbeit als technischer Direktor ist die Intensivierung der Trainer-Ausbildung in Ruanda. Ganz im Sinne von Theo Zwanziger, dessen Credo "Hilfe zur Selbsthilfe" lautet.

Zügiger geht´s in der Förderung männlicher Junioren-Auswahlteams voran. Besonders die U 18-Nationalmannschaft, mit der der Fußball-Lehrer bereits zwei Trainingslager in Deutschland absolvierte, macht dem Verband und seinen deutschen Förderern viel Freude. "Die Mannschaft hat das Potenzial für einen der ersten vier Plätze beim Afrika-Cup", so Weis, "und damit gute Chancen auf die U 20-WM-Qualifikation."

Von der Hospitanz in Deutschland in Chinas Superliga

Noch konzeptioneller ist die Arbeit von Horst Kriete in China ausgerichtet. Die Nachwuchsförderung, Auswahl und Entwicklung von Junioren-Nationalspielern sind angesichts fehlender Ligastrukturen bei nur 1600 Vereinen - im DFB sind, zum Vergleich, 26.000 Klubs organisiert - im riesigen "Reich der Mitte" alles andere als einfach.

Schnellere Ergebnisse hat der deutsche Fußball-Lehrer im Bereich der Trainer-Ausbildung zu verzeichnen: Neben einigen, der deutschen A-Lizenzierung verwandten Lehrgängen hat Kriete auch einen "Professional Coaching Course" abgehalten, dessen Teilnehmer unter anderem bei den deutschen Bundesligisten Hamburger SV und Hertha BSC Berlin sowie bei den Zweitligisten 1. FC Köln und FSV Mainz 05 hospitierten. "Sieben aus diesem Kurs", so Kriete nicht ohne Stolz, "haben es schon als Cheftrainer in die chinesische Superliga geschafft."

Krietes Engagemenrt in China entstand aus einem der im Regelfall auf bis zu sechs Wochen angelegten Kurzzeitprojekte im Jahr 2003 - seit 2004 arbeitet er für das Langzeitprojekt im Dienste der Fußball-Entwicklungshilfe. Eine Variante, die DFB-Präsident Zwanziger bei allem Verständnis für kürzere Hilfsmaßnahmen favorisiert: "Wir dürfen uns nicht verzetteln, sondern wollen Kräfte bündeln. Es gilt, die Mittel zu konzentrieren, damit die Maßnahmen mittel- und langfristig greifen."