Toni Kroos: "Ich bleibe auf dem Boden"

Schon früh wurde sein Name in ganz Europa gehandelt. Und in Deutschland natürlich auch. Toni Kroos musste jahrelang damit zu recht kommen, Deutschlands zentrale Hoffnung auf der zentralen Position der Nationalmannschaft zu sein. Als er vor fünf Jahren als 16-Jähriger Rostock gen München verließ, reservierte ihm Uli Hoeneß schnell die Rückennummer zehn für die Position des Spielmachers.

Mittlerweile ist Kroos in der Nationalmannschaft angekommen, gegen Österreich hat er am Freitag sein 17. Länderspiel absolviert. Im DFB.de Gespräch der Woche mit Online-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 21-Jährige über hohe Erwartungen, die ersten Tage in München, das Spiel gegen Aserbaidschan und seine Bewunderung für Roger Federer.

DFB.de: Herr Kroos, Roger Federer hat gestern das Finale der French Open verloren. Sie haben den Schweizer häufig als eines Ihrer Vorbilder bezeichnet, was gefällt Ihnen an ihm?

Toni Kroos: Seine Art, Tennis zu spielen. Es sieht unheimlich elegant aus, unangestrengt. Mir gefällt auch, wie er als Typ ist, wie er sich gibt. Es ist natürlich schade, dass er gestern nicht gewonnen hat. Aber er ist der beste Tennisspieler aller Zeiten, hat in den vergangenen Jahren das Tennis dominiert und ist in der ganzen Welt ein Star. Dennoch hat er keine Allüren und ist auf dem Boden geblieben. Das imponiert mir.

DFB.de: Wie schwer ist es auf dem Boden zu bleiben, wenn man ein Star ist.

Kroos: Wie schwer es für ihn ist, kann ich nicht beurteilen.

DFB.de: Aber Sie wissen aus eigener Erfahrung wie es ist, von Fans und Medien gefeiert zu werden. Bereits als Sie noch in der Jugend von Hansa Rostock gespielt haben, haben sich die Medien für Sie interessiert. Sie wurden als „Rohdiamant“ und „Jahrhundert-Talent“ bezeichnet.

Kroos: Das schon. Natürlich gibt es Verlockungen, natürlich besteht die Gefahr, dass man sich ändert. Aber es kommt immer auf den Typen an. Ich bin so erzogen worden, dass ich auf dem Boden bleibe. Ich wurde früh hochgejubelt, an mich wurden früh viele Dinge herangetragen. Aber es macht mich ja nicht zu einem besseren oder anderen Menschen, dass ich besser Fußball spielen kann als andere.



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Schon früh wurde sein Name in ganz Europa gehandelt. Und in Deutschland natürlich auch. Toni Kroos musste jahrelang damit zu recht kommen, Deutschlands zentrale Hoffnung auf der zentralen Position der Nationalmannschaft zu sein. Als er vor fünf Jahren als 16-Jähriger Rostock gen München verließ, reservierte ihm Uli Hoeneß schnell die Rückennummer zehn für die Position des Spielmachers.

Mittlerweile ist Kroos in der Nationalmannschaft angekommen, gegen Österreich hat er am Freitag sein 17. Länderspiel absolviert. Im DFB.de Gespräch der Woche mit Online-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 21-Jährige über hohe Erwartungen, die ersten Tage in München, das Spiel gegen Aserbaidschan und seine Bewunderung für Roger Federer.

DFB.de: Herr Kroos, Roger Federer hat gestern das Finale der French Open verloren. Sie haben den Schweizer häufig als eines Ihrer Vorbilder bezeichnet, was gefällt Ihnen an ihm?

Toni Kroos: Seine Art, Tennis zu spielen. Es sieht unheimlich elegant aus, unangestrengt. Mir gefällt auch, wie er als Typ ist, wie er sich gibt. Es ist natürlich schade, dass er gestern nicht gewonnen hat. Aber er ist der beste Tennisspieler aller Zeiten, hat in den vergangenen Jahren das Tennis dominiert und ist in der ganzen Welt ein Star. Dennoch hat er keine Allüren und ist auf dem Boden geblieben. Das imponiert mir.

DFB.de: Wie schwer ist es auf dem Boden zu bleiben, wenn man ein Star ist.

Kroos: Wie schwer es für ihn ist, kann ich nicht beurteilen.

DFB.de: Aber Sie wissen aus eigener Erfahrung wie es ist, von Fans und Medien gefeiert zu werden. Bereits als Sie noch in der Jugend von Hansa Rostock gespielt haben, haben sich die Medien für Sie interessiert. Sie wurden als „Rohdiamant“ und „Jahrhundert-Talent“ bezeichnet.

Kroos: Das schon. Natürlich gibt es Verlockungen, natürlich besteht die Gefahr, dass man sich ändert. Aber es kommt immer auf den Typen an. Ich bin so erzogen worden, dass ich auf dem Boden bleibe. Ich wurde früh hochgejubelt, an mich wurden früh viele Dinge herangetragen. Aber es macht mich ja nicht zu einem besseren oder anderen Menschen, dass ich besser Fußball spielen kann als andere.

DFB.de: Wie sind Ihre Mannschaftskollegen in Rostock eigentlich damit umgegangen, dass der Wirbel um Ihre Person so groß war? Gab es Neider unter den Kollegen?

Kroos: Nein. Meine Mitspieler haben gesehen, dass ich der Alte geblieben bin. Diese Artikel habe ich ja auch nicht selber geschrieben, die Begriffe mir nicht selber ausgedacht. Das war unter den Kollegen in Rostock auch kein großes Thema.

DFB.de: Sie sind jetzt seit fünf Jahren nicht mehr Hansa-Spieler. Wie groß ist Ihr Bezug noch zu Ihrem ehemaligen Verein?

Kroos: Mein Vater ist dort noch A-Jugend-Trainer, deshalb schaue ich mir immer an, wie seine Mannschaft gespielt hat. Natürlich habe ich auch mitbekommen, dass Hansa in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, aber ansonsten ist der Bezug nicht mehr so groß.

DFB.de: Und generell zur Heimat? Wie sehr fehlt Ihnen die Ostsee? Gibt es etwas, dass Sie in München vermissen?

Kroos: Vermissen? Eher weniger. Ich bin ja auch ab und zu noch in Rostock und besuche meine Eltern. Außerdem habe ich mich nach meinem Wegzug aus Rostock immer wohlgefühlt, ob das in der Leverkusener Zeit in Köln war oder jetzt in München. Ich bin da, wo ich bin, glücklich. Natürlich komme ich immer gerne nach Hause, aber ich fühle mich in München wohl und bin dort glücklich.

DFB.de: War das von Beginn an so? Wie waren die ersten Tage im Internat der Bayern? Nicht einfach für einen 16-Jährigen, oder?

Kroos: Der Schritt war groß, keine Frage. Aber man hat es mir im Jugend-Internat in München sehr leicht gemacht, ich wurde auch von der Mannschaft sehr gut aufgenommen. Die Jungs sind auf mich zugekommen, haben mir alles gezeigt und mir das Eingewöhnen wirklich erleichtert. Hinzugekommen ist, dass es bei der A-Jugend des FC Bayern für mich auch sportlich sofort ziemlich gut lief.

DFB.de: Beim FC Bayern wurde die Rückennummer zehn für sie reserviert, bei der U-17 WM im Jahr 2007 in Südkorea wurden Sie zum besten Spieler gewählt. Wie sind Sie mit den immer größer werdenden Lobeshymnen umgegangen?

Kroos: Die Erwartungshaltung ist gestiegen, und es war nicht immer einfach, dem gerecht zu werden. Natürlich wurde dadurch Druck erzeugt, natürlich hat die Öffentlichkeit bei mir dann genauer hingeschaut.

DFB.de: Mittlerweile sind Sie nicht mehr Toni Kroos, das Mega-Talent, jetzt sind Sie einfach nur Toni Kroos, der Fußballer. Sind Sie froh, dass Sie den Talent-Status verlassen haben?

Kroos: Natürlich. Es ist ja nicht leicht, sich in der Liga als Profi und jetzt auch in der Nationalmannschaft zu etablieren. Schon gar nicht bei den vielen Vorschusslorbeeren, die ich hatte. Viele schaffen den Sprung nicht, ich habe es geschafft, das ist ein gutes Gefühl. Aber richtige Zweifel hatte ich nicht. Ich bin der Meinung, dass sich Qualität früher oder später durchsetzt. Darauf habe ich immer vertraut.

DFB.de: Sie hatten in München kurzfristig eine schwere Zeit und haben sich deswegen nach Leverkusen ausleihen lassen. Unter Trainer Jupp Heynckes sind Sie dort aufgeblüht und wurden zum Nationalspieler. Was macht ihn aus? Wie würden Sie Heynckes beschreiben?

Kroos: Bei ihm weiß jeder Spieler ganz genau, wo dran er ist. Er sagt jedem konkret, was er von ihm erwartet. Er hat mit den Spielern einen guten Austausch, die Kommunikation stimmt. Herr Heynckes hat für die Stimmungen in der Mannschaft ein gutes Gespür und weiß ganz genau, wann man Späße machen kann und wann hart gearbeitet werden muss. Er verfügt einfach über eine sehr große Erfahrung im Umgang mit Menschen, das merkt man in ganz vielen Situationen.

DFB.de: Also freuen Sie sich darüber, dass er in der kommenden Saison Ihr Trainer bei Bayern München sein wird?

Kroos: Ja. Ich finde das sehr gut. Ich freue mich aber nicht nur für mich, sondern auch für den Verein. Mit Jupp Heynckes bekommt der FC Bayern einen sehr guten Trainer.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie für Bayern in der Bundesliga 27 Spiele bestritten, sind Sie zufrieden mit dieser Bilanz?

Kroos: Ja. Ich bin mit dem Ziel zurück nach München gekommen, auch dort möglichst viel zu spielen. Das ist mir gelungen. Nach der Zeit in Leverkusen war es wichtig für mich, dass ich weiter so viel wie möglich auf dem Platz stehe. Natürlich hätte es auch noch mehr sein können. Ich war ja zu Beginn des Jahres zwei, drei Monate verletzt. Aber dann habe ich mich relativ schnell wieder in die Mannschaft gearbeitet.

DFB.de: Unter Andries Jonker, dem Nachfolger von Louis van Gaal, wurden Sie in den letzen Spielen der Saison jeweils nur eingewechselt.

Kroos: Ja, aber er hat mir genau erklärt, warum ich nicht von Beginn an spiele. Er hat mir auch gesagt, dass er genau so viel von mir hält wie van Gaal. In den fünf Spielen unter ihm ging es aber vor allem darum, die Defensive zu stabilisieren, darum haben die defensiver orientierten Spieler gespielt. Für mich war das kein Problem.

DFB.de: Also würden Sie sich als Stammspieler der Bayern bezeichnen.

Kroos: Ja. Wenn man sich die Bilanz ansieht, kann ich mich wirklich als Stammspieler fühlen.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Status in der Nationalmannschaft bezeichnen?

Kroos: In der Nationalmannschaft kann ich noch nicht davon sprechen, dass ich Stammspieler bin. Bei der WM im vergangenen Jahr wurde ich viermal eingewechselt, danach habe ich zwar relativ viele Spiele von Beginn an gemacht. Aber das war meist dann, wenn ein anderer Spieler verletzt war.

DFB.de: Sie gehören erst seit März 2010 zum Kreis der Nationalmannschaft, fühlen Sie sich hier schon voll etabliert?

Kroos: Alteingesessen bin ich noch nicht (lacht). Aber ich fühle mich hier sehr wohl, bin voll integriert, es macht immer wieder Spaß, hier zu sein. Seit der ersten Einladung gegen Argentinier war ich bei allen Maßnahmen dabei. Mittlerweile sind ja auch schon 17 Länderspiele daraus geworden, ganz schön viel in so kurzer Zeit.

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DFB.de: Gestern sind zwei Spieler neu zur Mannschaft gestoßen. Lewis Holtby war schon einmal dabei, für Sebastian Rudy ist die Einladung eine Premiere. Wie ist Ihr Eindruck von ihm?

Kroos: Ich kenne ihn schon aus der U 17. Er ist ein guter Junge, er wird sich hier schnell integrieren und mit allen gut klarkommen. Ich freue mich, dass beide jetzt hier sind. Wir haben mit ihnen ein paar Varianten mehr in unserem Spiel. Neue Spieler tun der Mannschaft immer gut.

DFB.de: Neu bei den Bayern wird in der kommenden Saison Manuel Neuer sein. Ist es gut auch für die Nationalmannschaft, wenn der Bayern-Block größer wird?

Kroos: Es schadet nicht, wenn in der Nationalmannschaft viele Spieler aus einem Verein kommen. Man ist dann eingespielt, man kennt sich gut. Für Bayern ist der Wechsel von Manuel das Beste, was passieren konnte. Denn Manuel ist das Beste, was es auf dieser Position gibt.

DFB.de: Im Spiel gegen Österreich haben Sie zeitweise an der Seite von Mats Hummels im defensiven Mittelfeld gespielt. Ist diese Variante zukunftsfähig?

Kroos: Es war wohl eher eine Notlösung (lacht). Es sind ja ein paar Sechser ausgefallen und ich glaube, dass Mats auch in Zukunft eher als Innenverteidiger eingeplant ist.

DFB.de: Am Dienstag spielt die Nationalmannschaft in Baku gegen Aserbaidschan. Das Hinspiel in Köln wurde 6:1 gewonnen, wird es wieder so einfach?

Kroos: Nein. Bei diesem Spiel kommen einige Dinge zusammen: die Reise, das Fliegen, die Zeitumstellung. Die Partie gegen Aserbaidschan wird noch einmal eine richtig schwere Aufgabe. Aber es liegt nur an uns: Wenn wir hochkonzentriert spielen, dann gewinnen wir.