Schuster: "Der Erfolg hat uns allen Recht gegeben"

Dirk Schuster hat rauschende Fußballfeste erlebt. Das größte ist in die Europapokalgeschichte eingegangen. An einem diesigen Novemberabend im Jahr 1993 demontierte der Karlsruher SC den FC Valencia, damals Tabellenführer in Spanien, mit 7:0. Neben dem Halbfinale im UEFA-Cup erreichte Schuster mit dem KSC das DFB-Pokalfinale 1996, als Karlsruher absolvierte er drei Länderspiele für das wiedervereinte Deutschland. In der DDR war der gebürtige Chemnitzer 1986 mit der U 19 Europameister und 1987 Vizeweltmeister geworden.

Jetzt hat Schuster seinen ersten großen Erfolg als Trainer gefeiert. Seine Stuttgarter Kickers stehen als Aufsteiger in die 3. Liga fest. Zwei Spieltage vor Saisonende ist dem früheren Bundesligisten aus Degerloch die Meisterschaft in der Regionalliga Süd nicht mehr zu nehmen. Die Kickers sind zurück im Profifußball, drei Jahre nach dem Abstieg aus der 3. Liga und Schusters Amtsantritt – und fünf Jahre, nachdem er als Jahrgangsbester die Lizenz zum Fußball-Lehrer erwarb.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Dirk Schuster (44) über die schweren Anfänge in Stuttgart, die Früchte des Erfolges und ein mögliches Wiedersehen mit dem KSC.

DFB.de: Herr Schuster, haben die Kickers gerade noch den Absprung aus der Regionalliga geschafft?

Dirk Schuster: Das kann man so sagen. Es ist die letzte Saison, in der die Regionalliga in ihrer jetzigen Form besteht und die Meister automatisch in die 3. Liga aufsteigen. Insofern ist es ein guter Moment. Wir haben unseren Zeitplan eingehalten. Im ersten Jahr wollten wir uns konsolidieren, im zweiten Jahr oben mitspielen und spätestens im dritten Jahr aufsteigen – das haben wir geschafft. Wir haben insbesondere in den vergangenen 18 Monaten, in denen wir nur zwei Spiele verloren haben, wahrlich Herausragendes geleistet.

DFB.de: Eine absehbare Entwicklung?

Schuster: Es müssen viele Mosaiksteine zusammenpassen. Wir haben uns diese Entwicklung gewünscht und viel dafür getan. Im persönlichen und privaten Bereich ist dabei einiges auf der Strecke geblieben. Ein Beispiel: Wir haben keine Scouting-Abteilung, daher ist dieser Bereich nahezu komplett an Trainer und Co-Trainer hängen geblieben. Das ein oder andere Mal ist unser Sportlicher Leiter Guido Buchwald eingesprungen. Vielleicht war es auch ein Vorteil, weil wir viele interessante Spieler selbst gesichtet haben.

DFB.de: Was ist die Basis des aktuellen Stuttgarter Erfolges?



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Dirk Schuster hat rauschende Fußballfeste erlebt. Das größte ist in die Europapokalgeschichte eingegangen. An einem diesigen Novemberabend im Jahr 1993 demontierte der Karlsruher SC den FC Valencia, damals Tabellenführer in Spanien, mit 7:0. Neben dem Halbfinale im UEFA-Cup erreichte Schuster mit dem KSC das DFB-Pokalfinale 1996, als Karlsruher absolvierte er drei Länderspiele für das wiedervereinte Deutschland. In der DDR war der gebürtige Chemnitzer 1986 mit der U 19 Europameister und 1987 Vizeweltmeister geworden.

Jetzt hat Schuster seinen ersten großen Erfolg als Trainer gefeiert. Seine Stuttgarter Kickers stehen als Aufsteiger in die 3. Liga fest. Zwei Spieltage vor Saisonende ist dem früheren Bundesligisten aus Degerloch die Meisterschaft in der Regionalliga Süd nicht mehr zu nehmen. Die Kickers sind zurück im Profifußball, drei Jahre nach dem Abstieg aus der 3. Liga und Schusters Amtsantritt – und fünf Jahre, nachdem er als Jahrgangsbester die Lizenz zum Fußball-Lehrer erwarb.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Dirk Schuster (44) über die schweren Anfänge in Stuttgart, die Früchte des Erfolges und ein mögliches Wiedersehen mit dem KSC.

DFB.de: Herr Schuster, haben die Kickers gerade noch den Absprung aus der Regionalliga geschafft?

Dirk Schuster: Das kann man so sagen. Es ist die letzte Saison, in der die Regionalliga in ihrer jetzigen Form besteht und die Meister automatisch in die 3. Liga aufsteigen. Insofern ist es ein guter Moment. Wir haben unseren Zeitplan eingehalten. Im ersten Jahr wollten wir uns konsolidieren, im zweiten Jahr oben mitspielen und spätestens im dritten Jahr aufsteigen – das haben wir geschafft. Wir haben insbesondere in den vergangenen 18 Monaten, in denen wir nur zwei Spiele verloren haben, wahrlich Herausragendes geleistet.

DFB.de: Eine absehbare Entwicklung?

Schuster: Es müssen viele Mosaiksteine zusammenpassen. Wir haben uns diese Entwicklung gewünscht und viel dafür getan. Im persönlichen und privaten Bereich ist dabei einiges auf der Strecke geblieben. Ein Beispiel: Wir haben keine Scouting-Abteilung, daher ist dieser Bereich nahezu komplett an Trainer und Co-Trainer hängen geblieben. Das ein oder andere Mal ist unser Sportlicher Leiter Guido Buchwald eingesprungen. Vielleicht war es auch ein Vorteil, weil wir viele interessante Spieler selbst gesichtet haben.

DFB.de: Was ist die Basis des aktuellen Stuttgarter Erfolges?

Schuster: Wir haben hart gearbeitet, bei den Personalentscheidungen nicht immer, aber häufig richtig gelegen, und wir haben eine Mannschaft, die charakterlich top ist. Hinzu kommt eine hohe Durchlässigkeit aus dem Jugendbereich. Bei uns besteht eine gute Möglichkeit für A-Junioren-Spieler, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen.

DFB.de: Wenn Sie sich an die Anfänge Ihrer Amtszeit im Sommer 2009 erinnern …

Schuster: Oh je, der Verein war gerade aus der 3. Liga abgestiegen und hatte nur fünf Spieler unter Vertrag. Es war ein Tanz auf der Rasierklinge, überhaupt die Lizenz für die Regionalliga zu erhalten. Wir haben von heute auf morgen eine neue Mannschaft aufgebaut, uns dabei weitgehend aus der eigenen U 23 bedient. Wir sind in der Regionalliga mit einer getunten Oberliga-Mannschaft an den Start gegangen. Dann haben wir das erste Spiel in Freiburg und bekommen nach zehn Minuten einen Elfmeter gegen uns gepfiffen. Trotzdem haben wir 0:0 gespielt, das war ein erster Achtungserfolg, und am Ende hat die Mannschaft die erste Saison mit Bravour überstanden.

DFB.de: Hatten Sie angesichts der problematischen Ausgangssituation keine Befürchtungen, dass Ihre Mission bei den Kickers grandios scheitert?

Schuster: Es war für beide Seiten Chance und Risiko, wobei die Chance größer war als das Risiko. Der Erfolg hat uns allen Recht gegeben.

DFB.de: Was hat sich entscheidend verbessert?

Schuster: In erster Linie die Ergebnisse. Wir haben nicht anders gearbeitet als im ersten Jahr, aber uns natürlich qualitativ gesteigert.

DFB.de: Was muss sich noch verbessern?

Schuster: Wir werden uns punktuell verstärken, das Gesicht der Mannschaft wird aber erhalten bleiben. Das heißt: charakterstark und willensstark. Dieses Team ist mit einer unglaublichen Siegermentalität ausgestattet, das wollen die Zuschauer in Degerloch sehen. Das Ziel in unserer ersten Saison ist, sich in der 3. Liga zu etablieren und einen Mittelfeldplatz zu belegen.

DFB.de: Ihr Vertrag ist noch nicht verlängert. Wollen Sie nicht die Früchte Ihrer Arbeit ernten?

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Schuster: Wir alle in Stuttgart wollen gemeinsam die Früchte ernten. Es besteht von beiden Seiten ein großes Interesse, zusammen weiterzumachen. Wir werden die Kuh schnell vom Eis bekommen.

DFB.de: In der 3. Liga könnte es für Sie zu einem Wiedersehen mit Ihrem früheren Klub Karlsruher SC kommen. Ein reizvoller Gedanke?

Schuster: Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt. Ich möchte den KSC nicht in der 3. Liga sehen, dieser Verein gehört weiterhin in die 2. Bundesliga. Ich wohne in Karlsruhe, da ist es in Verbindung mit meiner Vergangenheit als Spieler klar, dass ich mich dem KSC verbunden fühle. Die Karlsruher werden es in der Relegation gegen Regensburg auch schaffen.

DFB.de: Haben Sie in Ihrer aktiven Zeit eigentlich gerne gegen die Stuttgarter Kickers gespielt?

Schuster: Das war nicht so oft der Fall. Ich habe gegen die Kickers einmal mit dem 1. FC Köln zu Hause 0:1 verloren, im Rückspiel war ich nicht dabei. Mit dem KSC habe ich in Stuttgart 2:0 gewonnen. Es waren also insgesamt durchwachsene Erlebnisse. Aber ich kann mich erinnern, dass in Degerloch schon immer eine gesunde Atmosphäre geherrscht hat.