Stephan Kuntz: Plötzlich berühmt

Mehr als 60.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Darunter auch einige, die den Namen von EM-Helden führen. In Teil drei der Serie stellen wir Stephan Kuntz vor – aus Wörth am Rhein.

Die Vereinsgaststätte des TuS 08 Schaidt sollte es sein. Stephan Kuntz hat die Klubkneipe am Abend des 26. Juni 1996 ausgedeutet, um dort das EM-Halbfinale zwischen der DFB-Auswahl und England zu verfolgen. Eine Entscheidung, ohne Hintergedanken von dem damals 32-Jährigen getroffen, nicht ahnend, was er dort erleben sollte.

Die zwei Röhrenfernseher in der Pinte locken rund 150 Besucher an. Public Viewing 1.0. Obwohl das Verhältnis von Bildschirmgröße zu Zuschauerzahl suboptimal ist, passt die Stimmung. Stephan Kuntz fühlt sich im Spannungsfeld von erwartungsfroher Hoffnung und bedächtigem Pessimismus wohl.

Prognosen, Sorgen und Analysen werden ausgetauscht. Konversation hat Konjunktur. Jeder kennt jeden. Manchmal will man einfach dort sein, wo jeder deinen Namen kennt. Und alle kennen Stephan Kuntz. Und auch Stefan Kuntz.

Das zeigt sich in der 16. Minute. Stefan Kuntz erzielt das 1:1. In London. Bejubelt wird Stephan Kuntz. In Schaidt. „Alle Leute gratulierten mir, einige klopften mir freundschaftlich auf die Schulter“, erzählt der Namensvetter vom Profi des 1. FC Kaiserslautern. Mehr noch: Plötzlich stimmte ein Sprechchor an: „Stephan Kuntz, du bist der beste Mann!“ Als der Finaleinzug des deutschen Teams später am Abend feststeht, versinkt die Gaststätte in einem Jubelrausch.

In aller Munde – zumindest bei sich im Ort

Es ist ein legendäres Spiel, an einem legendären Abend. Stephan Kuntz erinnert sich noch ganz genau. An das Spiel und den Abend, die das Leben von Stefan Kuntz und Stephan Kuntz veränderten. Der eine macht sich mit dem Gewinn des Europameister-Titels wenig später unsterblich, der andere ist in aller Munde – zumindest bei sich im Ort.

Am Morgen nach dem Halbfinale kennt jeder den Namen Stephan Kuntz. „Kleine Kinder und Omas kamen auf mich zu und gratulierten mir: Der Stephan hat unsere Mannschaft ins Finale gebracht“, erzählt er. Stephan Kuntz weiß, wem er die Popularität zu verdanken hat. Noch am selben Tag kauft er sich ein Trikot seines Namensvetters.

Persönlich kennen sich Stephan und Stefan Kuntz nicht. Bis sie sich kennenlernen, vergehen nach der EURO in England vier Jahre. Am Rande eines Benefiz-Spiels des 1. FC Kaiserslautern begegnen sich die beiden.

Seitdem halten die beiden Namensvetter Kontakt, tauschen sich über Erlebnisse mit dem 1.FC Kaiserslautern oder Verwechslungen aus. Stephan hat in dieser Beziehung einiges zu berichten. „Einmal besuchten mein Vater, ein Kollege und ich ein Weinfest in Gleiszellen“, erzählt er. „Mein Kollege erlaubte sich einen Scherz und kündigte meinen Vater als den Papa des Kaiserslautern-Profis Stefan Kuntz an“. Als Stephan Kuntz´ Vater die Bühne betritt, stimmen die Besucher Fan-Gesänge des FCK an und fotografieren den vermeintlichen Promi.

Länderspiel-Debüt gegen Österreich

Im Jahr 2004 tritt Stephan Kuntz dem Fan Club bei. Es ist eine strategische Entscheidung, wie sich herausstellt. Denn so ebnet sich der heute 52 Jahre alte Angestellte einer Rentenversicherung den Weg zu einem Lebenstraum. Er will einmal in der Nationalmannschaft spielen – wie Stefan Kuntz.

Am 9. Juni 2013 ist es soweit: Stephan Kuntz läuft beim Fan-Match gegen Österreich auf – natürlich mit der Nummer 11, die auch Stefan Kuntz immer trug. „Ich habe schon viele Länderspiele gesehen und war bei der großartigen WM 2006 dabei“, sagt Stephan Kuntz. „Aber kein Erlebnis war so einzigartig, wie selbst auf dem Rasen zu stehen und im Nationaltrikot mit dem eigenen Namen zu spielen.“

Nun fiebert er der EURO 2016 entgegen. In Frankreich darf es gerne eine Wiederholung geben. Nämlich der Gewinn des Titels. So wie vor 20 Jahren. Und wie im Juni 1996 wird er vor dem Fernseher sitzen, diesmal mit seiner Familie, beim „Public Viewing“ in der Gaststätte des TuS 08 Schaidt.

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Mehr als 60.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Darunter auch einige, die den Namen von EM-Helden führen. In Teil drei der Serie stellen wir Stephan Kuntz vor – aus Wörth am Rhein.

Die Vereinsgaststätte des TuS 08 Schaidt sollte es sein. Stephan Kuntz hat die Klubkneipe am Abend des 26. Juni 1996 ausgedeutet, um dort das EM-Halbfinale zwischen der DFB-Auswahl und England zu verfolgen. Eine Entscheidung, ohne Hintergedanken von dem damals 32-Jährigen getroffen, nicht ahnend, was er dort erleben sollte.

Die zwei Röhrenfernseher in der Pinte locken rund 150 Besucher an. Public Viewing 1.0. Obwohl das Verhältnis von Bildschirmgröße zu Zuschauerzahl suboptimal ist, passt die Stimmung. Stephan Kuntz fühlt sich im Spannungsfeld von erwartungsfroher Hoffnung und bedächtigem Pessimismus wohl.

Prognosen, Sorgen und Analysen werden ausgetauscht. Konversation hat Konjunktur. Jeder kennt jeden. Manchmal will man einfach dort sein, wo jeder deinen Namen kennt. Und alle kennen Stephan Kuntz. Und auch Stefan Kuntz.

Das zeigt sich in der 16. Minute. Stefan Kuntz erzielt das 1:1. In London. Bejubelt wird Stephan Kuntz. In Schaidt. „Alle Leute gratulierten mir, einige klopften mir freundschaftlich auf die Schulter“, erzählt der Namensvetter vom Profi des 1. FC Kaiserslautern. Mehr noch: Plötzlich stimmte ein Sprechchor an: „Stephan Kuntz, du bist der beste Mann!“ Als der Finaleinzug des deutschen Teams später am Abend feststeht, versinkt die Gaststätte in einem Jubelrausch.

In aller Munde – zumindest bei sich im Ort

Es ist ein legendäres Spiel, an einem legendären Abend. Stephan Kuntz erinnert sich noch ganz genau. An das Spiel und den Abend, die das Leben von Stefan Kuntz und Stephan Kuntz veränderten. Der eine macht sich mit dem Gewinn des Europameister-Titels wenig später unsterblich, der andere ist in aller Munde – zumindest bei sich im Ort.

Am Morgen nach dem Halbfinale kennt jeder den Namen Stephan Kuntz. „Kleine Kinder und Omas kamen auf mich zu und gratulierten mir: Der Stephan hat unsere Mannschaft ins Finale gebracht“, erzählt er. Stephan Kuntz weiß, wem er die Popularität zu verdanken hat. Noch am selben Tag kauft er sich ein Trikot seines Namensvetters.

Persönlich kennen sich Stephan und Stefan Kuntz nicht. Bis sie sich kennenlernen, vergehen nach der EURO in England vier Jahre. Am Rande eines Benefiz-Spiels des 1. FC Kaiserslautern begegnen sich die beiden.

Seitdem halten die beiden Namensvetter Kontakt, tauschen sich über Erlebnisse mit dem 1.FC Kaiserslautern oder Verwechslungen aus. Stephan hat in dieser Beziehung einiges zu berichten. „Einmal besuchten mein Vater, ein Kollege und ich ein Weinfest in Gleiszellen“, erzählt er. „Mein Kollege erlaubte sich einen Scherz und kündigte meinen Vater als den Papa des Kaiserslautern-Profis Stefan Kuntz an“. Als Stephan Kuntz´ Vater die Bühne betritt, stimmen die Besucher Fan-Gesänge des FCK an und fotografieren den vermeintlichen Promi.

Länderspiel-Debüt gegen Österreich

Im Jahr 2004 tritt Stephan Kuntz dem Fan Club bei. Es ist eine strategische Entscheidung, wie sich herausstellt. Denn so ebnet sich der heute 52 Jahre alte Angestellte einer Rentenversicherung den Weg zu einem Lebenstraum. Er will einmal in der Nationalmannschaft spielen – wie Stefan Kuntz.

Am 9. Juni 2013 ist es soweit: Stephan Kuntz läuft beim Fan-Match gegen Österreich auf – natürlich mit der Nummer 11, die auch Stefan Kuntz immer trug. „Ich habe schon viele Länderspiele gesehen und war bei der großartigen WM 2006 dabei“, sagt Stephan Kuntz. „Aber kein Erlebnis war so einzigartig, wie selbst auf dem Rasen zu stehen und im Nationaltrikot mit dem eigenen Namen zu spielen.“

Nun fiebert er der EURO 2016 entgegen. In Frankreich darf es gerne eine Wiederholung geben. Nämlich der Gewinn des Titels. So wie vor 20 Jahren. Und wie im Juni 1996 wird er vor dem Fernseher sitzen, diesmal mit seiner Familie, beim „Public Viewing“ in der Gaststätte des TuS 08 Schaidt.