Tomislav Stipic: "Ich will Spuren hinterlassen"

Mit einem kleinen Schritt hat die Amtszeit von Tomislav Stipic beim Drittligisten Stuttgarter Kickers begonnen. Bei seinem Debüt holte der 36-Jährige mit seiner Mannschaft einen Punkt, ein 1:1 beim Halleschen FC. Es war der erste Zähler nach zuvor sieben Niederlagen in Folge, die Vorgänger Horst Steffen den Job kosteten.

Stipic hatte zuvor vergeblich versucht, den FC Erzgebirge Aue zum Klassenverbleib in der 2. Bundesliga zu führen. Fahrt aufgenommen hatte seine Trainerkarriere im Nachwuchsbereich des FC Ingolstadt. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Tomislav Stipic mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Eigenschaften eines guten Trainers, die Gründe für die Entscheidung zu Gunsten der Kickers sowie eine Entscheidung gegen José Mourinho.

DFB.de: Mit dem 1:1 in Halle haben die Kickers bei Ihrem Einstand als Cheftrainer eine Serie von sieben Niederlagen gestoppt. Waren Sie zufrieden, Herr Stipic?

Tomislav Stipic: Es gab viele Lichtblicke. Wir hatten phasenweise die Stabilität, die notwendig ist, um in der 3. Liga zu punkten. Auf der anderen Seite konnten wir das nicht über die gesamte Spieldauer durchhalten, hatten nicht immer die richtigen Lösungen für das Verhalten des Gegners. Darüber hinaus haben wir zu viele Standards zugelassen, dafür aber aus dem Spiel heraus nur eine Möglichkeit nach Ballverlust. Insgesamt war ich nicht unzufrieden.

DFB.de: Was meinen Sie genau mit Stabilität?

Stipic: Für mich ist es in erster Linie die Fähigkeit, dem Gegner mit großem Widerstand zu begegnen, wenn er in Ballbesitz ist. Dieses Verhalten der Arbeit betrifft das gesamte Team und fängt bei den Stürmern an.

DFB.de: An welchen Stellschrauben müssen Sie nun am stärksten drehen, damit es konstant nach oben geht?

Stipic: Es geht auf dem Platz in beiden Richtungen um blindes Verständnis, es geht um Geschwindigkeit und Kraftentwicklung des Teams. In der Offensive wollen wir unseren Ideenreichtum entfalten, um Torchancen zu kreieren. Wichtig ist, dass wir auch immer kurze Erholungsphasen während einer Partie einplanen, um Kräfte zu sammeln und im Anschluss wieder unsere gemeinsame Idee mit Qualität füllen.

DFB.de: Was haben Sie bei Ihrer ersten Ansprache gesagt?

Stipic: Ein wichtiger Faktor ist gegenseitiges Vertrauen. Das benötigt Zeit, muss sich entwickeln. Es gab daher schon in den ersten Tagen viele Gespräche. Wenn ein neuer Trainer kommt, gibt es immer Veränderungen. Jede Veränderung muss die Mannschaft als Investition in eine erfolgreiche Zukunft begreifen.



Mit einem kleinen Schritt hat die Amtszeit von Tomislav Stipic beim Drittligisten Stuttgarter Kickers begonnen. Bei seinem Debüt holte der 36-Jährige mit seiner Mannschaft einen Punkt, ein 1:1 beim Halleschen FC. Es war der erste Zähler nach zuvor sieben Niederlagen in Folge, die Vorgänger Horst Steffen den Job kosteten.

Stipic hatte zuvor vergeblich versucht, den FC Erzgebirge Aue zum Klassenverbleib in der 2. Bundesliga zu führen. Fahrt aufgenommen hatte seine Trainerkarriere im Nachwuchsbereich des FC Ingolstadt. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Tomislav Stipic mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Eigenschaften eines guten Trainers, die Gründe für die Entscheidung zu Gunsten der Kickers sowie eine Entscheidung gegen José Mourinho.

DFB.de: Mit dem 1:1 in Halle haben die Kickers bei Ihrem Einstand als Cheftrainer eine Serie von sieben Niederlagen gestoppt. Waren Sie zufrieden, Herr Stipic?

Tomislav Stipic: Es gab viele Lichtblicke. Wir hatten phasenweise die Stabilität, die notwendig ist, um in der 3. Liga zu punkten. Auf der anderen Seite konnten wir das nicht über die gesamte Spieldauer durchhalten, hatten nicht immer die richtigen Lösungen für das Verhalten des Gegners. Darüber hinaus haben wir zu viele Standards zugelassen, dafür aber aus dem Spiel heraus nur eine Möglichkeit nach Ballverlust. Insgesamt war ich nicht unzufrieden.

DFB.de: Was meinen Sie genau mit Stabilität?

Stipic: Für mich ist es in erster Linie die Fähigkeit, dem Gegner mit großem Widerstand zu begegnen, wenn er in Ballbesitz ist. Dieses Verhalten der Arbeit betrifft das gesamte Team und fängt bei den Stürmern an.

DFB.de: An welchen Stellschrauben müssen Sie nun am stärksten drehen, damit es konstant nach oben geht?

Stipic: Es geht auf dem Platz in beiden Richtungen um blindes Verständnis, es geht um Geschwindigkeit und Kraftentwicklung des Teams. In der Offensive wollen wir unseren Ideenreichtum entfalten, um Torchancen zu kreieren. Wichtig ist, dass wir auch immer kurze Erholungsphasen während einer Partie einplanen, um Kräfte zu sammeln und im Anschluss wieder unsere gemeinsame Idee mit Qualität füllen.

DFB.de: Was haben Sie bei Ihrer ersten Ansprache gesagt?

Stipic: Ein wichtiger Faktor ist gegenseitiges Vertrauen. Das benötigt Zeit, muss sich entwickeln. Es gab daher schon in den ersten Tagen viele Gespräche. Wenn ein neuer Trainer kommt, gibt es immer Veränderungen. Jede Veränderung muss die Mannschaft als Investition in eine erfolgreiche Zukunft begreifen.

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DFB.de: Warum hatten Sie sich für das Engagement in Stuttgart entschieden?

Stipic: Die Gespräche waren vertrauensvoll und verlässlich. Ich hatte das Gefühl, gebraucht zu werden. Der Verein hat sich sehr um mich bemüht. Ich bin sicher, dass sich bei den Kickers langfristig etwas aufbauen lässt.

DFB.de: Etwas mehr als fünf Monate waren Sie nach Ihrem Rücktritt beim FC Erzgebirge Aue ohne Job. Wie haben Sie die Zeit genutzt?

Stipic: Ich habe unter anderem bei RB Leipzig und Dinamo Zagreb hospitiert, darüber hinaus viele Spiele und Fortbildungen in den Bereichen Management und Psychologie besucht sowie Vorträge gehalten. Wichtig war mir, die Zeit in Aue zu reflektieren, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und besser zu werden. Das hört, gerade bei einem Trainer, nie auf.

DFB.de: Vor Ihrem Engagement in Aue waren Sie noch nicht auf der großen Fußballbühne aufgetreten. Ein Nachteil?

Stipic: Ich war schon mit 25 Jahren Spielertrainer beim FC Hitzhofen in der elften Liga, habe alle Lizenz-Lehrgänge bis hin zum Fußball-Lehrer absolviert. Da ich als Spieler nie höherklassig in Erscheinung getreten war, habe ich gegenüber anderen Trainern vielleicht einen kleinen Nachteil: Ich bin noch keine Marke. Als Marke hat man es zu Beginn häufig leichter, einen Trainerjob zu bekommen. Unter dem Strich geht es aber nur um Qualität des Führens und des Lehrens.

DFB.de: Warum kann ein Trainer auch ohne die Erfahrungen als Spieler auf einem höheren Niveau auskommen?

Stipic: Es ist durchaus ein Fundament, einige Dinge selbst hautnah erlebt zu haben. Ein Profi ist in meinen Augen eine Ich-AG. Er ist sehr auf sich selbst fokussiert. Als Trainer muss man sich stark umstellen. Gefragt sind eher eine gewisse Selbstlosigkeit, aber dennoch klare Aussagen. Mein Vorteil ist, dass ich schon elf Jahre im Trainergeschäft bin. Ich konnte über die Jahre entziffern, was einen guten Trainer ausmacht. Ich denke daher nicht, dass ein guter Trainer mehrere hundert Bundesligapartien absolviert haben muss.

DFB.de: Warum hat es in Aue nicht hingehauen?

Stipic: Nach fünf Spieltagen hatte der FCE null Punkte auf dem Konto und ein Torverhältnis von 1:12. Am Ende waren es 36 Zähler. Gleichzeitig ist es uns gelungen, die Mannschaft entscheidend zu verjüngen. Die Entwicklung ging in die richtige Richtung. In den 15 Spielen im Jahr 2015 haben wir 22 Punkte geholt. Ich bin sicher, dass wir die Klasse gehalten hätten, wenn wir nur ein bis zwei Spieltage mehr zur Verfügung gehabt hätten, um den großen Rückstand zu überholen. Es war eine sehr lehrreiche und wichtige Zeit für mich in Aue.

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DFB.de: Stimmt es, dass Sie sich zwischen José Mourinho und Aue entscheiden mussten?

Stipic: In der Tat hatte ich die Möglichkeit, beim FC Chelsea zu hospitieren. Die Entscheidung für Aue ist mir dennoch leicht gefallen. Schließlich konnte ich im Alter von nur 35 Jahren einen Zweitligisten übernehmen. In meinen Augen war das eine einmalige Chance.

DFB.de: Von Ihnen stammt das Zitat: "Ich will ein großer Trainer werden." Was ist für Sie ein großer Trainer?

Stipic: Ein großer Trainer bringt die Identität des Vereins auf den Platz. Er macht Schwächen schwächer und Stärken stärker. Von Woche zu Woche versteht er es, seine Mannschaft ans Limit zu führen. Dabei bleibt er immer Mensch. Ich möchte so ein Trainer sein, der Spuren hinterlässt.

DFB.de: Ihre Heimpremiere steigt Samstag gegen den SV Werder Bremen II. Freuen Sie sich darauf?

Stipic: Absolut. Aktuell stehen nicht so viele Mannschaften hinter uns, Bremen ist eine davon. Daher müssen wir uns wohl mit der Favoritenrolle anfreunden. Wir werden uns akribisch vorbereiten. Unser Ziel ist es, über die kurze Winterpause auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern.

DFB.de: Vor rund 25 Jahren waren Sie vor dem Krieg aus dem damaligen Jugoslawien geflohen und nach Deutschland gekommen. Mit welchen Gefühlen beobachten Sie die aktuelle Flüchtlingssituation?

Stipic: Deutschland ist "mein" Land. Ich fühle mich hier wohl und sicher - egal, wo. Das empfinde ich als Privileg. Deutschland versucht seit Jahrzehnten, im In- und Ausland zu helfen. Die aktuelle Flüchtlingssituation ist mit der vor 25 Jahren sicher nicht vergleichbar. Damals waren es weniger Menschen. Ich vertraue der Führung des Landes, die auch diese Herausforderung meistern wird.