Traditionsreiches West-Derby im DFB-Pokal: "Mach et, Otze"

Zwei Ligen trennen die Kontrahenten, die am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) im Pokal aufeinander treffen. Und doch klingt es nicht nur für Nostalgiker nach einer Partie auf Augenhöhe, denn oft genug sind sich der MSV Duisburg und der 1. FC Köln in der Bundesliga begegnet. Genau 50 Mal seit 1963/64, als das Duo sogar auf den ersten beiden Plätzen landete: Meister Köln, Zweiter Meidericher SV, wie die Duisburger damals noch hießen. Zuletzt sahen sie sich im April 2013 in der 2. Liga (1:1 in Duisburg), dann trennten sich die Wege, weil der MSV 2013 die Lizenz verlor und Köln 2014 aufstieg. Der Pokal führt sie wieder zusammen, schon zum sechsten Mal. Historiker Udo Muras erinnert an die durchaus turbulente Pokal-Vergangenheit des West-Derbys, bei dem der MSV die Nase vorn hat (3:2 Siege) und wo ein Trainer-Befehl fatale Auswirkungen haben sollte.

1.FC Köln – MSV Duisburg 6:1 (29. 7. 1970, Achtelfinale)

Kurz vor Start der Bundesliga-Saison 1970/71 lagen an diesem Tag Welten zwischen den beiden Klubs. "Kölns Frühform ist beängstigend" schrieb der Kicker nach dem einseitigen Match, das schon zur Pause (4:0) entschieden war. Auch danach kannten die Kölner kein Pardon, erst nach dem 6:0 ließen sie etwas die Zügel schleifen und gestatteten dem MSV ein Ehrentor. Überragender Akteur vor 24.000 Zuschauern war Nationalspieler Wolfgang Overath, obwohl er als WM-Teilnehmer in Mexiko von allen die kürzeste Pause hatte.
Die Torfolge: 1:0 Löhr (12.), 2:0 Biskup (22., Foulelfmeter), 3:0 Flohe (26.), 4:0 Parits (40.), 5:0 Löhr (68.), 6:0 Flohe (75.), 6:1 Budde (84.).

MSV Duisburg – 1. FC Köln 2:1 (29.8.1981, 1. Runde)

16.000 Zuschauer feierten im Wedau-Stadion den Sieg des MSV über das Kölner Star-Ensemble, das vor der Saison 1981/82 zum Titel-Favoriten gemacht worden war. Trainer Rinus Michels auf der Bank, die Nationalspieler Toni Schumacher, Rainer Bonhof, Bernd Cullmann, Klaus Fischer, Pierre Littbarski, Klaus Allofs auf dem Platz – dagegen sahen die Zebras wie graue Mäuse aus. Aber Mäuse sind flink und nur schwer zu fangen. Das entscheidende Tor dieser spannenden Partie erzielte jedenfalls der Duisburger Guido Szesni nach einem Super-Solo, vorbei an Konopka, Strack und Steiner. Für Szesni war es eine besondere Genugtuung, war er doch in Köln durchgefallen. Weil er als Spieler der zweiten Mannschaft aber den Profis immer beim Training zuschaute, "wusste ich, wo der Konopka und der Strack ihre Schwächen haben. Und diese hat man dann im Unterbewusstsein drin." Bei den Kölnern gab es richtig Ärger, vor allem Klaus Allofs schlug wegen seiner Auswechslung Alarm ("Das traf mich wie ein Keulenschlag.") und forderte ein Gespräch mit Michels. Der nahm die Begründung für die Entscheidung schon vorweg: "Weil er so schwach war." Schon drei Wochen später gewann Köln in der Bundesliga mit 3:0 gegen den MSV und bewies, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat.
Die Torfolge: 1:0 Fruck (16.), 1:1 Strack (72.), 2:1 Szesni (86.).

MSV Duisburg – 1. FC Köln 0:0 n.V., Rückspiel Köln – MSV 3:0 (23.4. und 7.5. 1991, Halbfinale)

Ein Zweitligist im Halbfinale des DFB-Pokals, das war in den 90ern fast schon die Regel. 1991 hielt der MSV die Fahne des Unterhauses hoch und spielte schwache Kölner in Duisburg vor 30.600 Fans regelrecht an die Wand. Das Chancenverhältnis lautete 9:4 für den MSV, Bodo Illgner aber verhinderte, dass sich die Ziffern auf der Anzeigetafel änderten. Nach torlosen zwei Stunden sah das Reglement noch ein Wiederholungsspiel vor, vor dem Kölns Trainer Erich Rutemöller sagte: "Diese Ohrfeige tat uns gut. Jeder, der von den letzten Erfolgen berauscht war, ist jetzt wieder nüchtern." Pierre Littbarski drohte dem MSV gar "eine fürchterliche Klatsche" in Köln an. Vom Ergebnis her sollte er beinahe recht bekommen, doch das 3:0 spiegelte den Spielverlauf nicht wider. "Uns fehlte nur ein Torjäger", klagte MSV-Trainer Willibert Kremer, dessen Team auch in Köln nach Chancen 7:4 vorne lag. Die Tore aber erzielten die Bundesliga-Cracks, die Vorentscheidung besorgte Frank Ordenewitz.

Der Stürmer sollte im Finale trotzdem fehlen – wegen einer kuriosen Begebenheit, die Schlagzeilen machen sollte. Ordenewitz, den alle nur "Otze" riefen, erhielt in der ersten Hälfte eine Verwarnung. Es war seine zweite im Pokal, dafür hätte er laut Regelwerk ein Spiel aussetzen müssen – also im Finale. Das war erst sechs Wochen später. Schon in der Halbzeit diskutierten sie den Ausweg, den die Regeln wiesen: bei Rot, das die zweite Gelbe aufhob, würde er nur für eine bestimmte Zeit und nicht exklusiv für den Pokal gesperrt worden. Ein minder schweres Vergehen hätte ihm vielleicht eine Vier-Wochen-Sperre in der Liga eingebracht, wo der FC keine Sorgen mehr hatte. Im Finale wäre er wieder dabei gewesen und so fragte er Trainer Erich Rutemöller, ob er sich jetzt eine Rote Karte einhandeln solle. Der bejahte, Ordenewitz schoss scheinbar wütend den Ball weg und Schiedsrichter Markus Merk zückte nach 85 Minuten Rot. Die Schmierenkomödie schien gelaufen. Doch dann passierte das Unglaubliche: Im ZDF-Interview gestand Rutemöller auf die nicht unbegründete Reporter-Frage, ob der Platzverweis etwa provoziert gewesen sei: "Otze hat mich gefragt, da habe ich gesagt: 'Mach et, Otze'". Diese berühmten Worte verfolgten Rutemöller und Ordenewitz noch viele Jahre, denn sie hatten Folgen. Der DFB ermittelte wegen Unsportlichkeit, sperrte Ordenewitz für das Finale, das die Kölner gegen Bremen übrigens verloren. Rutemöller musste 5.000 D-Mark bezahlen und sich von FC-Sport-Direktor Udo Lattek einen "Amateur" nennen lassen. In Köln nahm man die Aktion später mit Humor: Ein Hobby-Team, ein Kegelclub und eine Facebook-Gruppe tragen mittlerweile den Namen „Mach et, Otze“. Einmal schaffte es der Spruch sogar zu einem Party-Motto, und die Protagonisten stießen auf ein Versöhnungs-Kölsch an.
Die Torfolge: 1:0 Higl (30.), 2.0 Ordenewitz (49.), 3:0 Banach (90.).



Zwei Ligen trennen die Kontrahenten, die am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) im Pokal aufeinander treffen. Und doch klingt es nicht nur für Nostalgiker nach einer Partie auf Augenhöhe, denn oft genug sind sich der MSV Duisburg und der 1. FC Köln in der Bundesliga begegnet. Genau 50 Mal seit 1963/64, als das Duo sogar auf den ersten beiden Plätzen landete: Meister Köln, Zweiter Meidericher SV, wie die Duisburger damals noch hießen. Zuletzt sahen sie sich im April 2013 in der 2. Liga (1:1 in Duisburg), dann trennten sich die Wege, weil der MSV 2013 die Lizenz verlor und Köln 2014 aufstieg. Der Pokal führt sie wieder zusammen, schon zum sechsten Mal. Historiker Udo Muras erinnert an die durchaus turbulente Pokal-Vergangenheit des West-Derbys, bei dem der MSV die Nase vorn hat (3:2 Siege) und wo ein Trainer-Befehl fatale Auswirkungen haben sollte.

1.FC Köln – MSV Duisburg 6:1 (29. 7. 1970, Achtelfinale)

Kurz vor Start der Bundesliga-Saison 1970/71 lagen an diesem Tag Welten zwischen den beiden Klubs. "Kölns Frühform ist beängstigend" schrieb der Kicker nach dem einseitigen Match, das schon zur Pause (4:0) entschieden war. Auch danach kannten die Kölner kein Pardon, erst nach dem 6:0 ließen sie etwas die Zügel schleifen und gestatteten dem MSV ein Ehrentor. Überragender Akteur vor 24.000 Zuschauern war Nationalspieler Wolfgang Overath, obwohl er als WM-Teilnehmer in Mexiko von allen die kürzeste Pause hatte.
Die Torfolge: 1:0 Löhr (12.), 2:0 Biskup (22., Foulelfmeter), 3:0 Flohe (26.), 4:0 Parits (40.), 5:0 Löhr (68.), 6:0 Flohe (75.), 6:1 Budde (84.).

MSV Duisburg – 1. FC Köln 2:1 (29.8.1981, 1. Runde)

16.000 Zuschauer feierten im Wedau-Stadion den Sieg des MSV über das Kölner Star-Ensemble, das vor der Saison 1981/82 zum Titel-Favoriten gemacht worden war. Trainer Rinus Michels auf der Bank, die Nationalspieler Toni Schumacher, Rainer Bonhof, Bernd Cullmann, Klaus Fischer, Pierre Littbarski, Klaus Allofs auf dem Platz – dagegen sahen die Zebras wie graue Mäuse aus. Aber Mäuse sind flink und nur schwer zu fangen. Das entscheidende Tor dieser spannenden Partie erzielte jedenfalls der Duisburger Guido Szesni nach einem Super-Solo, vorbei an Konopka, Strack und Steiner. Für Szesni war es eine besondere Genugtuung, war er doch in Köln durchgefallen. Weil er als Spieler der zweiten Mannschaft aber den Profis immer beim Training zuschaute, "wusste ich, wo der Konopka und der Strack ihre Schwächen haben. Und diese hat man dann im Unterbewusstsein drin." Bei den Kölnern gab es richtig Ärger, vor allem Klaus Allofs schlug wegen seiner Auswechslung Alarm ("Das traf mich wie ein Keulenschlag.") und forderte ein Gespräch mit Michels. Der nahm die Begründung für die Entscheidung schon vorweg: "Weil er so schwach war." Schon drei Wochen später gewann Köln in der Bundesliga mit 3:0 gegen den MSV und bewies, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat.
Die Torfolge: 1:0 Fruck (16.), 1:1 Strack (72.), 2:1 Szesni (86.).

MSV Duisburg – 1. FC Köln 0:0 n.V., Rückspiel Köln – MSV 3:0 (23.4. und 7.5. 1991, Halbfinale)

Ein Zweitligist im Halbfinale des DFB-Pokals, das war in den 90ern fast schon die Regel. 1991 hielt der MSV die Fahne des Unterhauses hoch und spielte schwache Kölner in Duisburg vor 30.600 Fans regelrecht an die Wand. Das Chancenverhältnis lautete 9:4 für den MSV, Bodo Illgner aber verhinderte, dass sich die Ziffern auf der Anzeigetafel änderten. Nach torlosen zwei Stunden sah das Reglement noch ein Wiederholungsspiel vor, vor dem Kölns Trainer Erich Rutemöller sagte: "Diese Ohrfeige tat uns gut. Jeder, der von den letzten Erfolgen berauscht war, ist jetzt wieder nüchtern." Pierre Littbarski drohte dem MSV gar "eine fürchterliche Klatsche" in Köln an. Vom Ergebnis her sollte er beinahe recht bekommen, doch das 3:0 spiegelte den Spielverlauf nicht wider. "Uns fehlte nur ein Torjäger", klagte MSV-Trainer Willibert Kremer, dessen Team auch in Köln nach Chancen 7:4 vorne lag. Die Tore aber erzielten die Bundesliga-Cracks, die Vorentscheidung besorgte Frank Ordenewitz.

Der Stürmer sollte im Finale trotzdem fehlen – wegen einer kuriosen Begebenheit, die Schlagzeilen machen sollte. Ordenewitz, den alle nur "Otze" riefen, erhielt in der ersten Hälfte eine Verwarnung. Es war seine zweite im Pokal, dafür hätte er laut Regelwerk ein Spiel aussetzen müssen – also im Finale. Das war erst sechs Wochen später. Schon in der Halbzeit diskutierten sie den Ausweg, den die Regeln wiesen: bei Rot, das die zweite Gelbe aufhob, würde er nur für eine bestimmte Zeit und nicht exklusiv für den Pokal gesperrt worden. Ein minder schweres Vergehen hätte ihm vielleicht eine Vier-Wochen-Sperre in der Liga eingebracht, wo der FC keine Sorgen mehr hatte. Im Finale wäre er wieder dabei gewesen und so fragte er Trainer Erich Rutemöller, ob er sich jetzt eine Rote Karte einhandeln solle. Der bejahte, Ordenewitz schoss scheinbar wütend den Ball weg und Schiedsrichter Markus Merk zückte nach 85 Minuten Rot. Die Schmierenkomödie schien gelaufen. Doch dann passierte das Unglaubliche: Im ZDF-Interview gestand Rutemöller auf die nicht unbegründete Reporter-Frage, ob der Platzverweis etwa provoziert gewesen sei: "Otze hat mich gefragt, da habe ich gesagt: 'Mach et, Otze'". Diese berühmten Worte verfolgten Rutemöller und Ordenewitz noch viele Jahre, denn sie hatten Folgen. Der DFB ermittelte wegen Unsportlichkeit, sperrte Ordenewitz für das Finale, das die Kölner gegen Bremen übrigens verloren. Rutemöller musste 5.000 D-Mark bezahlen und sich von FC-Sport-Direktor Udo Lattek einen "Amateur" nennen lassen. In Köln nahm man die Aktion später mit Humor: Ein Hobby-Team, ein Kegelclub und eine Facebook-Gruppe tragen mittlerweile den Namen „Mach et, Otze“. Einmal schaffte es der Spruch sogar zu einem Party-Motto, und die Protagonisten stießen auf ein Versöhnungs-Kölsch an.
Die Torfolge: 1:0 Higl (30.), 2.0 Ordenewitz (49.), 3:0 Banach (90.).

MSV Duisburg – 1. FC Köln 0:0, 4:3 im Elfmeterschießen (11.9. 1992, 2. Runde)

Die Duisburger nutzten die erstbeste Chance zur Revanche und warfen als Zweitligist den FC, der als Tabellenletzter anreiste, aus dem Rennen. Inzwischen gab es keine Wiederholungsspiele mehr, weshalb es nach zwei weiteren torlosen Stunden im Wedau-Stadion zum Elfmeterschießen kam. Hier avancierte nicht etwa Weltmeister-Torwart Bodo Illgner zum Helden des Tages, es war vielmehr sein Pendant Jürgen Rollmann. Zur Freude der MSV-Fans unter den 17.400 hielt er die Elfmeter von Alfons Higl und Pierre Littbarski, während Illgner alle Bälle passieren lassen musste. Der frustrierte Littbarski schwor: "Ich schieße nie wieder einen Elfmeter."
Die Torfolge im Elfmeterschießen: 0:1 Steinmann, 1:1 Harforth, 1:2 Ordenewitz, 2:2 Tarnat, 2:3 Heldt, 3:3 Schmidt, Rollmann hält gegen Higl, 4:3 Nijhuis, Rollmann hält gegen Littbarski.

1. FC Köln – MSV Duisburg 1:2 (22.12. 2010, Achtelfinale)

Mit zehnminütiger Verspätung wurde das Spiel angepfiffen, mit 44.500 Zuschauern hatten die Veranstalter nicht gerechnet. Immerhin waren die Gäste zweitklassig, aber auf dem Feld verkehrten sich die Hierarchien. Der MSV war die klar bessere Mannschaft und feierte seinen ersten Pokalsieg in Köln vollauf verdient. "So gut wie heute waren wir noch nie", jubelte Spielmacher Filip Trojan, "bis auf die Torausbeute war alles perfekt". Aber auch die reichte aus, um den kriselnden Bundesligisten zu bezwingen. Der Kicker schrieb von "einem spielerischen Offenbarungseid" der Kölner. Sie konnten sich später damit trösten, gegen den kommenden Finalisten verloren zu haben. Erst Schalke zeigte den Zebras ihre Grenzen auf, das aber deutlich (5:0).
Die Torfolge: 0:1 Maierhofer (3.), 0:2 Koch (76.), 1:2 Terrode (84.).