Thorsten Kinhöfer: "Wehmut ist dabei"

Nach der Premiere im Januar 2014 haben die besten deutschen Schiedsrichter und Assistenten in der vergangenen Woche zum zweiten Mal ihr Wintertrainingslager auf Mallorca absolviert. Für einen der Erfahrensten aus der über 70-köpfigen Gruppe waren die sechs Tage in Llucmayor gleichzeitig das letzte Trainingslager als aktiver Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Ein Anlass, gleichzeitig zurück und in die Zukunft zu blicken.

Im DFB.de-Gespräch der Woche gibt Kinhöfer gegenüber Mitarbeiter Tobias Altehenger Einblicke in sein Seelenleben und skizziert seine Sicht auf die Entwicklungen im Schiedsrichterwesen. Mittlerweile sind die Schiedsrichter zurück in Deutschland, das Gespräch wurde noch auf Mallorca geführt.

DFB.de: Herr Kinhöfer, im vergangenen Jahr war die Entscheidung der Schiedsrichterkommission, das Wintertrainingslager von Mainz auf die Balearen zu verlegen, noch eine echte Sensation. Im zweiten Jahr hat sich vermutlich schon vieles eingependelt und ist auch für die Aktiven zur Selbstverständlichkeit geworden. Wie sind Ihre Eindrücke in diesem Jahr?

Thorsten Kinhöfer: Wir haben wirklich exzellente Voraussetzungen hier auf Mallorca. Das Personal ist absolut zuvorkommend, die Bedingungen sind einfach klasse – sei es im Hotel selbst oder auf den Sportanlagen. Außerdem ist es für uns ein riesiger Vorteil, dass wir hier als einzige Gäste vor Ort sind – so ist man ungestört und braucht im Gespräch mit den Kollegen auch nicht immer penibel auf jedes Wort zu achten. Wir sind glücklich, dass wir wieder hier sein dürfen. Ein paar Grad wärmer könnte es allerdings noch sein.

DFB.de: Sie sind in Ihrem letzten Jahr als Bundesliga-Schiedsrichter. Kommt da insbesondere in so einer Trainingslager-Situation auch Wehmut auf?

Kinhöfer: Das darf und möchte ich auch nicht verneinen. Wenn man die Ziellinie vor Augen hat, dann ist vermutlich bei jedem ein bisschen Wehmut im Spiel. Es macht ja auch einfach Riesenspaß mit den Jungs – auch im hohen Alter von 46 noch. Wenngleich man sicherlich sagen muss, dass die jungen Burschen mit Mitte 20 hier anders agieren als die alten Hasen. Das ist eine andere Schiedsrichtergeneration, und das muss auch so sein. Aber trotzdem: Ganz unberührt lässt mich das nicht.

DFB.de: Jede Fehlentscheidung wird heute diskutiert, die Kameras erfassen jeden Winkel des Platzes. Inwieweit wird dadurch die Arbeit der Schiedsrichter beeinflusst?

Kinhöfer: Ich kann mich noch erinnern, wie es in meiner Kindheit war: Da gab es ausschließlich die ARD-Sportschau und wir haben gewartet, welche Tafeln Ernst Huberty umdreht und welche drei Spiele gezeigt wurden. Heute gibt es zig Kameras, die alles überwachen, Zusammenfassungen auf unzähligen Sendern und Online-Portalen, sodass dir jeder kleinste Fehler nachgewiesen werden kann. Die ganze Fernsehtechnik hat den Sport natürlich verändert. Dieser Entwicklung kann man sich aber nicht entziehen, also stellen wir Schiedsrichter uns dem selbstverständlich auch. Klar: Nach der zweiten Zeitlupe weiß man oft alles besser. Wo Menschen entscheiden, passieren nun mal Fehler, das ist doch ganz logisch – das war aber auch schon in den 70ern, 80ern und 90ern so.



Nach der Premiere im Januar 2014 haben die besten deutschen Schiedsrichter und Assistenten in der vergangenen Woche zum zweiten Mal ihr Wintertrainingslager auf Mallorca absolviert. Für einen der Erfahrensten aus der über 70-köpfigen Gruppe waren die sechs Tage in Llucmayor gleichzeitig das letzte Trainingslager als aktiver Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Ein Anlass, gleichzeitig zurück und in die Zukunft zu blicken.

Im DFB.de-Gespräch der Woche gibt Kinhöfer gegenüber Mitarbeiter Tobias Altehenger Einblicke in sein Seelenleben und skizziert seine Sicht auf die Entwicklungen im Schiedsrichterwesen. Mittlerweile sind die Schiedsrichter zurück in Deutschland, das Gespräch wurde noch auf Mallorca geführt.

DFB.de: Herr Kinhöfer, im vergangenen Jahr war die Entscheidung der Schiedsrichterkommission, das Wintertrainingslager von Mainz auf die Balearen zu verlegen, noch eine echte Sensation. Im zweiten Jahr hat sich vermutlich schon vieles eingependelt und ist auch für die Aktiven zur Selbstverständlichkeit geworden. Wie sind Ihre Eindrücke in diesem Jahr?

Thorsten Kinhöfer: Wir haben wirklich exzellente Voraussetzungen hier auf Mallorca. Das Personal ist absolut zuvorkommend, die Bedingungen sind einfach klasse – sei es im Hotel selbst oder auf den Sportanlagen. Außerdem ist es für uns ein riesiger Vorteil, dass wir hier als einzige Gäste vor Ort sind – so ist man ungestört und braucht im Gespräch mit den Kollegen auch nicht immer penibel auf jedes Wort zu achten. Wir sind glücklich, dass wir wieder hier sein dürfen. Ein paar Grad wärmer könnte es allerdings noch sein.

DFB.de: Sie sind in Ihrem letzten Jahr als Bundesliga-Schiedsrichter. Kommt da insbesondere in so einer Trainingslager-Situation auch Wehmut auf?

Kinhöfer: Das darf und möchte ich auch nicht verneinen. Wenn man die Ziellinie vor Augen hat, dann ist vermutlich bei jedem ein bisschen Wehmut im Spiel. Es macht ja auch einfach Riesenspaß mit den Jungs – auch im hohen Alter von 46 noch. Wenngleich man sicherlich sagen muss, dass die jungen Burschen mit Mitte 20 hier anders agieren als die alten Hasen. Das ist eine andere Schiedsrichtergeneration, und das muss auch so sein. Aber trotzdem: Ganz unberührt lässt mich das nicht.

DFB.de: Jede Fehlentscheidung wird heute diskutiert, die Kameras erfassen jeden Winkel des Platzes. Inwieweit wird dadurch die Arbeit der Schiedsrichter beeinflusst?

Kinhöfer: Ich kann mich noch erinnern, wie es in meiner Kindheit war: Da gab es ausschließlich die ARD-Sportschau und wir haben gewartet, welche Tafeln Ernst Huberty umdreht und welche drei Spiele gezeigt wurden. Heute gibt es zig Kameras, die alles überwachen, Zusammenfassungen auf unzähligen Sendern und Online-Portalen, sodass dir jeder kleinste Fehler nachgewiesen werden kann. Die ganze Fernsehtechnik hat den Sport natürlich verändert. Dieser Entwicklung kann man sich aber nicht entziehen, also stellen wir Schiedsrichter uns dem selbstverständlich auch. Klar: Nach der zweiten Zeitlupe weiß man oft alles besser. Wo Menschen entscheiden, passieren nun mal Fehler, das ist doch ganz logisch – das war aber auch schon in den 70ern, 80ern und 90ern so.

DFB.de: Im Bereich der Schiedsrichtertechnik hat es in der Hinrunde Neuerungen gegeben. Das Freistoßspray ist bereits eingeführt, zur Sommerpause kommt dann die Torlinientechnologie. Begrüßen Sie diese Änderungen?

Kinhöfer: Wir dürfen vor Innovationen nicht zurückschrecken, die Frage ist aber, womit man dem Schiedsrichter hilft und womit man ihm vielleicht eher etwas aufbürdet. Das Freistoßspray ist für mich ein nützliches Begleitobjekt, das sicherlich hilft, für eine Spielleitung aus meiner Sicht aber kein Muss ist. Die Torlinientechnologie ist dagegen gerade für die Assistenten eine Top-Hilfe, weil man bisher – manchmal aus ungünstiger Position – in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung mit enormer Tragweite treffen musste.

DFB.de: Ihre Laufbahn als Schiedsrichter endet im Sommer. Wissen Sie schon, wie es bei Ihnen anschließend weitergeht? Werden Sie dem Fußball – womöglich auch in offizieller Funktion – erhalten bleiben?

Kinhöfer: Darüber werden wir in der Rückrunde sicherlich das ein oder andere Gespräch führen, aktuell ist da aber noch nichts spruchreif. Mit dem letzten Pfiff ist der Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer Geschichte – ob es dann einen Schiedsrichter-Coach Thorsten Kinhöfer geben wird, das wird sich zeigen. Es läge natürlich nahe und ich möchte dem Fußball gerne etwas zurückgeben. Insofern ist es vermutlich keine allzu gewagte Prognose, dass ich dem Schiedsrichterwesen auch nach dem Sommer – in welcher Form auch immer – erhalten bleibe.