Seeberger: "Ich musste keine Gräben zuschütten"

Erfolge konnte Jürgen Seeberger bisher überall vorweisen. Den FC Schaffhausen führte er in der Schweiz von der dritten in die erste Liga. Mit Alemannia Aachen mischte er im Aufstiegsrennen mit, verpasste 2009 als Tabellenvierter nur knapp den Sprung in die Bundesliga. Den VfB Stuttgart II hielt er 2010/2011 als einzige zweite Mannschaft aus dem Abstiegskampf der 3. Liga raus. Seebergers neue Aufgabe: der SV Darmstadt 98.

Vor drei Wochen hat der gebürtige Konstanzer die Nachfolge von Kosta Runjaic (jetzt MSV Duisburg) bei den „Lilien“ angetreten. Seeberger (47) fungiert als Trainer und Sportdirektor. Sein Einstand: vielversprechend. Gegen Halle (2:2 nach 0:2-Rückstand) und den VfB Stuttgart II (3:1) sprangen vier Punkte heraus. Heute (ab 19 Uhr) wartet das Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück, am Samstag (ab 14 Uhr) kommt Arminia Bielefeld, eine Woche später geht es nach Aachen. Ein Programm, das es in sich hat.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Jürgen Seeberger über ein Jahr ohne Job, Darmstädter Strukturen und den Wert von Selbstvertrauen.

DFB.de: Herr Seeberger, wie sind Ihre ersten Eindrücke nach drei Wochen Darmstadt?

Jürgen Seeberger: Auf die Schnelle hat es schon ganz gut funktioniert. Das Kurztrainingslager zu Beginn hat mir den Einstieg erleichtert, auch der Mitarbeiterstab, der ganze Verein. Für eine wirklich seriöse Einschätzung werde ich noch einige Wochen brauchen. Derzeit schaue ich nicht mal von Spiel zu Spiel, sondern von Training zu Training. Ich musste auf jeden Fall keine Gräben zuschütten, das ist wichtig. Es ist spürbar, dass die Mannschaft intakt ist und funktioniert. Wie groß der Teamgeist tatsächlich ist, wie die Mannschaft auf Druck oder besondere Einflüsse reagiert, muss sich noch zeigen.

DFB.de: Sie hatten über ein Jahr Pause. Wie groß ist da die Gefahr, zu schnell zu viel zu wollen?

Seeberger: Diese Gefahr könnte man vermuten. Aber man konzentriert sich schnell aufs Wesentliche. Es bringt nichts, die Spieler mit Inhalten zu überfrachten.

DFB.de: Was ist für Sie das Wesentliche?



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Erfolge konnte Jürgen Seeberger bisher überall vorweisen. Den FC Schaffhausen führte er in der Schweiz von der dritten in die erste Liga. Mit Alemannia Aachen mischte er im Aufstiegsrennen mit, verpasste 2009 als Tabellenvierter nur knapp den Sprung in die Bundesliga. Den VfB Stuttgart II hielt er 2010/2011 als einzige zweite Mannschaft aus dem Abstiegskampf der 3. Liga raus. Seebergers neue Aufgabe: der SV Darmstadt 98.

Vor drei Wochen hat der gebürtige Konstanzer die Nachfolge von Kosta Runjaic (jetzt MSV Duisburg) bei den „Lilien“ angetreten. Seeberger (47) fungiert als Trainer und Sportdirektor. Sein Einstand: vielversprechend. Gegen Halle (2:2 nach 0:2-Rückstand) und den VfB Stuttgart II (3:1) sprangen vier Punkte heraus. Heute (ab 19 Uhr) wartet das Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück, am Samstag (ab 14 Uhr) kommt Arminia Bielefeld, eine Woche später geht es nach Aachen. Ein Programm, das es in sich hat.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Jürgen Seeberger über ein Jahr ohne Job, Darmstädter Strukturen und den Wert von Selbstvertrauen.

DFB.de: Herr Seeberger, wie sind Ihre ersten Eindrücke nach drei Wochen Darmstadt?

Jürgen Seeberger: Auf die Schnelle hat es schon ganz gut funktioniert. Das Kurztrainingslager zu Beginn hat mir den Einstieg erleichtert, auch der Mitarbeiterstab, der ganze Verein. Für eine wirklich seriöse Einschätzung werde ich noch einige Wochen brauchen. Derzeit schaue ich nicht mal von Spiel zu Spiel, sondern von Training zu Training. Ich musste auf jeden Fall keine Gräben zuschütten, das ist wichtig. Es ist spürbar, dass die Mannschaft intakt ist und funktioniert. Wie groß der Teamgeist tatsächlich ist, wie die Mannschaft auf Druck oder besondere Einflüsse reagiert, muss sich noch zeigen.

DFB.de: Sie hatten über ein Jahr Pause. Wie groß ist da die Gefahr, zu schnell zu viel zu wollen?

Seeberger: Diese Gefahr könnte man vermuten. Aber man konzentriert sich schnell aufs Wesentliche. Es bringt nichts, die Spieler mit Inhalten zu überfrachten.

DFB.de: Was ist für Sie das Wesentliche?

Seeberger: Mir ist Stabilität wichtig. Eine gute Umschaltbewegung, nach vorne wie nach hinten. Ein gutes Defensivverhalten, auch bei Standardsituationen. Und Selbstvertrauen. Man spricht gerne vom Potenzial einer Mannschaft, aber dieses Potenzial ist abhängig vom Selbstvertrauen. Es ist das höchste Gut im Sport.

DFB.de: Darmstadt hat vier Punkte aus den ersten beiden Spielen unter Ihrer Regie geholt. Wie wichtig ist ein guter Start für einen neuen Trainer?

Seeberger: Für Erfolge gibt es keinen Ersatz, das ist ein alter Satz, und er ist logisch. Wir Trainer haben den schönsten Job der Welt, aber er macht nur richtig Spaß, wenn man gewinnt. Abgesehen von den kurzfristigen Erfolgen sehe ich meine Arbeit aber als längerfristigen Prozess. Das angesprochene Selbstvertrauen soll sich dauerhaft einstellen.

DFB.de: Sie haben bei Ihrer Vorstellung gesagt, dass Sie sich während Ihrer 14-monatigen Pause nie arbeitslos gefühlt hätten. Wie ist das zu verstehen?

Seeberger: Ich habe mich dem Thema Arbeitslosigkeit durchaus gestellt. Ich war beim Arbeitsamt, ich hatte davor keine Scheu. Was ich gemeint habe, war, dass ich nicht beschäftigungslos war. Ich habe mich weiter mit Fußball beschäftigt, auf einer breiteren Basis. Man schaut sich Spiele an, beobachtet Entwicklungen, hospitiert. Auch im Ausland habe ich mich aufgehalten. Und ich habe mich viel mit mir selbst befasst, stark reflektiert.

DFB.de: Mit welchem Ergebnis?

Seeberger: Ich möchte gar nicht so einen tiefen Einblick in mein Seelenleben geben. Klar ist, dass man erst mal einen Cut machen muss, weil die innere Uhr im Tagesgeschäft ganz anders läuft. Man sagt so leicht, dass man immer nach vorne schauen muss, aber oft trägt man doch noch etwas im Hinterkopf herum. Für meine Arbeit habe ich versucht, mir noch klarer meine Spielphilosophie, Trainingssteuerung und Spielerführung bewusst zu machen.

DFB.de: Warum Darmstadt zum Wiedereinstieg?

Seeberger: Der Verein ist seit seiner Neugeburt vor wenigen Jahren sehr solide aufgestellt. Es ist Tradition vorhanden und eine Stadt, die Kraft ausstrahlt. Ich sehe den Klub insgesamt im Aufwärtstrend, es sind sukzessive professionelle Strukturen geschaffen worden, die jetzt weiter ausgebaut werden. Es ist ganz wichtig, die 3. Liga zu halten, um diese Strukturen zu festigen. Tatsache ist, dass in Darmstadt zurzeit relativ viel Verantwortung auf relativ wenigen Schultern lastet. Das heißt aber auch, dass die Wege kurz sind und sich so die Möglichkeit ergibt, sehr effizient zu arbeiten.

DFB.de: Die nächsten Gegner heißen Osnabrück, Bielefeld und Aachen. Wie prickelnd ist diese 3. Liga?

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Seeberger: Die 3. Liga ist super aufgestellt, mit vielen interessanten Paarungen und vielen tollen Stadien. Und es ist die richtige Liga für Talente, um sich durchzusetzen. Die Liga hat eine sehr gute Entwicklung genommen, es war eine gute Entscheidung, sie ins Leben zu rufen.

DFB.de: Zwei Ihrer Ex-Klubs, Alemannia Aachen und der VfB Stuttgart II, sind direkte Konkurrenten. Ein komisches Gefühl oder Alltagsgeschäft?

Seeberger: In allererster Linie sind es ganz normale Gegner. Ich sehe keine besondere Emotionalität, auch wenn ich beim Spiel gegen den VfB am vergangenen Samstag viele Freunde wiedergesehen habe.

DFB.de: Haben Sie eigentlich mal überlegt, wo Sie heute wären, wenn Sie 2009 mit Aachen in der 2. Bundesliga nicht Vierter geworden, sondern aufgestiegen wären?

Seeberger: Nein. Ich habe meine Pause genutzt, um auch das richtig einzuordnen. Damals sind mit Freiburg, Mainz und Nürnberg drei Klubs aufgestiegen, die heute noch in der 1. Bundesliga spielen und sich extrem gut weiterentwickelt haben. Interessant für mich ist in diesem Zusammenhang die Frage, wo meine damaligen Spieler heute sind. Wären acht in der 1. Bundesliga, könnte man sagen, dass der vierte Platz damals vielleicht ein bisschen wenig war. Aber es hat sich nur ein Spieler durchgesetzt: Lewis Holtby, der damals gerade aus der A-Jugend kam. Insgesamt behalte ich Aachen als sehr erfolgreiche Zeit in Erinnerung.