Theo Schneider: "Wir sind zurück in der Spur"

Im Tabellenkeller herrscht Hochbetrieb. Die Gefahrenzone ist groß, die Teams liegen eng beieinander. Borussia Dortmunds zweite Mannschaft, der Talentschuppen des Vereins, steht zwei Punkte "über dem Strich".

Und Trainer Theo Schneider (49) ist sich sicher, dass seine junge Mannschaft dem Wiederabstieg entgehen wird. "Dazu haben wir zu viel Qualität", sagt er DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen.

DFB.de: Herr Schneider, wie groß waren die Steine, die Ihnen nach dem 2:0 beim Wuppertaler SV vom Herzen gefallen sind?

Theo Schneider: Sehr groß, aufgrund der Konstellation im Tabellenkeller war der Sieg ungemein wichtig. Wir hatten vorher unglücklich gegen Bremen II verloren und anschließend beim 0:3 gegen Carl Zeiss Jena unsere schwächste Saisonleistung abgeliefert. Deshalb war die Partie in Wuppertal ein Sechs-Punkte-Spiel für uns. Es war zusätzlich schwer für uns, weil unsere beiden Abwehrstrategen Uwe Hünemeier und Julian Koch im Bundesliga-Kader standen und uns fehlten. Umso erfreulicher war dann unser Sieg.

DFB.de: Sie spielen nun gegen Ingolstadt, das um den Aufstieg kämpft. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen?

Schneider: Ich sehe eine echte Chance für uns. Wir sind zurück in der Spur. Das Erfolgserlebnis in Wuppertal hat uns gut getan. Aber wir wissen auch, dass unser Vorsprung auf die Abstiegsplätze nur zwei Punkte beträgt. Ingolstadt hat sicher eine starke Mannschaft, doch wir haben schon das Hinspiel gewonnen und wollen uns mit einem weiteren Sieg Luft im Abstiegskampf verschaffen. Personell sind wir jetzt auch wieder breiter aufgestellt.

DFB.de: Ist dieser Optimismus auch Ausdruck dessen, dass die Ausgeglichenheit in der 3. Liga so hoch ist?

Schneider: Absolut. Die Dichte in der Liga ist unheimlich hoch. Man sieht es doch: Selbst die Spitzenmannschaften tun sich schwer gegen Teams, die deutlich unter ihnen stehen.

DFB.de: Ist das für Ihre jungen Spieler eine gute Ausbildung?

Schneider: Ja. Die Spiele sind deutlich intensiver als in der Regionalliga. Da waren immer Spiele dabei, in denen man mit 80 Prozent Einsatz noch gewinnen konnte. In der 3. Liga müssen die Spieler immer wieder aufs Neue an ihre Grenzen gehen.

DFB.de: Es heißt oft, dass die zweiten Mannschaften gerade spielerisch gut seien, weil sie so eine gute Ausbildung hinter sich haben. Ist das so?

Schneider: Spielerisch haben wir ein gutes Niveau. Aber die anderen Spieler in der 3. Liga haben in der Regel in ihrer Jugend doch auch nicht bei Dorfvereinen gespielt. Die sind doch fast alle top ausgebildet.

DFB.de: Trotzdem werden die zweiten Mannschaften oft zu Buhmännern gemacht, weil sie in der Regel nur wenige Zuschauer mitbringen und immer wieder der Vorwurf aufkommt, sie würden, wenn es ernst wird, auf Profis zurückgreifen. Haben Sie es wirklich so schwer in der 3. Liga?

Schneider: Ach, ja, es gibt ja immer dieses Gerede von Wettbewerbsverzerrung. Aber das trifft doch überhaupt nicht zu. Bei uns haben nur selten Spieler aus der Bundesliga-Mannschaft gespielt. Als Sebastian Kehl neulich bei uns nach seiner Verletzung wieder seinen ersten Einsatz hatte, wurde davon auch wieder gesprochen. Doch eigentlich schwächt man sich doch. Natürlich, Sebastian hat viel Erfahrung und Klasse. Aber er hatte eben auch viele Monate nicht gespielt und überhaupt keine Spielpraxis. Und das soll dann Wettbewerbsverzerrung sein? Für den Verein ist es so oder so ein Glücksfall, dass wir in einer Profiliga spielen. So können wir unsere jungen Spieler noch besser an die Bundesliga-Mannschaft heranführen. In Sachen Tempo und Athletik müssen sie sich nicht mehr so sehr umstellen. Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett.

DFB.de: Wem trauen Sie den Sprung denn zu?

Schneider: Da gibt es einige richtig talentierte Jungs, ohne dass ich jetzt Namen nennen möchte. Die Verzahnung zwischen erster und zweiter Mannschaft ist sehr groß. Die Zusammenarbeit ist vorbildlich. Wir trainieren oft gleichzeitig, und immer wieder machen Leute von uns "oben" mit. Jürgen Klopp kennt jeden Spieler und kann ihr Niveau einschätzen.

DFB.de: Reicht es denn zunächst mal für den Ligaverbleib?

Schneider: Davon bin ich überzeugt. Wir haben uns in der 3. Liga akklimatisiert.

DFB.de: Aber der schwache Saisonstart ist noch immer ein schwerer Rucksack, oder?

Schneider: Ja, das stimmt. Der Start verlief sehr holprig. Das hatte aber auch seine Gründe: Wir konnten mit dem Kader, mit dem wir dann in die Saison gegangen sind, nur eine Woche trainieren, bevor es losging. Wir haben viele A-Jugendspieler, die noch um die Deutsche Meisterschaft gespielt haben, andere haben Teile der Vorbereitung in der ersten Mannschaft mitgemacht. Deshalb haben wir uns auch relativ spät gefunden. Die Mannschaft hat sich enorm entwickelt. Wir haben ein gutes Gefüge und ein gutes Klima im Team.

DFB.de: Können Ihre jungen Spieler denn mit dem Druck umgehen?

Schneider: Schon als Jugendspieler muss man beim BVB eine gewisse Druckresistenz haben. Deshalb können die Jungs mit Druck und Rückschlägen schon umgehen. Das macht sie nur noch stärker. Es gehört schon etwas dazu, sich in solch einer starken Liga zu behaupten. Lasse Sobiech und Daniel Ginczek zum Beispiel könnten eigentlich noch in der A-Jugend spielen, nehmen bei uns aber schon wichtige Rollen ein.

DFB.de: Wobei auffällt, dass Sie recht große Sturmprobleme haben. Ginczek und Kullmann haben in der Regionalliga zusammen fast 40 Treffer erzielt. Kullmann hat in dieser Saison noch gar nicht getroffen, Ginczek dreimal, aber auch nur in einem Spiel. Wie kann das sein?

Schneider: Das ist ein gute Frage. Das habe ich so noch nie erlebt. Die Spieler wissen auch nicht, warum das so ist. Aber sie tun alles dafür, dass es wieder besser wird.

DFB.de: Falls es hart auf hart kommt: Werden dann auch mal Spieler der Bundesligamannschaft bei Ihnen aushelfen?

Schneider: Das kann ich noch nicht sagen. Eigentlich sind wir auch so stark genug. Es kann aber sein, dass eventuell Markus Feulner und Dimitar Rangelov bei uns Spielpraxis sammeln. Sie waren ja lange verletzt. Das sind aber nur wenige Ausnahmen. Andererseits schwächen wir uns ja auch immer wieder selbst, wenn wir Spieler nach oben abgeben müssen. So ist das eben als zweite Mannschaft. Wer dann in der 3. Liga herumjammert, dass er sich nicht gegen 19-Jährige durchsetzen kann und dann auch noch von Wettbewerbsverzerrung spricht, weil ein Bundesligaspieler dabei ist, der tut mir leid.

DFB.de: Und wenn am Ende doch der Abstieg steht?

Schneider: Ich gehe nicht davon aus, dass es so weit kommt, dafür haben wir zu viel Qualität in der Mannschaft. Sollten wir aber doch absteigen, ändert sich für uns doch nicht so viel. Wir sind eine Ausbildungsmannschaft, und das werden wir auch bleiben. Unabhängig von der Liga.

DFB.de: Würden Sie denn auch im Falle des Abstiegs bleiben?

Schneider: Ja, ich bleibe.

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Im Tabellenkeller herrscht Hochbetrieb. Die Gefahrenzone ist groß, die Teams liegen eng beieinander. Borussia Dortmunds zweite Mannschaft, der Talentschuppen des Vereins, steht zwei Punkte "über dem Strich".

Und Trainer Theo Schneider (49) ist sich sicher, dass seine junge Mannschaft dem Wiederabstieg entgehen wird. "Dazu haben wir zu viel Qualität", sagt er DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen.

DFB.de: Herr Schneider, wie groß waren die Steine, die Ihnen nach dem 2:0 beim Wuppertaler SV vom Herzen gefallen sind?

Theo Schneider: Sehr groß, aufgrund der Konstellation im Tabellenkeller war der Sieg ungemein wichtig. Wir hatten vorher unglücklich gegen Bremen II verloren und anschließend beim 0:3 gegen Carl Zeiss Jena unsere schwächste Saisonleistung abgeliefert. Deshalb war die Partie in Wuppertal ein Sechs-Punkte-Spiel für uns. Es war zusätzlich schwer für uns, weil unsere beiden Abwehrstrategen Uwe Hünemeier und Julian Koch im Bundesliga-Kader standen und uns fehlten. Umso erfreulicher war dann unser Sieg.

DFB.de: Sie spielen nun gegen Ingolstadt, das um den Aufstieg kämpft. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen?

Schneider: Ich sehe eine echte Chance für uns. Wir sind zurück in der Spur. Das Erfolgserlebnis in Wuppertal hat uns gut getan. Aber wir wissen auch, dass unser Vorsprung auf die Abstiegsplätze nur zwei Punkte beträgt. Ingolstadt hat sicher eine starke Mannschaft, doch wir haben schon das Hinspiel gewonnen und wollen uns mit einem weiteren Sieg Luft im Abstiegskampf verschaffen. Personell sind wir jetzt auch wieder breiter aufgestellt.

DFB.de: Ist dieser Optimismus auch Ausdruck dessen, dass die Ausgeglichenheit in der 3. Liga so hoch ist?

Schneider: Absolut. Die Dichte in der Liga ist unheimlich hoch. Man sieht es doch: Selbst die Spitzenmannschaften tun sich schwer gegen Teams, die deutlich unter ihnen stehen.

DFB.de: Ist das für Ihre jungen Spieler eine gute Ausbildung?

Schneider: Ja. Die Spiele sind deutlich intensiver als in der Regionalliga. Da waren immer Spiele dabei, in denen man mit 80 Prozent Einsatz noch gewinnen konnte. In der 3. Liga müssen die Spieler immer wieder aufs Neue an ihre Grenzen gehen.

DFB.de: Es heißt oft, dass die zweiten Mannschaften gerade spielerisch gut seien, weil sie so eine gute Ausbildung hinter sich haben. Ist das so?

Schneider: Spielerisch haben wir ein gutes Niveau. Aber die anderen Spieler in der 3. Liga haben in der Regel in ihrer Jugend doch auch nicht bei Dorfvereinen gespielt. Die sind doch fast alle top ausgebildet.

DFB.de: Trotzdem werden die zweiten Mannschaften oft zu Buhmännern gemacht, weil sie in der Regel nur wenige Zuschauer mitbringen und immer wieder der Vorwurf aufkommt, sie würden, wenn es ernst wird, auf Profis zurückgreifen. Haben Sie es wirklich so schwer in der 3. Liga?

Schneider: Ach, ja, es gibt ja immer dieses Gerede von Wettbewerbsverzerrung. Aber das trifft doch überhaupt nicht zu. Bei uns haben nur selten Spieler aus der Bundesliga-Mannschaft gespielt. Als Sebastian Kehl neulich bei uns nach seiner Verletzung wieder seinen ersten Einsatz hatte, wurde davon auch wieder gesprochen. Doch eigentlich schwächt man sich doch. Natürlich, Sebastian hat viel Erfahrung und Klasse. Aber er hatte eben auch viele Monate nicht gespielt und überhaupt keine Spielpraxis. Und das soll dann Wettbewerbsverzerrung sein? Für den Verein ist es so oder so ein Glücksfall, dass wir in einer Profiliga spielen. So können wir unsere jungen Spieler noch besser an die Bundesliga-Mannschaft heranführen. In Sachen Tempo und Athletik müssen sie sich nicht mehr so sehr umstellen. Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett.

DFB.de: Wem trauen Sie den Sprung denn zu?

Schneider: Da gibt es einige richtig talentierte Jungs, ohne dass ich jetzt Namen nennen möchte. Die Verzahnung zwischen erster und zweiter Mannschaft ist sehr groß. Die Zusammenarbeit ist vorbildlich. Wir trainieren oft gleichzeitig, und immer wieder machen Leute von uns "oben" mit. Jürgen Klopp kennt jeden Spieler und kann ihr Niveau einschätzen.

DFB.de: Reicht es denn zunächst mal für den Ligaverbleib?

Schneider: Davon bin ich überzeugt. Wir haben uns in der 3. Liga akklimatisiert.

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DFB.de: Aber der schwache Saisonstart ist noch immer ein schwerer Rucksack, oder?

Schneider: Ja, das stimmt. Der Start verlief sehr holprig. Das hatte aber auch seine Gründe: Wir konnten mit dem Kader, mit dem wir dann in die Saison gegangen sind, nur eine Woche trainieren, bevor es losging. Wir haben viele A-Jugendspieler, die noch um die Deutsche Meisterschaft gespielt haben, andere haben Teile der Vorbereitung in der ersten Mannschaft mitgemacht. Deshalb haben wir uns auch relativ spät gefunden. Die Mannschaft hat sich enorm entwickelt. Wir haben ein gutes Gefüge und ein gutes Klima im Team.

DFB.de: Können Ihre jungen Spieler denn mit dem Druck umgehen?

Schneider: Schon als Jugendspieler muss man beim BVB eine gewisse Druckresistenz haben. Deshalb können die Jungs mit Druck und Rückschlägen schon umgehen. Das macht sie nur noch stärker. Es gehört schon etwas dazu, sich in solch einer starken Liga zu behaupten. Lasse Sobiech und Daniel Ginczek zum Beispiel könnten eigentlich noch in der A-Jugend spielen, nehmen bei uns aber schon wichtige Rollen ein.

DFB.de: Wobei auffällt, dass Sie recht große Sturmprobleme haben. Ginczek und Kullmann haben in der Regionalliga zusammen fast 40 Treffer erzielt. Kullmann hat in dieser Saison noch gar nicht getroffen, Ginczek dreimal, aber auch nur in einem Spiel. Wie kann das sein?

Schneider: Das ist ein gute Frage. Das habe ich so noch nie erlebt. Die Spieler wissen auch nicht, warum das so ist. Aber sie tun alles dafür, dass es wieder besser wird.

DFB.de: Falls es hart auf hart kommt: Werden dann auch mal Spieler der Bundesligamannschaft bei Ihnen aushelfen?

Schneider: Das kann ich noch nicht sagen. Eigentlich sind wir auch so stark genug. Es kann aber sein, dass eventuell Markus Feulner und Dimitar Rangelov bei uns Spielpraxis sammeln. Sie waren ja lange verletzt. Das sind aber nur wenige Ausnahmen. Andererseits schwächen wir uns ja auch immer wieder selbst, wenn wir Spieler nach oben abgeben müssen. So ist das eben als zweite Mannschaft. Wer dann in der 3. Liga herumjammert, dass er sich nicht gegen 19-Jährige durchsetzen kann und dann auch noch von Wettbewerbsverzerrung spricht, weil ein Bundesligaspieler dabei ist, der tut mir leid.

DFB.de: Und wenn am Ende doch der Abstieg steht?

Schneider: Ich gehe nicht davon aus, dass es so weit kommt, dafür haben wir zu viel Qualität in der Mannschaft. Sollten wir aber doch absteigen, ändert sich für uns doch nicht so viel. Wir sind eine Ausbildungsmannschaft, und das werden wir auch bleiben. Unabhängig von der Liga.

DFB.de: Würden Sie denn auch im Falle des Abstiegs bleiben?

Schneider: Ja, ich bleibe.