Taktik-Analyse: Mönchengladbachs Wandel unter Hecking

Mit Dieter Hecking erlebte Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde einen leichten Aufwärtstrend. Der neue Trainer hat die Fohlen gewissermaßen entschlackt – vor dem Halbfinale im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt (Dienstag, ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) beleuchtet DFB.de die taktischen Änderungen im Vergleich zu Vorgänger André Schubert.

„Ich finde Taktik wirklich wichtig“, begann Dieter Hecking einst in der Süddeutschen Zeitung, um anschließend auszuführen: „aber man darf keine Geheimwissenschaft daraus machen.“ Einen Artikel im Internet habe er gelesen und sich anschließend gefragt: „Diese hochkomplexen Dinge soll ich mir ausgedacht haben?“

Nun übernahm Hecking im Dezember 2016 für André Schubert bei Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen erleben seitdem einen leichten Aufwind und können im Duell mit Eintracht Frankfurt in das DFB-Pokalfinale einziehen.

Taktik-Revolution blieb aus

Somit stellt sich die Frage, an welchen Stellschrauben Hecking gedreht hat, um der Mannschaft eine neue Richtung zu geben. Tatsächlich darf die Rede höchstens von Stellschrauben sein, denn eine Revolution fand unter dem neuen Trainer in Gladbach nie statt.

Die Fohlen zeigten sich unter Schubert als Mannschaft, die mit hohem Pressing und überdurchschnittlich hohen Ballbesitzanteilen durchaus den Anspruch verspürte, dem Gegner ihr eigenes Spiel aufzudrängen und das Agieren dem Reagieren vorzuziehen.

Dieser Ansatz änderte sich unter Hecking kaum. Der neue Mann an der Seitenlinie hat die Spielanlage der Fohlen jedoch etwas vereinfacht und manch radikale Idee seines Vorgängers entfernt, um eigene Vorstellungen einfließen zu lassen.

Einflüsse von Lucien Favre

Presste sich Gladbach unter Schubert bisweilen noch in Manndeckungen bis zur Unkenntlichkeit der eigenen Grundordnung, verringerte Hecking diese starke Betonung auf das 1 gegen 1 etwas. Seine Spieler verteidigen nun mehr aus der Grundordnung heraus und nehmen erst bei Zugriff auf den Ball Manndeckungen auf, um mögliche Anspielstationen zu verstellen und Ballgewinne zu erzwingen.

Unter Schubert hatte es Extrembeispiele gegeben, in denen die Fohlen ihren Gegenspielern über den gesamten Platz folgten und somit defensiv kaum ein System zu erkennen war. Das erforderte hohe Aufmerksamkeit wie eine grundsätzliche defensive Stärke. Kleine Fehler wurden oft direkt bestraft.

Hecking begegnete dieser Schwäche mit einer etwas gelockerten Manndeckung, ohne sein Team in wenigen Wochen komplett umpolen zu müssen. Mehr Änderungen vollzog der Trainer jedoch in der Grundordnung. Durch die Umstellung von einer Dreier- zurück zur Viererkette griff Hecking stark in das Gefüge und bestehende Automatismen ein.

Gladbach spielt nunmehr häufig in einem 4-2-3-1, 4-4-2 oder 4-4-1-1 – je nach Leseweise – das einem Teil des Kaders noch aus Zeiten unter Lucien Favre bekannt ist. Die Spielweise des Schweizers ist lange nach dessen Abgang phasenweise wiederzuerkennen.



Mit Dieter Hecking erlebte Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde einen leichten Aufwärtstrend. Der neue Trainer hat die Fohlen gewissermaßen entschlackt – vor dem Halbfinale im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt (Dienstag, ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) beleuchtet DFB.de die taktischen Änderungen im Vergleich zu Vorgänger André Schubert.

„Ich finde Taktik wirklich wichtig“, begann Dieter Hecking einst in der Süddeutschen Zeitung, um anschließend auszuführen: „aber man darf keine Geheimwissenschaft daraus machen.“ Einen Artikel im Internet habe er gelesen und sich anschließend gefragt: „Diese hochkomplexen Dinge soll ich mir ausgedacht haben?“

Nun übernahm Hecking im Dezember 2016 für André Schubert bei Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen erleben seitdem einen leichten Aufwind und können im Duell mit Eintracht Frankfurt in das DFB-Pokalfinale einziehen.

Taktik-Revolution blieb aus

Somit stellt sich die Frage, an welchen Stellschrauben Hecking gedreht hat, um der Mannschaft eine neue Richtung zu geben. Tatsächlich darf die Rede höchstens von Stellschrauben sein, denn eine Revolution fand unter dem neuen Trainer in Gladbach nie statt.

Die Fohlen zeigten sich unter Schubert als Mannschaft, die mit hohem Pressing und überdurchschnittlich hohen Ballbesitzanteilen durchaus den Anspruch verspürte, dem Gegner ihr eigenes Spiel aufzudrängen und das Agieren dem Reagieren vorzuziehen.

Dieser Ansatz änderte sich unter Hecking kaum. Der neue Mann an der Seitenlinie hat die Spielanlage der Fohlen jedoch etwas vereinfacht und manch radikale Idee seines Vorgängers entfernt, um eigene Vorstellungen einfließen zu lassen.

Einflüsse von Lucien Favre

Presste sich Gladbach unter Schubert bisweilen noch in Manndeckungen bis zur Unkenntlichkeit der eigenen Grundordnung, verringerte Hecking diese starke Betonung auf das 1 gegen 1 etwas. Seine Spieler verteidigen nun mehr aus der Grundordnung heraus und nehmen erst bei Zugriff auf den Ball Manndeckungen auf, um mögliche Anspielstationen zu verstellen und Ballgewinne zu erzwingen.

Unter Schubert hatte es Extrembeispiele gegeben, in denen die Fohlen ihren Gegenspielern über den gesamten Platz folgten und somit defensiv kaum ein System zu erkennen war. Das erforderte hohe Aufmerksamkeit wie eine grundsätzliche defensive Stärke. Kleine Fehler wurden oft direkt bestraft.

Hecking begegnete dieser Schwäche mit einer etwas gelockerten Manndeckung, ohne sein Team in wenigen Wochen komplett umpolen zu müssen. Mehr Änderungen vollzog der Trainer jedoch in der Grundordnung. Durch die Umstellung von einer Dreier- zurück zur Viererkette griff Hecking stark in das Gefüge und bestehende Automatismen ein.

Gladbach spielt nunmehr häufig in einem 4-2-3-1, 4-4-2 oder 4-4-1-1 – je nach Leseweise – das einem Teil des Kaders noch aus Zeiten unter Lucien Favre bekannt ist. Die Spielweise des Schweizers ist lange nach dessen Abgang phasenweise wiederzuerkennen.

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Rautenbildung in den Halbräumen

Die Fohlen beginnen ihr Spiel, ähnlich wie unter Schubert, mit kurzen Pässen und einem ruhigen Aufbau. Die ballsicheren Innenverteidiger werden teilweise von einem zurückgezogenen Sechser unterstützt, während die Außenverteidiger relativ hochschieben. Auf diese Weise findet eine Rautenbildung in den Halbräumen statt. Innenverteidiger und äußerer Mittelfeldspieler bilden die Spitzen, Außenverteidiger und zentraler Mittelfeldspieler die seitlichen Auswüchse.


Gladbach bildet in der Offensive in den Halbräumen eine Raute, um am Flügel temporeich kombinieren zu können.


Das erlaubt den Gladbachern ein schnelles Spiel über die Flügel. Die zentrale Achse nimmt, das ist eine deutliche Änderung zu Schubert, im Aufbau eine untergeordnete Rolle ein, sondern ist mehr als Verbindung zwischen beiden Seiten zu sehen.

Sechser als Verlagerungsstationen

Beide Sechser drehen im Spielaufbau nur selten auf, sondern sind meist mit dem Gesicht zur Defensivreihe gerichtet. So lassen sie prallen oder verlagern das Spiel von Außenverteidiger zu Außenverteidiger.

Nach vorne gespielt wird meist direkt über die Flügel. Dabei ist die Rückkehr zur Viererkette entscheidend, da sich die Außenverteidiger und äußeren Mittelfeldspieler durch stetes Hinterlaufen gut ergänzen. Die Mittelfeldspieler bewegen sich oftmals in den Halbräumen, während die Außenverteidiger die beiden Flügel beackern. Unterstützt wird das Flügelspiel obendrein durch den beweglichen Zehner oder Halbstürmer aus der Zentrale.

Lars Stindl, Thorgan Hazard oder Raffael sind allesamt keine typischen Zentrumsspieler, sondern schließen sich im Angriff dem Flügelspiel an oder weichen nach dorthin aus, um dynamisch Überzahl zu erzeugen und anschließend wieder in die Mitte zu ziehen.

Oft vermag es die Borussia nicht, den Mittelstürmer voll einzubinden. Dies erwies sich besonders als Problem, als dort nicht Raffael, sondern ein anderer Spielertyp eingesetzt wurde. André Hahn etwa erhält in dieser Position vor allem läuferische Aufgaben, Zuspiele erreichen ihn selten.

Kommt der Ball in eine höhere Position am Flügel, konzentriert sich Gladbach darauf, einen Spieler derart freizuspielen, dass er ungestört eine Flanke in den Strafraum schlagen kann. Dabei scheuen die Fohlen auch nicht vor Hereingaben aus dem Halbfeld zurück.

Vierfache Strafraumbesetzung

Die Strafraumbesetzung wird durch die Stürmer und Zehner plus den einrückenden Flügelspielern und bisweilen gar den ballfernen Außenverteidigern gewährleistet. Beide Sechser finden sich am Strafraumrand und können auf diese Weise zweite Bälle aufnehmen.

Ein Problem der Gladbacher in den vergangenen Wochen: Einer derartig auf den Flügel ausgerichtete Offensive folgen nur selten hochkarätige Torchancen. Somit erzielte die Borussia viele Tore nach Standards oder durch die Verwertung eines zweiten Balles.

Eine Alternative präsentierte Hecking zuletzt mit Ibrahima Traore auf dem rechten Flügel. Dieser suchte immer wieder mit Ball am Fuß den Weg nach innen und stellte den Gegner so vor Zuordnungsprobleme. Diese Spielweise könnte gegen Eintracht Frankfurt von Nöten sein. Das Halbfinale des DFB-Pokals stellt Hecking mit Hinblick auf die letzte Begegnung in der Bundesliga vor mehrere Fragen. Das Duell endete Anfang April torlos und fast ohne Chance für Gladbach.

Das Problem mit der Fünferkette

An insgesamt sechs Schüssen versuchten sich die Fohlen beim Gastspiel in Frankfurt, drei davon kamen von weit außerhalb des Strafraums zustande. Die Eintracht hielt den Strafraum mit einer Fünferkette sauber.

Vor ähnlichen Problemen wird Hecking auch im Pokal stehen. Frankfurt wird defensiv gegen die flügellastige Spielweise der Fohlen solide stehen und viele der Flanken aufgrund einer Überzahl im Zentrum verteidigen können. Im 5-3-2 von Kovac ist auch der Rückraum abgesichert, womit die beiden Sechser der Borussia schweres Spiel beim Lauern auf zweite Bälle haben werden. Dafür sind die Flügel nur einfach verteidigt, diese Unterzahl könnte die Borussia nutzen.

Letztlich wird es auch auf das Verhalten im defensiven Umschaltspiel ankommen. Dort zeigte Gladbach in den vergangenen Wochen oft enorme Probleme, Hoffenheim und Köln zogen daraus ihren Nutzen. Die Balance zwischen einem Zurückziehen und dem Gegenpressing ist noch nicht ausgereift, bisweilen findet die Mannschaft keine gemeinsame Lösung nach dem Ballverlust und offenbart so Lücken für den Gegenangriff. Konter sind in diesen Moment nur schwer zu verteidigen.


Frühere Automatismen in der Fünferkette führen zu Lücken im Umschaltspiel. Durch das Herausrücken des Innenverteidigers entstehen bei der Viererkette gefährliche Räume.


Blitzschnelle Konter

Durch die Dreierkette unter Schubert konnte ein Verteidiger herausrücken, um den Ballführer zu stellen. Diesem Automatismus folgen die Spieler bisweilen immer noch, was in der Viererkette zu Lücken im Zentrum führt. Obendrein kommt die Mannorientierung. Gladbach hat große Probleme damit, individuell starke Spieler zu verteidigen. Schaffen es diese, ihr 1 gegen 1 gegen einen Verteidiger der Borussia zu lösen, stellen sich den umliegenden Spielern direkt mehrere Aufgaben.

Wer rückt heraus und gibt dafür seine Manndeckung auf? Kann man den Angriff noch verzögern oder besteht dringender Handlungsbedarf? Wer übernimmt den Gegenspieler, wenn ein Borusse herausrückt? Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric mit seinem Lattentreffer und Mark Uth mit dem Tor zum 4:2 konnten diese Zuordnungsprobleme mit satten Distanzschüssen ausnutzen.

Im eigenen Umschalten nach Ballgewinn allerdings hat Heckings Mannschaft ein enormes Tempo. Das betonte nicht nur Julian Nagelsmann vor dem Aufeinandertreffen mit den Fohlen, auch andere Trainer warnten vor den blitzschnellen Gegenangriffen. Mit den temporeichen Flügelspielern und beweglichen Spielern in der Mitte zieht Heckings Mannschaft nach Balleroberung sehr schnell in Richtung des gegnerischen Strafraums. Mo Dahoud überzeugt dabei aus der Mitte heraus mit wohl überlegten Schnittstellenpässen.