Staab in Japan: "An Erdstöße habe ich mich fast gewöhnt"

Auf einmal bebte die Erde. 5,9 auf der Richterskala. Kein Vergleich zur Erderschütterung, die vor gut einem Jahr den verheerenden Tsunami an der Westküste Japans auslöste. Und dennoch: Die Wände wackelten, Tische und Stühle wanderten durch das Apartment.

Monika Staab bekam keine Panik, dafür hat sie in ihrem Leben schon zu viele brenzlige Situation überstehen müssen, aber sonderlich wohl hat sie sich nicht in ihrer Haut gefühlt. Die Bilder der Verwüstung kamen in ihren Sinn, die Explosionen im Kernkraftwerk Fukushima, das Leid eines Landes. Beinahe 16.000 Menschen verloren bei der Katastrophe 2011 ihr Leben, eine ganze Region wurde zerstört. Noch immer warten 350.000 Menschen darauf, in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren zu dürfen.

Ein halbes Jahr in Japan

Bereits am zweiten Tag in Japan wurde Monika Staab vor Augen geführt, warum sie dorthin gereist ist. Und sie hat eine neue Erfahrung gemacht, die in ihrem Leben nicht fehlte. Staab hat in ihrer Karriere in Deutschland, Frankreich und England Fußball gespielt, im Bahrain trainierte sie die Nationalmannschaft der Frauen, als Entwicklungshelferin der FIFA leitete sie Projekte in Pakistan, dem Irak und Bangladesch.

In den vergangenen fünf Jahren hat sie in 62 Ländern gearbeitet. Sie hat viel erlebt - ein Erdbeben noch nicht. Bis sie Anfang April nach Japan kam. Dreimal binnen zwei Wochen hat die Erde gewackelt, keine schlechte Quote - willkommen im Land der aufgehenden Sonne. "Beim ersten Mal war mir noch mulmig zumute", sagt sie, "mittlerweile habe ich mich an die Erdstöße fast schon gewöhnt."

Japan ist für sechs Monate das Zuhause der DFB-Trainerin. Auf Initiative der Deutschen Botschaft und mit finanzieller Unterstützung durch Evonik wird sie in den Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima in der Trainerfortbildung tätig sein, Fußballseminare für Highschool-Mädchenmannschaften und professionelle Frauenteams sowie mehrtägige Fußballcamps für alle Leistungsklassen durchführen. Ganz wichtig dabei: die Arbeit mit durch den Tsunami traumatisierten Mädchen. "Wesentlicher Teil des Projekts ist die humanitäre Hilfe", sagt Staab.

Auf nach Fernost!

Deswegen hat sie nicht lange gezögert, als sie Ende des vergangenen Jahres von Markus Weidner, dem DFB-Abteilungsleiter Traineraus- und -fortbildung, gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, das Projekt in Japan zu übernehmen. Freunde und Familie hatten Bedenken, insbesondere wegen der radioaktiven Belastung in der Katastrophenregion. Monika Staab wischte diese beiseite.



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Auf einmal bebte die Erde. 5,9 auf der Richterskala. Kein Vergleich zur Erderschütterung, die vor gut einem Jahr den verheerenden Tsunami an der Westküste Japans auslöste. Und dennoch: Die Wände wackelten, Tische und Stühle wanderten durch das Apartment.

Monika Staab bekam keine Panik, dafür hat sie in ihrem Leben schon zu viele brenzlige Situation überstehen müssen, aber sonderlich wohl hat sie sich nicht in ihrer Haut gefühlt. Die Bilder der Verwüstung kamen in ihren Sinn, die Explosionen im Kernkraftwerk Fukushima, das Leid eines Landes. Beinahe 16.000 Menschen verloren bei der Katastrophe 2011 ihr Leben, eine ganze Region wurde zerstört. Noch immer warten 350.000 Menschen darauf, in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren zu dürfen.

Ein halbes Jahr in Japan

Bereits am zweiten Tag in Japan wurde Monika Staab vor Augen geführt, warum sie dorthin gereist ist. Und sie hat eine neue Erfahrung gemacht, die in ihrem Leben nicht fehlte. Staab hat in ihrer Karriere in Deutschland, Frankreich und England Fußball gespielt, im Bahrain trainierte sie die Nationalmannschaft der Frauen, als Entwicklungshelferin der FIFA leitete sie Projekte in Pakistan, dem Irak und Bangladesch.

In den vergangenen fünf Jahren hat sie in 62 Ländern gearbeitet. Sie hat viel erlebt - ein Erdbeben noch nicht. Bis sie Anfang April nach Japan kam. Dreimal binnen zwei Wochen hat die Erde gewackelt, keine schlechte Quote - willkommen im Land der aufgehenden Sonne. "Beim ersten Mal war mir noch mulmig zumute", sagt sie, "mittlerweile habe ich mich an die Erdstöße fast schon gewöhnt."

Japan ist für sechs Monate das Zuhause der DFB-Trainerin. Auf Initiative der Deutschen Botschaft und mit finanzieller Unterstützung durch Evonik wird sie in den Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima in der Trainerfortbildung tätig sein, Fußballseminare für Highschool-Mädchenmannschaften und professionelle Frauenteams sowie mehrtägige Fußballcamps für alle Leistungsklassen durchführen. Ganz wichtig dabei: die Arbeit mit durch den Tsunami traumatisierten Mädchen. "Wesentlicher Teil des Projekts ist die humanitäre Hilfe", sagt Staab.

Auf nach Fernost!

Deswegen hat sie nicht lange gezögert, als sie Ende des vergangenen Jahres von Markus Weidner, dem DFB-Abteilungsleiter Traineraus- und -fortbildung, gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, das Projekt in Japan zu übernehmen. Freunde und Familie hatten Bedenken, insbesondere wegen der radioaktiven Belastung in der Katastrophenregion. Monika Staab wischte diese beiseite.

Und nach einigen Telefonaten mit Dr. Volker Stanzel, dem deutschen Botschafter in Japan, stand ihr Entschluss: auf nach Fernost! Wie schon etliche Male zuvor siegten ihr Wille, den Menschen zu helfen, und ihre Neugier. Wie gehen die Menschen mit der Katastrophe um? Welche Strukturen im Frauen- und Mädchenfußball sind in den betroffenen Regionen (noch) vorhanden?

"In einigen Bereichen können wir Deutschen uns etwas abschauen"

Japan ist auch fußballerisch kein Entwicklungsland, schon gar nicht beim weiblichen Geschlecht. Seit dem Titel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der WM im Jahre 2003 in den USA haben die Töchter "Nippons" viel Knowhow aus Deutschland importiert - der WM-Pokalgewinn 2011 belegt, dass der Wissenstransfer erfolgreich war. Partiell wird in Japan mittlerweile professioneller als in Deutschland gearbeitet.

Und der WM-Titel hat noch mal einen Hype ausgelöst. Mehr als 6000 Besucher beim einem Frauenspiel der zweiten Liga - in Deutschland undenkbar, in Japan Realität. Beim Derby der Vegalta Sendai Ladies gegen die Tokiwagi-Gakuen Hochschulmannschaft aus Sendai bekam Monika Staab eine Gänsehaut, 6532 Zuschauer verliehen dem Spiel eine ganze besondere Atmosphäre. "Unfassbar", sagt Staab. "In einigen Bereichen können wir Deutschen uns hier etwas abschauen."

"Die Menschen sind sehr dankbar"

Und doch ist es auch in Japan so, wie sie es auf fast allen ihren Stationen als Entwicklungshelferin in Sachen Fußball erlebt hat: Deutsche sind willkommen. Mehr als das: Sie wurde begeistert empfangen. Für die Japanerinnen gilt nichts anderes als für Frauen und Mädchen in Pakistan oder Surinam: Sie empfinden es als Ehre, dass eine so prominente Trainerin aus Deutschland mit ihnen arbeiten will.

"Die Menschen sind sehr dankbar", sagt Staab. "Dabei bin ich ihnen zu Dank verpflichtet, denn sie geben mir sehr viel zurück." So war es bislang in der ganzen Welt, so ist es aktuell in Japan.

Die ersten Tage und Wochen nutzt sie zur Orientierung, sie beobachtet viel, schaut beim Training zu, sammelt Eindrücke. Dabei ist ihr aufgefallen, wie viel die Trainer und Trainerinnen in Japan mit Hilfe von Druck arbeiten. Eine positive Ansprache, Lob, aufmunternde Worte - all das hat sie vermisst. "Es wurde mir viel zu wenig gelacht", sagt Monika Staab. Und so hat sich die Deutsche vorgenommen, einen kleinen Beitrag zu leisten und dies zu ändern.

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Training an über 30 Orten

Ihr Einsatz wird sich mit allen Leistungsstufen befassen. Sie wird an mehr als 30 Orten das nachmittägliche Highschooltraining betreuen, Frauenligaspiele beobachten und anschließend mit den Trainern analysieren und diskutieren. Und sie wird, wenn alle bürokratischen Hürden genommen sind, die vom Tsunami unmittelbar betroffenen Familien in den Notunterkünften besuchen, dort Trainingseinheiten leiten und den Menschen "ein paar Stunden Glückseligkeit" schenken.

Am Mittwoch hat sie zum ersten Mal mit Frauen und Mädchen auf dem Platz gestanden und vorgelebt, wie viel Spaß das Training machen kann. Anfangs haben die Spielerinnen ihre lobenden Gesten kaum zu deuten gewusst, nach und nach aber haben sie verstanden, was die Trainerin aus Deutschland ihnen zu sagen versuchte. "Es war ein tolles Gefühl zu merken, dass die Spielerinnen schnell Vertrauen gefasst haben", sagt Monika Staab. "Ich freue mich auf die Zeit in Japan und hoffe, dass ich hier einiges bewegen kann."