Ter Stegen im Fokus: Europäische Herausforderung

Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Marc André ter Stegen. Der Torhüter von Borussia Mönchengladbach spielt am Sonnabend gegen den HSV und damit gegen René Adler, seinen Vorgänger im DFB-Team, der aktuell sein Nachfolger ist.

Schöner Etikettenschwindel! Ein besonderes Spiel am Wochenende?! Marc Andre ter Stegen muss den Blick gar nicht Richtung Samstag heben, um eine spezielle Aufgabe zu erspähen. Kein Fernglas ist vonnöten, dem Torhüter von Borussia Mönchengladbach genügt die Lupe. Der Fokus vergrößert sich, sichtbar wird: die internationale Bühne. Heute Abend spielt die Borussia im Hinspiel der Zwischenrunde der Europa League zu Hause gegen Lazio Rom.

Gladbach spielt mit ter Stegen. Das ist nicht sonderlich ungewöhnlich, bemerkenswert ist es gleichwohl. Denn der Torhüter plagte sich seit Wochenbeginn mit Problemen im Oberschenkel, konnte zeitweise nicht mit der Mannschaft trainieren. Gestern dann gab es Entwarnung. "Es gibt kein Problem, wir wollten nur kein Risiko eingehen", sagte Trainer Lucien Favre.

Ter Stegen: "Herausragende Erfahrung, auf die ich mich freue"

Gladbach wird die Fähigkeiten seines deutschen Nationalspielers benötigen, auch wenn Lazio ohne seinen deutschen Nationalspieler angereist ist. Miroslav Klose fehlt aufgrund eines Außenband-Teilabrisses im rechten Knie, zwei Monate Pause sind prognostiziert. Schade für Klose, nicht negativ für die Borussia. Allerdings warnt Trainer Favre seine Defensive vor den Qualitäten des Klose-Vertreters. Ein sehr guter Ersatz sei Sergio Floccari, sagt der Schweizer. Lazios Sportdirektor Igli Tare spricht angesichts von vier Toren aus den letzten fünf Spielen von einer "überragenden Form" des Stürmers. Es wird also heute Abend auch auf ter Stegen ankommen, wenn Gladbach sich eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in einer Woche schaffen will.

Bei ter Stegen wird das Kribbeln im Laufe des Tages immer stärker. Ins Stadion von Borussia Mönchengladbach ist er schon als Kind häufig bei großen Spielen gelaufen – besonders gerne erinnert er sich an seine Erlebnisse als Einlaufkind an der Hand von Simon Jentzsch und Oliver Kahn. Heute wird er ein Einlaufkind an der Hand haben. Ter Stegen wird ein paar Worte mit ihm wechseln, vor allem aber wird sich auf die 90 Minuten, die vor ihm liegen, konzentrieren. Die Augenblicke bis zum Anpfiff wird er genießen, abhängig vom Spielverlauf auch die danach. "Die Spiele auf europäischer Bühne sind Spiele auf einem sehr hohen Niveau, das wird eine herausragende Erfahrung, auf die ich mich freue", sagt er. "Je höher das Niveau, desto besser."

Ruhe, Ehrgeiz und die Fähigkeit, den Blick zu heben

Bei der Nationalmannschaft ist ter Stegen also gut aufgehoben. Umso schlechter ist für ihn, dass er zuletzt keine Einladung zu den Länderspielen erhalten hat. Dabei war der Gladbacher Torhüter in der vergangenen Saison der Aufsteiger unter den deutschen Schlussleuten. Von den Spielern der Bundesliga wurde er nach der Saison 2011/2012 zum besten Torhüter gewählt, von Bundestrainer Joachim Löw wurde er nach der Saison in den erweiterten Kader für die EM 2012 in Polen und der Ukraine berufen. Ter Stegen war angekommen im Kreis der Nationalmannschaft. Und er wusste zu überzeugen. Die Sportliche Leitung war beeindruckt von der Ruhe und der totalen Professionalität, die ter Stegen ausstrahlte. Der Torhüter präsentierte sich reif für sein Alter, mit 20 Jahren gab er sich fast wie ein Routinier.

Als der Bundestrainer den Torhüter kurz vor dem Turnier mitteilte, dass er ihn nicht mit zur Euro nehmen würde, versicherte er ihm, dass das Spiel gegen die Schweiz nicht sein letztes Länderspiel gewesen sei. Im vorletzten Test vor dem Turnier hatte ter Stegen sein erstes Länderspiel bestritten. Das Debüt war ein Debakel, ter Stegen kassierte fünf Gegentore. Am Ende hieß es 3:5, doch der Torhüter war tröstlich. Am Flughafen in Basel unterhielt er sich im Wartebereich lange mit Marco Reus. Wurde unterhalten trifft es eher. Aber Reus hatte Erfolg: Als die Durchsage zum Boarding kam, huschte schon wieder ein Lächeln übers ter Stegens Gesicht. Die Szene zeigte vielerlei: das Herz von Reus, den Ehrgeiz von ter Stegen, auch seine Fähigkeit, den Blick zu heben und den Fokus auf kommenden Aufgaben zu richten.

Am Samstag wartet der HSV - wohl ohne Adler

So ist unabhängig vom Ausgang des Spiels heute Abend ziemlich sicher: Schon bald wird sich der Torhüter auf die Partie am Samstag gegen den HSV (15.30 Uhr) konzentrieren. Für ter Stegen sind diese Tage solche der besonderen Spiele. Nach der Europa League ist vor der Bundesliga. Und in der Bundesliga trifft ter Stegen auf den HSV und damit den Verein, für den sein Vorgänger spielt, der aktuell sein Nachfolger ist: Rene Adler.

Nach der Hinrunde der Saison 2012/2013 wurde Adler von den Kollegen aus der Bundesliga zum besten Torhüter gewählt, und auch von Joachim Löw erhielt Adler zuletzt zwei Mal den Vorzug vor Ron Robert Zieler und eben auch Marc André ter Stegen. Man darf davon ausgehen, dass ter Stegen enttäuscht war, als die Nachricht zu ihm drang, dass sich die Sportliche Leitung gegen ihn und für Adler entschieden hat. Man darf aber genauso davon ausgehen, dass ter Stegen nach der Enttäuschung vor allem Ehrgeiz gespürt hat. Und dass er Adler für alles, was hinter dessen Rückkehr zwischen die Pfosten der Nationalmannschaft steckt, in hohem Maße respektiert.

Außerdem weiß er, dass Adler Recht hat, wenn der sagt, dass die aktuelle Situation "nicht mehr als eine Momentaufnahme" ist. Das trifft auf die Rangfolge im DFB-Team ebenso zu wie auf seine aktuelle Verletzung. Adler laboriert an einer Bauchmuskelzerrung, für das Spiel am Samstag wird er wahrscheinlich ausfallen.

Adler wird nicht ohnehin den Fehler machen, seinen Platz im Nationalteam hinter Manuel Neuer als zementiert zu betrachten. Und ter Stegen wird nicht den Fehler machen, durch die Rückschläge im Ehrgeiz gebremst zu werden. Im Gegenteil. Adler hat vorgemacht, was auch ter Stegen weiß: "Über die Leistungen im Verein kann man sich empfehlen, einen anderen Weg wüsste ich nicht."

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Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Marc André ter Stegen. Der Torhüter von Borussia Mönchengladbach spielt am Sonnabend gegen den HSV und damit gegen René Adler, seinen Vorgänger im DFB-Team, der aktuell sein Nachfolger ist.

Schöner Etikettenschwindel! Ein besonderes Spiel am Wochenende?! Marc Andre ter Stegen muss den Blick gar nicht Richtung Samstag heben, um eine spezielle Aufgabe zu erspähen. Kein Fernglas ist vonnöten, dem Torhüter von Borussia Mönchengladbach genügt die Lupe. Der Fokus vergrößert sich, sichtbar wird: die internationale Bühne. Heute Abend spielt die Borussia im Hinspiel der Zwischenrunde der Europa League zu Hause gegen Lazio Rom.

Gladbach spielt mit ter Stegen. Das ist nicht sonderlich ungewöhnlich, bemerkenswert ist es gleichwohl. Denn der Torhüter plagte sich seit Wochenbeginn mit Problemen im Oberschenkel, konnte zeitweise nicht mit der Mannschaft trainieren. Gestern dann gab es Entwarnung. "Es gibt kein Problem, wir wollten nur kein Risiko eingehen", sagte Trainer Lucien Favre.

Ter Stegen: "Herausragende Erfahrung, auf die ich mich freue"

Gladbach wird die Fähigkeiten seines deutschen Nationalspielers benötigen, auch wenn Lazio ohne seinen deutschen Nationalspieler angereist ist. Miroslav Klose fehlt aufgrund eines Außenband-Teilabrisses im rechten Knie, zwei Monate Pause sind prognostiziert. Schade für Klose, nicht negativ für die Borussia. Allerdings warnt Trainer Favre seine Defensive vor den Qualitäten des Klose-Vertreters. Ein sehr guter Ersatz sei Sergio Floccari, sagt der Schweizer. Lazios Sportdirektor Igli Tare spricht angesichts von vier Toren aus den letzten fünf Spielen von einer "überragenden Form" des Stürmers. Es wird also heute Abend auch auf ter Stegen ankommen, wenn Gladbach sich eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in einer Woche schaffen will.

Bei ter Stegen wird das Kribbeln im Laufe des Tages immer stärker. Ins Stadion von Borussia Mönchengladbach ist er schon als Kind häufig bei großen Spielen gelaufen – besonders gerne erinnert er sich an seine Erlebnisse als Einlaufkind an der Hand von Simon Jentzsch und Oliver Kahn. Heute wird er ein Einlaufkind an der Hand haben. Ter Stegen wird ein paar Worte mit ihm wechseln, vor allem aber wird sich auf die 90 Minuten, die vor ihm liegen, konzentrieren. Die Augenblicke bis zum Anpfiff wird er genießen, abhängig vom Spielverlauf auch die danach. "Die Spiele auf europäischer Bühne sind Spiele auf einem sehr hohen Niveau, das wird eine herausragende Erfahrung, auf die ich mich freue", sagt er. "Je höher das Niveau, desto besser."

Ruhe, Ehrgeiz und die Fähigkeit, den Blick zu heben

Bei der Nationalmannschaft ist ter Stegen also gut aufgehoben. Umso schlechter ist für ihn, dass er zuletzt keine Einladung zu den Länderspielen erhalten hat. Dabei war der Gladbacher Torhüter in der vergangenen Saison der Aufsteiger unter den deutschen Schlussleuten. Von den Spielern der Bundesliga wurde er nach der Saison 2011/2012 zum besten Torhüter gewählt, von Bundestrainer Joachim Löw wurde er nach der Saison in den erweiterten Kader für die EM 2012 in Polen und der Ukraine berufen. Ter Stegen war angekommen im Kreis der Nationalmannschaft. Und er wusste zu überzeugen. Die Sportliche Leitung war beeindruckt von der Ruhe und der totalen Professionalität, die ter Stegen ausstrahlte. Der Torhüter präsentierte sich reif für sein Alter, mit 20 Jahren gab er sich fast wie ein Routinier.

Als der Bundestrainer den Torhüter kurz vor dem Turnier mitteilte, dass er ihn nicht mit zur Euro nehmen würde, versicherte er ihm, dass das Spiel gegen die Schweiz nicht sein letztes Länderspiel gewesen sei. Im vorletzten Test vor dem Turnier hatte ter Stegen sein erstes Länderspiel bestritten. Das Debüt war ein Debakel, ter Stegen kassierte fünf Gegentore. Am Ende hieß es 3:5, doch der Torhüter war tröstlich. Am Flughafen in Basel unterhielt er sich im Wartebereich lange mit Marco Reus. Wurde unterhalten trifft es eher. Aber Reus hatte Erfolg: Als die Durchsage zum Boarding kam, huschte schon wieder ein Lächeln übers ter Stegens Gesicht. Die Szene zeigte vielerlei: das Herz von Reus, den Ehrgeiz von ter Stegen, auch seine Fähigkeit, den Blick zu heben und den Fokus auf kommenden Aufgaben zu richten.

[bild2] Am Samstag wartet der HSV - wohl ohne Adler

So ist unabhängig vom Ausgang des Spiels heute Abend ziemlich sicher: Schon bald wird sich der Torhüter auf die Partie am Samstag gegen den HSV (15.30 Uhr) konzentrieren. Für ter Stegen sind diese Tage solche der besonderen Spiele. Nach der Europa League ist vor der Bundesliga. Und in der Bundesliga trifft ter Stegen auf den HSV und damit den Verein, für den sein Vorgänger spielt, der aktuell sein Nachfolger ist: Rene Adler.

Nach der Hinrunde der Saison 2012/2013 wurde Adler von den Kollegen aus der Bundesliga zum besten Torhüter gewählt, und auch von Joachim Löw erhielt Adler zuletzt zwei Mal den Vorzug vor Ron Robert Zieler und eben auch Marc André ter Stegen. Man darf davon ausgehen, dass ter Stegen enttäuscht war, als die Nachricht zu ihm drang, dass sich die Sportliche Leitung gegen ihn und für Adler entschieden hat. Man darf aber genauso davon ausgehen, dass ter Stegen nach der Enttäuschung vor allem Ehrgeiz gespürt hat. Und dass er Adler für alles, was hinter dessen Rückkehr zwischen die Pfosten der Nationalmannschaft steckt, in hohem Maße respektiert.

Außerdem weiß er, dass Adler Recht hat, wenn der sagt, dass die aktuelle Situation "nicht mehr als eine Momentaufnahme" ist. Das trifft auf die Rangfolge im DFB-Team ebenso zu wie auf seine aktuelle Verletzung. Adler laboriert an einer Bauchmuskelzerrung, für das Spiel am Samstag wird er wahrscheinlich ausfallen.

Adler wird nicht ohnehin den Fehler machen, seinen Platz im Nationalteam hinter Manuel Neuer als zementiert zu betrachten. Und ter Stegen wird nicht den Fehler machen, durch die Rückschläge im Ehrgeiz gebremst zu werden. Im Gegenteil. Adler hat vorgemacht, was auch ter Stegen weiß: "Über die Leistungen im Verein kann man sich empfehlen, einen anderen Weg wüsste ich nicht."