Stratos und BFC Dynamo: "Dann könnten wir gleich zu Hause bleiben"

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der Berliner Klub BFC Dynamo aus der Regionalliga Nordost.

Stratos: "Gegen Bayern oder Dortmund bist du absolut chancenlos"

"Wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde, könnte ich auch gleich zu Hause bleiben", sagt Thomas Stratos entschlossen. Der Trainer des Berliner Regionalligisten BFC Dynamo weiß, wovon er redet. In seiner aktiven Karriere bestritt der Defensivakteur 19 Spiele im DFB-Pokal und erlebte dabei einige Überraschungen selbst mit. So schaltete er mit dem damaligen Zweitligisten Arminia Bielefeld 1995 den großen HSV in Runde eins aus. Nur um ein Jahr später selbst gegen Außenseiter SpVgg Unterhaching zu stolpern.

Heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) geht Stratos in seine dritte DFB-Pokalsaison als Trainer. Dann empfängt der BFC im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark den FSV Frankfurt in der ersten Hauptrunde. Für den 48-Jährigen ein Glückslos. Bei der Pressekonferenz nach dem Berliner Pokalsieg gegen den SV Tasmania war eine der ersten Fragen, ob er sich nun den FC Bayern oder Borussia Dortmund wünsche. "Gegen solche Teams bist du absolut chancenlos, da geht die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Überraschung schaffst, gegen Null", sagt Stratos. Gegen einen Zweitligisten bekomme man hingegen immer seine Chancen - und die wolle der BFC nutzen.

Im dritten Anlauf will der in Griechenland geborene Ex-Profi endlich mit den Berlinern in die zweite Runde einziehen. Mit Jahn Regensburg unterlag er vor zwei Jahren nur knapp gegen den 1. FC Union, 2011/2012 war der 1. FC Köln eine Nummer zu groß für seinen SC Wiedenbrück. "Wir können auch Fußball spielen", gibt sich Stratos angriffslustig. "Natürlich wird es schwieriger als in der Regionalliga, aber wir wollen diese Gelegenheit nutzen." Gerade solche Spiele wie gegen die Frankfurter seien auch für die Zuschauer viel interessanter. "Das kann ein echter Pokalfight werden, Bayern oder Dortmund sollen sich die Fans im Fernsehen anschauen", so der 48-Jährige.



Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der Berliner Klub BFC Dynamo aus der Regionalliga Nordost.

Stratos: "Gegen Bayern oder Dortmund bist du absolut chancenlos"

"Wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde, könnte ich auch gleich zu Hause bleiben", sagt Thomas Stratos entschlossen. Der Trainer des Berliner Regionalligisten BFC Dynamo weiß, wovon er redet. In seiner aktiven Karriere bestritt der Defensivakteur 19 Spiele im DFB-Pokal und erlebte dabei einige Überraschungen selbst mit. So schaltete er mit dem damaligen Zweitligisten Arminia Bielefeld 1995 den großen HSV in Runde eins aus. Nur um ein Jahr später selbst gegen Außenseiter SpVgg Unterhaching zu stolpern.

Heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) geht Stratos in seine dritte DFB-Pokalsaison als Trainer. Dann empfängt der BFC im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark den FSV Frankfurt in der ersten Hauptrunde. Für den 48-Jährigen ein Glückslos. Bei der Pressekonferenz nach dem Berliner Pokalsieg gegen den SV Tasmania war eine der ersten Fragen, ob er sich nun den FC Bayern oder Borussia Dortmund wünsche. "Gegen solche Teams bist du absolut chancenlos, da geht die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Überraschung schaffst, gegen Null", sagt Stratos. Gegen einen Zweitligisten bekomme man hingegen immer seine Chancen - und die wolle der BFC nutzen.

Im dritten Anlauf will der in Griechenland geborene Ex-Profi endlich mit den Berlinern in die zweite Runde einziehen. Mit Jahn Regensburg unterlag er vor zwei Jahren nur knapp gegen den 1. FC Union, 2011/2012 war der 1. FC Köln eine Nummer zu groß für seinen SC Wiedenbrück. "Wir können auch Fußball spielen", gibt sich Stratos angriffslustig. "Natürlich wird es schwieriger als in der Regionalliga, aber wir wollen diese Gelegenheit nutzen." Gerade solche Spiele wie gegen die Frankfurter seien auch für die Zuschauer viel interessanter. "Das kann ein echter Pokalfight werden, Bayern oder Dortmund sollen sich die Fans im Fernsehen anschauen", so der 48-Jährige.

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0:3-Heimpleite zum Regionalligaauftakt

Die Anspannung bei Stratos und seinen Spielern steigt kontinuierlich. Vor dem Auftritt im Pokal, den der Trainer trotz seiner großen Erfahrung immer wieder als Highlight empfindet, stand für den BFC Dynamo bereits der erste Spieltag in der NOFV-Regionalliga auf dem Programm. Dabei kassierten die Hohenschönhauser gegen den FSV Zwickau, einen der Mitfavoriten auf den Aufstieg, eine deutliche 0:3-Heimniederlage. "Wir hätten noch stundenlang spielen können, ohne einen Treffer zu erzielen", sagte Stratos dem Berliner Fachblatt Fußball-Woche enttäuscht.

Dennoch hat auch der frühere DDR-Serienmeister im zweiten Jahr nach dem Aufstieg durchaus Ambitionen. "Viele sehen uns als Favorit und diese Rolle nehmen wir gerne an", sagt Stratos, der sich nicht zu den Trainern zählt, die gerne tiefstapeln und das Risiko scheuen. "Wenn ich eine gute Mannschaft habe - und die habe ich -, dann will ich mit ihr auch das Maximum erreichen", so der Trainer.

Die abgelaufene Saison schloss der BFC auf Platz fünf ab. Stratos hatte den Posten im November von Aufstiegstrainer Volkan Uluc übernommen, in der letzten Saison gab es dann in 21 Pflichtspielen nur eine Niederlage. In der Rückrundentabelle landete Dynamo sogar auf Rang drei. Dennoch hat es einen relativ großen Umbruch im Kader gegeben. Zwölf Abgängen stehen elf Zugängen gegenüber. "Ich habe mir die Mannschaft in der ersten Saison angeschaut und sie jetzt mit Sportdirektor Angelo Vier nach meinen Bedürfnissen gestaltet", sagt Stratos.

Stratos: "Es geht immer besser"

Die Vorbereitung verlief weitgehend reibungslos. In den Testspielen machte Dynamo bereits einen sehr guten Eindruck. "Es geht immer besser, ich bin aber recht zufrieden", sagt Stratos. Der Aufstieg ist in diesem Jahr jedoch noch kein Muss. "Wir haben einen über drei bis vier Jahre angelegten Plan, ich bin da aber nicht so geduldig."

Diese selbstbewusste Art ist ganz nach dem Geschmack der großen weinrot-weißen Fangemeinde. Nach Jahren des Niedergangs lechzen die Dynamos nach Erfolgen. In der DDR-Oberliga schwang sich der 1966 gegründete BFC Ende der Siebzigerjahre zum Klassenprimus auf. Von 1979 bis 1988 gewann Dynamo unter Trainer Jürgen Bogs und mit Spielern wie Andreas Thom, Falko Götz und Thomas Doll zehnmal in Folge die DDR-Meisterschaft. Im Europapokal der Landesmeister, dem Vorgängerwettbewerb der Champions League, war der BFC Stammgast und erreichte zweimal das Viertelfinale.

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Bergab nach der Wende, Aufwärtstrend seit 2004

Zumindest in den nationalen Grenzen waren die Erfolge des BFC allerdings heftig umstritten. Aufgrund der offenen Unterstützung durch Stasi-Chef Erich Mielke galt Dynamo schnell als Stasi-Verein. Dubiose Schiedsrichterentscheidungen und die Bevorzugung durch die Sportführung, die in Berlin das Aushängeschild des DDR-Fußballs aufbauen wollte, begünstigten die Siegesserie und machten den BFC bei den gegnerischen Fans zum Feindbild.

Nach der Wende ging es jedoch schnell bergab. 1990 änderte der Verein seinen Namen in FC Berlin und verpasste als Elfter der letzten DDR-Oberligasaison die Qualifikation für die Bundesligen. 1999 folgte zwar die Rückbenennung, wirtschaftliche Probleme führten kurz darauf jedoch zur Insolvenz und dem Sturz in die Berliner Verbandsliga. 2004 kehrte der BFC in den überregionalen Fußball zurück. In den vergangenen fünf Spielzeiten ist mit drei Pokalsiegen und dem Aufstieg in die Regionalliga ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen.

Während die Vereinsstrukturen und die Jugendabteilung immer weiter professionalisiert werden, hat der BFC das Problem der gewaltbereiten Fans noch nicht gänzlich in den Griff bekommen. Gegen den FSV Frankfurt soll aber nur das Sportliche im Mittelpunkt stehen. "Ich freue mich jetzt schon auf das Spiel", sagt Stratos. Wenn die erste Frage bei der Pressekonferenz nach dem Erstrundenmatch gegen Frankfurt wieder lautet: "Wen wünschen Sie sich jetzt, Bayern oder Dortmund?", dann wird die Freude ganz bestimmt noch ein bisschen größer.