Schuster: "Bayern wird das einfachste Spiel"

Dirk Schuster hat Darmstadt 98 nicht nur sensationell aus der 3. Liga in die Bundesliga geführt - der Trainer hält mit den Lilien auch noch überraschend gut mit im Fußball-Oberhaus. Am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) muss der Aufsteiger im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Rekordmeister und Rekordpokalsieger Bayern München antreten. Im DFB.de-Interview spricht der frühere Nationalspieler Dirk Schuster mit Redakteur Arne Leyenberg über die Chancen der Hessen in München, die Stärken und Schwächen der Lilien - und er erzählt, warum ihn die Bayern bei ihrem Gastspiel in Darmstadt begeistert haben.

DFB.de: Herr Schuster, viele halten die Lilien für chancenlos in München. Was entgegen Sie denen?

Dirk Schuster: Sportlich gesehen haben sie Recht - bis auf eine Chance im unteren einstelligen Prozentbereich. Die Bayern sind einfach eine andere Liga. Sie haben einen überragend besetzten Kader mit lauter Weltklasse-Fußballern. Außerdem haben sie ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger mit einem geringen Etat, der auch nicht mit dieser großen individuellen Qualität ausgestattet ist. Da sind die Vorzeichen ganz eindeutig.

DFB.de: Das heißt: Mit allzu viel Hoffnung reisen Sie nicht nach München?

Schuster: Hoffnung haben wir immer. Aber der Realitätssinn ist ausgeprägter.

DFB.de: Wie motivieren Sie Ihre Spieler für solch ein Duell? Erinnern Sie sie noch einmal an das Relegationsrückspiel in Bielefeld, als sie schon einmal Unmögliches möglich machten?

Schuster: Das kann man nicht miteinander vergleichen. Bielefeld hatte damals eine Mannschaft, bei der wir uns zugetraut haben, mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Bayern München ist eine andere Kategorie. Uns mit Bayern München zu vergleichen, macht wenig Sinn. Um die Bayern auszuschalten, müssten wir von heute auf morgen zur Sonne fliegen können, und alle Feiertage müssten zusammenfallen. Aber im Fußball ist vieles möglich. Wir fahren mit riesengroßem Respekt dorthin. Ohne Angst und mit ein klein wenig Hoffnung.

DFB.de: Wie traurig sind Sie, dass das Spiel nicht am Böllenfalltor stattfindet?

Schuster: Wir haben ja schon zu Hause gegen die Bayern gespielt. Da konnten wir sie 60, 65 Minuten lang ein kleines bisschen ärgern. Wir lagen beim Stand von 0:1 noch einigermaßen aussichtsreich im Rennen und hätten vielleicht mit einem lichten Moment den Ausgleich machen und uns vielleicht irgendwie über die Zeit retten können. Für den Verein ist es jedoch in wirtschaftlicher Hinsicht besser, dass wir in München spielen. Dort sind die Einnahmen höher. Andererseits ist es sportlich das Schwerste, was uns passieren konnte.

DFB.de: Nach dem Gastspiel der Bayern in Darmstadt waren Sie begeistert, wie sich der deutsche Rekordmeister dort präsentiert hat.

Schuster: Sie waren nicht arrogant, nicht überheblich. Sie waren freundlich, haben ganz normal gegrüßt, haben sich mit uns unterhalten. Sie waren hochprofessionell organisiert. Auch die Absprachen mit dem Verein haben auf einer kommunikativ angenehmen Ebene stattgefunden. Wir sind uns menschlich auf Augenhöhe begegnet. Das gesamte Auftreten hat mich schwer beeindruckt.



Dirk Schuster hat Darmstadt 98 nicht nur sensationell aus der 3. Liga in die Bundesliga geführt - der Trainer hält mit den Lilien auch noch überraschend gut mit im Fußball-Oberhaus. Am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) muss der Aufsteiger im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Rekordmeister und Rekordpokalsieger Bayern München antreten. Im DFB.de-Interview spricht der frühere Nationalspieler Dirk Schuster mit Redakteur Arne Leyenberg über die Chancen der Hessen in München, die Stärken und Schwächen der Lilien - und er erzählt, warum ihn die Bayern bei ihrem Gastspiel in Darmstadt begeistert haben.

DFB.de: Herr Schuster, viele halten die Lilien für chancenlos in München. Was entgegen Sie denen?

Dirk Schuster: Sportlich gesehen haben sie Recht - bis auf eine Chance im unteren einstelligen Prozentbereich. Die Bayern sind einfach eine andere Liga. Sie haben einen überragend besetzten Kader mit lauter Weltklasse-Fußballern. Außerdem haben sie ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger mit einem geringen Etat, der auch nicht mit dieser großen individuellen Qualität ausgestattet ist. Da sind die Vorzeichen ganz eindeutig.

DFB.de: Das heißt: Mit allzu viel Hoffnung reisen Sie nicht nach München?

Schuster: Hoffnung haben wir immer. Aber der Realitätssinn ist ausgeprägter.

DFB.de: Wie motivieren Sie Ihre Spieler für solch ein Duell? Erinnern Sie sie noch einmal an das Relegationsrückspiel in Bielefeld, als sie schon einmal Unmögliches möglich machten?

Schuster: Das kann man nicht miteinander vergleichen. Bielefeld hatte damals eine Mannschaft, bei der wir uns zugetraut haben, mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Bayern München ist eine andere Kategorie. Uns mit Bayern München zu vergleichen, macht wenig Sinn. Um die Bayern auszuschalten, müssten wir von heute auf morgen zur Sonne fliegen können, und alle Feiertage müssten zusammenfallen. Aber im Fußball ist vieles möglich. Wir fahren mit riesengroßem Respekt dorthin. Ohne Angst und mit ein klein wenig Hoffnung.

DFB.de: Wie traurig sind Sie, dass das Spiel nicht am Böllenfalltor stattfindet?

Schuster: Wir haben ja schon zu Hause gegen die Bayern gespielt. Da konnten wir sie 60, 65 Minuten lang ein kleines bisschen ärgern. Wir lagen beim Stand von 0:1 noch einigermaßen aussichtsreich im Rennen und hätten vielleicht mit einem lichten Moment den Ausgleich machen und uns vielleicht irgendwie über die Zeit retten können. Für den Verein ist es jedoch in wirtschaftlicher Hinsicht besser, dass wir in München spielen. Dort sind die Einnahmen höher. Andererseits ist es sportlich das Schwerste, was uns passieren konnte.

DFB.de: Nach dem Gastspiel der Bayern in Darmstadt waren Sie begeistert, wie sich der deutsche Rekordmeister dort präsentiert hat.

Schuster: Sie waren nicht arrogant, nicht überheblich. Sie waren freundlich, haben ganz normal gegrüßt, haben sich mit uns unterhalten. Sie waren hochprofessionell organisiert. Auch die Absprachen mit dem Verein haben auf einer kommunikativ angenehmen Ebene stattgefunden. Wir sind uns menschlich auf Augenhöhe begegnet. Das gesamte Auftreten hat mich schwer beeindruckt.

###more###

DFB.de: Hat Sie das auch überrascht?

Schuster: Ich gehe in solche Dinge völlig unvoreingenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum Berührungspunkte mit Bayern München. Ab und zu hat man schon mal das Gerede über die "arroganten Bayern" gehört. Aber ich muss und möchte mir immer mein eigenes Bild machen. Und diesem Vorurteil muss ich absolut widersprechen.

DFB.de: Als Aktiver sind Sie auch schon auf die Bayern getroffen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Spiele?

Schuster: Fast nur positive. Gegen Bayern waren es schon immer spezielle Spiele für mich, weil es eben der größte und beste Verein in Deutschland ist. Obwohl das zu diesem Zeitpunkt sportlich nicht immer zum Ausdruck kam, sie hatten damals auch die eine oder andere Schwächeperiode. Die haben sie heute nicht mehr. Sie spielen mit einer unheimlichen Kontinuität und Konstanz. Damals ist es uns mit dem Karlsruher SC und dem 1. FC Köln gelungen, die Bayern zu schlagen. Mit Köln sogar in München.

DFB.de: Was wissen Sie noch von diesem Spiel?

Schuster: Man hätte die Hälfte der Bayern während der ersten Halbzeit als Parkplatz vermieten können. Wir waren nur sehr, sehr selten über der Mittellinie. Und haben das Spiel trotzdem 2:0 gewonnen.

DFB.de: Welches Spiel im DFB-Pokal ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Schuster: Das Pokalendspiel mit dem KSC gegen Kaiserslautern 1996. Wir haben damals den Fehler gemacht und Kaiserslautern im Tal der Tränen gesehen. Der FCK war in dieser Saison abgestiegen und musste dann noch das Pokalfinale bestreiten. Unterschätzt ist das falsche Wort, aber wir hatten im Kopf, dass sie gerade abgestiegen sind. Und dann haben sie uns 1:0 geschlagen. Wir haben in dieser Partie nie richtig zu unserem wahren Leistungsvermögen gefunden. Die Niederlage war unnötig. Das war eine sehr lehrreiche Erfahrung, aus der ich viel mitgenommen habe.

DFB.de: Ist so ein Spiel - gegen Bayern München, live in der ARD, unter Flutlicht - schon zur Normalität geworden für die Lilien oder immer noch etwas Besonderes?

Schuster: Für uns ist keine Partie in der Bundesliga Normalität, Routine oder Alltag. Das darf auch nicht sein. Die Bundesliga ist für uns etwas ganz Besonderes - egal, gegen welchen Gegner wir spielen. Es ist wichtig, dass wir unsere Hausaufgaben machen und dass wir jedes Spiel wie ein Endspiel angehen. Das wird jetzt in München auch so sein. Obwohl diese Partie neben dem Punktspiel, das wir noch in München haben, so ziemlich die einfachste ist, die wir vor der Brust haben.

DFB.de: Warum?

Schuster: Weil wir nur gewinnen können. Alles andere als ein deutlicher Sieg der Bayern wäre eine Riesensensation. Wir haben überhaupt keinen Druck. Wir wollen versuchen, unser Spiel zu spielen, unsere Leistung abzurufen. Wir wollen zeigen, dass wir eine gute Mannschaft sind. Wir wollen uns in diesem Wettbewerb anständig präsentieren.

###more###

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Team bislang?

Schuster: Absolut einverstanden. Mit der Punktausbeute und auch mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Es freut mich auch, dass man uns mittlerweile so wahrnimmt, wie wir sind. Das war am Anfang nicht immer der Fall, da gab es ein gewisses Schubladendenken. Wir haben gezeigt, dass wir dort nicht hineingehören. Die Statistik beweist, dass die Nettospielzeit bei unseren Partien nicht geringer ist als bei anderen. Wir sind ebenso keine unfaire Mannschaft. Und mittlerweile ist die Entwicklung so weit vorangeschritten, dass wir auch spielerisch Lösungen finden.

DFB.de: Sind Sie überrascht, dass die Lilien auch in der Bundesliga so gut mithalten?

Schuster: Überrascht ist das falsche Wort. Im Vorfeld der Saison haben wir Wert darauf gelegt, Spieler zu holen, die bereits Bundesligaerfahrung haben und die alle schon den Nachweis erbracht haben, ihre Leistung über eine längere Zeit konstant abrufen zu können. Wir haben schon damit gerechnet, dass wir nicht allen Vereinen, aber einigen auf Augenhöhe begegnen, wenn wir als Team am Limit spielen.

DFB.de: Wir würden Sie den Stil Ihrer Mannschaft, an dem es durchaus auch Kritik gibt, beschreiben?

Schuster: Defensiv sehr diszipliniert. Sehr kompakt, gut geordnet, taktisch gut. Aber trotzdem auch mit Mut nach vorne. Gegen Frankfurt haben wir so oft auf das Tor geschossen wie in keinem Spiel zuvor.

DFB.de: Warum funktioniert dieser Stil in der Bundesliga? Eintracht Frankfurt beispielsweise hatte Darmstadt genauso erwartet und konnte die Niederlage trotzdem nicht verhindern. Unterschätzt werden können sie ja mittlerweile nicht mehr.

Schuster: Das müssen Sie die anderen Trainer fragen. Aber vielleicht, weil dieser Stil für die Bundesliga ungewöhnlich ist. Zuletzt stand dort mehr das Spielerische im Vordergrund. Und jetzt sind mit Ingolstadt und uns zwei Neue hinzugekommen, die auch die kämpferische, kompakte, defensiv stabile Komponente mitbringen. Etwas ungewöhnlich, aber anders haben wir gar keine Chance. Wenn wir uns spielerisch auf Augenhöhe mit schönem Fußball messen wollen, gibt es Woche für Woche auf die Batterie.

DFB.de: Können Sie die Klagen über den Stil der Lilien nachvollziehen?

Schuster: Größere Vereine, die gegen uns nicht gewonnen haben, suchen natürlich nach Argumenten, warum sie das kleine Darmstadt nicht schlagen konnten. Und dann ist es relativ einfach zu sagen: Die spielen ja nur destruktiv, die machen das Spiel kaputt, die spielen auf Zeit. Das ist vielleicht manchmal einfacher, als sich einzugestehen: Wir haben uns schwergetan und kein Mittel gegen Darmstadt gefunden.

DFB.de: Warum steigen die Lilien am Ende der Saison nicht ab?

Schuster: Wenn, dann weil wir über dem Strich stehen. Das ist unser Wunschgedanke. Bis dahin ist es noch ein langer, steiniger Weg. Wir wollen bis zum letzten Spieltag darum kämpfen drinzubleiben. Wenn uns das gelingt, wäre es nach den beiden Aufstiegen das dritte Wunder hintereinander.

DFB.de: Der Sieg über die Bayern im DFB-Pokal wäre dann das vierte Wunder.

Schuster: Das wird eine Aufgabe mit einem Schwierigkeitsgrad, den wir so noch nicht hatten. In der Bundesliga besteht ja nach jedem verlorenen Spiel die Möglichkeit, das in der nächsten Woche zu korrigieren. Die gibt es in München nicht. Dort gibt es nur einen Sieger.

DFB.de: Hat Ihr Vater Eberhard, den Sie als Scout quer durch Deutschland schicken, die Bayern schon beobachtet - oder kennen Sie die gut genug?

Schuster: Wir haben sie noch mal beobachten lassen. Ich glaube aber, allzu viel neue Erkenntnisse wird mir mein Vater nicht liefern können. Ich weiß, dass die Bayern über eine überragende, deutschlandweit einzigartige individuelle Qualität verfügen. Dass wir auf elf Spieler treffen werden, von denen jeder in der Lage ist, das Spiel im Alleingang zu entscheiden. Und dass wir nur eine minimale Chance haben.

###more###