SV Eintracht Leipzig-Süd: Es begann an der Nähmaschine

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: die Frauen-Mannschaft des SV Eintracht Leipzig-Süd.

Mit acht Mädchen und unbändiger Freude am Fußball stand Sebastian Popp vor zehn Jahren auf einem verwilderten Rasenstück. Es gab weder einen Verein noch einen Trainingsplatz oder gar Trikots, dafür einen starken Willen und Teamgeist. Der Rest ist Improvisationstalent: Popp, damals gerade 21 Jahre alt, schnappte sich Nadel und Faden und schneiderte eigenhändig Trikots für die Mädchen. Damit der Ball auch rollte, trafen sie sich auf Wiesen und öffentlichen Plätzen und markierten Spielfeld und Tor mit Sporttaschen, Rucksäcken und Flaschen. Das war 2003.

Heute können die Fußballerinnen auf einige Erfolge zurückblicken. Aus den acht Mädchen sind knapp 50 geworden, sie gehören alle dem SV Eintracht Leipzig-Süd (ELS) an und trainieren auf einem eigenen Rasenplatz. Und sie tragen richtige Trikots. Sebastian Popp, heute 31 Jahre, ist immer noch Trainer und führte die Mädels in der Zwischenzeit aus der sächsischen Hobbyliga bis in die Regionalliga. Nicht zu vergessen sind die Übergangsjahre bis hin zur Professionalität, als sich die Nachwuchskickerinnen noch nach einem Leipziger Stadtteil benannten, der Diadora Connewitz.

"Fast jedes Jahr aufgestiegen"

In den Folgejahren ging es immer weiter bergauf. "Wir sind fast jedes Jahr aufgestiegen und haben über drei Jahre keines der 57 Punktspiele verloren", erinnert er sich stolz. Ein souveräner Durchmarsch, der bis zum vergangenen Jahr anhielt. Im September startet die Leipziger Eintracht in ihre zweite Regionalliga-Saison. Ob die Reise noch weiter geht, hängt vor allem an einer Bedingung: "Sportlich ist alles drin und finanziell nicht unvorstellbar", sagt Popp. "Für die 2. Liga bräuchten wir aber zweifellos größere Sponsoren." Am Willen der Mannschaft soll es bestimmt nicht scheitern, denn der ist stark in ihrer Geschichte verankert.

Beim SV Eintracht Leipzig-Süd ist alles möglich. Auch wenn es eine ganz andere Zeit damals gewesen sei und sie etwas Glück gehabt hätten, so habe sich im Team nicht viel geändert, konstatiert Yvonne Weißflog. Die 25 Jahre alte Außenverteidigerin kickt heute zwar in der zweiten Mannschaft, gehört aber dennoch zum ELS-Urgestein. "Wir sind eine Spaß-Truppe und unternehmen auch außerhalb des Fußball einiges zusammen", erzählt sie. "Wir waren damals schon kreativ", lacht sie und fügt an: "Wir haben schwarze T-Shirts einfach mit Kreide bemalt oder die Nummern aus weißem Tape geklebt." Natürlich freute auch sie sich dann über die selbstgenähten Trikots. Den ersten richtigen Trikotsatz haben sie aber bereits verschenkt. Ein Frauenfußball-Team in Simbabwe ist heute stolzer Besitzer dieser Jerseys. Eine ELS-Spielerin hatte vermittelt, als sie merkte, dass die Mannschaften dort ja noch weniger hätten.

Nachdem sich die früheren Freizeitfußballerinnen im Jahr 2007 dem Breitensportverein Eintracht Leipzig-Süd anschlossen, gab es auch die ersten Trikots. Sebastian Popp konnte dann endlich Nadel und Faden beiseitelegen und sich den Trainingsplänen widmen. Denn die, so sagt er, habe er zu Beginn noch aus dem Internet gezogen. "Ich hatte doch keine Ahnung", witzelt er. Heute absolviert er eine Ausbildung zum Erwerb der B-Lizenz im Leistungsfußball und teilt sich seit 2010 mit Thomas Wedemann das Traineramt. Nach und nach folgten immer mehr Betreuer und Physiotherapeuten – und auch Zuschauer. Zu einem Lokalderby seien schon mal über 300 Fans in die Heimstätte an der Leipziger Südkampfbahn gekommen, freut sich Popp.

Litauische Nationalspielerin als neuester Coup



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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: die Frauen-Mannschaft des SV Eintracht Leipzig-Süd.

Mit acht Mädchen und unbändiger Freude am Fußball stand Sebastian Popp vor zehn Jahren auf einem verwilderten Rasenstück. Es gab weder einen Verein noch einen Trainingsplatz oder gar Trikots, dafür einen starken Willen und Teamgeist. Der Rest ist Improvisationstalent: Popp, damals gerade 21 Jahre alt, schnappte sich Nadel und Faden und schneiderte eigenhändig Trikots für die Mädchen. Damit der Ball auch rollte, trafen sie sich auf Wiesen und öffentlichen Plätzen und markierten Spielfeld und Tor mit Sporttaschen, Rucksäcken und Flaschen. Das war 2003.

Heute können die Fußballerinnen auf einige Erfolge zurückblicken. Aus den acht Mädchen sind knapp 50 geworden, sie gehören alle dem SV Eintracht Leipzig-Süd (ELS) an und trainieren auf einem eigenen Rasenplatz. Und sie tragen richtige Trikots. Sebastian Popp, heute 31 Jahre, ist immer noch Trainer und führte die Mädels in der Zwischenzeit aus der sächsischen Hobbyliga bis in die Regionalliga. Nicht zu vergessen sind die Übergangsjahre bis hin zur Professionalität, als sich die Nachwuchskickerinnen noch nach einem Leipziger Stadtteil benannten, der Diadora Connewitz.

"Fast jedes Jahr aufgestiegen"

In den Folgejahren ging es immer weiter bergauf. "Wir sind fast jedes Jahr aufgestiegen und haben über drei Jahre keines der 57 Punktspiele verloren", erinnert er sich stolz. Ein souveräner Durchmarsch, der bis zum vergangenen Jahr anhielt. Im September startet die Leipziger Eintracht in ihre zweite Regionalliga-Saison. Ob die Reise noch weiter geht, hängt vor allem an einer Bedingung: "Sportlich ist alles drin und finanziell nicht unvorstellbar", sagt Popp. "Für die 2. Liga bräuchten wir aber zweifellos größere Sponsoren." Am Willen der Mannschaft soll es bestimmt nicht scheitern, denn der ist stark in ihrer Geschichte verankert.

Beim SV Eintracht Leipzig-Süd ist alles möglich. Auch wenn es eine ganz andere Zeit damals gewesen sei und sie etwas Glück gehabt hätten, so habe sich im Team nicht viel geändert, konstatiert Yvonne Weißflog. Die 25 Jahre alte Außenverteidigerin kickt heute zwar in der zweiten Mannschaft, gehört aber dennoch zum ELS-Urgestein. "Wir sind eine Spaß-Truppe und unternehmen auch außerhalb des Fußball einiges zusammen", erzählt sie. "Wir waren damals schon kreativ", lacht sie und fügt an: "Wir haben schwarze T-Shirts einfach mit Kreide bemalt oder die Nummern aus weißem Tape geklebt." Natürlich freute auch sie sich dann über die selbstgenähten Trikots. Den ersten richtigen Trikotsatz haben sie aber bereits verschenkt. Ein Frauenfußball-Team in Simbabwe ist heute stolzer Besitzer dieser Jerseys. Eine ELS-Spielerin hatte vermittelt, als sie merkte, dass die Mannschaften dort ja noch weniger hätten.

Nachdem sich die früheren Freizeitfußballerinnen im Jahr 2007 dem Breitensportverein Eintracht Leipzig-Süd anschlossen, gab es auch die ersten Trikots. Sebastian Popp konnte dann endlich Nadel und Faden beiseitelegen und sich den Trainingsplänen widmen. Denn die, so sagt er, habe er zu Beginn noch aus dem Internet gezogen. "Ich hatte doch keine Ahnung", witzelt er. Heute absolviert er eine Ausbildung zum Erwerb der B-Lizenz im Leistungsfußball und teilt sich seit 2010 mit Thomas Wedemann das Traineramt. Nach und nach folgten immer mehr Betreuer und Physiotherapeuten – und auch Zuschauer. Zu einem Lokalderby seien schon mal über 300 Fans in die Heimstätte an der Leipziger Südkampfbahn gekommen, freut sich Popp.

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Litauische Nationalspielerin als neuester Coup

Mit mehr Professionalität wurde die ELS auch für andere Spielerinnen attraktiv. Verstärkung kam vom Leipziger FC 07, der seine erste Frauenmannschaft aufgrund wirtschaftlicher Probleme auflösen musste. Unter ihnen auch die 24-jährige Yvonne Starick. Die Soziologie-Studentin komplettierte erfolgreich das Mittelfeld und gehört seit dem zum festen Stamm der ELS. An einen Wechsel hat sie trotz einiger Angebote nie gedacht. "Ich fühle mich hier viel zu wohl und jetzt bin ich zu alt für was Neues", wiegelt sie ab. "Einige von uns wohnen auch zusammen, viele sogar in der gleichen Straße. Das passt schon alles sehr gut", meint Starick. Jede neue Spielerin bereichere das Team immer wieder sportlich als auch persönlich.

Vielleicht zieht auch Zugang Ieva Kibirkstis in die gleiche Straße in Leipzigs Süden. Die litauische Nationalspielerin entschied sich aufgrund ihres Psychologie-Studiums für Sachsen. Ob ihr die einzigartige Geschichte ihres neuen Vereins bereits bekannt ist, ist noch ungewiss. Eins steht allerdings jetzt schon fest: Ihre Sporttasche muss nicht als Torbegrenzung herhalten und ein hochwertiges Trikot liegt schon für sie bereit.