"Scouting und Spielanalyse total etabliert"

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Über 50 verantwortliche Mitarbeiter aus dem Bereich der Spielanalyse aus den Leistungszentren der deutschen Spitzenvereine haben sich in dieser Woche zur ersten Fachtagung dieser Art getroffen. "Die Entwicklungen im Bereich Video- und Spielanalyse sind rasant und die Möglichkeiten vielfältig", sagt Frank Engel, Sportlicher Leiter der DFB-Talentförderung: "Der große Andrang bestätigt den großen Bedarf, auf diesem noch jungen Fachgebiet Erfahrungen und Ideen auszutauschen."

Ziel der Kick Off-Veranstaltung war es, die Spezialisten aus den Leistungszentren zum Wissensaustausch anzuregen und einen aktuellen Status quo zu ermitteln. Den Charakter einer Messe erhielt das Treffen durch die Präsentation von aktuellen Soft- und Hardwareanbietern aus dem Bereich Spielanalyse.

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Konvents war die Präsentation der spielanalytischen Arbeit im Verband sowie im Verein. Jannis Schiebe stellte dabei die spielanalytische Arbeit bei der U 19-Nationalmannschaft vor. Als Vereinsvertreter referierte Johannes Spors, der seit 2006 bei der TSG Hoffenheim systematisch eine Scouting- und Analyseabteilung aufgebaut hat und ab Dezember bei RB Leipzig als Leiter der Scoutingabteilung tätig sein wird. Im Interview auf DFB.de spricht der 33-Jährige über die rasante Entwicklung der Spielanalyse und deren Bedeutung für die Talentförderung.

DFB.de: Herr Spors, am Dienstag trafen sich erstmals die Scouts und Spielanalysten der Leistungszentren zum Erfahrungsaustausch. Wie war Ihr Eindruck von der Veranstaltung?

Johannes Spors: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn die Branche sich trifft, kennenlernt und austauscht. Das ist für alle Seiten gewinnbringend.

DFB.de: Inwiefern?

Spors: Aus verschiedenen Gründen. Einerseits kann man sein Netzwerk vergrößern, was gerade im Scouting sehr wichtig ist. Andererseits kann man im Gespräch mit den Kollegen Ideen und Anreize sammeln, wie man die täglichen Arbeitsprozesse effektiver gestalten kann.



Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Über 50 verantwortliche Mitarbeiter aus dem Bereich der Spielanalyse aus den Leistungszentren der deutschen Spitzenvereine haben sich in dieser Woche zur ersten Fachtagung dieser Art getroffen. "Die Entwicklungen im Bereich Video- und Spielanalyse sind rasant und die Möglichkeiten vielfältig", sagt Frank Engel, Sportlicher Leiter der DFB-Talentförderung: "Der große Andrang bestätigt den großen Bedarf, auf diesem noch jungen Fachgebiet Erfahrungen und Ideen auszutauschen."

Ziel der Kick Off-Veranstaltung war es, die Spezialisten aus den Leistungszentren zum Wissensaustausch anzuregen und einen aktuellen Status quo zu ermitteln. Den Charakter einer Messe erhielt das Treffen durch die Präsentation von aktuellen Soft- und Hardwareanbietern aus dem Bereich Spielanalyse.

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Konvents war die Präsentation der spielanalytischen Arbeit im Verband sowie im Verein. Jannis Schiebe stellte dabei die spielanalytische Arbeit bei der U 19-Nationalmannschaft vor. Als Vereinsvertreter referierte Johannes Spors, der seit 2006 bei der TSG Hoffenheim systematisch eine Scouting- und Analyseabteilung aufgebaut hat und ab Dezember bei RB Leipzig als Leiter der Scoutingabteilung tätig sein wird. Im Interview auf DFB.de spricht der 33-Jährige über die rasante Entwicklung der Spielanalyse und deren Bedeutung für die Talentförderung.

DFB.de: Herr Spors, am Dienstag trafen sich erstmals die Scouts und Spielanalysten der Leistungszentren zum Erfahrungsaustausch. Wie war Ihr Eindruck von der Veranstaltung?

Johannes Spors: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn die Branche sich trifft, kennenlernt und austauscht. Das ist für alle Seiten gewinnbringend.

DFB.de: Inwiefern?

Spors: Aus verschiedenen Gründen. Einerseits kann man sein Netzwerk vergrößern, was gerade im Scouting sehr wichtig ist. Andererseits kann man im Gespräch mit den Kollegen Ideen und Anreize sammeln, wie man die täglichen Arbeitsprozesse effektiver gestalten kann.

DFB.de: Wie ist der Wissensstand auf dem Gebiet der Spielanalyse?

Spors: Der Berufsstand der Analysten hat sich in den letzten Jahren super entwickelt und ist mittlerweile total etabliert. Viele Kollegen haben hier in den letzten Jahren tolle Arbeit geleistet. Aber solch eine Entwicklung vollzieht sich immer von oben nach unten. In der Bundesliga kann es sich mittlerweile kein Verein mehr leisten, ohne hauptamtlichen Experten auf dem Gebiet Scouting und Spielanalyse aktiv zu sein. In den Leistungszentren setzt sich das erst nach und nach durch.

DFB.de: Sie haben bei der Tagung Ihre Arbeit bei der TSG Hoffenheim vorgestellt, wo Sie eine Scouting- und Analyseabteilung aufgebaut haben. Wie sind Sie vorgegangen?

Spors: Grundsätzlich muss man hier die Bereiche Scouting und Spielanalyse differenziert betrachten. Auch wenn beide Bereiche große Schnittmengen haben, und gute Scouts immer auch gute Analysten sind, ist der Bereich der Spielanalyse doch der wesentlich jüngere Teilbereich. Hoffenheim war hier Vorreiter und hat schon früh auf einen hauptamtlichen Spielanalysten für die Profimannschaft gesetzt. Der Prozess hat sich dann von oben nach unten entwickelt; über hauptamtliche Analysten für die U 23 und dann auch für das Leistungszentrum. Wichtig ist: Je größer die Abteilung wird, umso wichtiger ist der regelmäßige Austausch untereinander und die gemeinsame Definition von Inhalten im jeweiligen Verein.

DFB.de: Wo liegen die Unterschiede im Scouting und speziell auch in der Spielanalyse zwischen Profi- und Nachwuchsmannschaften?

Spors: Die Arbeitsprozesse im Scouting sind deutlich sensibler und losgelöst von denen der Analysten zu betrachten, verzeihen Sie mir, wenn ich hierzu nicht ins Detail gehen möchte. In der Spielanalyse andererseits muss man gerade im Jugendbereich noch viel mehr vorbereitende Arbeit selber machen. In der Bundesliga sind sowohl Videomitschnitte als auch offizielle Spieldaten zum Spiel live und sofort verfügbar. Es gibt viele professionelle Dienstleister und auch die nötigen finanziellen Ressourcen, um diese Dienstleistungen einzukaufen. Dadurch hat man als Analyst natürlich viel mehr Daten, aber auch mehr Zeit für die eigentliche Arbeit. In einem Leistungszentrum muss man sich oft selbst um die Aufnahmen und Daten kümmern. Man ist sozusagen ein Dienstleister im eigenen Verein. Umso wichtiger ist es, sich auf solchen Tagungen mit den Kollegen auszutauschen und den eigenen Workflow zu verbessern.

Bereits seit 2011 organisiert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) Workshops für die Spielanalysten der Lizenzmannschaften. In Abstimmung zwischen DFB und DFL wird dieses Konzept nun auch auf die Spielanalysten der Nachwuchsabteilungen heruntergebrochen und speziell auf die Voraussetzungen und Bedürfnisse dieser angepasst.

Es ist nicht das erste Treffen von Spezialisten aus den deutschen Leistungszentren. Die Abteilung Talentförderung des DFB lud gemeinsam mit der DFL beispielsweise schon die Psychologen und Pädagogischen Leiter der Leistungszentren zum Erfahrungsaustausch ein. Weitere Workshops zu verschiedenen Themen sind bereits in Planung.