Teamgeist können Sie trainieren!

Was Sie schon immer über Teambuilding wissen wollten – und sollten!

„Beim Fußballspielen bestimmt der Teamaspekt alles. Man muss voneinander wissen, was man kann und was man nicht kann. Es gilt, die Qualitäten des anderen zu entdecken. So entsteht von selbst ein gutes Verhältnis zwischen den Beteiligten, und das ist die Grundlage für den Erfolg. Alle Spieler müssen lernen, im Interesse der Mannschaft zu denken. Durch Disziplin und ständige Kommunikation untereinander kommt man von selbst zum Teambuilding.“

Das hat Louis van Gaal gesagt. Vielleicht ist es ihm beim FC Bayern nicht gelungen, ein ‘echtes’ Team zu bilden. Aber er weiß um dessen Bedeutung. Dazu gehört also – bei allem Respekt vor dieser aktuell hoch im Kurs stehenden Methode – mehr, als einen Klettergarten zu durchsteigen.

Ernst Thaler präsentiert Ausschnitte aus einer dreitägigen Fortbildung des Württembergischen Fußballverbandes. Er erläutert die Grundlagen des Teambuildings und stellt praxiserprobte Trainingsformen vor, mit denen Sie den Teamgeist Ihrer Spieler effektiv verbessern können. Ob Louis van Gaal sie ebenfalls eingesetzt hat, wissen wir allerdings nicht.

Teambuilding ist eine langfristige Aufgabe!

Die ursprünglichen Bedeutungen des Wortes ‘Team’ lauten ‘Familie’ oder auch ‘Gespann’. Die Familie, in der sich die einzelnen Mitglieder unterstützen. Das Gespann, das ‘an einem Strang zieht’. Um ein Fußball-Team zu bilden, muss der Trainer schon vor der Saison einige Fragen klären: Wie soll die Mannschaft aussehen? Welche Spieler sind bereits da? Passen sie zu den Werten der Mannschaft? Werden Neuzugänge benötigt? Welche Typen passen?

Schon vom ersten Tag der Saisonvorbereitung an muss er aus den einzelnen Spielern ein Team formen. Den meist außergewöhnlichen Mannschaftsgeist erfolgreicher Teams aufzubauen und zu erhalten, ist sehr schwierig. Der Trainer muss saisonbegleitend unterschiedliche Meinungen und Charaktere ‘unter einen Hut’ bringen. Teambuilding kann daher kein einmaliger Tagesordnungspunkt („Heute machen wir mal ein bisschen Teambuilding“) sein, sondern ist ein ständiger Prozess und muss dauerhaft gefördert werden.

Teambuilding = ‘Housebuilding’

„Durch Teambuilding müssen sich die Spieler zu Hause fühlen. Gemeinsam bauen Trainer und Spieler ein Haus und einigen sich darauf, Reparaturen gemeinsam auszuführen. Man weiß, dass schon mal eine Fliese von der Wand fällt. Aber wir müssen darauf vertrauen können, dass wir alle bereit sind, das Haus instand zu halten. Man muss sich darauf freuen, gemeinsam in dem Haus zu leben.“

Das sagt der ehemalige niederländische Volleyball-Nationaltrainer Joop Alberda. Er erklärt die Prinzipien des Teambuildings anhand einer Pyramide (Info 1). Auf trainermedien.dfb.de können Sie einen Fragebogen herunterladen, der Ihnen die Erarbeitung der Ziele und Strategien, Rollen und Verantwortlichkeiten sowie der Normen und Wertvorstellungen mit Ihrer Mannschaft erleichtert.

Der Sportpsychologe Lothar Linz fasst die Regeln des Team-Lebens in seinem Buch ‘Erfolgreiches Teamcoaching’, das Sie auch unter www.philippka.de bestellen können, wie folgt zusammen:

Was macht ein Team aus? Gruppenregeln und Gruppendynamik (nach Lothar Linz)

Recht auf Zugehörigkeit
Mit der Aufnahme in die Mannschaft hat der Spieler das Recht auf diese Zugehörigkeit, zumindest so lange er nicht gegen die Regeln verstößt oder den Verein verlässt. Geschieht dies jedoch nicht einvernehmlich, wenn er etwa ohne triftige Ursache ausgeschlossen wird, wirkt sich das negativ auf die Mannschaft aus.

Recht auf Vorrang
Zwar hat jeder Spieler den gleichen Wert für das ‘Netzwerk Team’, doch treten Probleme auf, wenn der Trainer versucht, alle Spieler ‘gleich zu machen’ und das aus der Tradition gewachsene Recht auf den Vorrang einzelner, meist älterer Spieler aufhebt: Als junger Spieler hat man im Team bestimmte Aufgaben zu erledigen (z. B. Bälle tragen). Als Ausgleich tragen die Älteren die größere Verantwortung (Mannschaftskapitän, Führungsspieler).

Ausgleich von Geben und Nehmen
Eine Gemeinschaft lebt davon, dass der Einzelne etwas gibt und dafür etwas bekommt. Überwiegt nun entweder das Geben oder Nehmen, wird es problematisch: Ein Spieler (bzw. Betreuer) bringt sich voll in die Mannschaft ein, erhält aber keine Siegprämie oder kommt nicht auf das Siegerfoto. Oder ein Spieler trainiert nur selten, will aber in der Anfangsformation stehen.

Die Gruppe ist wichtiger als der Einzelne
Neben der gegenseitigen Abhängigkeit und des gemeinsamen Ziels bedarf es klarer Regeln. Im Verhaltensregel-Katalog werden wichtige Punkte (z. B. Pünktlichkeit, Kleiderordnung am Spieltag) für das ‘Zusammenleben’ fixiert und bei Nichteinhaltung mit Strafen belegt. Solche Regeln legen fest, dass das Wohl der Gruppe vor dem des Einzelnen steht. Probleme treten auf, wenn sich Spieler – evtl. auf Grund ihrer herausragenden Leistungen – ihnen nicht mehr unterordnen wollen.

Jeder beeinflusst jeden
Die Teammitglieder sind die Knotenpunkte in einem Netz und durch Seile miteinander verbunden. Zieht man an einer Seite des Netzes, sind die Auswirkungen auch auf der anderen Seite zu spüren. Verändert sich ein Spieler, verändert sich auch das gesamte System. Vereinfacht: Der Fehler eines Spielers kann zur Niederlage des gesamten Teams führen. Oder die herausragende Leistung eines Spielers bedeutet den Sieg. Oder der leistungsschwächste Ergänzungsspieler erzielt den Siegtreffer. Folglich ist jedes Mitglied einer Mannschaft wichtig!

Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile
Je besser eine Mannschaft funktioniert, desto größer wird ihr Mehrwert. Dieser ‘Teamgeist’ ist die Kraft, die das Team eint und jeden Einzelnen zu besonderen Leistungen anspornt, die als Ganzes größer sind als die Summe der Einzelleistungen. Hält ein Team nicht mehr zusammen oder zerfällt es in Grüppchen, geht die Kraft aus diesem Summierungseffekt verloren: Die Leistungsfähigkeit der Gruppe ist jetzt nur noch die reine Summe der Einzelleistungen. Meist blockieren oder behindern sich dabei die Spieler - absichtlich oder unabsichtlich - auch noch gegenseitig, so dass nicht einmal mehr die Summe der Einzelteile verfügbar ist.

Gruppenspezifische Regeln
(Fast) jeder Mensch identifiziert sich in der Öffentlichkeit zuerst über seine sozialen Bezugsgruppen. Stellt er sich einer fremden Person vor, sagt er, wo er lebt, welchen Beruf er ausübt, ob er verheiratet ist usw. Diese Gruppen bilden das Gerüst seines Lebens. Demnach ist Spielern nicht egal, wie ihre Mannschaft, mit der sie sich identifizieren wollen, beschaffen ist. Ob die Identifizierung gelingt, hängt von den Gruppennormen und -regeln ab: Unter den Mitgliedern muss Einigkeit über grundlegende Werte sowie über die Regeln und Normen herrschen, mit denen diese Werte umgesetzt werden.

Konformität kontra Individualität
Um Erfolg mit der Mannschaft zu haben bzw. von ihr Anerkennung zu erhalten, sind die meisten Spieler bereit, sich unterzuordnen und auf einen Teil ihrer Individualität zu verzichten. Doch wenn die Mannschaft von dem Spieler (zu) viel Opferbereitschaft fordert, hat das negative Folgen. Angesichts dieses sogenannten Konformitätsdrucks kann es sein, dass der Spieler genau das Gegenteil des Geforderten macht. Aufgabe des Trainers ist es, ein ausgewogenes Maß zwischen der erforderlichen Konformität und der persönlichen Individualität herzustellen. Manchmal können beide sogar zusammengeführt werden.

Ein Beispiel:
Der Spieler hat mannschaftliche und individuelle Ziele, z. B. Meisterschaft (Mannschaftsziel) und Torjägerkanone (Individualziel). Es besteht nun die Gefahr, dass er versucht, selbst das Tor zu erzielen, statt zum besser postierten Mitspieler zu spielen. Der Trainer muss ihm klarmachen, dass das Mannschaftsziel immer über den Zielen des Einzelnen steht! Er soll ihm aber auch vermitteln, dass die Mannschaft den Spieler unterstützen wird, sein individuelles Ziel zu erreichen.

Gruppendynamik

Soziale Faulheit bzw. Angst vor dem Auffallen
Da sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig beeinflussen, sind Gruppen immer dynamisch und niemals statisch. Wenn aber einzelne Spieler weniger leisten (sich ‘verstecken’) als wenn sie auf sich selbst gestellt wären, erhält diese Dynamik einen negativen Verlauf. Diesen Effekt nennt man ‘soziale Faulheit’.

Daneben gibt es auch Spieler, die Angst davor haben, im Team zu sehr aufzufallen, egal ob positiv oder negativ. Der Trainer muss jeden Spieler überzeugen, innerhalb der ihm zugedachten Aufgabe die volle Verantwortung zum Wohle der Mannschaft zu übernehmen. Das gelingt am besten, indem er dem Spieler Erfolgserlebnisse verschafft, seine Stärken herausstellt und so sein Selbstvertrauen stärkt.

Das Wissen um die gegenseitige Abhängigkeit
Ausgangspunkt des Teambuildings ist das gemeinsame Ziel, auf das der Trainer seine Spieler einschwört. Droht der Team-Zusammenhalt auseinanderzubrechen, muss er sie an dieses Ziel erinnern und ihnen klar machen, dass die einzelnen Spieler voneinander abhängig sind, wenn sie dieses Ziel erreichen wollen. Manchen ist dies nicht bewusst bzw. sie vergessen es immer wieder. Wenn jeder die gegenseitige Abhängigkeit anerkennt, schätzt er den Wert seiner Mitspieler und erfährt seinen eigenen Wert. So entsteht ein wirkliches Team.

Welche Trainingsmaßnahmen wann einsetzen?

Wir unterscheiden allgemeine fußballunspezifische und fußballspezifische Maßnahmen. In Seminaren werden oft ausschließlich allgemeine Formen vorgestellt und durchgeführt. Doch sie stellen in Mannschaftssportarten eher eine, gleichwohl wichtige Ergänzung dar und eignen sich vor allem als Einstiegsübungen, etwa in der Vorbereitungsphase oder je nach Bedarf auch während der Saison.

Das Teambuilding für Teamsportler findet hingegen saisonbegleitend und in Spielformen statt, die bestimmte teamspezifische Fähigkeiten erfordern bzw. schulen und mit taktischen Schwerpunkten verknüpft sind. Welche jeweils verlangt bzw. gesetzt werden, hängt ebenfalls vom aktuellen Bedarf ab. Dabei ist der jeweilige Stand des Teamentwicklungsprozesses zu beachten.

Info 2 bildet einige Beispiele und Ziele für unspezifische und fußballspezifische Trainingsformen ab. Praxis-Vorschläge finden Sie in Info 4.

Beobachtung, Bewertung und Reflexion

Lassen Sie Ihre Mannschaft bei diesen Trainingsformen nicht allein! Sie kann sich nur dann zum Team entwickeln, wenn Sie sie dabei begleiten und betreuen! In den Übungs- und Spielformen werden die Spieler nämlich bewusst mit Situationen und Problemstellungen konfrontiert, die sie gemeinsam lösen lernen sollen. Dabei kann es durchaus zu extremen Konfliktsituationen kommen, bei deren Auflösung Sie helfen müssen.

Manche Trainingsformen provozieren sogar ein Verhalten der Gruppe und/oder der Einzelspieler, das zunächst zu deren Scheitern führt. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass diese Gruppe eben noch kein wirkliches Team ist – und vor allem, warum sie es noch nicht ist.

Den Spielern werden bewusst ihre Grenzen aufgezeigt, sie erfahren Rückschläge, Benachteiligungen, vielleicht sogar Demütigungen. Wie aber geht der Trainer nun vor, auf wen oder was achtet er, wenn er derartige Maßnahmen zum Teambuilding durchführen lässt?

Zum Einstieg und je nach Bedarf: Vertrauens- und Kooperationsspiele
Jedes dieser Spiele verläuft grundsätzlich in drei Phasen, die Sie in jeder Gruppe möglichst genau beobachten sollten:

  • Startphase: Wie gehen die Gruppe bzw. die einzelnen Spieler nach der Aufgabenstellung an die Problemlösung heran?
  • Arbeitsphase: Wie erarbeiten sie die jeweilige(n) Lösung(en) bzw. wie verarbeiten sie mögliche Rückschläge?
  • Präsentationsphase: Wie stellen sie die Lösung(en) vor bzw. wie setzen sie sie um?

Einen an den drei Phasen orientierten Beobachtungsbogen können Sie ebenfalls auf trainermedien.dfb.de herunterladen. Ganz wichtig ist, anschließend gemeinsam mit den Spielern ihr Verhalten, ihr Vorgehen und ihre Lösungen zu besprechen.

Saisonbegleitende fußballspezifische Spielformen

Auch sie bedürfen der Beobachtung und (Selbst-)Reflexion. Schließlich müssen die Spieler ihre Teamfähigkeit im ‘Ernstfall’ in solchen, dann allerdings realen Spielsituationen beweisen. Die beiden Dimensionen für diese Reflexion sind zum einen die motorischen und technisch-taktischen Leistungen (Laufverhalten, Spielhandlungen) und zum anderen die psychosozialen Erfahrungen (Kommunikation, Ansprache bei Fehlern, Einsatz für das Team). Mögliche Reflexionsfragen sind in Info 3 aufgeführt.

Die Reflexion ist vor allem zu Beginn des Teambildungsprozesses notwendig, um auf einer so erarbeiteten Basis eine möglichst große Nachhaltigkeit für den weiteren Saisonverlauf zu erreichen. Apropos: Es ist sinnvoll, die Spieler in einer einführenden Spielform auf diesen Prozess vorzubereiten. Einen dafür geeigneten Vorschlag finden Sie ebenfalls auf trainermedien.dfb.de.

Während der saisonbegleitenden Maßnahmen beobachtet der Trainer weiterhin das Verhalten der Gruppe wie des Einzelnen. Er wird sich aber aus der Lösungsfindung zunehmend heraushalten können, da die Teammechanismen immer besser greifen werden!

Praxisvorschläge für Teambuilding-Maßnahmen finden Sie unter Info 4.

Info 1
Teambuilding Pyramide
Info 2
Trainingsformen zum Teambuilding
Info 3
Fragen an die Spieler bei fußballspezifischen Formen
Info 4
Vertrauens-, Kooperations- und Fußballspiele zum für das Teambuilding
[ET]

Was Sie schon immer über Teambuilding wissen wollten – und sollten!

[bild1]„Beim Fußballspielen bestimmt der Teamaspekt alles. Man muss voneinander wissen, was man kann und was man nicht kann. Es gilt, die Qualitäten des anderen zu entdecken. So entsteht von selbst ein gutes Verhältnis zwischen den Beteiligten, und das ist die Grundlage für den Erfolg. Alle Spieler müssen lernen, im Interesse der Mannschaft zu denken. Durch Disziplin und ständige Kommunikation untereinander kommt man von selbst zum Teambuilding.“

Das hat Louis van Gaal gesagt. Vielleicht ist es ihm beim FC Bayern nicht gelungen, ein ‘echtes’ Team zu bilden. Aber er weiß um dessen Bedeutung. Dazu gehört also – bei allem Respekt vor dieser aktuell hoch im Kurs stehenden Methode – mehr, als einen Klettergarten zu durchsteigen.

Ernst Thaler präsentiert Ausschnitte aus einer dreitägigen Fortbildung des Württembergischen Fußballverbandes. Er erläutert die Grundlagen des Teambuildings und stellt praxiserprobte Trainingsformen vor, mit denen Sie den Teamgeist Ihrer Spieler effektiv verbessern können. Ob Louis van Gaal sie ebenfalls eingesetzt hat, wissen wir allerdings nicht.

Teambuilding ist eine langfristige Aufgabe!

Die ursprünglichen Bedeutungen des Wortes ‘Team’ lauten ‘Familie’ oder auch ‘Gespann’. Die Familie, in der sich die einzelnen Mitglieder unterstützen. Das Gespann, das ‘an einem Strang zieht’. Um ein Fußball-Team zu bilden, muss der Trainer schon vor der Saison einige Fragen klären: Wie soll die Mannschaft aussehen? Welche Spieler sind bereits da? Passen sie zu den Werten der Mannschaft? Werden Neuzugänge benötigt? Welche Typen passen?

Schon vom ersten Tag der Saisonvorbereitung an muss er aus den einzelnen Spielern ein Team formen. Den meist außergewöhnlichen Mannschaftsgeist erfolgreicher Teams aufzubauen und zu erhalten, ist sehr schwierig. Der Trainer muss saisonbegleitend unterschiedliche Meinungen und Charaktere ‘unter einen Hut’ bringen. Teambuilding kann daher kein einmaliger Tagesordnungspunkt („Heute machen wir mal ein bisschen Teambuilding“) sein, sondern ist ein ständiger Prozess und muss dauerhaft gefördert werden.

Teambuilding = ‘Housebuilding’

„Durch Teambuilding müssen sich die Spieler zu Hause fühlen. Gemeinsam bauen Trainer und Spieler ein Haus und einigen sich darauf, Reparaturen gemeinsam auszuführen. Man weiß, dass schon mal eine Fliese von der Wand fällt. Aber wir müssen darauf vertrauen können, dass wir alle bereit sind, das Haus instand zu halten. Man muss sich darauf freuen, gemeinsam in dem Haus zu leben.“

Das sagt der ehemalige niederländische Volleyball-Nationaltrainer Joop Alberda. Er erklärt die Prinzipien des Teambuildings anhand einer Pyramide (Info 1). Auf trainermedien.dfb.de können Sie einen Fragebogen herunterladen, der Ihnen die Erarbeitung der Ziele und Strategien, Rollen und Verantwortlichkeiten sowie der Normen und Wertvorstellungen mit Ihrer Mannschaft erleichtert.

Der Sportpsychologe Lothar Linz fasst die Regeln des Team-Lebens in seinem Buch ‘Erfolgreiches Teamcoaching’, das Sie auch unter www.philippka.de bestellen können, wie folgt zusammen:

Was macht ein Team aus? Gruppenregeln und Gruppendynamik (nach Lothar Linz)

Recht auf Zugehörigkeit
Mit der Aufnahme in die Mannschaft hat der Spieler das Recht auf diese Zugehörigkeit, zumindest so lange er nicht gegen die Regeln verstößt oder den Verein verlässt. Geschieht dies jedoch nicht einvernehmlich, wenn er etwa ohne triftige Ursache ausgeschlossen wird, wirkt sich das negativ auf die Mannschaft aus.

Recht auf Vorrang
Zwar hat jeder Spieler den gleichen Wert für das ‘Netzwerk Team’, doch treten Probleme auf, wenn der Trainer versucht, alle Spieler ‘gleich zu machen’ und das aus der Tradition gewachsene Recht auf den Vorrang einzelner, meist älterer Spieler aufhebt: Als junger Spieler hat man im Team bestimmte Aufgaben zu erledigen (z. B. Bälle tragen). Als Ausgleich tragen die Älteren die größere Verantwortung (Mannschaftskapitän, Führungsspieler).

Ausgleich von Geben und Nehmen
Eine Gemeinschaft lebt davon, dass der Einzelne etwas gibt und dafür etwas bekommt. Überwiegt nun entweder das Geben oder Nehmen, wird es problematisch: Ein Spieler (bzw. Betreuer) bringt sich voll in die Mannschaft ein, erhält aber keine Siegprämie oder kommt nicht auf das Siegerfoto. Oder ein Spieler trainiert nur selten, will aber in der Anfangsformation stehen.

Die Gruppe ist wichtiger als der Einzelne
Neben der gegenseitigen Abhängigkeit und des gemeinsamen Ziels bedarf es klarer Regeln. Im Verhaltensregel-Katalog werden wichtige Punkte (z. B. Pünktlichkeit, Kleiderordnung am Spieltag) für das ‘Zusammenleben’ fixiert und bei Nichteinhaltung mit Strafen belegt. Solche Regeln legen fest, dass das Wohl der Gruppe vor dem des Einzelnen steht. Probleme treten auf, wenn sich Spieler – evtl. auf Grund ihrer herausragenden Leistungen – ihnen nicht mehr unterordnen wollen.

Jeder beeinflusst jeden
Die Teammitglieder sind die Knotenpunkte in einem Netz und durch Seile miteinander verbunden. Zieht man an einer Seite des Netzes, sind die Auswirkungen auch auf der anderen Seite zu spüren. Verändert sich ein Spieler, verändert sich auch das gesamte System. Vereinfacht: Der Fehler eines Spielers kann zur Niederlage des gesamten Teams führen. Oder die herausragende Leistung eines Spielers bedeutet den Sieg. Oder der leistungsschwächste Ergänzungsspieler erzielt den Siegtreffer. Folglich ist jedes Mitglied einer Mannschaft wichtig!

Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile
Je besser eine Mannschaft funktioniert, desto größer wird ihr Mehrwert. Dieser ‘Teamgeist’ ist die Kraft, die das Team eint und jeden Einzelnen zu besonderen Leistungen anspornt, die als Ganzes größer sind als die Summe der Einzelleistungen. Hält ein Team nicht mehr zusammen oder zerfällt es in Grüppchen, geht die Kraft aus diesem Summierungseffekt verloren: Die Leistungsfähigkeit der Gruppe ist jetzt nur noch die reine Summe der Einzelleistungen. Meist blockieren oder behindern sich dabei die Spieler - absichtlich oder unabsichtlich - auch noch gegenseitig, so dass nicht einmal mehr die Summe der Einzelteile verfügbar ist.

Gruppenspezifische Regeln
(Fast) jeder Mensch identifiziert sich in der Öffentlichkeit zuerst über seine sozialen Bezugsgruppen. Stellt er sich einer fremden Person vor, sagt er, wo er lebt, welchen Beruf er ausübt, ob er verheiratet ist usw. Diese Gruppen bilden das Gerüst seines Lebens. Demnach ist Spielern nicht egal, wie ihre Mannschaft, mit der sie sich identifizieren wollen, beschaffen ist. Ob die Identifizierung gelingt, hängt von den Gruppennormen und -regeln ab: Unter den Mitgliedern muss Einigkeit über grundlegende Werte sowie über die Regeln und Normen herrschen, mit denen diese Werte umgesetzt werden.

Konformität kontra Individualität
Um Erfolg mit der Mannschaft zu haben bzw. von ihr Anerkennung zu erhalten, sind die meisten Spieler bereit, sich unterzuordnen und auf einen Teil ihrer Individualität zu verzichten. Doch wenn die Mannschaft von dem Spieler (zu) viel Opferbereitschaft fordert, hat das negative Folgen. Angesichts dieses sogenannten Konformitätsdrucks kann es sein, dass der Spieler genau das Gegenteil des Geforderten macht. Aufgabe des Trainers ist es, ein ausgewogenes Maß zwischen der erforderlichen Konformität und der persönlichen Individualität herzustellen. Manchmal können beide sogar zusammengeführt werden.

Ein Beispiel:
Der Spieler hat mannschaftliche und individuelle Ziele, z. B. Meisterschaft (Mannschaftsziel) und Torjägerkanone (Individualziel). Es besteht nun die Gefahr, dass er versucht, selbst das Tor zu erzielen, statt zum besser postierten Mitspieler zu spielen. Der Trainer muss ihm klarmachen, dass das Mannschaftsziel immer über den Zielen des Einzelnen steht! Er soll ihm aber auch vermitteln, dass die Mannschaft den Spieler unterstützen wird, sein individuelles Ziel zu erreichen.

Gruppendynamik

[bild2]Soziale Faulheit bzw. Angst vor dem Auffallen
Da sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig beeinflussen, sind Gruppen immer dynamisch und niemals statisch. Wenn aber einzelne Spieler weniger leisten (sich ‘verstecken’) als wenn sie auf sich selbst gestellt wären, erhält diese Dynamik einen negativen Verlauf. Diesen Effekt nennt man ‘soziale Faulheit’.

Daneben gibt es auch Spieler, die Angst davor haben, im Team zu sehr aufzufallen, egal ob positiv oder negativ. Der Trainer muss jeden Spieler überzeugen, innerhalb der ihm zugedachten Aufgabe die volle Verantwortung zum Wohle der Mannschaft zu übernehmen. Das gelingt am besten, indem er dem Spieler Erfolgserlebnisse verschafft, seine Stärken herausstellt und so sein Selbstvertrauen stärkt.

Das Wissen um die gegenseitige Abhängigkeit
Ausgangspunkt des Teambuildings ist das gemeinsame Ziel, auf das der Trainer seine Spieler einschwört. Droht der Team-Zusammenhalt auseinanderzubrechen, muss er sie an dieses Ziel erinnern und ihnen klar machen, dass die einzelnen Spieler voneinander abhängig sind, wenn sie dieses Ziel erreichen wollen. Manchen ist dies nicht bewusst bzw. sie vergessen es immer wieder. Wenn jeder die gegenseitige Abhängigkeit anerkennt, schätzt er den Wert seiner Mitspieler und erfährt seinen eigenen Wert. So entsteht ein wirkliches Team.

Welche Trainingsmaßnahmen wann einsetzen?

Wir unterscheiden allgemeine fußballunspezifische und fußballspezifische Maßnahmen. In Seminaren werden oft ausschließlich allgemeine Formen vorgestellt und durchgeführt. Doch sie stellen in Mannschaftssportarten eher eine, gleichwohl wichtige Ergänzung dar und eignen sich vor allem als Einstiegsübungen, etwa in der Vorbereitungsphase oder je nach Bedarf auch während der Saison.

Das Teambuilding für Teamsportler findet hingegen saisonbegleitend und in Spielformen statt, die bestimmte teamspezifische Fähigkeiten erfordern bzw. schulen und mit taktischen Schwerpunkten verknüpft sind. Welche jeweils verlangt bzw. gesetzt werden, hängt ebenfalls vom aktuellen Bedarf ab. Dabei ist der jeweilige Stand des Teamentwicklungsprozesses zu beachten.

Info 2 bildet einige Beispiele und Ziele für unspezifische und fußballspezifische Trainingsformen ab. Praxis-Vorschläge finden Sie in Info 4.

Beobachtung, Bewertung und Reflexion

Lassen Sie Ihre Mannschaft bei diesen Trainingsformen nicht allein! Sie kann sich nur dann zum Team entwickeln, wenn Sie sie dabei begleiten und betreuen! In den Übungs- und Spielformen werden die Spieler nämlich bewusst mit Situationen und Problemstellungen konfrontiert, die sie gemeinsam lösen lernen sollen. Dabei kann es durchaus zu extremen Konfliktsituationen kommen, bei deren Auflösung Sie helfen müssen.

Manche Trainingsformen provozieren sogar ein Verhalten der Gruppe und/oder der Einzelspieler, das zunächst zu deren Scheitern führt. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass diese Gruppe eben noch kein wirkliches Team ist – und vor allem, warum sie es noch nicht ist.

Den Spielern werden bewusst ihre Grenzen aufgezeigt, sie erfahren Rückschläge, Benachteiligungen, vielleicht sogar Demütigungen. Wie aber geht der Trainer nun vor, auf wen oder was achtet er, wenn er derartige Maßnahmen zum Teambuilding durchführen lässt?

Zum Einstieg und je nach Bedarf: Vertrauens- und Kooperationsspiele
Jedes dieser Spiele verläuft grundsätzlich in drei Phasen, die Sie in jeder Gruppe möglichst genau beobachten sollten:

  • Startphase: Wie gehen die Gruppe bzw. die einzelnen Spieler nach der Aufgabenstellung an die Problemlösung heran?
  • Arbeitsphase: Wie erarbeiten sie die jeweilige(n) Lösung(en) bzw. wie verarbeiten sie mögliche Rückschläge?
  • Präsentationsphase: Wie stellen sie die Lösung(en) vor bzw. wie setzen sie sie um?

Einen an den drei Phasen orientierten Beobachtungsbogen können Sie ebenfalls auf trainermedien.dfb.de herunterladen. Ganz wichtig ist, anschließend gemeinsam mit den Spielern ihr Verhalten, ihr Vorgehen und ihre Lösungen zu besprechen.

Saisonbegleitende fußballspezifische Spielformen

Auch sie bedürfen der Beobachtung und (Selbst-)Reflexion. Schließlich müssen die Spieler ihre Teamfähigkeit im ‘Ernstfall’ in solchen, dann allerdings realen Spielsituationen beweisen. Die beiden Dimensionen für diese Reflexion sind zum einen die motorischen und technisch-taktischen Leistungen (Laufverhalten, Spielhandlungen) und zum anderen die psychosozialen Erfahrungen (Kommunikation, Ansprache bei Fehlern, Einsatz für das Team). Mögliche Reflexionsfragen sind in Info 3 aufgeführt.

Die Reflexion ist vor allem zu Beginn des Teambildungsprozesses notwendig, um auf einer so erarbeiteten Basis eine möglichst große Nachhaltigkeit für den weiteren Saisonverlauf zu erreichen. Apropos: Es ist sinnvoll, die Spieler in einer einführenden Spielform auf diesen Prozess vorzubereiten. Einen dafür geeigneten Vorschlag finden Sie ebenfalls auf trainermedien.dfb.de.

Während der saisonbegleitenden Maßnahmen beobachtet der Trainer weiterhin das Verhalten der Gruppe wie des Einzelnen. Er wird sich aber aus der Lösungsfindung zunehmend heraushalten können, da die Teammechanismen immer besser greifen werden!

Praxisvorschläge für Teambuilding-Maßnahmen finden Sie unter Info 4.

Info 1
Teambuilding Pyramide
Info 2
Trainingsformen zum Teambuilding
Info 3
Fragen an die Spieler bei fußballspezifischen Formen
Info 4
Vertrauens-, Kooperations- und Fußballspiele zum für das Teambuilding