Stephan Engels: Wie der Vater, so der Sohn - und der Neffe

Es ist ein Treffen der Generation. Auf der einen Seite Stephan Engels (54), Trainer der U 21 des 1. FC Köln in der Regionalliga West - früher Nationalspieler, DFB-Pokalsieger, Deutscher Meister. Auf der anderen Seite sein Sohn Mario (21), aufstrebendes Talent beim Zweitligisten FSV Frankfurt, Profifußball. Und Neffe Lucas Musculus (23), beim Fünftligisten SV Bergisch Gladbach 09 unter Vertrag, Amateurfußball.

Für DFB.de haben sich Stephan und Mario Engels sowie Lucas Musculus zum Familienzusammentreffen im "Bacco" eingefunden, dem italienischen Restaurant von Stephan Engels in Bonn. Dort reden sie im großen "Weihnachts-Engels-Interview" über den Stellenwert des Fußballs in ihrer Familie. Außerdem verrät Stephan Engels, wie er eine besonders komplizierte Situation gemeistert hat: Als Sohn und Neffe bei ihm in der Mannschaft gestanden haben.

DFB.de: Herr Engels, mal ehrlich, können Sie sich ein Leben ohne Fußball überhaupt vorstellen?

Stephan Engels: Im Moment nicht. Ich bin wirklich wieder mit Leib und Seele Trainer. Es macht mir riesigen Spaß, mit den jungen Leuten auf dem Platz zu stehen. Ohne Fußball würde auf jeden Fall ein ganz wichtiger Teil in meinem Leben fehlen. Ich denke, diese Gene haben auch Mario und Lucas.

Mario Engels: Genau. Bei uns ist es ähnlich, oder Lucas? Wenn ich nicht selbst auf dem Platz stehe, schaue ich mir Fußball im Fernsehen an. Oder wir zocken auf der Playstation. Früher haben wir immer bei euch im Garten gekickt. Ich erinnere mich gerne daran zurück. Das waren teilweise heiße Duelle.

Lucas Musculus: Oh ja, da haben wir uns schon das eine oder andere Mal ordentlich in die Haare bekommen. Aber letztlich haben wir uns immer wieder vertragen.

DFB.de: Stephan Engels, am vergangenen Wochenende hat Ihr Sohn erstmals seit seinem Wechsel zum FSV Frankfurt ein Tor geschossen. Wie stolz sind Sie?

Stephan Engels: Sehr. Aber nicht nur deswegen. Ich bin stolz darauf, wie er sich dort durchgesetzt hat. In einer fremden Stadt, in einer fremden Umgebung, erstmals weg von zuhause. Er macht es wirklich gut. Aber er hat dort auch ein hervorragendes Umfeld bei einem tollen Klub vorgefunden. Und bei Trainer Benno Möhlmann ist er in den besten Händen, davon bin ich überzeugt.



Es ist ein Treffen der Generation. Auf der einen Seite Stephan Engels (54), Trainer der U 21 des 1. FC Köln in der Regionalliga West - früher Nationalspieler, DFB-Pokalsieger, Deutscher Meister. Auf der anderen Seite sein Sohn Mario (21), aufstrebendes Talent beim Zweitligisten FSV Frankfurt, Profifußball. Und Neffe Lucas Musculus (23), beim Fünftligisten SV Bergisch Gladbach 09 unter Vertrag, Amateurfußball.

Für DFB.de haben sich Stephan und Mario Engels sowie Lucas Musculus zum Familienzusammentreffen im "Bacco" eingefunden, dem italienischen Restaurant von Stephan Engels in Bonn. Dort reden sie im großen "Weihnachts-Engels-Interview" über den Stellenwert des Fußballs in ihrer Familie. Außerdem verrät Stephan Engels, wie er eine besonders komplizierte Situation gemeistert hat: Als Sohn und Neffe bei ihm in der Mannschaft gestanden haben.

DFB.de: Herr Engels, mal ehrlich, können Sie sich ein Leben ohne Fußball überhaupt vorstellen?

Stephan Engels: Im Moment nicht. Ich bin wirklich wieder mit Leib und Seele Trainer. Es macht mir riesigen Spaß, mit den jungen Leuten auf dem Platz zu stehen. Ohne Fußball würde auf jeden Fall ein ganz wichtiger Teil in meinem Leben fehlen. Ich denke, diese Gene haben auch Mario und Lucas.

Mario Engels: Genau. Bei uns ist es ähnlich, oder Lucas? Wenn ich nicht selbst auf dem Platz stehe, schaue ich mir Fußball im Fernsehen an. Oder wir zocken auf der Playstation. Früher haben wir immer bei euch im Garten gekickt. Ich erinnere mich gerne daran zurück. Das waren teilweise heiße Duelle.

Lucas Musculus: Oh ja, da haben wir uns schon das eine oder andere Mal ordentlich in die Haare bekommen. Aber letztlich haben wir uns immer wieder vertragen.

DFB.de: Stephan Engels, am vergangenen Wochenende hat Ihr Sohn erstmals seit seinem Wechsel zum FSV Frankfurt ein Tor geschossen. Wie stolz sind Sie?

Stephan Engels: Sehr. Aber nicht nur deswegen. Ich bin stolz darauf, wie er sich dort durchgesetzt hat. In einer fremden Stadt, in einer fremden Umgebung, erstmals weg von zuhause. Er macht es wirklich gut. Aber er hat dort auch ein hervorragendes Umfeld bei einem tollen Klub vorgefunden. Und bei Trainer Benno Möhlmann ist er in den besten Händen, davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Mario Engels, war es also richtig, vom 1. FC Köln wegzugehen?

Mario Engels: Ich bin ganz ehrlich. Dieser Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Wenn man in dieser Familie groß geworden ist, ist man ganz automatisch Anhänger dieses Klubs. Aber ich bin realistisch genug, um die Situation richtig einzuschätzen. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga wäre der Sprung wohl etwas zu groß gewesen.

Stephan Engels: Es ist genau richtig, dass du erst mal den Schritt über die 2. Bundesliga gehst.

Mario Engels: Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht irgendwann vielleicht zum 1. FC Köln in die Bundesliga zurückkehren werde. Es wäre auf jeden Fall ein Traum.

DFB.de: Leben Sie nicht gerade Ihren Traum?

Mario Engels: Natürlich hatte ich den Traum, Fußballprofi zu werden. Aber ich bin ja hoffentlich noch lange nicht am Ende. Ich möchte mich entwickeln.

DFB.de: Herr Musculus, wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung Ihres Cousins?

Lucas Musculus: Mario ist für mich wie ein Bruder. Wir tauschen uns sehr regelmäßig aus. Ich bin begeistert, dass er es jetzt beim FSV Frankfurt zum Stammspieler geschafft hat. Neulich stand ich an seinem Geburtstag plötzlich bei ihm in Frankfurt vor der Haustür.

Mario Engels: Das war eine schöne Überraschung. Da habe ich mich wirklich gefreut.

DFB.de: Hatten Sie auch den Traum, Fußballprofi zu werden, Herr Musculus?

Lucas Musculus: Natürlich, alles andere wäre ein Lüge. Aber es hat leider nicht geklappt.

DFB.de: Warum nicht?

Lucas Musculus: Ich bin damals als A-Jugendlicher zum Zweitligisten TuS Koblenz gewechselt und hatte am vierten Spieltag sogar meinen ersten Einsatz. Aber ich habe mich dort nicht durchsetzen können. Vielleicht kam dieser Schritt rückblickend etwas zu früh.

Stephan Engels: Eigentlich bringt Lucas alles mit, was einen guten Stürmer auszeichnet. Allerdings muss er es auch wirklich wollen. Dann traue ich ihm die Regionalliga locker zu.

Lucas Musculus: Ich gehe während der Woche voll arbeiten. Wenn ich dann abends beim Mittelrheinligisten SV Bergisch Gladbach 09 auf den Platz komme, bin ich manchmal schon müde. Das ist wirklich keine einfache Situation. Und dann stehen sonntags ja noch die Begegnungen auf dem Programm. Der Amateurfußball nimmt auf diesem Niveau schon noch viel Zeit in Anspruch.

DFB.de: Stephan Engels, bei der U 21 des 1. FC Köln waren Sie Trainer Ihres Sohnes und Ihres Neffen. Wie sind Sie damit umgegangen?

Stephan Engels: Um die Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Als mich die Verantwortlichen des 1. FC Köln damals gefragt haben, ob ich die Mannschaft übernehmen könnte, habe ich nur eine Bedingung gestellt. Ich wollte mir vor der Zusage das Einverständnis von Lucas und Mario einholen. Erst als sie mir bestätigt hatten, dass es für sie in Ordnung ist, habe ich zugesagt. Heute kann ich rückblickend betonen: Es war genau die richtige Entscheidung. Wir haben Privates und Berufliches ganz klar getrennt. Auf dem Platz habe ich sie genauso behandelt wie die anderen Spieler auch. Vielleicht war ich bei ihnen sogar etwas strenger.

Lucas Musculus: Es war schon ein komisches Gefühl, als er auf einmal in der Kabine vor uns stand. Aber spätestens nach einer Woche war es ganz normal. Zumindest für mich. Wie hast du es damals erlebt, Mario?

Mario Engels: Es war schon außergewöhnlich, als mein eigener Vater mir plötzlich Anweisungen gegeben hat. Aber man hat sich schnell daran gewohnt.

DFB.de: Spricht man dann später beim Abendessen noch einmal über das Spiel oder die Trainingseinheit?

Mario Engels: Ja, natürlich. Es ist doch völlig normal, dass man sich austauscht. Eine absolute Trennung ist nicht möglich.

DFB.de: Stephan Engels, es war nicht immer klar, dass Ihr Sohn den Sprung wirklich schaffen kann. Macht man sich als Vater nicht doppelt Sorgen, wenn man auch noch Trainer der Mannschaft ist, in der der eigene Sohn spielt?

Stephan Engels: Dass Mario hervorragende Veranlagungen hat, war ja nicht zu übersehen. Er ist schnell und extrem stark am Ball. Aber die körperliche Komponente hat lange gefehlt. Das haben wir erkannt. Daran haben wir dann entsprechend gearbeitet. Und das hat sich ausgezahlt, denke ich.

DFB.de: Können Sie sich ein Spiel Ihres Sohnes entspannt anschauen oder stehen Sie immer unter Strom?

Stephan Engels: Anfangs war es schon hart. Wir saßen auf der Tribüne, als er beim FSV Frankfurt zum ersten Mal eingewechselt worden ist. Auch als er erstmals in der Startelf stand, waren wir sehr angespannt. Meine Frau noch viel mehr als ich. Da zittert man schon bei jedem Pass, bei jedem Ballkontakt. Man hofft, dass nichts schief geht, dass er einen guten Tag erwischt. Gerade am Anfang war das ganz wichtig. Aber er hat es richtig gut gemacht und ist mit viel Selbstvertrauen aufgetreten. Das war beeindruckend. Inzwischen geht es bei mir besser mit der Nervosität. Ich kann mich nicht ganz entspannt zurücklehnen und das Spiel einfach nur genießen. Aber ich merke, dass Mario in Frankfurt angekommen ist, und dass FSV-Trainer Benno Möhlmann ihm vertraut.

DFB.de: Mario Engels, sind Sie ein ähnlicher Spielertyp wie Ihr Vater früher?

Mario Engels: Ich habe mir das eine oder andere seiner Spiele bei Youtube angeschaut. Wir unterscheiden uns ziemlich, würde ich sagen. Ich bin eher der kreative Spieler, er war eher der Kämpfer und defensivstarke Stratege im Mittelfeld.

Stephan Engels: Nanana, ein bisschen vorsichtig bitte mit deinen Aussagen. Ich habe immerhin 60 Tore in Bundesliga und Europapokal gemacht.

Mario Engels: Doch, so sehe ich es. Aber das ist ja gar nicht schlecht. Mein Vater war Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Zweiter im UEFA-Cup und Nationalspieler. Ich bin stolz darauf, so einen erfolgreichen Vater zu haben. Davon bin ich noch weit entfernt.

DFB.de: An was denken Sie besonders gerne zurück, Stephan Engels?

Stephan Engels: Ich habe zwar nur acht Länderspiele bestritten, aber das waren für mich absolute Höhepunkte. Auch jeder einzelne große Titel mit dem 1. FC Köln bleibt natürlich in Erinnerung. Man darf nicht vergessen, dass wir damals Stammgast in den internationalen Wettbewerben waren. Inzwischen ist der Klub wieder auf einem guten Weg.

DFB.de: Wären Sie mir Ihrem Fußballstil heute auch noch so erfolgreich?

Stephan Engels: Ja, davon bin ich überzeugt. Das soll nicht überheblich klingen. Aber ich konnte damals auch ganz gut mit dem Ball umgehen. Und ich glaube übrigens, dass es heute große Spielmacher wie Overath, Cruyff oder Netzer einfach hätten, weil ihnen der Gegner nicht 90 Minuten lang auf der Achillessehne stehen würde.

DFB.de: Spricht das auch dafür, dass der Fußball eine enorme Entwicklung genommen hat?

Stephan Engels: Natürlich. Wir haben früher noch mit Libero gespielt...

Mario Engels: ... das ist heute unvorstellbar...

Lucas Musculus: ... und wahrscheinlich mit zwei Manndeckern...

Stephan Engels: ...richtig. Der Fußball hat tatsächlich eine rasante Entwicklung genommen. Das Spiel war langsamer, die Schnelligkeit ist ein unheimlich wichtiger Bestandteil geworden. Aber man sieht ja dennoch, dass früher nicht alles schlecht war. Wir spielen heute zwar nicht mehr mit Libero und zwei Manndeckern. Aber eine Dreier-Abwehrreihe ist gerade wieder ziemlich angesagt. Wir haben zuletzt Rot-Weiss Essen in der Regionalliga damit ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Aufgrund personeller Probleme mussten wir unser System kurzfristig etwas umstellen. Eine gute Spieleröffnung und Überzahl im Mittelfeld waren da angesagt. Mir ist es wichtig, dass meine Mannschaft in der Lage ist, zahlreiche Torchancen herauszuspielen. Gleichzeitig braucht sie eine Idee und eine Strategie, was bei Ballverlust zu tun ist. Das sind die Grundlagen des Fußballs.

DFB.de: Mario Engels, ist es eigentlich schwierig, als Profifußballer der Sohn von Stephan Engels zu sein?

Mario Engels: Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Aber meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile. Wie gesagt: Ich bin stolz darauf, was mein Vater erreicht hat.

DFB.de: Aber nervt es nicht, wenn ständig der Vergleich gezogen wird?

Mario Engels: Beim 1. FC Köln war das schon extrem teilweise. Man gewöhnt sich jedoch daran. Eigentlich kenne ich es gar nicht anders. In Frankfurt ist es etwas weniger der Fall. Aber es kommt auch dort vor. Nach meinem ersten Tor am vergangenen Wochenende stand in der Berichterstattung zu dem Treffer überall der Hinweis, dass ich der Sohn von Stephan Engels bin. Das ist eben so, das ist kein Problem.

Lucas Musculus: Selbst ich spüre, dass diese Verbindung immer wieder gezogen wird. Obwohl bei mir ja nicht mal der Nachname gleich ist, gibt es häufig den Hinweis auf unsere Beziehung. Ich glaube auch deshalb, war es für Mario richtig, mal Köln zu verlassen.

DFB.de: War es für Sie schwer, Mario ziehen zu lassen, Stephan Engels?

Stephan Engels: In unserem Haus ist es jetzt manchmal ziemlich ruhig und leer. Meine Frau und ich mussten uns daran erst gewöhnen. Unsere Tochter Laura ist ja ebenfalls ausgezogen. Zum Glück haben wir noch unseren Hund Pepe. Der hält uns mächtig auf Trab. Zudem bin ich Präsident bei meinem Heimatverein TuS Mondorf. Und ich betreibe das Lokal, in dem wir gerade sitzen. Außerdem organisiere ich die Alt-Internationalen des 1. FC Köln. Mir wird also nicht langweilig. Aber es war schon eine Umstellung, als die Kinder plötzlich aus dem Haus waren. Umso größer ist jetzt immer die Wiedersehensfreude.

DFB.de: Nun steht Weihnachten vor der Tür. Kann die Familie Engels wenigstens da etwas Abstand vom Fußball gewinnen?

Mario Engels: Wir haben am 21. Dezember unsere Weihnachtsfeier beim FSV Frankfurt. Danach geht es für ein paar Tage nach Hause. Das ist eine schöne Zeit, um etwas abzuschalten und den Kopf freizubekommen.

Stephan Engels: Und dann rückt der Fußball tatsächlich mal für ein paar Tage in den Hintergrund. Das sind wir auch unserer Familie schuldig.

Mario Engels: Wir feiern im engen Familienkreis. Mein Opa kommt traditionell zu Besuch. Meine Schwester wird auch da sein. Nur Lucas leider nicht...

Lucas Musculus: Ich bin mit meiner Familie in unserem Haus in Italien. Das ist bei uns Tradition.

DFB.de: Und dann geht wenige Tage nach Neujahr schon wieder alles von vorne los...

Stephan Engels: Und das ist auch gut so. Die fußballfreie Zeit war dann wirklich lang genug.