Spahn kontert Polizeikritik: "Völlig unseriös"

Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn kontert in einem exklusiven Interview mit DFB.de die nach den Ausschreitungen beim Zweitliga-Spiel zwischen FC St. Pauli und Hansa Rostock aufgekommene Kritik aus Reihen der Polizeigewerkschaft.

Frage: Die Ausschreitungen beim Spiel St. Pauli gegen Rostock haben für großen Gesprächsstoff gesorgt. Wie waren die Absprachen mit der Polizei vor dem Spiel insbesondere im Hinblick auf die Ansetzung.

Helmut Spahn: Die Voraussetzungen waren kaum verbesserungsfähig. Die Zusammenarbeit der Vereine untereinander und mit der Polizei lief auf perfektem Niveau. Das gilt auch für die terminliche Absprache. Ganz im Gegenteil zur aktuellen Kritik hatte die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) die Ansetzung ausdrücklich abgestimmt. Von der ZIS wurde der DFL Freitag oder Montag vorgeschlagen.

Frage: Es sind wieder Forderungen zu hören, dass Fußballspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollen. Welche Position vertreten Sie als Sicherheitsbeauftragter des DFB?

Spahn: Als ultima ratio muss das immer im Rahmen der Möglichkeiten sein. Man darf nicht vergessen, dass bei einer Durchführung eines Spiels ohne Zuschauer dieselbe Problematik auftritt, denn die Ausschreitungen finden außerhalb und nicht innerhalb der Stadien statt. Zudem sind die Fans der Heimmannschaft sowieso in der Stadt und die Gästefans kommen auch auf jeden Fall. Wie mir im aktuellen Fall vom Freitag von mehreren Beobachtern übereinstimmend berichtet worden ist, fanden im Anschluss an das Spiel Auseinandersetzungen zwischen Linksautonomen und der Polizei, bzw. vor der Partie zwischen Rostocker Anhängern und der Polizei statt. Insofern muss genau geprüft werden, ob ein Ausschluss der Öffentlichkeit wirklich Sinn macht, denn daraus resultieren weitreichende polizeiliche Maßnahmen, die für die betroffenen Einsatzkräfte noch schwieriger zu handhaben sind.

Frage: Welche Möglichkeiten gibt es im Vorfeld solcher Risikobegegnungen deeskalierend tätig zu werden? Kann zum Beispiel die Anreise bekannter Randalierer gesetzlich verboten werden?

Spahn: Es wird ja schon versucht, das umzusetzen. Dafür müssen aber die entsprechenden Polizeigesetze den Einsatzkräften die entsprechenden Möglichkeiten geben und das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Insgesamt können alle Maßnahmen aber nur in enger Absprache aller Beteiligten zum Erfolg führen.

Frage: Wie beurteilen Sie die allgemeine Entwicklung der Gewalt in den Stadien? Stimmen die Kommentare, dass es immer öfter Ausschreitungen gibt, auch in den beiden Spielklassen hinter den Bundesligen?



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Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn kontert in einem exklusiven Interview mit DFB.de die nach den Ausschreitungen beim Zweitliga-Spiel zwischen FC St. Pauli und Hansa Rostock aufgekommene Kritik aus Reihen der Polizeigewerkschaft.

Frage: Die Ausschreitungen beim Spiel St. Pauli gegen Rostock haben für großen Gesprächsstoff gesorgt. Wie waren die Absprachen mit der Polizei vor dem Spiel insbesondere im Hinblick auf die Ansetzung.

Helmut Spahn: Die Voraussetzungen waren kaum verbesserungsfähig. Die Zusammenarbeit der Vereine untereinander und mit der Polizei lief auf perfektem Niveau. Das gilt auch für die terminliche Absprache. Ganz im Gegenteil zur aktuellen Kritik hatte die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) die Ansetzung ausdrücklich abgestimmt. Von der ZIS wurde der DFL Freitag oder Montag vorgeschlagen.

Frage: Es sind wieder Forderungen zu hören, dass Fußballspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollen. Welche Position vertreten Sie als Sicherheitsbeauftragter des DFB?

Spahn: Als ultima ratio muss das immer im Rahmen der Möglichkeiten sein. Man darf nicht vergessen, dass bei einer Durchführung eines Spiels ohne Zuschauer dieselbe Problematik auftritt, denn die Ausschreitungen finden außerhalb und nicht innerhalb der Stadien statt. Zudem sind die Fans der Heimmannschaft sowieso in der Stadt und die Gästefans kommen auch auf jeden Fall. Wie mir im aktuellen Fall vom Freitag von mehreren Beobachtern übereinstimmend berichtet worden ist, fanden im Anschluss an das Spiel Auseinandersetzungen zwischen Linksautonomen und der Polizei, bzw. vor der Partie zwischen Rostocker Anhängern und der Polizei statt. Insofern muss genau geprüft werden, ob ein Ausschluss der Öffentlichkeit wirklich Sinn macht, denn daraus resultieren weitreichende polizeiliche Maßnahmen, die für die betroffenen Einsatzkräfte noch schwieriger zu handhaben sind.

Frage: Welche Möglichkeiten gibt es im Vorfeld solcher Risikobegegnungen deeskalierend tätig zu werden? Kann zum Beispiel die Anreise bekannter Randalierer gesetzlich verboten werden?

Spahn: Es wird ja schon versucht, das umzusetzen. Dafür müssen aber die entsprechenden Polizeigesetze den Einsatzkräften die entsprechenden Möglichkeiten geben und das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Insgesamt können alle Maßnahmen aber nur in enger Absprache aller Beteiligten zum Erfolg führen.

Frage: Wie beurteilen Sie die allgemeine Entwicklung der Gewalt in den Stadien? Stimmen die Kommentare, dass es immer öfter Ausschreitungen gibt, auch in den beiden Spielklassen hinter den Bundesligen?

Spahn: Die Behauptung, dass eine Verlagerung in die unteren Spielklassen stattfindet, ist faktisch falsch. Unsere Zahlen geben das eindeutig nicht her. Ich muss ehrlich sagen, dass diese Behauptung für mich fast schon Stammtischniveau hat. Die Zahlen belegen eindeutig, dass es eben nicht so ist.

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Frage: Es werden derzeit von der Gewerkschaft der Polizei sogar Horrorszenarien verbreitet, dass die Ausschreitungen immer größere Ausmaße annehmen. Haben Sie ähnliche Sorgen?

Spahn: Es bereitet mir schon Sorge, dass eine Verlagerung außerhalb der Stadien stattfindet. Wir sind aber letzten Endes nur zuständig für die sichere Abwicklung der Spiele innerhalb der Stadien. Das Problem am Freitag im Stadion war das Zünden von Pyrotechnik. Unsere strengen Sicherheitsrichtlinien gelten zudem von der Bundesliga bis in die 4. Liga.

Frage: Wie stehen Sie zu der Forderung , dass die Fanarbeit der Vereine verbessert werden muss? Was tun DFB und DFL dafür?

Spahn: Diese Forderungen sind an Polemik nicht zu überbieten! Jeder Verein von der Bundesliga bis zur 4. Liga hat einen Fanbeauftragten, zudem gibt es inzwischen 44 sozialpädagogisch betreuende Fanprojekte. Da gibt es kaum etwas zu verbessern. Der DFB und die DFL finanzieren mit über zwei Millionen Euro ein Drittel der Gesamtkosten der Fanarbeit, die restlichen vier Millionen steuern gemäß vertraglicher Vereinbarung die Bundesländer und die Kommunen bei.

Frage: Was sagen Sie zu den Aussagen des Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft, Konrad Freiberg, dass es angesichts zunehmender Krawalle im Fußball nur eine Frage der Zeit sei, dass es Tote gibt?

Spahn: Ich möchte nicht von geistiger Brandstiftung reden, aber es ist nicht weit davon entfernt. Diese Aussagen sind völlig unseriös. Kritische Einsatzlagen gibt es immer wieder. Wir können nur immer wieder aufs Neue betonen: Wir wollen die Probleme nicht schönreden, aber alle Probleme sind nur dann zu lösen, wenn Politik und Sport, im konkreten Fall also Polizei und Fußball, sie gemeinsam bewältigen und es keine gegenseitigen Schuldzuweisungen gibt. Wenn die Polizeigewerkschaft einen anderen Weg geht, beschreibt sie eine Sackgasse und isoliert sich selbst.