Rostocks Andrist: Der unverstandene Meister

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Stephan Andrist vom FC Hansa Rostock, der in der Schweiz dem Meistertitel entgegenfieberte und jetzt mit den Ostdeutschen um den Klassenverbleib kämpft.

Stephan Andrist erlebt beim FC Hansa Rostock Existenzkampf pur. Nur zwei Punkte trennt die Ostdeutschen von den Abstiegsrängen. Es gab Zeiten, da fieberte er zum gleichen Zeitpunkt der Saison dem Meistertitel entgegen. Zwar nicht in Deutschland, dafür aber in der Schweiz. Zwei Spielzeiten verbrachte er beim FC Basel, zweimal gewann er die nationale Meisterschaft. "Wenn der FC Basel ruft, muss man dort sein Glück versuchen", sagt Andrist im Gespräch mit DFB.de. Das Besondere: Kurz vor seinem Wechsel zum Schweizer Spitzenverein, der im Jahre 2011 vonstatten ging, schien seine Karriere fast beendet zu sein.

Bei seinem Ausbildungsverein FC Thun wurde Andrist zum Profi. Er bewies großes Potential, wurde aber durch einen Schienen- und Wadenbeinbruch zurückgeworfen. Eineinhalb Jahre konnte er nicht gegen den Ball treten: "Ich wollte mit dem Fußball aufhören. Aber unser damaliger Trainer Murat Yakin hat mich immer wieder aufgebaut. Später habe ich unter ihm eine starke Rückrunde gespielt." Die Folge war das Angebot aus Basel.

In Basel war alles viel größer

Der Wechsel vom mittelklassigen FC Thun zum alles überstrahlenden FC Basel war für Stephan Andrist eine große Umstellung. "Alles war viel größer. Vom Trainerstab und den Physiotherapeuten bis hin zu den Fans", erzählt er. Auch sportlich lief es zunächst gut. Trainer Thorsten Fink setzte ihn in jedem Ligaspiel ein - ging dann aber in die Bundesliga zum Hamburger SV. Unter Nachfolger Heiko Vogel bekam er weniger Einsätze. Zwischenzeitlich wurde er an den FC Luzern verliehen, um in der Saison 2012 / 2013 mehr Spielpraxis zu sammeln. Danach kehrte er zurück.

Auch wenn er in Basel nur Ergänzungsspieler war, bereute er diesen Schritt nie. "Ich habe alles versucht, um es dort zu packen. Leider habe ich es nicht ganz geschafft. Aber man muss es zumindest probieren", erklärt er. Gerne denkt Andrist an seine spielstarken Mitspieler zurück. Besonders Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka haben ihn beeindruckt: "Sie waren jung, sie waren frech und sie wussten genau, was sie auf dem Fußballplatz erreichen wollten. Schon beim ersten Training war mir klar, dass die eine große Karriere machen würden." Auch in der Schweizer U 21-Nationalmannschaft, wo er drei Spiele bestritt, war er von großen Talenten wie Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach) oder Fabian Lustenberger (Hertha BSC) umgeben.



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Stephan Andrist vom FC Hansa Rostock, der in der Schweiz dem Meistertitel entgegenfieberte und jetzt mit den Ostdeutschen um den Klassenverbleib kämpft.

Stephan Andrist erlebt beim FC Hansa Rostock Existenzkampf pur. Nur zwei Punkte trennt die Ostdeutschen von den Abstiegsrängen. Es gab Zeiten, da fieberte er zum gleichen Zeitpunkt der Saison dem Meistertitel entgegen. Zwar nicht in Deutschland, dafür aber in der Schweiz. Zwei Spielzeiten verbrachte er beim FC Basel, zweimal gewann er die nationale Meisterschaft. "Wenn der FC Basel ruft, muss man dort sein Glück versuchen", sagt Andrist im Gespräch mit DFB.de. Das Besondere: Kurz vor seinem Wechsel zum Schweizer Spitzenverein, der im Jahre 2011 vonstatten ging, schien seine Karriere fast beendet zu sein.

Bei seinem Ausbildungsverein FC Thun wurde Andrist zum Profi. Er bewies großes Potential, wurde aber durch einen Schienen- und Wadenbeinbruch zurückgeworfen. Eineinhalb Jahre konnte er nicht gegen den Ball treten: "Ich wollte mit dem Fußball aufhören. Aber unser damaliger Trainer Murat Yakin hat mich immer wieder aufgebaut. Später habe ich unter ihm eine starke Rückrunde gespielt." Die Folge war das Angebot aus Basel.

In Basel war alles viel größer

Der Wechsel vom mittelklassigen FC Thun zum alles überstrahlenden FC Basel war für Stephan Andrist eine große Umstellung. "Alles war viel größer. Vom Trainerstab und den Physiotherapeuten bis hin zu den Fans", erzählt er. Auch sportlich lief es zunächst gut. Trainer Thorsten Fink setzte ihn in jedem Ligaspiel ein - ging dann aber in die Bundesliga zum Hamburger SV. Unter Nachfolger Heiko Vogel bekam er weniger Einsätze. Zwischenzeitlich wurde er an den FC Luzern verliehen, um in der Saison 2012 / 2013 mehr Spielpraxis zu sammeln. Danach kehrte er zurück.

Auch wenn er in Basel nur Ergänzungsspieler war, bereute er diesen Schritt nie. "Ich habe alles versucht, um es dort zu packen. Leider habe ich es nicht ganz geschafft. Aber man muss es zumindest probieren", erklärt er. Gerne denkt Andrist an seine spielstarken Mitspieler zurück. Besonders Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka haben ihn beeindruckt: "Sie waren jung, sie waren frech und sie wussten genau, was sie auf dem Fußballplatz erreichen wollten. Schon beim ersten Training war mir klar, dass die eine große Karriere machen würden." Auch in der Schweizer U 21-Nationalmannschaft, wo er drei Spiele bestritt, war er von großen Talenten wie Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach) oder Fabian Lustenberger (Hertha BSC) umgeben.

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Schwalbenkönig?

Die Geschichte von Stephan Andrist ist auch die Story eines Mannes, der häufig in der Kritik stand. "Ich bin ein Schwalbenkönig - und ich stehe dazu", sagte er im Februar 2015 gegenüber der Schweizer Boulevardzeitung Blick. Die Erklärung lieferte der 1,76 Meter kleine Spieler gleich hinterher. "Ich bin nicht der Schwerste, ich werde oft hart angegangen, da versucht man etwas rauszuholen. Es gibt in jeder Liga Spieler, die Schwalben machen. Sogar Cristiano Ronaldo kommt so zu seinen Penaltys." Der Aufschrei nach diesem Geständnis war groß. Rückblickend fühlt er sich unverstanden, möchte nicht mehr darüber sprechen.

Nur drei Monate später wurde Andrist erneut zum Sündenbock. Als er sich mit dem FC Aarau im Abstiegskampf befand, soll er sich im vorletzten Saisonspiel in St. Gallen einen verbalen Aussetzer geleistet haben. Laut der Aargauer Zeitung sagte er nach dem ersten Gegentreffer: "Es ist mir egal, wenn Aarau absteigt." Andrist bestreitet, jemals so ein Statement von sich gegeben zu haben. "Es ist einfach bitter, wenn die Zeitungsredakteure etwas schreiben, was sie selber nicht gehört haben und was irgendwie über dritte Personen weitergegeben wurde. Diese Behauptung war einfach falsch. Ich bin ein Sportsmensch und habe bis zum letzten Spieltag alles gegeben." Der Abstieg ließ sich trotzdem nicht verhindern. So war es an der Zeit, einen Neuanfang zu wagen - und zwar in Deutschland.

Andrist läuft zur Höchstform auf

Erst absolvierte Stephan Andrist ein Probetraining beim Zweitligisten FSV Frankfurt, dann in Rostock. "Stephan wird mit seiner Erfahrung und seiner Qualität für Belebung in unserem Angriffsspiel sorgen", sagte der damalige Sportdirektor Uwe Klein zur Verpflichtung von Andrist. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten hat er nun seine Form gefunden. Er traf in Cottbus zum Sieg und in Wiesbaden per Traumtor zum 4:0 Endstand. Ihm ist es mit zu verdanken, dass Rostock in den letzten fünf Spielen drei Siege und ein Unentschieden holte: "Die Erfolgserlebnisse waren für unsere Köpfe wie eine Befreiung. Wir trainieren gut, haben eine gute Truppe und der Trainer gibt uns für jeden Gegner einen guten Plan vor. Die Stimmung ist gut. Das hilft uns im Abstiegskampf."

Überhaupt ist er froh, den Schritt in die 3. Liga gewagt zu haben. Nicht nur die Stimmung in den Stadien, sondern auch die Qualität der Mannschaften sagen ihm zu. "Vom spielerischen Niveau bewegt sich die 3. Liga in Deutschland etwa zwischen der 1. und 2. Liga in der Schweiz", erklärt er. Gerne würde er in Deutschland die nächsten Karriereschritte machen. "Jeder Fußballspieler möchte immer noch eine Liga höher spielen. Die Bundesliga wäre ein Traum", sagt er. Auch in Rostock, wo er noch bis 2017 unter Vertrag steht, hält er eine positive Entwicklung für möglich. "Erst einmal müssen wir die Klasse halten. Aber wenn die Mannschaft so zusammenbleibt, sind wir nächste Saison richtig gut aufgestellt." Als zweifacher Meister muss er es ja wissen…