Thomas Linke: "Wir können ein Sprungbrett sein"

Thomas Linke, Sportdirektor des FC Ingolstadt, spricht im exklusiven Interview mit DFB.de über das Pokalspiel beim VfL Wolfsburg heute (ab 19 Uhr, live auf Sky), mittelfristige Ziele des Vereins und einen nächtlichen Zweikampf beim FC Bayern mit Stefan Effenberg, der mit einem Pokal im Bett endete.

DFB.de: Herr Linke, im letzten Auswärtsspiel in der 2. Bundesliga hat der FC Ingolstadt 1:0 beim 1. FC Köln gewonnen. Taugt dieser Auftritt als Muster für das Pokalspiel beim VfL Wolfsburg?

Thomas Linke: Ich weiß nicht, ob man das miteinander vergleichen kann. Vom Stadion, vom Gefühl her ist Köln schon ein Erstligist. Das ist sicher ähnlich. Aber ich glaube, Wolfsburg ist noch mal eine andere Nummer.

DFB.de: Wie optimistisch macht Sie die insgesamt gute Auswärtsbilanz des FC Ingolstadt?

Linke: Das zeichnet uns schon in den vergangenen zwei Jahren aus, dass wir auswärts relativ stabil sind. Das macht schon Mut für das Spiel in Wolfsburg. Aber wir wissen, dass wir klarer Außenseiter sind.

DFB.de: Seit Trainer Ralph Hasenhüttl die Mannschaft Anfang Oktober übernommen hat, ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Was zeichnet seine Arbeit aus?

Linke: Ralph hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, eine sehr positive Stimmung reinzubringen. Und natürlich haben auch die raschen Erfolge geholfen, dass die Mannschaft wieder an sich glaubt. Wir waren immer überzeugt, dass der Kader eine hohe Qualität hat, hatten aber einen sehr schlechten Saisonstart. Dadurch ging das Selbsvertrauen in den Keller. Das Wichtigste, was der Ralph geschafft hat: schnell in die Köpfe der Spieler zu kommen und dadurch, dass er ein positiver Typ ist, auch schnell Erfolgserlebnisse zu haben.

DFB.de: Wird es in Wolfsburg darauf ankommen, dass man die Aufgabe mutig angeht?



Thomas Linke, Sportdirektor des FC Ingolstadt, spricht im exklusiven Interview mit DFB.de über das Pokalspiel beim VfL Wolfsburg heute (ab 19 Uhr, live auf Sky), mittelfristige Ziele des Vereins und einen nächtlichen Zweikampf beim FC Bayern mit Stefan Effenberg, der mit einem Pokal im Bett endete.

DFB.de: Herr Linke, im letzten Auswärtsspiel in der 2. Bundesliga hat der FC Ingolstadt 1:0 beim 1. FC Köln gewonnen. Taugt dieser Auftritt als Muster für das Pokalspiel beim VfL Wolfsburg?

Thomas Linke: Ich weiß nicht, ob man das miteinander vergleichen kann. Vom Stadion, vom Gefühl her ist Köln schon ein Erstligist. Das ist sicher ähnlich. Aber ich glaube, Wolfsburg ist noch mal eine andere Nummer.

DFB.de: Wie optimistisch macht Sie die insgesamt gute Auswärtsbilanz des FC Ingolstadt?

Linke: Das zeichnet uns schon in den vergangenen zwei Jahren aus, dass wir auswärts relativ stabil sind. Das macht schon Mut für das Spiel in Wolfsburg. Aber wir wissen, dass wir klarer Außenseiter sind.

DFB.de: Seit Trainer Ralph Hasenhüttl die Mannschaft Anfang Oktober übernommen hat, ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Was zeichnet seine Arbeit aus?

Linke: Ralph hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, eine sehr positive Stimmung reinzubringen. Und natürlich haben auch die raschen Erfolge geholfen, dass die Mannschaft wieder an sich glaubt. Wir waren immer überzeugt, dass der Kader eine hohe Qualität hat, hatten aber einen sehr schlechten Saisonstart. Dadurch ging das Selbsvertrauen in den Keller. Das Wichtigste, was der Ralph geschafft hat: schnell in die Köpfe der Spieler zu kommen und dadurch, dass er ein positiver Typ ist, auch schnell Erfolgserlebnisse zu haben.

DFB.de: Wird es in Wolfsburg darauf ankommen, dass man die Aufgabe mutig angeht?

Linke: Für uns als Verein ist das Spiel in Wolfsburg eine großartige Geschichte. Wir sind erstmals in der Vereinsgeschichte so weit gekommen im Pokal. Von daher ist das sicherlich ein Bonusspiel für uns. Für uns sind die Ligaspiele wichtiger, nach Wolfsburg spielen wir in Cottbus. Wolfsburg ist ähnlich wie Köln: Ein Gegner, der eigentlich übermächtig erscheint - und gegen den man trotzdem eine Chance hat und darüber auch viel Selbstvertrauen mitnehmen kann.

DFB.de: Welche besonderen Erinnerungen an den Pokal haben Sie aus Ihrer Profikarriere?

Linke: Ich hatte viele positive Erlebnisse im Pokal. Ich durfte ihn ja doch das ein oder andere Mal gewinnen. Und Berlin ist immer eine Reise wert. Das Finale dort ist eine Sensation von der Stimmung her. Es ist jedem zu wünschen, mal in Berlin im Endspiel zu stehen. Allein schon vom Gefühl her, das ist Wahnsinn.

DFB.de: Mit einem Pokal sind Sie sogar mal ins Bett gegangen, auch wenn das der aus der Champions League war.

Linke: Das stimmt. 1999 hatten wir mit Bayern München das Finale der Champions League verloren, gegen Manchester United in der Nachspielzeit. Und nach dem grandiosen Sieg 2001 haben wir natürlich umso ausgelassener gefeiert. Ich war damals einer der Letzten, die wach waren, zusammen mit Stefan Effenberg. Wir haben uns in der Früh um den Pokal gestritten. Den letzten Zweikampf dieser Nacht habe ich gewonnen und durfte den Pokal mit ins Bett nehmen. Das war schon ein besonderes Erlebnis.

DFB.de: Wie eng ist Ihr Kontakt noch zum FC Bayern?

Linke: Es verlebt sich natürlich vieles, mit dem ein oder anderen bin ich aber schon noch in Kontakt. Es freut mich, was da gerade für eine Entwicklung durchgemacht wird. Das ist schon beeindruckend.

DFB.de: Zurück zum DFB-Pokal: Mit einer Pokalüberraschung, dem 2:1 mit Zweitligist Rot-Weiß Erfurt 1991 gegen Schalke 04, kam Ihre Karriere so richtig in Schwung.

Linke: Das war für meine persönliche Karriere ein sehr, sehr schönes Erlebnis. Durch den Erfolg und auch, weil ich ganz gut gespielt habe, kam der Wechsel im Sommer danach zu Schalke zustande. Es ist ja so: Die Spiele werden zwar gescoutet, egal, auf welchem Niveau. Für die Trainer und Scouts ist es aber wichtig, die Spieler auch mal auf einem anderen Niveau zu sehen, um beurteilen zu können, wie weit es reichen könnte. Und wenn man in so einem Spiel wie damals mit Erfurt eine gute Leistung abliefert, kann man sich für die höhere Stufe natürlich noch mehr empfehlen.

DFB.de: Wie verfolgen Sie das mittelfristige Ziel, mit Ingolstadt gegen Bayern, Schalke und Wolfsburg in der ersten Bundesliga zu spielen?

Linke: Als Sportler und Verein möchte man immer den maximalen Erfolg. Aber der FC Ingolstadt ist noch ein sehr, sehr junger Verein. Deswegen müssen wir da eine gewisse Geduld haben. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war sensationell, wenn man sieht, was hier alles entstanden ist - allein, wenn man sich die Infrastruktur ansieht. Das Stadion ist jetzt drei Jahre alt, wir bauen gerade ein neues Funktionsgebäude, ein Jugendhaus. Wir gucken schon, dass wir uns in der Region finden, wachsen, einen attraktiven Fußball spielen und die Leute gerne zu uns ins Stadion kommen. Da haben wir noch ein bisschen Nachholbedarf, aber die Basis dafür wird immer besser.

DFB.de: Wie sieht der Zeitplan für den Aufstieg aus?

Linke: Ziel ist es natürlich, irgendwann einmal oben anzugreifen. Aber es gibt keinen Zeitplan dahingehend, dass man sagt: Wir müssen im kommenden Jahr in die Bundesliga. Grundsätzlich ist das Ziel, in der Region anzukommen und regelmäßig in der zweiten Liga eine vernünftige Rolle zu spielen. Dass diese Liga nicht so einfach ist, sieht man gerade in diesem Jahr wieder. Es ist unheimlich eng, man muss immer bereit sind, 100 Prozent zu investieren. Und die Mannschaften, die mal das Gefühl haben, es geht mit fünf Prozent weniger, die haben in dieser Liga ein Problem. Wenn du unten stehst, ist es natürlich auch schwierig, den Schalter wieder umzulegen.

DFB.de: Deutet der aktuelle Kader mit einigen ehemaligen Erstligaprofis und jungen Talenten an, wie Ingolstadt auch in Zukunft plant?

Linke: Mein Wunsch ist es, eine vernünftige Mischung zu haben. Anfangs hatten wir einen im Schnitt alten Kader. Ich glaube aber, dass wir gerade an diesem Standort jungen Talenten eine Chance geben sollten. Das geht allerdings nur, wenn du eine Achse etablierter Spieler hast, die die jungen Spieler mit ihrer Erfahrung führen können. Wenn man sieht, wie viele junge Spieler inzwischen zu uns gekommen sind, kann man schon erkennen, dass das unser Weg sein wird in der Zukunft. Wir werden weiterhin versuchen, junge Spieler mit Qualität hierher zu holen wie Danny da Costa, Philipp Hofmann, Danilo Soares, Alfredo Morales und Pascal Groß, denen wir die Chance geben, zu spielen und sich zu zeigen. Das verbinden wir mit den älteren Spielern, die ihre Erfahrung weitergeben sollen.

DFB.de: Auffällig ist, dass Sie als Sportdirektor stets bei Vereinen arbeiten, die eine Konzernanbindung haben. War das jeweils eine gezielte Wahl?

Linke: Bei Red Bull Salzburg wurde mir die Chance gegeben, nach meiner Zeit als Spieler ins Management zu rutschen. Ich hatte schon beim FC Bayern, als ich für die zweite Mannschaft gespielt habe, den Wunsch, durch alle Abteilungen zu laufen, was sich aber durch die Chance in Salzburg erledigt hatte. Diese Entscheidung war nicht wirklich bewusst. Die Entscheidung, danach zu Red Bull Leipzig zu gehen, unter der gleichen Führung, dagegen schon. Und die Entscheidung für den FC Ingolstadt ebenso, weil ich gesehen habe, dass das ein Verein ist, bei dem vieles möglich ist.

DFB.de: Inwieweit erleichtert der finanzielle Background eines Konzerns die Arbeit als Sportdirektor?

Linke: In der zweiten Liga gibt es jetzt den 1. FC Köln, den 1. FC Kaiserlautern und es gab vorher Eintracht Frankfurt und Hertha BSC Berlin, die andere finanzielle Möglichkeiten hatten. Ansonsten kämpfen die Vereine ungefähr mit gleichen Mitteln. In Leipzig war es sicher so, dass mir als Sportdirektor in der vierten Liga herausragende Mittel zur Verfügung standen. Die Schwierigkeit ist aber, dass du die Spieler, die dich um Klassen verbessern, trotzdem nicht für diese Liga gewinnen kannst. Klar ist es ein Vorteil, wenn man mehr Geld zur Verfügung hat und keine Existenzsorgen haben muss. Aber die sportlichen Argumente sind für die meisten Spieler ausschlaggebend.

DFB.de: Schwierig ist die Akzeptanz bei den Fußballfans, auch in Ingolstadt. Was kann man dem aus Sicht eines Sportdirektors begegnen?

Linke: Man muss sich die Entwicklung der vergangenen Jahre ansehen: Angefangen hat Ingolstadt mit 500 Zuschauern, jetzt haben wir einen Schnitt von knapp 7500. Das zeigt, dass der Fußball auch hier angenommen wird.

DFB.de: Ist der Pokalgegner VfL Wolfsburg auch so etwas wie ein Modell für den FC Ingolstadt, wohin die Entwicklung unter diesen Voraussetzungen gehen könnte?

Linke: Ich glaube, jeder macht sich seine eigenen Gedanken, und jeder Verein hat seine eigene Identität. Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, schauen dabei natürlich auch, was andere Vereine machen. Aber unser Ansatz muss sein, dass man mit vielen jungen Spielern arbeitet und einen attraktiven Fußball spielt. Dann bekommt man auch Spieler, die uns nicht als Endstation sehen und in die Bundesliga wollen. Wir können für diese Spieler ein Sprungbrett sein. Jeder Spieler, der bei uns besser wird, hilft, die Mannschaft besser zu machen und einen attraktiven Fußball zu spielen.