Silvia Neid: "Riesige Vorfreude auf Olympia"

Ein ereignisreiches Jahr 2015 liegt hinter Bundestrainerin Silvia Neid und der Frauen-Nationalmannschaft. Im Blickpunkt stand dabei die WM in Kanada, bei der die DFB-Frauen den vierten Platz erreichten und sich damit für die Olympischen Spiele qualifizierten. Aber auch die Rücktritte von Nadine Angerer und Célia Sasic blieben im Gedächtnis.

Im Interview mit DFB.de erinnert sich Silvia Neid an ihre emotionalsten Momente des Jahres, erläutert, welche Konsequenzen aus den Erkenntnissen der WM gezogen werden, beleuchtet die Zusammenarbeit mit den Bundesliga-Vereinen und blickt voraus auf ihr letztes Turnier als Bundestrainerin: Olympia 2016 in Rio.

DFB.de: Was war für Sie als Bundestrainerin der positiv emotionalste Moment des Jahres 2015?

Silvia Neid: Unser WM-Viertelfinale gegen Frankreich, als wir nach Elfmeterschießen gewonnen haben und somit ins Halbfinale gegen die USA eingezogen sind. Das war sehr emotional und hat uns alle gepackt. Unvergesslich.

DFB.de: An welchen Moment erinnern Sie sich weniger gerne zurück?

Neid: Da denke ich an unsere beiden letzten WM-Spiele - das Halbfinale gegen die USA und das Spiel um Platz drei gegen England. Natürlich macht man sich Gedanken, wie es gewesen wäre, wenn wir unseren Elfmeter gegen die USA verwandelt hätten. Genauso ärgert es mich noch, wenn ich bei unserem Spiel um Platz drei sehe, dass wir 8:2 Torchancen gegen England hatten und es einfach nicht geschafft haben, das Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Am Ende wurde es der vierte WM-Platz – wie bewerten Sie diesen?

Neid: Ich habe vor der WM immer gesagt: Wenn wir es schaffen, wieder zu den besten Vier auf der Welt zu gehören, dann ist das klasse. Wir können deshalb stolz darauf sein, dass wir uns mit diesem vierten Platz auch für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Meine Kollegen aus der Schweiz, Schweden, den Niederlanden und Norwegen, die im März noch eine Olympia-Qualifikation spielen müssen, haben jetzt ganz andere Sorgen. Dagegen haben wir Planungssicherheit und können uns gezielt auf Rio vorbereiten.



Ein ereignisreiches Jahr 2015 liegt hinter Bundestrainerin Silvia Neid und der Frauen-Nationalmannschaft. Im Blickpunkt stand dabei die WM in Kanada, bei der die DFB-Frauen den vierten Platz erreichten und sich damit für die Olympischen Spiele qualifizierten. Aber auch die Rücktritte von Nadine Angerer und Célia Sasic blieben im Gedächtnis.

Im Interview mit DFB.de erinnert sich Silvia Neid an ihre emotionalsten Momente des Jahres, erläutert, welche Konsequenzen aus den Erkenntnissen der WM gezogen werden, beleuchtet die Zusammenarbeit mit den Bundesliga-Vereinen und blickt voraus auf ihr letztes Turnier als Bundestrainerin: Olympia 2016 in Rio.

DFB.de: Was war für Sie als Bundestrainerin der positiv emotionalste Moment des Jahres 2015?

Silvia Neid: Unser WM-Viertelfinale gegen Frankreich, als wir nach Elfmeterschießen gewonnen haben und somit ins Halbfinale gegen die USA eingezogen sind. Das war sehr emotional und hat uns alle gepackt. Unvergesslich.

DFB.de: An welchen Moment erinnern Sie sich weniger gerne zurück?

Neid: Da denke ich an unsere beiden letzten WM-Spiele - das Halbfinale gegen die USA und das Spiel um Platz drei gegen England. Natürlich macht man sich Gedanken, wie es gewesen wäre, wenn wir unseren Elfmeter gegen die USA verwandelt hätten. Genauso ärgert es mich noch, wenn ich bei unserem Spiel um Platz drei sehe, dass wir 8:2 Torchancen gegen England hatten und es einfach nicht geschafft haben, das Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Am Ende wurde es der vierte WM-Platz – wie bewerten Sie diesen?

Neid: Ich habe vor der WM immer gesagt: Wenn wir es schaffen, wieder zu den besten Vier auf der Welt zu gehören, dann ist das klasse. Wir können deshalb stolz darauf sein, dass wir uns mit diesem vierten Platz auch für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Meine Kollegen aus der Schweiz, Schweden, den Niederlanden und Norwegen, die im März noch eine Olympia-Qualifikation spielen müssen, haben jetzt ganz andere Sorgen. Dagegen haben wir Planungssicherheit und können uns gezielt auf Rio vorbereiten.

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DFB.de: Die WM wurde gründlich analysiert und aufgearbeitet – auch mit den Trainern der Allianz Frauen-Bundesliga.

Neid: Ja, wir hatten Anfang Dezember mit allen Bundesliga-Trainern eine Tagung, in der wir uns intensiv ausgetauscht haben. Meine Mannschaft hat bei der WM was Abwehrverhalten und Spielaufbau betrifft zu den Besten gezählt. Unser Problem war allerdings das Spiel im Angriffsdrittel, also in dem Bereich vor dem Tor. Von den Pässen in den Strafraum kamen zu wenige an und die Abschlüsse aufs Tor waren nicht effektiv genug. Das ist also ein ähnliches Problem, das auch vor allem favorisierte Mannschaften in der Bundesliga haben. Es werden zu viele Chancen gebraucht, um Tore zu machen. Darüber haben wir miteinander diskutiert.

DFB.de: Mit welchem Ergebnis?

Neid: Wir sind uns einig, dass die Weiterentwicklung der Spielerinnen vor allem bei Technik unter Gegnerdruck und dem Spiel im Angriffsdrittel mit einem effektiven Torabschluss nur möglich ist, wenn wir alle konstruktiv zusammenarbeiten und auch die Talente entsprechend frühzeitig entwickeln. Wir wollen die Zusammenarbeit in allen Bereichen optimieren, denn nur gemeinsam schaffen wir es, dauerhaft in der Weltspitze zu bleiben. Schließlich sitzen wir ja alle in einem Boot.

DFB.de: Eine gute Mannschaft braucht auch Führungspersönlichkeiten. Zwei davon haben nach der WM ihren Rücktritt erklärt: Célia Sasic und Nadine Angerer. Wie kann man diese Lücke füllen?

Neid: Gute Frage. (lacht) Das sind große Spuren, die die beiden hinterlassen haben. Andere müssen nun in diese Fußstapfen treten. Denn wir müssen zwar als Mannschaft funktionieren, aber es ist auch wichtig, dass du Spielerinnen hast, die das Team wachrütteln können, so wie das eben Nadine Angerer und Célia Sasic konnten. Und das wird eine Aufgabe für uns alle werden, denn auch die Spielerinnen, die dafür in Frage kommen, müssen diese Aufgabe annehmen wollen.

DFB.de: Ist das ein Ziel bis zu den Olympischen Spielen – neben der spielerischen Weiterentwicklung auch Führungspersönlichkeiten zu formen?

Neid: Das muss es sein. Wir mussten in den vergangenen Monaten und Jahren vor allem aufgrund von Verletzungen auf viele sehr wichtige Spielerinnen verzichten, die auch innerhalb der Hierarchie unserer Mannschaft eine enorme Rolle spielten. Die kannst du nicht von heute auf morgen ersetzen. Einige junge Spielerinnen müssen deshalb mehr und mehr Verantwortung übernehmen und sollen in diese Rolle hineinwachsen. Denn bei einem Turnier entscheiden oft Nuancen über das Weiterkommen. Da brauchst du solche Spielerinnen.

DFB.de: Nach Olympia ist Schluss. Sie wechseln von der Trainerbank ins Büro und übernehmen die Scouting-Abteilung Frauen beim DFB. Unabhängig von der laufenden EM-Qualifikation, die Ihre Mannschaft ja bislang souverän meistert: Wie gehen Sie diese beiden Aufgaben im Jahr 2016 an?

Neid: Ich freue mich riesig, dass wir uns für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten. Ich wünsche mir, dass die Spielerinnen gesund in unsere Vorbereitung einsteigen können, die am 20. Juni beginnt. Denn es ist etwas Besonderes, Olympische Spiele erleben zu dürfen. Ich hoffe, dass wir einen guten Konkurrenzkampf haben und aus dem Vollen schöpfen können. Und wenn dem so ist, dann glaube ich, dass wir um eine Medaille mitspielen können.

DFB.de: Und nach Olympia geht’s von der Bank direkt an den Schreibtisch.

Neid: Genau, auf diese Aufgabe freue ich mich auch sehr, weil es einfach mal was Neues ist. Es ist ja nicht nur Büroarbeit. Ich werde viel in der Welt herumreisen, um zu schauen, was die Trends im Frauenfußball sind. Diese zu sammeln, auszuwerten und Steffi Jones und ihrem Team dann zur Verfügung zu stellen - das wird eine spannende Aufgabe. Aber meine ganze Konzentration gilt im Moment noch der Frauen-Nationalmannschaft und unseren Zielen in der EM-Qualifikation und bei Olympia.

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