Thomas Bach: "Den Sport in das Grundgesetz schreiben"

Dr. Thomas Bach ist einer der bedeutsamsten Sportfunktionäre Deutschlands und auch in internationalen Gremien ebenso anerkannt wie einflussreich. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), zugleich Vizepräsident und Exekutivkomitee-Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ist auch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein wichtiger und kompetenter Ansprechpartner. So war der 53-Jährige im Aufsichtsrat des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und gehört nun dem Bewerbungskomitee für die Frauenfußball-WM 2011 an.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" verrät der promovierte Jurist Bach, welchem Verein er im DFB-Pokalfinale die Daumen drückt, wie seine Bilanz der WM 2006 ausfällt, was er sich von einer Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland verspricht und wie er die Zusammenarbeit mit DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger beurteilt. Außerdem zieht der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister im Florettfechten ein Fazit seines ersten Jahres als DOSB-Präsident.

Frage: Herr Dr. Bach, Sie gehören dem Bewerbungskomitee des DFB für die Frauen-WM 2011 an und waren im Aufsichtsrat des OK für die WM 2006 dabei. Woher rührt eigentlich Ihre Begeisterung für den Fußball?

Dr. Thomas Bach: Als Kind wollte ich eigentlich Fußballer werden, ich war begeisterter Straßenfußballer. Bei uns in Tauberbischofsheim hat Emil Beck damals aber den Fechtclub aufgebaut, und meine Eltern haben mich dahin geschickt, weil dort eine sehr gute Jugendarbeit betrieben wurde. Ganz falsch lagen sie ja nicht, wie meine weitere sportliche Entwicklung zeigte.

Frage: Ihr Herz schlägt für den 1. FC Nürnberg, der eine gute Saison spielt und am 26. Mai im Olympiastadion Berlin gegen den VfB Stuttgart das Endspiel um den DFB-Pokal bestreitet. Sie können zufrieden sein?

Dr. Thomas Bach: Aber natürlich, ich bin sehr zufrieden und glaube fest daran: Der Club wird in Berlin Pokalsieger. Das Finale werde ich mir natürlich vor Ort anschauen.

Frage: Das Olympiastadion in Berlin kennen sie ja mittlerweile bestens. Dort waren Sie beim Finale der WM 2006, auch in der Bewerbung der Frauen-WM spielt es eine Rolle. Ist das Stadion für eine solche Veranstaltung nicht zu groß?

Dr. Thomas Bach: Wir erinnern uns alle nur allzu gern an die WM 2006, die tolle Stimmung, die spannenden Spiele. Es wäre doch eine schöne Geste, wenn die WM quasi weitergereicht wird – von dem Ort des Endspiels 2006 an den des Eröffnungsspiels 2011. Ich bin sicher, dass zum Auftaktspiel der Frauen-WM das Stadion ausverkauft sein kann. Die Idee, dieses in Berlin auszutragen, hat auch den Charme, damit zu signalisieren, dass das ganze Land sich auf diese WM freut. Und ich bin mir sicher, dass dem so ist. Im Olympiastadion werde ich natürlich aber auch schon 2009 sein, wenn in Berlin die Leichtathletik-WM stattfindet. Diese Arena bietet einfach gute Voraussetzungen für große Veranstaltungen.

Frage: Als IOC-Vizepräsident bewegen Sie sich ständig im internationalen Sport. Wie wichtig war die WM 2006 eigentlich für Deutschland? Wie wurde das Ereignis international aufgenommen?

Dr. Thomas Bach: Man hat gesehen, dass Deutschland ein großartiger Gastgeber für internationale Sportereignisse ist. Das haben auch die Weltreiterspiele 2006, die Hockey-WM 2006 und die Handball-WM 2007 gezeigt. Und wir erleben in diesem Jahr ja noch einige Titelkämpfe mehr: in Berlin die im Modernen Fünfkampf, die Triathlon-WM in Hamburg, Radsport und Turnen in Stuttgart, Kanu in Duisburg und Rudern in München. Deutschland hat seinen festen Platz auf der Landkarte des internationalen Sports. Die Fußball-WM hat hervorragend dazu beigetragen, den Ruf zu stärken, den wir in Sportkreisen ohnehin schon besitzen. Und sie hat dazu beigetragen, dass die ganze Welt ein fröhliches und tolerantes Deutschland erlebt hat.

Frage: Am 20. Mai jährt sich zum ersten Mal der Zusammenschluss des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland zum Deutschen Olympischen Sportbund, dem DOSB. Wie fällt die Bilanz des Präsidenten aus?

Dr. Thomas Bach: Ich bin sehr zufrieden. Wir haben es meiner Ansicht nach geschafft, das Zusammenwachsen der beiden unterschiedlichen Organisationen sehr schnell zu bewerkstelligen. Auf unserer Mitgliederversammlung in Weimar im Dezember 2006 haben wir in fast allen Punkten die einstimmige Unterstützung für unsere Vorhaben bekommen. Auch in der Frage der Dopingbekämpfung, die ja sehr diskutiert wurde, waren es 95 Prozent, die unseren Zehn-Punkte-Anti-Doping-Plan angenommen haben. Unsere Position ist Grundlage für die Gesetzesvorlage zur Änderung des Arzneimittelgesetzes. Darüber hinaus haben wir im DOSB-Haus durch die Stärkung des hauptamtlichen Elementes mit dem neuen Generaldirektor Michael Vesper an der Spitze einiges getan, um den Erfordernissen gerecht zu werden. Wir haben natürlich aber auch noch viel zu tun.

Frage: Woran denken Sie dabei?

Dr. Thomas Bach: Eines unser großen Vorhaben ist es, das Staatsziel Sport zu verankern, also den Sport ins Grundgesetz zu schreiben. Wir müssen die Finanzlage des DOSB, auch durch eine veränderte Vermarktungsstruktur, verbessern. Und wir müssen sehen, dass wir mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 in London im Leistungssport die Ergebnisse wieder erfolgreicher gestalten. Daneben gibt es noch viele andere Bereiche wie Integration, in denen wir, unter anderem auch gemeinsam mit dem DFB, tätig sind.

Frage: Wie beurteilen Sie die Kooperation zwischen DOSB und DFB?

Dr. Thomas Bach: Uns eint beispielsweise, dass wir die Menschen in Deutschland, wie ja auch jetzt von der Bundesregierung gefordert, zu mehr Bewegung bringen wollen. Die Zusammenarbeit des DOSB mit dem DFB und seinem Präsidenten Dr. Theo Zwanziger ist generell äußerst vertrauensvoll und freundschaftlich. Wir stimmen in unserer Vorstellung über die Rolle des Sports in unserer Gesellschaft praktisch nahtlos überein.

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Dr. Thomas Bach ist einer der bedeutsamsten Sportfunktionäre Deutschlands und auch in internationalen Gremien ebenso anerkannt wie einflussreich. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), zugleich Vizepräsident und Exekutivkomitee-Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ist auch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein wichtiger und kompetenter Ansprechpartner. So war der 53-Jährige im Aufsichtsrat des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und gehört nun dem Bewerbungskomitee für die Frauenfußball-WM 2011 an.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" verrät der promovierte Jurist Bach, welchem Verein er im DFB-Pokalfinale die Daumen drückt, wie seine Bilanz der WM 2006 ausfällt, was er sich von einer Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland verspricht und wie er die Zusammenarbeit mit DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger beurteilt. Außerdem zieht der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister im Florettfechten ein Fazit seines ersten Jahres als DOSB-Präsident.

Frage: Herr Dr. Bach, Sie gehören dem Bewerbungskomitee des DFB für die Frauen-WM 2011 an und waren im Aufsichtsrat des OK für die WM 2006 dabei. Woher rührt eigentlich Ihre Begeisterung für den Fußball?

Dr. Thomas Bach: Als Kind wollte ich eigentlich Fußballer werden, ich war begeisterter Straßenfußballer. Bei uns in Tauberbischofsheim hat Emil Beck damals aber den Fechtclub aufgebaut, und meine Eltern haben mich dahin geschickt, weil dort eine sehr gute Jugendarbeit betrieben wurde. Ganz falsch lagen sie ja nicht, wie meine weitere sportliche Entwicklung zeigte.

Frage: Ihr Herz schlägt für den 1. FC Nürnberg, der eine gute Saison spielt und am 26. Mai im Olympiastadion Berlin gegen den VfB Stuttgart das Endspiel um den DFB-Pokal bestreitet. Sie können zufrieden sein?

Dr. Thomas Bach: Aber natürlich, ich bin sehr zufrieden und glaube fest daran: Der Club wird in Berlin Pokalsieger. Das Finale werde ich mir natürlich vor Ort anschauen.

Frage: Das Olympiastadion in Berlin kennen sie ja mittlerweile bestens. Dort waren Sie beim Finale der WM 2006, auch in der Bewerbung der Frauen-WM spielt es eine Rolle. Ist das Stadion für eine solche Veranstaltung nicht zu groß?

Dr. Thomas Bach: Wir erinnern uns alle nur allzu gern an die WM 2006, die tolle Stimmung, die spannenden Spiele. Es wäre doch eine schöne Geste, wenn die WM quasi weitergereicht wird – von dem Ort des Endspiels 2006 an den des Eröffnungsspiels 2011. Ich bin sicher, dass zum Auftaktspiel der Frauen-WM das Stadion ausverkauft sein kann. Die Idee, dieses in Berlin auszutragen, hat auch den Charme, damit zu signalisieren, dass das ganze Land sich auf diese WM freut. Und ich bin mir sicher, dass dem so ist. Im Olympiastadion werde ich natürlich aber auch schon 2009 sein, wenn in Berlin die Leichtathletik-WM stattfindet. Diese Arena bietet einfach gute Voraussetzungen für große Veranstaltungen.

Frage: Als IOC-Vizepräsident bewegen Sie sich ständig im internationalen Sport. Wie wichtig war die WM 2006 eigentlich für Deutschland? Wie wurde das Ereignis international aufgenommen?

Dr. Thomas Bach: Man hat gesehen, dass Deutschland ein großartiger Gastgeber für internationale Sportereignisse ist. Das haben auch die Weltreiterspiele 2006, die Hockey-WM 2006 und die Handball-WM 2007 gezeigt. Und wir erleben in diesem Jahr ja noch einige Titelkämpfe mehr: in Berlin die im Modernen Fünfkampf, die Triathlon-WM in Hamburg, Radsport und Turnen in Stuttgart, Kanu in Duisburg und Rudern in München. Deutschland hat seinen festen Platz auf der Landkarte des internationalen Sports. Die Fußball-WM hat hervorragend dazu beigetragen, den Ruf zu stärken, den wir in Sportkreisen ohnehin schon besitzen. Und sie hat dazu beigetragen, dass die ganze Welt ein fröhliches und tolerantes Deutschland erlebt hat.

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Frage: Am 20. Mai jährt sich zum ersten Mal der Zusammenschluss des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland zum Deutschen Olympischen Sportbund, dem DOSB. Wie fällt die Bilanz des Präsidenten aus?

Dr. Thomas Bach: Ich bin sehr zufrieden. Wir haben es meiner Ansicht nach geschafft, das Zusammenwachsen der beiden unterschiedlichen Organisationen sehr schnell zu bewerkstelligen. Auf unserer Mitgliederversammlung in Weimar im Dezember 2006 haben wir in fast allen Punkten die einstimmige Unterstützung für unsere Vorhaben bekommen. Auch in der Frage der Dopingbekämpfung, die ja sehr diskutiert wurde, waren es 95 Prozent, die unseren Zehn-Punkte-Anti-Doping-Plan angenommen haben. Unsere Position ist Grundlage für die Gesetzesvorlage zur Änderung des Arzneimittelgesetzes. Darüber hinaus haben wir im DOSB-Haus durch die Stärkung des hauptamtlichen Elementes mit dem neuen Generaldirektor Michael Vesper an der Spitze einiges getan, um den Erfordernissen gerecht zu werden. Wir haben natürlich aber auch noch viel zu tun.

Frage: Woran denken Sie dabei?

Dr. Thomas Bach: Eines unser großen Vorhaben ist es, das Staatsziel Sport zu verankern, also den Sport ins Grundgesetz zu schreiben. Wir müssen die Finanzlage des DOSB, auch durch eine veränderte Vermarktungsstruktur, verbessern. Und wir müssen sehen, dass wir mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 in London im Leistungssport die Ergebnisse wieder erfolgreicher gestalten. Daneben gibt es noch viele andere Bereiche wie Integration, in denen wir, unter anderem auch gemeinsam mit dem DFB, tätig sind.

Frage: Wie beurteilen Sie die Kooperation zwischen DOSB und DFB?

Dr. Thomas Bach: Uns eint beispielsweise, dass wir die Menschen in Deutschland, wie ja auch jetzt von der Bundesregierung gefordert, zu mehr Bewegung bringen wollen. Die Zusammenarbeit des DOSB mit dem DFB und seinem Präsidenten Dr. Theo Zwanziger ist generell äußerst vertrauensvoll und freundschaftlich. Wir stimmen in unserer Vorstellung über die Rolle des Sports in unserer Gesellschaft praktisch nahtlos überein.