Spielabbruch im Pokal: So geht es weiter

In der 71. Minute des DFB-Pokalspiels zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig wurde die Partie von Schiedsrichter Martin Petersen beim Stand von 1:0 abgebrochen, nachdem dieser von einem aus dem Fanblock der Gastgeber geworfenen Feuerzeug am Kopf getroffen worden war. Wie geht es nun weiter? DFB.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Verfahren der DFB-Sportgerichtsbarkeit.

Was passiert nach einem Spielabbruch?

Der Kontrollausschuss des DFB ermittelt den Sachverhalt, dabei wird den Vereinen rechtliches Gehör gewährt, sie erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Bei einem Spielabbruch werden zwei unterschiedliche Verfahren eingeleitet. Ein Verfahren bezieht sich auf die Wertung des Spiels (§ 18 Nr. 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB), hier stellt der Kontrollausschuss lediglich einen Antrag, da es sich nicht um eine Sanktion im klassischen Sinne handelt. Das zweite Verfahren bezieht sich auf eine Sanktionierung des Vereins (§7 Nr. 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB), hier erhebt der Kontrollausschuss Anklage. Das Sportgericht entscheidet im Anschluss über die weitere Verfahrensweise.

Welche Spielwertung ist im Falle eines Spielabbruchs vorgesehen?

Im Falle eines Spielabbruches einschlägig ist § 18 Nr. 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB, der die Strafen bei Spielabbrüchen regelt. In Satz 2 heißt es: "Trifft eine Mannschaft oder ihren Verein oder beiden ein Verschulden an dem Spielabbruch, ist das Spiel dem oder den Schuldigen mit 0:2-Toren für verloren, dem Unschuldigen mit 2:0-Toren für gewonnen zu werten. Hat der Unschuldige im Zeitpunkt des Abbruchs ein günstigeres Ergebnis erzielt, so wird dieses Ergebnis gewertet."

Ist auch ein Wiederholungsspiel denkbar?

Es gibt lediglich eine Konstellation, in der ein Wiederholungsspiel möglich ist. Geregelt ist dies in §18 Nr. 4 Satz 1 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. Dort heißt es: "Wird ein Bundesspiel ohne Verschulden beider Mannschaften vorzeitig abgebrochen, so ist es an demselben Ort zu wiederholen."

Wie wird einem Verein ein Verschulden seiner Fans zugerechnet?

Nach § 9a der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. Nach Absatz 1 sind Vereine "... für das Verhalten ihrer... Zuschauer... verantwortlich." Satz 2 konkretisiert: "Der gastgebende Verein und der Gastverein bzw. ihre Tochtergesellschaften haften im Stadionbereich vor, während und nach dem Spiel für Zwischenfälle jeglicher Art."

Welche Strafe kommt bei einem Spielabbruch in Betracht?

Für ein schuldhaftes Herbeiführen eines Spielabbruchs ist nach § 7 Nr.1e der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB eine Geldstrafe bis zu 100.000 Euro vorgesehen. In diesem Fall greift auch die Nr. 4 des § 7 - das bedeutet, dass auch weitergehende Strafen nach § 44 der Satzung des DFB möglich sind. Etwa nach § 44 Nr. 2 k eine Platzsperre oder ein Ausschluss oder Teilausschluss der Öffentlichkeit.

Wie geht es nach dem Urteil des Einzelrichters weiter?

Wenn der Verein und der Kontrollausschuss das Urteil akzeptiert haben, wird das Urteil rechtskräftig. Wenn nicht, geht das Verfahren auf die nächste Ebene. Nach § 15 Nr. 4 der Rechts- und Verfahrensordnung können die Betroffenen binnen 24 Stunden nach Zugang der Einzelrichterentscheidung beim Sportgericht Einspruch einlegen. Die Folge ist eine mündliche Verhandlung vor dem Sportgericht. Ist der Einspruch dagegen unzulässig, wird er durch Beschluss des Einzelrichters verworfen.

Wer tritt in der mündlichen Verhandlung auf?

Das Sportgericht besteht aus dem Vorsitzenden und seinen beiden Beisitzern. Der Vorsitzende leitet die Verhandlung. Zur Verhandlung zu laden sind die Parteien, die Zeugen und die Sachverständigen. Für eine Partei sind höchstens zwei Vertreter (Verteidiger) zugelassen (§ 16 Rechts- und Verfahrensordnung).

Wie geht es nach dem Urteil des DFB-Sportgerichts weiter?

Wenn der Verein und der Kontrollausschuss das Urteil akzeptiert haben, wird das Urteil rechtskräftig. Andernfalls haben sie die Möglichkeit der Berufung. Die Berufung zum DFB-Bundesgericht ist innerhalb einer Woche nach Verkündung des Urteils schriftlich beim DFB-Bundesgericht einzulegen und spätestens innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der schriftlichen Urteilsgründe schriftlich zu begründen (§25 Nr. 1 Rechts- und Verfahrensordnung). Das DFB-Bundesgericht entscheidet den Fall nach mündlicher Verhandlung endgültig. Dabei gilt das so genannte Verschlechterungsverbot (§ 28 Rechts- und Verfahrensordnung): Das Bundesgericht darf also keine Entscheidung fällen, die im Strafmaß über die vom Berufungsführer angefochtene Entscheidung hinausgeht.

Wie wirkt sich der Spielabbruch auf die Auslosung der 2. Runde aus?

Vorgesehen ist die Ziehung der der zweiten DFB-Pokalhauptrunde im Rahmen der Übertragung des Bundesligaspiels zwischen Bayern München und dem Hamburger SV am Freitagabend (ab 22.45 Uhr) live im ARD-Sportschau Club. Dazu sagt DFB-Mediendirektor Ralf Köttker: "Die Auslosung findet nur dann statt, wenn Rechtssicherheit vorliegt."