Supercup: Schafft Bayern den ersten deutschen Sieg?

Zum vierten Mal versucht der FC Bayern München am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) gegen Chelsea London in Prag, den europäischen Supercup zu gewinnen. Es wäre der erste deutsche Triumph überhaupt in dem 1973 erstmals ausgespielten Wettbewerb, der nach der Idee eines jugoslawischen Journalisten namens Branko Perovanovic stets zum Beginn einer Saison ausgespielt wird. Für DFB.de erinnert der Historiker und Autor Udo Muras an die drei bisherigen Endspiele der Bayern.

1975: BAYERN MÜNCHEN - DYNAMO KIEW

Im Vorjahr hätten die Bayern, die 1974 erstmals den Landesmeister-Cup gewannen, eigentlich auf den 1. FC Magdeburg treffen sollen. Doch die Ostdeutschen gaben Terminprobleme vor. In Wahrheit waren Spiele zwischen BRD- und DDR-Teams seinerzeit keine Selbstverständlichkeit und immer ein Politikum, vor dem insbesondere die SED-Führung zurückschreckte. Es war ihr unangenehm, wenn die Vertreter des "kapitalistischen Westens" im Stadion und vor dem Hotel wie Popstars bejubelt wurden, außerdem kam es immer wieder zu Fluchtversuchen der Ostdeutschen im Rahmen solcher Duelle.

Kurioserweise führte das Los beide im Landesmeister-Cup im selben Herbst doch zusammen, Bayern kam weiter und durfte sich irgendwie auch als Supercupsieger fühlen. Der Pokal hatte aber noch keine große Bedeutung - zumal es keinen gab. Die UEFA tat sich schwer mit der Anerkennung, übernahm zwar ab 1974 die Herrschaft über die Austragung, aber einen real existierenden Pokal stiftete sie nicht. Sie verteilte nur Medaillen und nannte die Veranstaltung deshalb auch "Super-Wettbewerb". Der erste Pokalgewinner Ajax Amsterdam erhielt trotzdem eine Trophäe, die eine Zeitung spendiert hatte.

Kiews Oleg Blochin schießt die Bayern ab

Auch 1975 gab es offiziell keinen Pokal. Bayern traf auf Dynamo Kiew, damals Meister der Sowjetunion. Auch die Ukrainer mussten zur Teilnahme erst überredet werden, ihre "Terminprobleme" waren sogar glaubhaft. Denn der Großteile der Auswahl bildete die Nationalmannschaft, die in der EM-Qualifikation aktiv war. Mit Oleg Blochin hatten die Ukrainer einen Weltstar, der die 100 Meter in 10,8 Sekunden sprintete. Das bewies er in den beiden Spielen, er schoss alle drei Tore. In München ging es am 9. September 1975 0:1 aus. 31.000 Zuschauer im Olympiastadion verfolgten die Premiere, darunter der extra aus Madrid eingeflogene Günter Netzer, aber über 45.000 Plätze blieben leer. Warum? Die Bayern hatten Topzuschlag erhoben, und das Fernsehen übertrug live. Außerdem wusste niemand so recht, was der Cup wert war.

Der Kicker schrieb: "Der Supercup ist vor allem eine finanzielle Angelegenheit und nur von begrenztem sportlichen Wert." Dr. Erich Riedl, Präsident der Münchner Löwen, sagte dem Blatt: "Das ist ein mittelmäßiges Freundschaftsspiel. Damit tut man den Cup-Siegern keinen Gefallen." In Erinnerung blieb den Zuschauern vor allem eine Szene, als ausgerechnet "Katsche" Schwarzenbeck, der nicht als Techniker galt, an der Eckfahne Oleg Blochin ausdribbelte. Schwarzenbeck bot eine super Leistung an diesem Tag, nur in der 66. Minute war er nicht zur Stelle.

105.000 Zuschauer in Kiew

Bayern-Trainer Dettmar Cramer sah noch mehr Positives: "Solche Spiele sind für unsere jungen Spieler unbezahlbar. Was sie da in Bezug auf Tempoumstellung leisten müssen, haben sie in der Bundesliga noch nicht gelernt." Einer der Jüngsten war ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge. Der war auch vier Wochen später in Kiew dabei, im Gegensatz zu Gerd Müller, Uli Hoeneß und drei weiteren angeschlagenen Spielern, die für die Bundesliga geschont wurden.

Diesmal gewann Dynamo 2:0, wieder traf nur Blochin (40., 53.) - aber nun war das Stadion voll. 105.000 Zuschauer an einem Oktober-Montag feierten ihre Mannschaft, die aus einem kuriosen Grund sogar den inoffiziellen Zeitungspokal bekam. UEFA-Präsident Dr. Artemio Franchi hatte auf der Flugreise den Medaillenkoffer verloren. Die Bayern bekamen ohnehin nichts außer schlechten Kritiken. "Dass Bayern München so schwach spielte, lag nicht nur am Fehlen von fünf Stammspielern", tadelte der Kicker.

1976: BAYERN MÜNCHEN - RSC ANDERLECHT

Die Bayern hatten im Mai den sagenhaften Landesmeister-Hattrick vollbracht. So ging es im August erneut um den Supercup, gegen Pokalsieger-Gewinner RSC Anderlecht. Im Team der Belgier standen vier Niederländer, darunter die Vizeweltmeister Arie Haan und Rob Rensenbrink. Sie mussten sich ans WM-Finale 1974 erinnert fühlen, denn wieder verloren sie nach Führung im Olympiastadion mit 1:2, und wieder schoss Gerd Müller das entscheidende Tor (88.).

Wobei der "Bomber" auch das 1:1 in der 58. Minute markierte und Haans frühes 0:1 (16.) egalisierte. "Müller, Müller über alles", titelte der Kicker nach einem packenden Spiel, das immerhin schon 41.000 Zuschauer verfolgten. Anderlechts Trainer Raymond Goethals huldigte: "Müller ist immer noch ein großer Meister!"

Müllers Tor im Rückspiel reicht nicht

Am 30. August 1976 schlug er im Parc-Astrid-Stadion von Brüssel wieder zu, aber es reichte nicht. Die Belgier nahmen die Bayern regelrecht auseinander: Rob Rensenbrink (21., 82.), Franky van der Elst (25.) und Arie Haan (60.) schenkten ihnen vier Tore ein. Gerd Müllers Ehrentreffer in der 64. Minute war nur noch für die Statistik. Damit entgingen den Bayern 7500 Mark pro Kopf, die der Vorstand als Prämie ausgesetzt hatte.

"Jetzt muss halt der Weltpokal her", sagte Präsident Willi Neudecker. Die Bayern fühlten sich übrigens betrogen, weil der Ball vor dem 3:0 im Aus gewesen war, was der Linienrichte auch anzeigte. Doch Schiedsrichter Schiller übersah es geflissentlich und schickte den protestierenden Müller barsch weg: "Noch ein Wort und sie sehen die Gelbe Karte!" Kurios: Franz Beckenbauer reiste früher ab, weil er am nächsten Tag in Duisburg vor Schiedsrichtern aus aller Herren Länder über das Verhältnis Spieler und Schiedsrichter referieren musste. Er kam mit ganz frischen Eindrücken...

2001: BAYERN MÜNCHEN - FC LIVERPOOL

Der dritte Versuch stieg an einem Freitag. Am 24. August 2001 gab es in Monaco auch gleich eine Entscheidung, seit 1998 gab es kein Rückspiel und kein Heimrecht mehr. Die Bayern als Champions-League-Sieger trafen auf den FC Liverpool, der in einem dramatischen Finale in Dortmund den UEFA-Pokal gegen Außenseiter CD Alaves mit 5:4 gewonnen hatte. Im Team der Engländer standen mit Markus Babbel und Dietmar Hamann zwei Ex-Münchner, auch Leverkusens heutiger Trainer Sami Hyypiä war bei den Engländern mit von der Partie.

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld sprach von "einer Prestigeangelegenheit, es geht um einen europäischen Titel". Und Manager Uli Hoeneß betonte: "Ganz Europa schaut zu, außerdem spielen bei Liverpool zwei Bayern mit!" Noch wichtiger für die Spieler: Außer dem Supercup hatte der Verein alle internationalen Pokale gewonnen. Also versicherte Thomas Linke: "Wir wollen das Ding unbedingt gewinnen!" Auf dem Platz aber war davon wenig zu sehen. Lag es an der Kulisse von nur 12.000 Zuschauern?

Kahn: "Ich hätte mir sechs, sieben Gegentore gewünscht"

Viele Fehlpässe, schlechtes Zweikampfverhalten und eine Einstellung, die Uli Hoeneß vor der Pause "wie Urlaub" vorkam, sorgten für klare Verhältnisse. John-Arne Riise (23.), Emile Heskey (45.) und direkt nach Wiederanpfiff der quirlige Michael Owen schossen Liverpool mit 3:0 in Führung. Erst jetzt bäumten sich die Bayern auf, Hasan Salihamidzic (57.) und Carsten Jancker (81.) köpften noch zwei Tore - am Ende zu wenig.

Oliver Kahn hätte sich gar "sechs, sieben Gegentore" gewünscht, damit wir endlich aus unserer Lethargie aufwachen." Das war ihm wichtiger als der Pokal. Fazit: Ein ehrenhaftes Resultat von 2:3, satte 2,5 Millionen Euro Gage - aber wieder kein Supercup.

ZAHLEN UND FAKTEN: DIE BAYERN IM SUPERCUP

9. September 1975 in München (Hinspiel)

Bayern München (Europapokalsieger der Landesmeister) - Dynamo Kiew (Europapokalsieger der Pokalsieger) 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Oleg Blochin (66.)
Zuschauer: 30.000

6. Oktober 1975 in Kiew (Rückspiel)

Dynamo Kiew - Bayern München 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Blochin (40.), 2:0 Blochin (53.)
Zuschauer: 105.000

17. August 1976 in München (Hinspiel)

Bayern München (Europapokalsieger der Landesmeister) - RSC Anderlecht (Europapokalsieger der Pokalsieger) 2:1 (0:1)
Tore: 0:1 Arie Haan (16.), 1:1 Gerd Müller, (58.), 2:1 Müller (88.)
Zuschauer: 41.000

30. August 1976 in Anderlecht (Rückspiel)

RSC Anderlecht - Bayern München 4:1 (2:0)
Tore: 1:0 Rob Rensenbrink (20.), 2:0 François van der Elst (25.), 3:0 Haan (59.), 3:1 Müller (62.), 4:1 Rensenbrink (82.)
Zuschauer: 35.000

24. August 2001 in Monaco (Finale)

Bayern München (Champions-League-Sieger) - FC Liverpool (UEFA-Cup-Sieger) 2:3 (0:2)
Tore: 0:1 John Arne Riise (23.), 0:2 Emile Heskey (45.), 0:3 Michael Owen (46.), 1:3 Hasan Salihamidzic (57.), 2:3 Carsten Jancker (81.)
Zuschauer: 12.000

WEITERE DEUTSCHE KLUBS IM SUPERCUP

1977 Hamburger SV - FC Liverpool 1:1/0:6
1983 Hamburger SV - FC Aberdeen 0:0/0:2
1992 Werder Bremen - FC Barcelona 1:1/1:2
1997 Borussia Dortmund - FC Barcelona 1:1/0:2

Anmerkung: Der Supercup wird seit 1972 ausgetragen. Bis zu dessen Abschaffung 1999 trat der Gewinner des Europapokals der Pokalsieger gegen den Sieger des Europapokals der Landesmeister (seit 1992 Champions League) an. Seit 2000 ist der UEFA-Cup-Sieger, seit 2010 der Gewinner der Europa League der Gegner des Champions-League-Siegers. 1974 wurde dem 1. FC Magdeburg als Sieger im Europapokal der Pokalsieger vom Fußball-Verband der DDR das Duell gegen die Bayern untersagt - folglich fiel der Supercup aus.

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Zum vierten Mal versucht der FC Bayern München am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) gegen Chelsea London in Prag, den europäischen Supercup zu gewinnen. Es wäre der erste deutsche Triumph überhaupt in dem 1973 erstmals ausgespielten Wettbewerb, der nach der Idee eines jugoslawischen Journalisten namens Branko Perovanovic stets zum Beginn einer Saison ausgespielt wird. Für DFB.de erinnert der Historiker und Autor Udo Muras an die drei bisherigen Endspiele der Bayern.

1975: BAYERN MÜNCHEN - DYNAMO KIEW

Im Vorjahr hätten die Bayern, die 1974 erstmals den Landesmeister-Cup gewannen, eigentlich auf den 1. FC Magdeburg treffen sollen. Doch die Ostdeutschen gaben Terminprobleme vor. In Wahrheit waren Spiele zwischen BRD- und DDR-Teams seinerzeit keine Selbstverständlichkeit und immer ein Politikum, vor dem insbesondere die SED-Führung zurückschreckte. Es war ihr unangenehm, wenn die Vertreter des "kapitalistischen Westens" im Stadion und vor dem Hotel wie Popstars bejubelt wurden, außerdem kam es immer wieder zu Fluchtversuchen der Ostdeutschen im Rahmen solcher Duelle.

Kurioserweise führte das Los beide im Landesmeister-Cup im selben Herbst doch zusammen, Bayern kam weiter und durfte sich irgendwie auch als Supercupsieger fühlen. Der Pokal hatte aber noch keine große Bedeutung - zumal es keinen gab. Die UEFA tat sich schwer mit der Anerkennung, übernahm zwar ab 1974 die Herrschaft über die Austragung, aber einen real existierenden Pokal stiftete sie nicht. Sie verteilte nur Medaillen und nannte die Veranstaltung deshalb auch "Super-Wettbewerb". Der erste Pokalgewinner Ajax Amsterdam erhielt trotzdem eine Trophäe, die eine Zeitung spendiert hatte.

Kiews Oleg Blochin schießt die Bayern ab

Auch 1975 gab es offiziell keinen Pokal. Bayern traf auf Dynamo Kiew, damals Meister der Sowjetunion. Auch die Ukrainer mussten zur Teilnahme erst überredet werden, ihre "Terminprobleme" waren sogar glaubhaft. Denn der Großteile der Auswahl bildete die Nationalmannschaft, die in der EM-Qualifikation aktiv war. Mit Oleg Blochin hatten die Ukrainer einen Weltstar, der die 100 Meter in 10,8 Sekunden sprintete. Das bewies er in den beiden Spielen, er schoss alle drei Tore. In München ging es am 9. September 1975 0:1 aus. 31.000 Zuschauer im Olympiastadion verfolgten die Premiere, darunter der extra aus Madrid eingeflogene Günter Netzer, aber über 45.000 Plätze blieben leer. Warum? Die Bayern hatten Topzuschlag erhoben, und das Fernsehen übertrug live. Außerdem wusste niemand so recht, was der Cup wert war.

Der Kicker schrieb: "Der Supercup ist vor allem eine finanzielle Angelegenheit und nur von begrenztem sportlichen Wert." Dr. Erich Riedl, Präsident der Münchner Löwen, sagte dem Blatt: "Das ist ein mittelmäßiges Freundschaftsspiel. Damit tut man den Cup-Siegern keinen Gefallen." In Erinnerung blieb den Zuschauern vor allem eine Szene, als ausgerechnet "Katsche" Schwarzenbeck, der nicht als Techniker galt, an der Eckfahne Oleg Blochin ausdribbelte. Schwarzenbeck bot eine super Leistung an diesem Tag, nur in der 66. Minute war er nicht zur Stelle.

105.000 Zuschauer in Kiew

Bayern-Trainer Dettmar Cramer sah noch mehr Positives: "Solche Spiele sind für unsere jungen Spieler unbezahlbar. Was sie da in Bezug auf Tempoumstellung leisten müssen, haben sie in der Bundesliga noch nicht gelernt." Einer der Jüngsten war ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge. Der war auch vier Wochen später in Kiew dabei, im Gegensatz zu Gerd Müller, Uli Hoeneß und drei weiteren angeschlagenen Spielern, die für die Bundesliga geschont wurden.

Diesmal gewann Dynamo 2:0, wieder traf nur Blochin (40., 53.) - aber nun war das Stadion voll. 105.000 Zuschauer an einem Oktober-Montag feierten ihre Mannschaft, die aus einem kuriosen Grund sogar den inoffiziellen Zeitungspokal bekam. UEFA-Präsident Dr. Artemio Franchi hatte auf der Flugreise den Medaillenkoffer verloren. Die Bayern bekamen ohnehin nichts außer schlechten Kritiken. "Dass Bayern München so schwach spielte, lag nicht nur am Fehlen von fünf Stammspielern", tadelte der Kicker.

1976: BAYERN MÜNCHEN - RSC ANDERLECHT

Die Bayern hatten im Mai den sagenhaften Landesmeister-Hattrick vollbracht. So ging es im August erneut um den Supercup, gegen Pokalsieger-Gewinner RSC Anderlecht. Im Team der Belgier standen vier Niederländer, darunter die Vizeweltmeister Arie Haan und Rob Rensenbrink. Sie mussten sich ans WM-Finale 1974 erinnert fühlen, denn wieder verloren sie nach Führung im Olympiastadion mit 1:2, und wieder schoss Gerd Müller das entscheidende Tor (88.).

Wobei der "Bomber" auch das 1:1 in der 58. Minute markierte und Haans frühes 0:1 (16.) egalisierte. "Müller, Müller über alles", titelte der Kicker nach einem packenden Spiel, das immerhin schon 41.000 Zuschauer verfolgten. Anderlechts Trainer Raymond Goethals huldigte: "Müller ist immer noch ein großer Meister!"

Müllers Tor im Rückspiel reicht nicht

Am 30. August 1976 schlug er im Parc-Astrid-Stadion von Brüssel wieder zu, aber es reichte nicht. Die Belgier nahmen die Bayern regelrecht auseinander: Rob Rensenbrink (21., 82.), Franky van der Elst (25.) und Arie Haan (60.) schenkten ihnen vier Tore ein. Gerd Müllers Ehrentreffer in der 64. Minute war nur noch für die Statistik. Damit entgingen den Bayern 7500 Mark pro Kopf, die der Vorstand als Prämie ausgesetzt hatte.

"Jetzt muss halt der Weltpokal her", sagte Präsident Willi Neudecker. Die Bayern fühlten sich übrigens betrogen, weil der Ball vor dem 3:0 im Aus gewesen war, was der Linienrichte auch anzeigte. Doch Schiedsrichter Schiller übersah es geflissentlich und schickte den protestierenden Müller barsch weg: "Noch ein Wort und sie sehen die Gelbe Karte!" Kurios: Franz Beckenbauer reiste früher ab, weil er am nächsten Tag in Duisburg vor Schiedsrichtern aus aller Herren Länder über das Verhältnis Spieler und Schiedsrichter referieren musste. Er kam mit ganz frischen Eindrücken...

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2001: BAYERN MÜNCHEN - FC LIVERPOOL

Der dritte Versuch stieg an einem Freitag. Am 24. August 2001 gab es in Monaco auch gleich eine Entscheidung, seit 1998 gab es kein Rückspiel und kein Heimrecht mehr. Die Bayern als Champions-League-Sieger trafen auf den FC Liverpool, der in einem dramatischen Finale in Dortmund den UEFA-Pokal gegen Außenseiter CD Alaves mit 5:4 gewonnen hatte. Im Team der Engländer standen mit Markus Babbel und Dietmar Hamann zwei Ex-Münchner, auch Leverkusens heutiger Trainer Sami Hyypiä war bei den Engländern mit von der Partie.

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld sprach von "einer Prestigeangelegenheit, es geht um einen europäischen Titel". Und Manager Uli Hoeneß betonte: "Ganz Europa schaut zu, außerdem spielen bei Liverpool zwei Bayern mit!" Noch wichtiger für die Spieler: Außer dem Supercup hatte der Verein alle internationalen Pokale gewonnen. Also versicherte Thomas Linke: "Wir wollen das Ding unbedingt gewinnen!" Auf dem Platz aber war davon wenig zu sehen. Lag es an der Kulisse von nur 12.000 Zuschauern?

Kahn: "Ich hätte mir sechs, sieben Gegentore gewünscht"

Viele Fehlpässe, schlechtes Zweikampfverhalten und eine Einstellung, die Uli Hoeneß vor der Pause "wie Urlaub" vorkam, sorgten für klare Verhältnisse. John-Arne Riise (23.), Emile Heskey (45.) und direkt nach Wiederanpfiff der quirlige Michael Owen schossen Liverpool mit 3:0 in Führung. Erst jetzt bäumten sich die Bayern auf, Hasan Salihamidzic (57.) und Carsten Jancker (81.) köpften noch zwei Tore - am Ende zu wenig.

Oliver Kahn hätte sich gar "sechs, sieben Gegentore" gewünscht, damit wir endlich aus unserer Lethargie aufwachen." Das war ihm wichtiger als der Pokal. Fazit: Ein ehrenhaftes Resultat von 2:3, satte 2,5 Millionen Euro Gage - aber wieder kein Supercup.

ZAHLEN UND FAKTEN: DIE BAYERN IM SUPERCUP

9. September 1975 in München (Hinspiel)

Bayern München (Europapokalsieger der Landesmeister) - Dynamo Kiew (Europapokalsieger der Pokalsieger) 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Oleg Blochin (66.)
Zuschauer: 30.000

6. Oktober 1975 in Kiew (Rückspiel)

Dynamo Kiew - Bayern München 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Blochin (40.), 2:0 Blochin (53.)
Zuschauer: 105.000

17. August 1976 in München (Hinspiel)

Bayern München (Europapokalsieger der Landesmeister) - RSC Anderlecht (Europapokalsieger der Pokalsieger) 2:1 (0:1)
Tore: 0:1 Arie Haan (16.), 1:1 Gerd Müller, (58.), 2:1 Müller (88.)
Zuschauer: 41.000

30. August 1976 in Anderlecht (Rückspiel)

RSC Anderlecht - Bayern München 4:1 (2:0)
Tore: 1:0 Rob Rensenbrink (20.), 2:0 François van der Elst (25.), 3:0 Haan (59.), 3:1 Müller (62.), 4:1 Rensenbrink (82.)
Zuschauer: 35.000

24. August 2001 in Monaco (Finale)

Bayern München (Champions-League-Sieger) - FC Liverpool (UEFA-Cup-Sieger) 2:3 (0:2)
Tore: 0:1 John Arne Riise (23.), 0:2 Emile Heskey (45.), 0:3 Michael Owen (46.), 1:3 Hasan Salihamidzic (57.), 2:3 Carsten Jancker (81.)
Zuschauer: 12.000

WEITERE DEUTSCHE KLUBS IM SUPERCUP

1977 Hamburger SV - FC Liverpool 1:1/0:6
1983 Hamburger SV - FC Aberdeen 0:0/0:2
1992 Werder Bremen - FC Barcelona 1:1/1:2
1997 Borussia Dortmund - FC Barcelona 1:1/0:2

Anmerkung: Der Supercup wird seit 1972 ausgetragen. Bis zu dessen Abschaffung 1999 trat der Gewinner des Europapokals der Pokalsieger gegen den Sieger des Europapokals der Landesmeister (seit 1992 Champions League) an. Seit 2000 ist der UEFA-Cup-Sieger, seit 2010 der Gewinner der Europa League der Gegner des Champions-League-Siegers. 1974 wurde dem 1. FC Magdeburg als Sieger im Europapokal der Pokalsieger vom Fußball-Verband der DDR das Duell gegen die Bayern untersagt - folglich fiel der Supercup aus.