"Stimmung und Sicherheit sind keine Gegensätze"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH haben am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main nochmals mit Nachdruck betont, dass sie weiterhin gemeinsam mit der Politik und der Polizei den Randalierern in der Fußball-Szene den Kampf ansagen und gegen jedwede Form von Gewalt konsequent vorgehen wollen.

Grundsätzlich stellte dazu DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach fest: „Es ist unstrittig, dass es zuletzt nicht zu tolerierende Fehlentwicklungen gab. Deshalb verfolgen wir die aktuelle Situation mit Sorge und Wachsamkeit. Doch wir wehren uns gegen unsachliche und pauschale Schuldzuweisungen. Wir haben immer betont, dass kriminelle Ausschreitungen ein gesellschaftliches Phänomen sind und Chaoten die Bühne des Fußballs missbrauchen. Wir werden beneidet um die tolle Stimmung in unseren Stadien, aber Stimmung und Sicherheit sind keine Gegensätze. Nur durch das weiterhin gemeinsame Engagement der Politik und der Polizei mit unseren Vereinen und Verbänden können wir es erreichen, dass wir die Problematik weder dramatisieren noch bagatellisieren und als faire Partner gemeinsam sachgemäße Lösungen finden.“

"Gezielte Provokationen konsequent ahnden"

Ergänzend dazu merkte der für Rechtsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch an: „Selbstverständlich gehört dazu auch, dass gezielte Provokationen von Pseudo-Fans im Zusammenhang mit Fußball-Spielen und konkrete Gesetzesverletzungen von den staatlichen Stellen schnell und konsequent geahndet werden. Bei aller Wertschätzung der Fanprojekt- und Präventivarbeit gibt es leider auch aktuelle Vorfälle, die nicht in den Bereich der Sportgerichtsbarkeit und Ordnungsdienste in den Stadien fallen. Wenn Straftaten begangen werden, ist ausschließlich die Polizei gefordert, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, damit die Gerichte handeln können.“

Parallel dazu setzen DFB und DFL wie bisher auf die große Masse der friedlichen Zuschauer. Dazu äußerte Niersbach: „Niemand darf in und vor den Stadien wegschauen, wenn Chaoten mit Gewalt oder Rassismus ihre tumben Ziele verfolgen. Die ‚Allianz der Vernünftigen’, wie unser Präsident oft sagt, ist hier gefordert, Zivilcourage zu zeigen.“

"Klubs haben gleiches Recht wie andere gesellschaftlichen Gruppen"

Eine klare Absage erteilt Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb der DFL, der mehrfach von der Polizei-Gewerkschaft erhobenen Forderung, dass Fußball-Vereine den Einsatz von Polizisten bei Spielen bezahlen müssten: „Dies ist immer wieder aufs Neue eine populistische und unbegründete Stimmungsmache. Damit diskreditieren die Polizei-Gewerkschaften nur sich selbst. Die Bundesliga-Klubs haben das gleiche Recht wie alle anderen gesellschaftlichen Gruppierungen, dass die Polizei bei öffentlichen Veranstaltungen ihren dienstlichen Verpflichtungen nachkommen muss."

Wenn Sicherheit in Deutschland davon abhänge, so Hieronymus, "ob man sie bezahlen kann, dann wäre dies mehr als fatal. Bei der Verkehrsregelung und möglichen Straftaten gilt das Monopol der Polizei. Und dafür zahlt der Fußball bei Bundesliga- und auch bei Länderspielen in beachtlicher Höhe Steuern. Allein die 36 Profiklubs haben in der Saison 2007/08 insgesamt 665 Millionen Euro Steuern gezahlt. Bezahlte Polizei-Einsätze kämen daher einer Doppel- und Dreifach-Besteuerung von Vereinen oder DFB gleich.“



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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH haben am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main nochmals mit Nachdruck betont, dass sie weiterhin gemeinsam mit der Politik und der Polizei den Randalierern in der Fußball-Szene den Kampf ansagen und gegen jedwede Form von Gewalt konsequent vorgehen wollen.

Grundsätzlich stellte dazu DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach fest: „Es ist unstrittig, dass es zuletzt nicht zu tolerierende Fehlentwicklungen gab. Deshalb verfolgen wir die aktuelle Situation mit Sorge und Wachsamkeit. Doch wir wehren uns gegen unsachliche und pauschale Schuldzuweisungen. Wir haben immer betont, dass kriminelle Ausschreitungen ein gesellschaftliches Phänomen sind und Chaoten die Bühne des Fußballs missbrauchen. Wir werden beneidet um die tolle Stimmung in unseren Stadien, aber Stimmung und Sicherheit sind keine Gegensätze. Nur durch das weiterhin gemeinsame Engagement der Politik und der Polizei mit unseren Vereinen und Verbänden können wir es erreichen, dass wir die Problematik weder dramatisieren noch bagatellisieren und als faire Partner gemeinsam sachgemäße Lösungen finden.“

"Gezielte Provokationen konsequent ahnden"

Ergänzend dazu merkte der für Rechtsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch an: „Selbstverständlich gehört dazu auch, dass gezielte Provokationen von Pseudo-Fans im Zusammenhang mit Fußball-Spielen und konkrete Gesetzesverletzungen von den staatlichen Stellen schnell und konsequent geahndet werden. Bei aller Wertschätzung der Fanprojekt- und Präventivarbeit gibt es leider auch aktuelle Vorfälle, die nicht in den Bereich der Sportgerichtsbarkeit und Ordnungsdienste in den Stadien fallen. Wenn Straftaten begangen werden, ist ausschließlich die Polizei gefordert, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, damit die Gerichte handeln können.“

Parallel dazu setzen DFB und DFL wie bisher auf die große Masse der friedlichen Zuschauer. Dazu äußerte Niersbach: „Niemand darf in und vor den Stadien wegschauen, wenn Chaoten mit Gewalt oder Rassismus ihre tumben Ziele verfolgen. Die ‚Allianz der Vernünftigen’, wie unser Präsident oft sagt, ist hier gefordert, Zivilcourage zu zeigen.“

"Klubs haben gleiches Recht wie andere gesellschaftlichen Gruppen"

Eine klare Absage erteilt Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb der DFL, der mehrfach von der Polizei-Gewerkschaft erhobenen Forderung, dass Fußball-Vereine den Einsatz von Polizisten bei Spielen bezahlen müssten: „Dies ist immer wieder aufs Neue eine populistische und unbegründete Stimmungsmache. Damit diskreditieren die Polizei-Gewerkschaften nur sich selbst. Die Bundesliga-Klubs haben das gleiche Recht wie alle anderen gesellschaftlichen Gruppierungen, dass die Polizei bei öffentlichen Veranstaltungen ihren dienstlichen Verpflichtungen nachkommen muss."

Wenn Sicherheit in Deutschland davon abhänge, so Hieronymus, "ob man sie bezahlen kann, dann wäre dies mehr als fatal. Bei der Verkehrsregelung und möglichen Straftaten gilt das Monopol der Polizei. Und dafür zahlt der Fußball bei Bundesliga- und auch bei Länderspielen in beachtlicher Höhe Steuern. Allein die 36 Profiklubs haben in der Saison 2007/08 insgesamt 665 Millionen Euro Steuern gezahlt. Bezahlte Polizei-Einsätze kämen daher einer Doppel- und Dreifach-Besteuerung von Vereinen oder DFB gleich.“

Keine Gewaltverlagerung in untere Ligen erkennbar

Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn widersprach in diesem Zusammenhang außerdem den Darstellungen, dass in dieser Saison eine Zunahme von strafbaren Handlungen innerhalb der deutschen Fußball-Stadien zu registrieren sei und die Ausschreitungen sich in die unteren Ligen verlagern würden.

„Wer das behauptet, sagt schlichtweg das Falsche. Die sicherheitsrelevanten Vorfälle in den Stadien sind in den vergangenen Jahren drastisch zurück gegangen, denn die Sicherheitsstandards der Vereine von der Bundes- bis in die Regionalliga sind auf Grund der Vorschriften und Konzepte des DFB auf einem sehr hohen Niveau. Allerdings ist eine Tendenz erkennbar, dass sich gewalttätige Delikte zunehmend in den öffentlichen Raum verlagern, also außerhalb der Stadien, auf der An- und Abreise oder weit vor Spielbeginn oder nach Abpfiff. Einige Forderungen der Polizei-Gewerkschaften nach mehr Sicherheit in den Stadien, um die Einsatzzahlen der Polizei zu reduzieren, laufen somit ins Leere. Wichtig ist, dass gerade in solchen Fällen alle Verantwortlichen die Realitäten objektiv beschreiben, um daraus konstruktive Konzepte und Handlungsstrategien zu entwickeln“, betonte Spahn, der dazu interessantes Zahlenmaterial vorlegte.

Nach einer DFB-Auswertung der Verlaufsberichte der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) über die sicherheitsrelevanten Vorkommnisse bei den Spielen dieser Saison in Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga bis zum 11. März 2009 wurden bei insgesamt 117 Begegnungen konkrete Verfehlungen und Verstöße festgestellt. Dabei wurden in 100 Fällen jeweils Delikte außerhalb der Stadien registriert.

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130.000 Ordner in 506 Spielen eingesetzt

Von 46 Vorkommnissen im Stadion wurden vom DFB 42 sportgerichtlich geahndet (davon allein 22 Mal das Zünden oder Werfen von Pyrotechnik und zweimal gewalttätige Auseinandersetzungen). Aufschlussreich sind außerdem die Zahlen der von den Klubs in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga in der Vorrunde dieser Saison eingesetzten Ordnungskräfte und die sich daraus ergebenden Kosten für die Vereine. Danach wurden 130.000 Ordner für die 506 Begegnungen der ersten drei Klassen engagiert und dafür 23,4 Millionen Euro Personalkosten von den Klubs gezahlt.

Michael Gabriel, der Leiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS), erklärt zur aktuellen Situation unter anderem: „Die Bemühungen des DFB zur sicheren Durchführung von Fußball-Spielen sind auf einem sehr guten Niveau und im internationalen Vergleich vorbildlich. Aus der Perspektive der Fan-Projekte sind insbesondere die Aktivitäten im präventiven Bereich herauszustellen, denn hier spielen die Interessen der Zuschauer und Fans bezüglich gastfreundschaftlicher Aufenthalts-Bedingungen in den Stadien eine wichtige Rolle.“

"Solidarisierungsprozess mit gewaltbereiten Ultras bereitet große Sorgen"

Kritische Anmerkungen machte Prof. Dr. Gunter A. Pilz, Mitglied der DFB-Kommission für Prävention und Sicherheit, zur Entwicklung der in jüngster Vergangenheit in den Blickpunkt gerückten „Ultras“. Pilz erklärt dazu: „Es bereitet mir große Sorgen, dass es bei polizeilichen Einsätzen immer wieder zu Solidarisierungsprozessen der überwiegenden Zahl der friedlichen Ultras mit den gewaltbereiten Ultras gegen die Polizei kommt.“

Grundsätzlich stellt Pilz fest: „Die Ultra-Bewegung kann als eine neue Jugendkultur angesehen werden, in der sich einerseits jugendliche Kreativität, Engagement und Begeisterungsfähigkeit, andererseits jedoch auch Gewaltbereitschaft, Hass und Feindseligkeit ausleben. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Ultra-Szene entwickelt: Setzt sich das große Potenzial an Einfallsreichtum der Ultras durch oder geht aus Teilen dieser Szene, den so genannten ‚Hooltras’, ein neues Gewaltpotenzial hervor? Die Entwicklung befindet sich derzeit am Scheideweg. Viel wird davon abhängen, wie es den Verbänden und Vereinen und vor allem der Polizei gelingt, auf diese Szene differenziert und sensibel zu reagieren.“