Thomforde: "Wir haben guten Torhüter-Nachwuchs"

Klaus Thomforde lebt Fußball. Der 49-Jährige ist bereits beim DFB als Torwarttrainer der U 17 und U 20-Nationalmannschaft aktiv, trainiert zudem beim FC St. Pauli die Ballfänger der U 16, U 17 und U 19. Und als wäre das nicht schon genug, übernahm er im Januar auch noch den Trainerposten beim Hamburger Oberligisten TuS Germania Schnelsen.

Der langjährige St. Pauli Torwart (1983 bis 1999) wurde früher auf Grund seiner emotionalen Ausbrüche als "Das Tier im Tor" bezeichnet. Auch als Trainer handelt er gefühlsbetont. Es ist Abschlusstraining bei der TuS Germania: Konzentriert schaut er seinen Spielern beim Trainingsspiel zu. Entdeckt er dabei Unkonzentriertheit oder mangelnde Laufbereitschaft, rennt er auf das Feld und gibt lautstark seine Meinung von sich.

Beim Interview mit DFB.de-Mitarbeiter Oliver Jensen präsentiert sich Klaus Thomforde eher zurückhaltend, wählt seine Antworten mit viel Bedacht und spricht über die Gratwanderung zwischen U-Nationalmannschaft und Amateurfußball sowie den deutschen Torhüternachwuchs.

DFB.de: Klaus Thomforde, Sie galten früher als "Das Tier im Tor". Sind Sie nun das "Tier am Spielfeldrand"?

Klaus Thomforde: Nein, grundsätzlich möchte ich ruhig bleiben, um die Spielsituationen zu beobachten und gegebenenfalls taktische Veränderungen vorzunehmen.

DFB.de: Wie lange mussten Sie darüber nachdenken, ob Sie einen Hamburger Oberligisten, also einen Verein der fünften Liga, übernehmen?

Thomforde: Ich musste lange überlegen, weil ich eigentlich keine Zeit dafür habe. Es war mehr ein Freundschaftsdienst gegenüber dem Sportlichen Leiter Holger Speethmann. Wir haben letztendlich eine gute Lösung mit zwei weiteren Trainern gefunden, die mich vertreten, wenn ich zum Beispiel mit dem DFB unterwegs bin.

DFB.de: Bei der U 20-Nationalmannschaft trainieren Sie ambitionierte Jungprofis. Ist es nicht wie ein kleiner Kulturbruch, wenn Sie einen Tag später eine Oberligamannschaft trainieren?

Thomforde: Natürlich ist es ein anderes Niveau. Von der Technik und dem taktischen Verständnis ist es ein großer Unterschied, außerdem sind die Nationalspieler athletisch besser ausgebildet. Trotzdem ist es reizvoll, hier eine ganze Mannschaft zu trainieren und nicht nur die Torhüter. Das bringt auch mich als Trainer weiter.

DFB.de: Torwarttrainer oder Cheftrainer: Welche Aufgabe reizt Sie grundsätzlich mehr?

Thomforde: Ich fühle mich als Torwarttrainer und auch als Trainer wohl. Mich reizt einfach das Trainerleben. Als Spezialtrainer kann man sich mehr auf Details konzentrieren, als Cheftrainer muss man hingegen auf viel mehr Dinge achten und benötigt einen großen Trainerstab.

DFB.de: Warum gibt es so wenig ehemalige Torhüter, die als Cheftrainer arbeiten?

Thomforde: Es gibt einfach deutlich weniger ehemalige Torhüter als ehemalige Feldspieler. Ansonsten denke ich, dass jeder sich über die Qualifikation der Scheine taktisch so weiterbildet, dass man es an die Spieler weitergibt. Das hängt nicht von der früheren Spielposition ab.

DFB.de: Sie trainieren die Torhüter der U 17 und U 20. Daher können Sie sicherlich beantworten, wie es um den deutschen Torhüter-Nachwuchs bestellt ist.

Thomforde: Insgesamt können wir sehr zufrieden sein. Aber wir sollten uns darauf nicht ausruhen und weiter hart arbeiten, damit wir immer neue Jungs nachrücken und ausbilden lassen.

DFB.de: Was sind die typischen Defizite eines U 17-Torhüters?

Thomforde: Jungen Torhütern fehlt selbstverständlich die Erfahrung, viele Spielsituationen durchgespielt zu haben. Da haben ältere Torhüter einen Vorteil. Solche Spielsituationen werden im Kopf eines Torhüters abgespeichert, so entstehen die nötigen Automatismen im Spiel. Zudem ist die Athletik bei einem jungen Torhüter noch nicht so ausgebildet wie im Männerbereich.

DFB.de: Wie hat sich das Torhüterspiel seit Ihrer aktiven Zeit verändert?

Thomforde: Es veränderte sich bereits während meiner aktiven Zeit, als die Rückpassregel eingeführt wurde. Plötzlich mussten Torhüter mitspielen. Das war damals deutlich schwieriger. Heute lernen das die Torhüter von kleinauf, werden bereits in den Leistungszentren darauf vorbereitet. Außerdem sind auch die Hintermannschaften besser auf das Spiel der Torhüter eingestellt. Früher hat sich kein Verteidiger freigelaufen, um vom Torhüter angespielt werden zu können. Mittlerweile ist das taktisch besser aufeinander abgestimmt.

DFB.de: Bekommen U-Nationalmannschaften Ihrer Meinung nach genug Aufmerksamkeit?

Thomforde: Die Jungs haben genug Druck und Stress - da ist es Vielleicht gut, dass sich die Spieler in Ruhe entwickeln können, ohne ständig in den Medien aufzutauchen. Aber wenn ich daran denke, dass die U 17 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko vor ausverkauftem Haus, vor knapp 100.000 Zuschauer gespielt hat, kann das öffentliche Interesse nicht so gering sein.

DFB.de: Und nun bestreitet Deutschland die U 17-Eliterunde im eigenen Land.

Thomforde: Richtig. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen die Eliterunde bestehen. Das ist unser Ziel, und das ist auch realistisch - der Start mit 4:0 gegen die Türkei war schon mal gut.

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Klaus Thomforde lebt Fußball. Der 49-Jährige ist bereits beim DFB als Torwarttrainer der U 17 und U 20-Nationalmannschaft aktiv, trainiert zudem beim FC St. Pauli die Ballfänger der U 16, U 17 und U 19. Und als wäre das nicht schon genug, übernahm er im Januar auch noch den Trainerposten beim Hamburger Oberligisten TuS Germania Schnelsen.

Der langjährige St. Pauli Torwart (1983 bis 1999) wurde früher auf Grund seiner emotionalen Ausbrüche als "Das Tier im Tor" bezeichnet. Auch als Trainer handelt er gefühlsbetont. Es ist Abschlusstraining bei der TuS Germania: Konzentriert schaut er seinen Spielern beim Trainingsspiel zu. Entdeckt er dabei Unkonzentriertheit oder mangelnde Laufbereitschaft, rennt er auf das Feld und gibt lautstark seine Meinung von sich.

Beim Interview mit DFB.de-Mitarbeiter Oliver Jensen präsentiert sich Klaus Thomforde eher zurückhaltend, wählt seine Antworten mit viel Bedacht und spricht über die Gratwanderung zwischen U-Nationalmannschaft und Amateurfußball sowie den deutschen Torhüternachwuchs.

DFB.de: Klaus Thomforde, Sie galten früher als "Das Tier im Tor". Sind Sie nun das "Tier am Spielfeldrand"?

Klaus Thomforde: Nein, grundsätzlich möchte ich ruhig bleiben, um die Spielsituationen zu beobachten und gegebenenfalls taktische Veränderungen vorzunehmen.

DFB.de: Wie lange mussten Sie darüber nachdenken, ob Sie einen Hamburger Oberligisten, also einen Verein der fünften Liga, übernehmen?

Thomforde: Ich musste lange überlegen, weil ich eigentlich keine Zeit dafür habe. Es war mehr ein Freundschaftsdienst gegenüber dem Sportlichen Leiter Holger Speethmann. Wir haben letztendlich eine gute Lösung mit zwei weiteren Trainern gefunden, die mich vertreten, wenn ich zum Beispiel mit dem DFB unterwegs bin.

DFB.de: Bei der U 20-Nationalmannschaft trainieren Sie ambitionierte Jungprofis. Ist es nicht wie ein kleiner Kulturbruch, wenn Sie einen Tag später eine Oberligamannschaft trainieren?

Thomforde: Natürlich ist es ein anderes Niveau. Von der Technik und dem taktischen Verständnis ist es ein großer Unterschied, außerdem sind die Nationalspieler athletisch besser ausgebildet. Trotzdem ist es reizvoll, hier eine ganze Mannschaft zu trainieren und nicht nur die Torhüter. Das bringt auch mich als Trainer weiter.

DFB.de: Torwarttrainer oder Cheftrainer: Welche Aufgabe reizt Sie grundsätzlich mehr?

Thomforde: Ich fühle mich als Torwarttrainer und auch als Trainer wohl. Mich reizt einfach das Trainerleben. Als Spezialtrainer kann man sich mehr auf Details konzentrieren, als Cheftrainer muss man hingegen auf viel mehr Dinge achten und benötigt einen großen Trainerstab.

DFB.de: Warum gibt es so wenig ehemalige Torhüter, die als Cheftrainer arbeiten?

Thomforde: Es gibt einfach deutlich weniger ehemalige Torhüter als ehemalige Feldspieler. Ansonsten denke ich, dass jeder sich über die Qualifikation der Scheine taktisch so weiterbildet, dass man es an die Spieler weitergibt. Das hängt nicht von der früheren Spielposition ab.

DFB.de: Sie trainieren die Torhüter der U 17 und U 20. Daher können Sie sicherlich beantworten, wie es um den deutschen Torhüter-Nachwuchs bestellt ist.

Thomforde: Insgesamt können wir sehr zufrieden sein. Aber wir sollten uns darauf nicht ausruhen und weiter hart arbeiten, damit wir immer neue Jungs nachrücken und ausbilden lassen.

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DFB.de: Was sind die typischen Defizite eines U 17-Torhüters?

Thomforde: Jungen Torhütern fehlt selbstverständlich die Erfahrung, viele Spielsituationen durchgespielt zu haben. Da haben ältere Torhüter einen Vorteil. Solche Spielsituationen werden im Kopf eines Torhüters abgespeichert, so entstehen die nötigen Automatismen im Spiel. Zudem ist die Athletik bei einem jungen Torhüter noch nicht so ausgebildet wie im Männerbereich.

DFB.de: Wie hat sich das Torhüterspiel seit Ihrer aktiven Zeit verändert?

Thomforde: Es veränderte sich bereits während meiner aktiven Zeit, als die Rückpassregel eingeführt wurde. Plötzlich mussten Torhüter mitspielen. Das war damals deutlich schwieriger. Heute lernen das die Torhüter von kleinauf, werden bereits in den Leistungszentren darauf vorbereitet. Außerdem sind auch die Hintermannschaften besser auf das Spiel der Torhüter eingestellt. Früher hat sich kein Verteidiger freigelaufen, um vom Torhüter angespielt werden zu können. Mittlerweile ist das taktisch besser aufeinander abgestimmt.

DFB.de: Bekommen U-Nationalmannschaften Ihrer Meinung nach genug Aufmerksamkeit?

Thomforde: Die Jungs haben genug Druck und Stress - da ist es Vielleicht gut, dass sich die Spieler in Ruhe entwickeln können, ohne ständig in den Medien aufzutauchen. Aber wenn ich daran denke, dass die U 17 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko vor ausverkauftem Haus, vor knapp 100.000 Zuschauer gespielt hat, kann das öffentliche Interesse nicht so gering sein.

DFB.de: Und nun bestreitet Deutschland die U 17-Eliterunde im eigenen Land.

Thomforde: Richtig. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen die Eliterunde bestehen. Das ist unser Ziel, und das ist auch realistisch - der Start mit 4:0 gegen die Türkei war schon mal gut.