Steffi Jones: "Jede einzelne Station war besonders"

Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang war am vergangenen Wochenende die letzte Station der Welcome-Tour, bei der OK-Präsidentin Steffi Jones die für die FIFA Frauen-WM 2011 qualifizierten Nationalverbände beglückwünschte und persönlich nach Deutschland einlud. Wegen der schrecklichen Folgen der Naturkatastrophe in Japan konnte nur der beabsichtigte Begrüßungstermin in Tokio noch nicht stattfinden.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien verweist Steffi Jones auf das Besondere am Aufenthalt in Nordkorea und zieht ein generelles, aber auch ein sehr persönliches Fazit der Reise, die an jeder einzelnen Station ungemein positiven Zuspruch fand. Zugleich erklärt die OK-Chefin, wie der weltweite Vormarsch des Frauenfußballs intensiviert und forciert werden kann und mit welchen Erwartungen sie jetzt der in zehn Wochen beginnenden Frauen-WM 2011 entgegenblickt.

DFB.de: Frau Jones, in Nordkorea ging am Sonntag Ihre Welcome-Tour in die für die Frauen-WM 2011 qualifizierten Länder zu Ende. War der Aufenthalt in Pjöngjang zum Abschluss Ihrer Welttournee vor allem eine politische Mission?

Jones: Nein, wir sind nicht ausschließlich in politischer Mission nach Nordkorea gekommen. Denn wie auch schon bei allen Ländern zuvor, die wir im Rahmen der Welcome-Tour besucht haben, ist der Fußball, konkret die Teilnahme der Frauen-Nationalmannschaft Nordkoreas an der WM 2011, der klare Anlass dieser Reise. Ich sehe es eher so, dass wir eine Tür geöffnet haben, durch die mit uns auch die Politik und ebenso die Medien eingetreten sind. Ein für mich eindrucksvoller Beweis für die weltumspannende, integrative und Völker verbindende Kraft des Fußballs, der Grenzen überwinden kann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und diese Kraft kann sich die Politik zunutze machen.

DFB.de: Was war für Sie das Besondere am Aufenthalt in der nordkoreanischen Hauptstadt?

Jones: Mal abgesehen von der geografischen und politischen Brisanz war Pjöngjang die letzte Station unserer Welcome-Tour, die am 8. Dezember 2010 in Sydney begann. Das macht schon ein wenig melancholisch. Denn es war ein einzigartiges Projekt mit vielen unvergesslichen Momenten. Aber natürlich war und ist eine Reise nach Nordkorea ein ganz besonderes Abenteuer. Es ist die Reise in ein Land und ein System, das sich völlig abschottet und wo das Leben, gemessen an unserem Alltag, nicht gegensätzlicher sein kann. Für mich persönlich war es eine wertvolle und sehr bereichernde Erfahrung, dass ich auch an politischen Gesprächen teilnehmen durfte, die Claudia Roth führte, unter anderem mit hochrangigen Vertretern des nordkoreanischen Außenministeriums und Zentralkomitees.

DFB.de: In welcher Form decken sich die letzten Impressionen in Nordkorea mit dem Gesamteindruck Ihrer weltweiten Einladungsreise?

Jones: Insgesamt hat sich auch in Nordkorea bestätigt, dass unsere Geste sehr gut ankommt, die qualifizierten Teams mitsamt der Delegationen persönlich nach Deutschland einzuladen und sie einzustimmen auf das große Weltfest des Frauenfußballs. Das hat sich über alle Stationen hinweg durchgezogen wie ein roter Faden. Ich empfinde es als große Anerkennung uns gegenüber, dass nicht nur die Nationalspielerinnen, teilweise sogar die komplette Mannschaft, die Trainer und die Verbandsspitze an den Welcome-Events teilnahmen, sondern jeweils auch viele weitere hochkarätige Repräsentanten aus Gesellschaft, Politik und Sport. Sie alle werden die Frauen-WM über ihre Kanäle weiter transportieren.



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Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang war am vergangenen Wochenende die letzte Station der Welcome-Tour, bei der OK-Präsidentin Steffi Jones die für die FIFA Frauen-WM 2011 qualifizierten Nationalverbände beglückwünschte und persönlich nach Deutschland einlud. Wegen der schrecklichen Folgen der Naturkatastrophe in Japan konnte nur der beabsichtigte Begrüßungstermin in Tokio noch nicht stattfinden.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien verweist Steffi Jones auf das Besondere am Aufenthalt in Nordkorea und zieht ein generelles, aber auch ein sehr persönliches Fazit der Reise, die an jeder einzelnen Station ungemein positiven Zuspruch fand. Zugleich erklärt die OK-Chefin, wie der weltweite Vormarsch des Frauenfußballs intensiviert und forciert werden kann und mit welchen Erwartungen sie jetzt der in zehn Wochen beginnenden Frauen-WM 2011 entgegenblickt.

DFB.de: Frau Jones, in Nordkorea ging am Sonntag Ihre Welcome-Tour in die für die Frauen-WM 2011 qualifizierten Länder zu Ende. War der Aufenthalt in Pjöngjang zum Abschluss Ihrer Welttournee vor allem eine politische Mission?

Jones: Nein, wir sind nicht ausschließlich in politischer Mission nach Nordkorea gekommen. Denn wie auch schon bei allen Ländern zuvor, die wir im Rahmen der Welcome-Tour besucht haben, ist der Fußball, konkret die Teilnahme der Frauen-Nationalmannschaft Nordkoreas an der WM 2011, der klare Anlass dieser Reise. Ich sehe es eher so, dass wir eine Tür geöffnet haben, durch die mit uns auch die Politik und ebenso die Medien eingetreten sind. Ein für mich eindrucksvoller Beweis für die weltumspannende, integrative und Völker verbindende Kraft des Fußballs, der Grenzen überwinden kann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und diese Kraft kann sich die Politik zunutze machen.

DFB.de: Was war für Sie das Besondere am Aufenthalt in der nordkoreanischen Hauptstadt?

Jones: Mal abgesehen von der geografischen und politischen Brisanz war Pjöngjang die letzte Station unserer Welcome-Tour, die am 8. Dezember 2010 in Sydney begann. Das macht schon ein wenig melancholisch. Denn es war ein einzigartiges Projekt mit vielen unvergesslichen Momenten. Aber natürlich war und ist eine Reise nach Nordkorea ein ganz besonderes Abenteuer. Es ist die Reise in ein Land und ein System, das sich völlig abschottet und wo das Leben, gemessen an unserem Alltag, nicht gegensätzlicher sein kann. Für mich persönlich war es eine wertvolle und sehr bereichernde Erfahrung, dass ich auch an politischen Gesprächen teilnehmen durfte, die Claudia Roth führte, unter anderem mit hochrangigen Vertretern des nordkoreanischen Außenministeriums und Zentralkomitees.

DFB.de: In welcher Form decken sich die letzten Impressionen in Nordkorea mit dem Gesamteindruck Ihrer weltweiten Einladungsreise?

Jones: Insgesamt hat sich auch in Nordkorea bestätigt, dass unsere Geste sehr gut ankommt, die qualifizierten Teams mitsamt der Delegationen persönlich nach Deutschland einzuladen und sie einzustimmen auf das große Weltfest des Frauenfußballs. Das hat sich über alle Stationen hinweg durchgezogen wie ein roter Faden. Ich empfinde es als große Anerkennung uns gegenüber, dass nicht nur die Nationalspielerinnen, teilweise sogar die komplette Mannschaft, die Trainer und die Verbandsspitze an den Welcome-Events teilnahmen, sondern jeweils auch viele weitere hochkarätige Repräsentanten aus Gesellschaft, Politik und Sport. Sie alle werden die Frauen-WM über ihre Kanäle weiter transportieren.

DFB.de: Wie lautet also das Fazit, das Sie als OK-Präsidentin aus dieser Tournee ziehen?

Jones: Wie vor fünf Jahren Franz Beckenbauers Einladungsmarathon zu den 31 WM-Teilnehmern, war auch unsere Welcome-Tour eine tolle Erfolgsstory. Wir wurden zwar nicht vom Papst empfangen, weil sich Italien ja leider nicht qualifizieren konnte. Und uns gaben auch nicht so viele Staats- und Regierungschefs die Ehre. Dennoch empfingen uns hohe und höchste Würdenträger, obwohl wir ja nur einfach ankommen, gratulieren und unseren Respekt zum Ausdruck bringen wollten. Diese Reise war eine tolle Werbung für die WM im Sommer und für unser Land. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir auch die Unterstützung namhafter Stars des Weltfußballs zugesichert bekamen. Wir können wirklich sehr dankbar sein, dass Idole wie Brasiliens Superstars Carlos Alberto und Zico oder Kolumbiens Carlos Valderrama durch ihre Popularität in ihren jeweiligen Ländern einen sehr wichtigen Beitrag leisten zur internationalen Entwicklung des Frauenfußballs, genauso wie die ehemaligen Bundesliga-Stars Jay-Jay Okocha, Jan-Age Fjörtoft, Wynton Rufer, Patrik Andersson, Pavel Pardo oder Jens Lehmann und Australiens Nationaltrainer Holger Osieck.

DFB.de: Was waren die prägendsten Eindrücke, was bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?

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Jones: Es ist sehr schwer, einzelne Ereignisse herauszustellen. Von der „First Lady“ Mexikos im Regierungspalast empfangen zu werden, dabei noch den Staatspräsidenten Felipe Calderon höchst persönlich kennenzulernen, ist natürlich schon ein Highlight. Genauso wie in den USA CNN und der New York Times Interviews zu geben. Beeindruckt hat mich auch die Ankunft in Malabo, der Hauptstadt Äquatorial Guineas, als uns kurz vor Mitternacht die komplette Frauen-Nationalmannschaft am Flughafen empfing. Am meisten aber hat mich fasziniert, dass wir bei jeder einzelnen Etappe die Begeisterung für den Fußball hautnah gespürt haben - unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft oder politischer Gesinnung. Fußball zieht jeden in seinen Bann. Fußball verbindet.

DFB.de: Gab es für Sie auch ein emotional besonders bewegendes Ereignis?

Jones: Das eine Ereignis gibt es nicht, nein. Jede einzelne Station war besonders und hatte ihren ganz speziellen Reiz. Vor Ort haben wir auch stets jeweils eine Schule, ein soziales und ein Frauenfußball-Projekt besucht. Dabei freue ich mich immer wieder, Kinder zu treffen und ihre ungetrübte Freude am Fußball zu erleben. Sie sind die Zukunft. Und ich bin davon überzeugt, dass sie durch den Fußball viele Werte lernen und erfahren können, die ihnen im Leben helfen. Diese Erfahrungen habe ich ja auch sammeln dürfen.

DFB.de: Wie unterschiedlich ist der Frauenfußball nach ihren Eindrücken in den einzelnen Ländern aufgestellt?

Jones: Da die Weltspitze immer mehr zusammenrückt, sind bestehende Frauenfußball-Strukturen zwingend erforderlich für die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft. Schließlich treffen die 16 weltbesten Teams aufeinander. Traditionell gut aufgestellt sind sicher die europäischen Qualifikanten. In den USA hat der Frauenfußball einen sehr hohen Stellenwert. Genauso wie in Kanada, wo in vier Jahren dann ja auch die nächste Frauen-WM stattfinden wird. Aber auch in Australien, Neuseeland, Mexiko und Kolumbien wird sehr akribisch gearbeitet

DFB.de: Brasilien zum Beispiel zählt zu den Topfavoriten der WM in Deutschland, und Marta ist die aktuell weltbeste Fußballspielerin. Der Frauenfußball generell führt in Brasilien dagegen ein Mauerblümchen-Dasein. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?

Jones: Da widerspreche ich. Im Vergleich zum sehr dominanten Männerfußball in Brasilien, der in dem fußballverrückten Land am Zuckerhut absolut alles in den Schatten stellt, stehen die Frauenfußballer natürlich ein wenig im Hintergrund. Und trotzdem sind die Voraussetzungen dort sehr gut. Ich habe mich selbst davon überzeugen können, wie der Traditionsklub Vasco da Gama seine Fußballerinnen stärkt und diesen Bereich kontinuierlich aufbaut. Der nächste Schritt sollte es nun sein, einen flächendeckenden, effektiven Spielbetrieb zu etablieren - analog zu unserer deutschen Frauen-Bundesliga. Dann könnte das große Potenzial dort sicher noch besser ausgeschöpft werden.

DFB.de: Wie kann nach der WM 2011 noch stärkere Entwicklungshilfe für den Frauenfußball geleistet werden?

Jones: Ganz klar: Der Frauenfußball ist weltweit auf dem Vormarsch. Doch die Verhältnisse, unter denen Frauen und Mädchen Fußball spielen können und dürfen, sind höchst unterschiedlich. Traditionelle Vorbehalte vor allem in nach wie vor von Männern stark dominierten Gesellschaften müssen abgebaut werden. In vielen Entwicklungsländern ist zudem Armut das größte Hindernis. Finanzielle Förderung, zum Beispiel in Schulprojekten, und der Abbau gesellschaftlicher Vorurteile sind die wichtigsten Ansatzpunkte. Wir müssen, zusammen mit der FIFA, am Ball bleiben und mit unseren Entwicklungshelfern noch stärker vor Ort sein. Der FIFA übrigens gebührt ein riesiger Anteil am Erfolg dieser Welcome-Tour. Präsident Joseph Blatter und Tatjana Haenni, die Abteilungsleiterin Frauen-Wettbewerbe, standen von Beginn an hinter unserer Idee, haben sich persönlich sehr stark eingebracht.

DFB.de: Was war für Sie persönlich der unvergesslichste Moment dieser Tour?

Jones: Unvergesslich bleibt der erste Termin am anderen Ende der Welt in Australien, als wir mit einem ganz kleinen Team unser Abenteuer starteten. Damals war noch nicht absehbar, ob wir richtig liegen mit unserer Auslandsinitiative. Nun bin ich so selbstbewusst und sage, dass wir belohnt worden sind für unseren Mut, im Frauenfußball Neuland zu betreten.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen blicken Sie jetzt der ersten Frauenfußball-WM in Deutschland entgegen?

Jones: Wir biegen mit sehr hohen Erwartungen ein auf die Zielgerade in Richtung Frauen-WM, die in wenigen Wochen angepfiffen wird. Ich denke, wir sind in allen Bereichen gut vorbereitet. Uns zurücklehnen oder gar morgen schon die WM anstoßen können wir jedoch noch nicht. So gilt es, noch rund 250.000 Tickets zu verkaufen, um die Stadien auch wirklich voll zu besetzen. Dies ist und bleibt unsere große Herausforderung, zumal aus vollen Stadien der Funke der Begeisterung ins ganze Land und von dort in die ganze Welt hinausgetragen werden soll.

DFB.de: Wegen der schrecklichen und beängstigenden Folgen der furchtbaren Naturkatastrophe hat Japans Eishockey-Verband die Teilnahme seiner Frauen-Nationalmannschaft an der WM in diesem Jahr abgesagt. Ist eine solche Reaktion auch vom Fußball-Verband in Tokio zu erwarten?

Jones: Wie ich gehört habe, begründet der Japanische Eishockey-Verband diese Absage mit der moralischen Verpflichtung, dass in der gegenwärtigen Zeit der nationalen Trauer die Teilnahme an sportlichen Festspielen unangemessen sei. Hierfür habe ich volles Verständnis. Ich hoffe natürlich und wünsche unseren Freunden in Japan, dass sich die schlimmen Befürchtungen nicht bestätigen werden. In jedem Falle werden wir der Mannschaft und Delegation einen herzlichen Empfang bereiten.