Stöber: "Noch keine Übermannschaft gesehen!"

Bernd Stöber koordiniert die EM-Analyse des Deutschen-Fußball-Bundes. Dafür ist er mit zwölf Trainern in den Stadien vor Ort. Welche Ergebnisse bisher gesammelt wurden und wie die Chancen für die deutsche Mannschaft stehen, erzählt er im TWO-Interview mit DFB-Redakteur Peter Scheffler.

TWO: Herr Stöber, welche Mannschaft hat Sie bei der EURO bisher am meisten überrascht?

Bernd Stöber: Eigentlich keine, bisher haben wir keine Überflieger-Mannschaft gesehen. Alle Teams, die im Viertelfinale sind, haben noch Luft nach oben. Wir versprechen uns nun einen Schub durch die K.o.-Spiele.

TWO: Haben Sie trotzdem richtig gute Spiele in Erinnerung?

Stöber: Wenige, vor allem über die gesamte Spielzeit. Für mich persönlich war das Spiel Italien gegen Spanien das beste der Vorrunde. Ein Spiel auf Augenhöhe, man hatte immer das Gefühl, das etwas passieren kann.

TWO: Und von welcher Mannschaft waren sie am meisten enttäuscht?

Stöber: Nach dem furiosen Start der Russen hätte ich mehr von ihnen erwartet. Sie haben aber leider von Spiel zu Spiel abgebaut und hätten sich das ein oder andere Tor besser für die weiteren Spiele aufgehoben (lacht).

TWO: Was sagen Sie zur Leistung des Vize-Weltmeisters?

Stöber: Naja, dass die Holländer ohne Punkt nach Hause fahren, hat wohl niemand vorher gedacht. Andererseits war die Konstellation in unserer Gruppe alles andere als leicht. Hier konnte wirklich jeder gegen jeden gewinnen. Das hat man auch in den einzelnen Spielen gesehen.

TWO: Konnten Sie bereits erste Trends erkennen?

Stöber: Nein. Die Trends der WM 2010 und der EURO 2008 haben sich bestätigt. Es gibt höchstens kleine Details zu beobachten.

TWO: Nennen Sie uns welche!

Stöber: Anders als bei der WM 2010 schießen die Stürmer wieder mehr Tore. In Südafrika haben außer Klose und Villa vor allem offensive Mittelfeldspieler getroffen. Außerdem geht die Anzahl der spielentscheidenden Konter zurück. Viele Mannschaften haben sich auf das schnelle Konterspiel besser eingestellt.  

TWO: Apropos schnelles Konterspiel. Das hat Deutschland bei der WM auch ausgezeichnet. Warum sehen wir das nicht mehr?

Stöber: Das Stimmt. Bei der WM 2010 sind wir noch durch das schnelle Konterspiel in die nicht organisierten Abwehrreihen aufgefallen. Dass man dieses Spiel bisher noch nicht gesehen hat, liegt wohl auch daran, dass mehr Respekt vorm deutschen Team herrscht und noch defensiver gegen uns agiert wird. Uns fehlen bisher die Räume dazu.

TWO: Dafür hat man das Gefühl, dass der Defensivverbund sicherer steht.

Stöber: Richtig. Wenn man im Vorfeld der EURO über Probleme in der Defensive gesprochen hat, haben diese sich nach der Vorrunde in Luft aufgelöst. Die Anzahl der Torchancen, die gegen uns heraus gespielt wurden, ist sehr gering. Obwohl unsere dominante Taktik für die Abwehrspieler nicht einfach ist.

TWO: Was ist Ihnen bei anderen Mannschaften in der Vorrunde aufgefallen?

Stöber: Es gab zwei bis drei Mannschaften, die die Vorrunde bestimmt haben. Neben uns zähle ich hauptsächlich die Spanier dazu. Sie spielen das bekannte System, aber dieses Jahr fehlt ihnen ein bisschen die Effektivität.

TWO: Was meinen sie genau damit?

Stöber: Fußball ist ein erfolgsorientierter Sport. Das heißt, alles, was ich auf dem Spielfeld mache, soll am Ende zum Torerfolg führen oder den Torerfolg verhindern. Bei den Spaniern habe ich das Gefühl, dass das lange Ballhalten und Passspielen zum Selbstzweck wird. Es ist wichtig, eine gesunde Balance zu finden: Einerseits Ballbesitz haben, andererseits mit dam Ballbesitz zielorientiert zu spielen.

TWO: Welche Trainer sind aus Ihrem Team noch im Einsatz?

Stöber: Von den zwölf Trainern zu Beginn sind noch acht dabei. Das sind: Ralf Peter, Frank Wormuth, Paul Schomann, Erich Rutemöller, Marcel Lucassen, Rainer Adrion, Christian Ziege und ich.

TWO: Wie geht es mit Ihrer Analyse jetzt weiter?

Stöber: Nachdem wir die beiden Halbfinale gesehen haben, werden wir uns einen Tag nach dem zweiten Halbfinale in Frankfurt treffen und erste Ergebnisse zusammen tragen. Nach der EM wird dann die Gesamtanalyse entstehen. Eine erste Präsentation gibt es Ende Juli beim Kongress der BDFL (Bund Deutscher Fußballlehrer). Darüber hinaus wird Norbert Vieth vom DFB die Ergebnisse zusammen tragen und in einer Broschüre festhalten (Diese Broschüre wird dann auch auf TWO zum Download angeboten). Zusätzlich wird es eine DVD geben, auf der charakteristische Spielszenen festgehalten sind.

TWO: Wie stehen nach den bisherigen Analysen die Chancen für unser Team?

Stöber: Wir haben uns sehr souverän in der Gruppe durchgesetzt. Trotzdem ist bei dem ein oder anderen noch Luft nach oben. Ich hoffe, dass ich am ersten Juli (Finaltag, Anm. d. Redaktion) ein letztes Mal die deutsche Mannschaft beobachten darf (lacht).

Sobald die Broschüre der EM-Analyse fertig gestellt ist, wird sie auf Training & Wissen online zum Download angeboten, so dass auch Sie von den Beobachtungen und Ergebnissen der DFB-Trainer profitieren können.

[PS]

[bild2] Bernd Stöber koordiniert die EM-Analyse des Deutschen-Fußball-Bundes. Dafür ist er mit zwölf Trainern in den Stadien vor Ort. Welche Ergebnisse bisher gesammelt wurden und wie die Chancen für die deutsche Mannschaft stehen, erzählt er im TWO-Interview mit DFB-Redakteur Peter Scheffler.

TWO: Herr Stöber, welche Mannschaft hat Sie bei der EURO bisher am meisten überrascht?

Bernd Stöber: Eigentlich keine, bisher haben wir keine Überflieger-Mannschaft gesehen. Alle Teams, die im Viertelfinale sind, haben noch Luft nach oben. Wir versprechen uns nun einen Schub durch die K.o.-Spiele.

TWO: Haben Sie trotzdem richtig gute Spiele in Erinnerung?

Stöber: Wenige, vor allem über die gesamte Spielzeit. Für mich persönlich war das Spiel Italien gegen Spanien das beste der Vorrunde. Ein Spiel auf Augenhöhe, man hatte immer das Gefühl, das etwas passieren kann.

TWO: Und von welcher Mannschaft waren sie am meisten enttäuscht?

Stöber: Nach dem furiosen Start der Russen hätte ich mehr von ihnen erwartet. Sie haben aber leider von Spiel zu Spiel abgebaut und hätten sich das ein oder andere Tor besser für die weiteren Spiele aufgehoben (lacht).

TWO: Was sagen Sie zur Leistung des Vize-Weltmeisters?

Stöber: Naja, dass die Holländer ohne Punkt nach Hause fahren, hat wohl niemand vorher gedacht. Andererseits war die Konstellation in unserer Gruppe alles andere als leicht. Hier konnte wirklich jeder gegen jeden gewinnen. Das hat man auch in den einzelnen Spielen gesehen.

TWO: Konnten Sie bereits erste Trends erkennen?

Stöber: Nein. Die Trends der WM 2010 und der EURO 2008 haben sich bestätigt. Es gibt höchstens kleine Details zu beobachten.

TWO: Nennen Sie uns welche!

Stöber: Anders als bei der WM 2010 schießen die Stürmer wieder mehr Tore. In Südafrika haben außer Klose und Villa vor allem offensive Mittelfeldspieler getroffen. Außerdem geht die Anzahl der spielentscheidenden Konter zurück. Viele Mannschaften haben sich auf das schnelle Konterspiel besser eingestellt.  

TWO: Apropos schnelles Konterspiel. Das hat Deutschland bei der WM auch ausgezeichnet. Warum sehen wir das nicht mehr?

Stöber: Das Stimmt. Bei der WM 2010 sind wir noch durch das schnelle Konterspiel in die nicht organisierten Abwehrreihen aufgefallen. Dass man dieses Spiel bisher noch nicht gesehen hat, liegt wohl auch daran, dass mehr Respekt vorm deutschen Team herrscht und noch defensiver gegen uns agiert wird. Uns fehlen bisher die Räume dazu.

TWO: Dafür hat man das Gefühl, dass der Defensivverbund sicherer steht.

[bild1]Stöber: Richtig. Wenn man im Vorfeld der EURO über Probleme in der Defensive gesprochen hat, haben diese sich nach der Vorrunde in Luft aufgelöst. Die Anzahl der Torchancen, die gegen uns heraus gespielt wurden, ist sehr gering. Obwohl unsere dominante Taktik für die Abwehrspieler nicht einfach ist.

TWO: Was ist Ihnen bei anderen Mannschaften in der Vorrunde aufgefallen?

Stöber: Es gab zwei bis drei Mannschaften, die die Vorrunde bestimmt haben. Neben uns zähle ich hauptsächlich die Spanier dazu. Sie spielen das bekannte System, aber dieses Jahr fehlt ihnen ein bisschen die Effektivität.

TWO: Was meinen sie genau damit?

Stöber: Fußball ist ein erfolgsorientierter Sport. Das heißt, alles, was ich auf dem Spielfeld mache, soll am Ende zum Torerfolg führen oder den Torerfolg verhindern. Bei den Spaniern habe ich das Gefühl, dass das lange Ballhalten und Passspielen zum Selbstzweck wird. Es ist wichtig, eine gesunde Balance zu finden: Einerseits Ballbesitz haben, andererseits mit dam Ballbesitz zielorientiert zu spielen.

TWO: Welche Trainer sind aus Ihrem Team noch im Einsatz?

Stöber: Von den zwölf Trainern zu Beginn sind noch acht dabei. Das sind: Ralf Peter, Frank Wormuth, Paul Schomann, Erich Rutemöller, Marcel Lucassen, Rainer Adrion, Christian Ziege und ich.

TWO: Wie geht es mit Ihrer Analyse jetzt weiter?

Stöber: Nachdem wir die beiden Halbfinale gesehen haben, werden wir uns einen Tag nach dem zweiten Halbfinale in Frankfurt treffen und erste Ergebnisse zusammen tragen. Nach der EM wird dann die Gesamtanalyse entstehen. Eine erste Präsentation gibt es Ende Juli beim Kongress der BDFL (Bund Deutscher Fußballlehrer). Darüber hinaus wird Norbert Vieth vom DFB die Ergebnisse zusammen tragen und in einer Broschüre festhalten (Diese Broschüre wird dann auch auf TWO zum Download angeboten). Zusätzlich wird es eine DVD geben, auf der charakteristische Spielszenen festgehalten sind.

TWO: Wie stehen nach den bisherigen Analysen die Chancen für unser Team?

Stöber: Wir haben uns sehr souverän in der Gruppe durchgesetzt. Trotzdem ist bei dem ein oder anderen noch Luft nach oben. Ich hoffe, dass ich am ersten Juli (Finaltag, Anm. d. Redaktion) ein letztes Mal die deutsche Mannschaft beobachten darf (lacht).

Sobald die Broschüre der EM-Analyse fertig gestellt ist, wird sie auf Training & Wissen online zum Download angeboten, so dass auch Sie von den Beobachtungen und Ergebnissen der DFB-Trainer profitieren können.