Steinberger: "Für Rekorde können wir uns nichts kaufen"

Mit neun Siegen zum Saisonstart legte die U 19 des TSV 1860 München, die in der vergangenen Spielzeit in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga noch bis zum Schluss gegen den Abstieg gekämpft hatte, eine beeindruckende Serie hin. Für den bundesweiten Rekord fehlen der Mannschaft von TSV-Trainer Josef Steinberger nur noch zwei weitere Siege, um die Bestmarken des VfL Wolfsburg (2013/2014) und des SV Werder Bremen (2006/2007) mit jeweils elf Dreiern zu Beginn einer Spielzeit einzustellen.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 42-jährige Josef Steinberger mit dem Journalisten Filippos Kounelis über seine Fähigkeiten als Zauberer, seine Ziele als Trainer, den scheinbar unaufhaltsamen Lauf in der Liga und die Schwierigkeit, heute (ab 11 Uhr) gegen das Tabellenschlusslicht SV Darmstadt 98 zu bestehen.

DFB.de: In der vergangenen Saison hatten Sie mit den A-Junioren der Münchner Löwen erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib perfekt gemacht. Jetzt grüßt Ihre Mannschaft einsam von der Spitze. Können Sie zaubern, Herr Steinberger?

Josef Steinberger: Zaubern kann ich bestimmt nicht. Es kommen aber mehrere Faktoren zusammen, die für den Erfolg verantwortlich sind. Zum einen haben unsere älteren Spieler in der vergangenen Saison im Abstiegskampf wertvolle Erfahrungen gesammelt, die uns jetzt zugutekommen. Zum anderen haben wir eine gelungene Vorbereitung absolviert, in der die Mannschaft zu einer Einheit zusammengewachsen ist. Außerdem sorgte der 8:0-Heimsieg gegen den 1. FC Saarbrücken gleich am ersten Spieltag für Aufbruchstimmung. Das hat uns viel Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben verliehen.

DFB.de: Was macht die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison besser?

Steinberger: Wir haben auch damals nicht alles falsch gemacht. Genauso wie wir in dieser Saison nicht alles richtig machen. In dieser Phase sind aber die Umstände besser, die uns befreit aufspielen lassen. Die Jungs verspüren nicht mehr den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, um in der Liga zu bleiben.

DFB.de: Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive ist 1860 aktuell das Maß aller Dinge. Worauf legen Sie als Trainer größeren Wert?

Steinberger: Grundsätzlich will jeder Trainer eine starke Offensive aufbieten. Langfristig muss aber vor allem die Defensive funktionieren, wenn man auf Dauer erfolgreich sein will.



Mit neun Siegen zum Saisonstart legte die U 19 des TSV 1860 München, die in der vergangenen Spielzeit in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga noch bis zum Schluss gegen den Abstieg gekämpft hatte, eine beeindruckende Serie hin. Für den bundesweiten Rekord fehlen der Mannschaft von TSV-Trainer Josef Steinberger nur noch zwei weitere Siege, um die Bestmarken des VfL Wolfsburg (2013/2014) und des SV Werder Bremen (2006/2007) mit jeweils elf Dreiern zu Beginn einer Spielzeit einzustellen.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 42-jährige Josef Steinberger mit dem Journalisten Filippos Kounelis über seine Fähigkeiten als Zauberer, seine Ziele als Trainer, den scheinbar unaufhaltsamen Lauf in der Liga und die Schwierigkeit, heute (ab 11 Uhr) gegen das Tabellenschlusslicht SV Darmstadt 98 zu bestehen.

DFB.de: In der vergangenen Saison hatten Sie mit den A-Junioren der Münchner Löwen erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib perfekt gemacht. Jetzt grüßt Ihre Mannschaft einsam von der Spitze. Können Sie zaubern, Herr Steinberger?

Josef Steinberger: Zaubern kann ich bestimmt nicht. Es kommen aber mehrere Faktoren zusammen, die für den Erfolg verantwortlich sind. Zum einen haben unsere älteren Spieler in der vergangenen Saison im Abstiegskampf wertvolle Erfahrungen gesammelt, die uns jetzt zugutekommen. Zum anderen haben wir eine gelungene Vorbereitung absolviert, in der die Mannschaft zu einer Einheit zusammengewachsen ist. Außerdem sorgte der 8:0-Heimsieg gegen den 1. FC Saarbrücken gleich am ersten Spieltag für Aufbruchstimmung. Das hat uns viel Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben verliehen.

DFB.de: Was macht die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison besser?

Steinberger: Wir haben auch damals nicht alles falsch gemacht. Genauso wie wir in dieser Saison nicht alles richtig machen. In dieser Phase sind aber die Umstände besser, die uns befreit aufspielen lassen. Die Jungs verspüren nicht mehr den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, um in der Liga zu bleiben.

DFB.de: Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive ist 1860 aktuell das Maß aller Dinge. Worauf legen Sie als Trainer größeren Wert?

Steinberger: Grundsätzlich will jeder Trainer eine starke Offensive aufbieten. Langfristig muss aber vor allem die Defensive funktionieren, wenn man auf Dauer erfolgreich sein will.

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DFB.de: Hatten Sie während Ihrer Trainerkarriere schon einmal eine solche Serie erlebt?

Steinberger: In meinem ersten Jahr bei 1860 ist uns mal eine Siegesserie von fünf Spielen gelungen. Das war das Höchste der Gefühle. Wir sind uns bewusst, dass unsere jetzige Ausbeute nicht alltäglich ist und wissen das auch zu schätzen.

DFB.de: Nun empfängt Ihre Mannschaft den Aufsteiger und Tabellenletzten aus Darmstadt. Auf dem Papier eine klare Sache, oder?

Steinberger: Genau in solchen Begegnungen ist die Gefahr groß, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren. Außenstehende fragen sich jetzt nur, wie hoch das Resultat ausfallen wird. Wir haben aber im Blick, dass der SV Darmstadt 98 zuletzt in der Liga angekommen ist und gegen den Karlsruher SC, den Endrundenteilnehmer der vergangenen Saison, einen wichtigen Punkt geholt hat.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft in die Waagschale werfen, damit der nächste Dreier folgt?

Steinberger: Wir dürfen uns von der aktuellen Tabellensituation nicht blenden lassen. Stattdessen müssen wir alles dafür tun, um dem Spiel unseren Stempel aufdrücken. Für uns wird es kein Spaziergang. Ich bin aber zuversichtlich, dass wenn wir auch gegen Darmstadt gewinnen können, wenn wir unsere gewohnten Leistungen abrufen.

DFB.de: In der Tabelle steht der TSV 1860 unter anderem weit vor dem Lokalrivalen FC Bayern München. Ein besonderes Gefühl?

Steinberger: Keine Frage: Der direkte Vergleich mit dem FC Bayern ist für uns immer etwas Besonderes. Vor dem FCB zu stehen, tut gut, ist aber nicht unser wichtigstes Ziel. Letztlich steht die Ausbildung unserer Talente im Vordergrund.

DFB.de: In der Süd/Südwest-Staffel hat Ihre Mannschaft mit neun Siegen hintereinander bereits einen neuen Startrekord aufgestellt. Die bundesweiten Bestmarken des VfL Wolfsburg und des SV Werder Bremen von elf Dreier zu Saisonbeginn sind aber auch schon zumindest in Reichweite. Wie groß ist der Anreiz, auch diesen Rekord zu verbessern?

Steinberger: Ehrlich gesagt höre ich das jetzt zum ersten Mal. Damit beschäftige ich mich auch nicht. Es bringt auch nichts, schon zwei Spiele vorauszublicken, wenn wir am Wochenende unsere Partie nicht gewinnen. Rekorde sind etwas Schönes. Im Endeffekt können wir uns dafür aber nichts kaufen.

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DFB.de: Jede Serie geht irgendwann einmal zu Ende. Wie sehr fürchten Sie diesen Moment?

Steinberger: Angst ist im Fußball ein schlechter Ratgeber. Wir sind realistisch genug und wissen, dass auch unsere Serie nicht unendlich sein wird. Wenn es dann soweit ist, heißt es "Mund abputzen und weitermachen". Wir können schon jetzt froh sein, einen solchen Start hingelegt zu haben.

DFB.de: Wie wird Ihre Mannschaft bei der ersten Niederlage reagieren?

Steinberger: Mit einer solchen Serie wächst auch das Selbstbewusstsein eines jeden Einzelnen. Im jungen Alter neigt der eine oder andere im Erfolgsfall auch dazu, ein wenig abzuheben. Es ist deshalb auch meine Aufgabe, die Jungs auf dem Boden zu halten. Selbstverständlich wären wir alle bei einer Niederlage enttäuscht, das hat aber nichts mit der Serie zu tun, sondern wäre bei jedem anderen verlorenen Spiel genauso. Spätestens nach zwei Tagen wird sich dann aber die Enttäuschung legen und der Blick nach vorne gerichtet.

DFB.de: Finden Sie trotz der Siegesserie ein Haar in der Suppe?

Steinberger: Im Jungendbereich steht die Ausbildung im Vordergrund. Es ist selbstverständlich, dass noch nicht alles optimal läuft. Verbesserungspotenzial gibt es immer bei Menschen, die sich in der Lehre befinden - egal in welchem Bereich. Wichtig ist, dass die Jungs bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Die Gegner werden sich immer besser auf uns einstellen. Wir müssen jetzt an Lösungen arbeiten, dass wir beispielsweise auch unter Druck einen kühlen Kopf bewahren und geduldiger werden.

DFB.de: Aus der Staffel Süd/Südwest nehmen zwei Mannschaften an der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft teil. Der Vorsprung auf Platz drei beträgt bereits elf Punkte. Werden die Löwen im kommenden Frühjahr erstmals seit vielen Jahren wieder um die nationale U 19-Krone spielen?

Steinberger: Ich hätte sicher nichts dagegen. Das ist aktuell aber auch nicht unser Thema und vor allem noch sehr weit weg. Wir fokussieren uns auf die nächsten Aufgaben. Damit sind wir bisher gut gefahren.

DFB.de: Sie sind seit vier Jahren beim TSV tätig. Welche Ziele wollen Sie persönlich während Ihrer Trainerlaufbahn erreichen?

Steinberger: Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Um erfolgreich als Trainer zu arbeiten, besteht eine Abhängigkeit von den Ergebnissen. Bei konstant guten Resultaten ist auch die Gemütslage im Verein besser. Ich bin aber auch ein Mensch, der sich in seinem Job zu 100 Prozent wohl fühlen muss. Das ist bei 1860 definitiv der Fall.

DFB.de: Sie sind bislang im Besitz der A-Lizenz. Ist die Ausbildung zum Fußballlehrer anvisiert?

Steinberger: Der Fußball-Lehrer-Schein ist auf jeden Fall in naher Zukunft geplant. Ich möchte auch einen späteren Schritt in den Männerfußball nicht ausschließen. Aber das ist aktuell noch Zukunftsmusik.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Benno Möhlmann und Daniel Bierofka von der U 21?

Steinberger: Sowohl mit der ersten Mannschaft als auch mit der Reserve arbeiten wir seit Jahren sehr gut zusammen. Die Rädchen greifen ineinander. Zuletzt haben sehr viele junge Talente des TSV den Durchbruch zu den Profis geschafft. Das macht mich als Ausbilder sehr froh und auch ein wenig stolz. Das ist auch wichtiger als jede Serie.