"Schule ohne Rassismus"

Das Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt-Bernhausen ist eine "Schule ohne Rassismus". Das steht auf einer Plakette an der Wand neben dem Haupteingang. Diese Plakette war es, die den 18-jährigen Yosias Woldai auf die Idee brachte, sich zu engagieren und einen "Aktionstag gegen rechts und für Integration" ins Leben zu rufen. Der Journalist Malte Klein hat die Schule für DFB.de besucht.

Yosias und 14 weitere Schüler organisierten die Veranstaltung in Eigenregie und luden für den 9. November Vertreter von Polizei, Verfassungsschutz, Politik, Sport und Wissenschaft ein. Deren Publikum: 400 Schüler der Klassen 8 bis 10.

"Mir ist wichtig, dass Migranten sich integrieren, ihnen aber auch Respekt entgegengebracht wird", erklärt Woldai seine Intention. Er war im vergangenen Jahr stellvertretender Schulsprecher. Seine Eltern stammen aus Eritrea und auch er ist dunkelhäutig. "Ich habe bisher weder negative Erfahrungen gemacht noch bin ich diskriminiert worden. Wir machen den Projekttag zur Vorbeugung." Während eines Wochenendes der Schülermitverantwortung wurde aus der Anfangsidee ein Konzept für 400 Schüler der Mittelstufe. "Das war im Nachhinein sehr viel Arbeit und eine riesige Organisation", sagt der Gymnasiast.

Hiphop mit pädagogischem Zweck

In der Eingangshalle der Schule ist Hiphop zu hören. Sie kommt aus der Aula. Hier sitzen 50 Schüler und hören zu. Doch sie entspannen sich dabei nicht. Die Musik hat einen pädagogischen Zweck und gehört zu einem Vortrag von Claus Oberle, der sich beim baden-württembergischen Verfassungsschutz mit Neonazis befasst. Merkwürdig ist, dass der Song zunächst nicht rechtsradikal wirkt.

Oberle erklärt den Schülern, dass das Methode hat: "Es gibt Tendenzen bei Neonazis, dass sie alle Jugendkulturen erreichen wollen." Deshalb bedienten sie sich auch dieses Hiphop-Liedes. "So lassen sich Jugendliche leichter locken. Es läuft nach dem Motto: Du kannst Deinen Stil behalten. Wir ändern Deine Gedanken."

Oberle: "Man hängt schneller drin, als man denkt"

Nazis, die als solche auftreten, würde kaum jemand zuhören. Der Verfassungsschützer bringt das Problem auf den Punkt: "Sie sehen nicht aus wie Neonazis. Doch man hängt schneller drin, als man denkt." Doch es gibt auch deutlichere Botschaften in rechtsradikalen Liedern. Oberle spielt einige davon vor. Dann spricht er über eine mögliche Wirkung: "Es gibt in der rechten Szene eine grundsätzliche Gewaltbereitschaft." Wenn jemand zu einem rechten Konzert geht und zu viel Alkohol getrunken hat, könne die rechte Musik das letzte Fünkchen zu einem Angriff sein.

Nach einer Dreiviertelstunde wechseln die 400 Schüler die Workshops. Jeder nimmt an dreien teil. Von der Polizeidirektion Esslingen sprechen die Kommissare Jochen Walentin und Constanze Schwenk über «Rechtsextremismus und Kriminalität», der frühere FDP-Landtagsabgeordnete Hagen Kluck berichtet über Integrationsangebote aus der Politik und Professor Josef Held vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen referiert über "Integrationsprobleme und Möglichkeiten – eine gesellschaftliche Sichtweise". Rainer Domberg, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und Vorstandsmitglied des Württembergischen Fußballverbands, berichtet von Integration im Fußball.

Domberg: "Die ethnische Herkunft ist nicht entscheidend"

"Seit 20 Jahren ist die Integration im Sport ein Thema", sagt Domberg im Workshop. Aus seiner Sicht ist Fußball der "bedeutendste Integrationsmotor in Deutschland". Dabei helfe eine Sache: "Beim Fußball kommt es darauf an, Fußball zu spielen. Die ethnische Herkunft ist nicht entscheidend." Domberg erklärt, wieso Integration im Fußball besser klappt als in anderen Bereichen der Gesellschaft. Als Beispiel nennt er die deutsche Nationalmannschaft. Spieler wie Sami Khedira, Serdar Tasci und Mesut Özil haben familiäre Wurzel im Ausland, sind aber in Deutschland geboren und spielen selbstverständlich für ihr Land. "Wenn es überall so funktionieren würde wie im Fußball, wären wir gesellschaftlich einen Schritt weiter."

Der DFB hat fünf Botschaften für Austausch und Verständnis formuliert, auf die Rainer Domberg eingeht: Integration fängt bei mir an – Unterschiede verstehen und anerkennen – Ohne Regeln kein Spiel – Vielfalt im Fußball – Einsatz und Spaß im Fußball. Doch Domberg sieht noch eine Baustelle: "Menschen mit Migrationshintergrund sind häufig Trainer, sie wollen eher ungern andere Aufgaben im Vorstand übernehmen." Und noch etwas ist ihm wichtig: "Mein Ziel ist erreicht, wenn Integration so selbstverständlich ist, dass man die Beauftragten dafür abschaffen kann."

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Das Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt-Bernhausen ist eine "Schule ohne Rassismus". Das steht auf einer Plakette an der Wand neben dem Haupteingang. Diese Plakette war es, die den 18-jährigen Yosias Woldai auf die Idee brachte, sich zu engagieren und einen "Aktionstag gegen rechts und für Integration" ins Leben zu rufen. Der Journalist Malte Klein hat die Schule für DFB.de besucht.

Yosias und 14 weitere Schüler organisierten die Veranstaltung in Eigenregie und luden für den 9. November Vertreter von Polizei, Verfassungsschutz, Politik, Sport und Wissenschaft ein. Deren Publikum: 400 Schüler der Klassen 8 bis 10.

"Mir ist wichtig, dass Migranten sich integrieren, ihnen aber auch Respekt entgegengebracht wird", erklärt Woldai seine Intention. Er war im vergangenen Jahr stellvertretender Schulsprecher. Seine Eltern stammen aus Eritrea und auch er ist dunkelhäutig. "Ich habe bisher weder negative Erfahrungen gemacht noch bin ich diskriminiert worden. Wir machen den Projekttag zur Vorbeugung." Während eines Wochenendes der Schülermitverantwortung wurde aus der Anfangsidee ein Konzept für 400 Schüler der Mittelstufe. "Das war im Nachhinein sehr viel Arbeit und eine riesige Organisation", sagt der Gymnasiast.

Hiphop mit pädagogischem Zweck

In der Eingangshalle der Schule ist Hiphop zu hören. Sie kommt aus der Aula. Hier sitzen 50 Schüler und hören zu. Doch sie entspannen sich dabei nicht. Die Musik hat einen pädagogischen Zweck und gehört zu einem Vortrag von Claus Oberle, der sich beim baden-württembergischen Verfassungsschutz mit Neonazis befasst. Merkwürdig ist, dass der Song zunächst nicht rechtsradikal wirkt.

Oberle erklärt den Schülern, dass das Methode hat: "Es gibt Tendenzen bei Neonazis, dass sie alle Jugendkulturen erreichen wollen." Deshalb bedienten sie sich auch dieses Hiphop-Liedes. "So lassen sich Jugendliche leichter locken. Es läuft nach dem Motto: Du kannst Deinen Stil behalten. Wir ändern Deine Gedanken."

Oberle: "Man hängt schneller drin, als man denkt"

Nazis, die als solche auftreten, würde kaum jemand zuhören. Der Verfassungsschützer bringt das Problem auf den Punkt: "Sie sehen nicht aus wie Neonazis. Doch man hängt schneller drin, als man denkt." Doch es gibt auch deutlichere Botschaften in rechtsradikalen Liedern. Oberle spielt einige davon vor. Dann spricht er über eine mögliche Wirkung: "Es gibt in der rechten Szene eine grundsätzliche Gewaltbereitschaft." Wenn jemand zu einem rechten Konzert geht und zu viel Alkohol getrunken hat, könne die rechte Musik das letzte Fünkchen zu einem Angriff sein.

Nach einer Dreiviertelstunde wechseln die 400 Schüler die Workshops. Jeder nimmt an dreien teil. Von der Polizeidirektion Esslingen sprechen die Kommissare Jochen Walentin und Constanze Schwenk über «Rechtsextremismus und Kriminalität», der frühere FDP-Landtagsabgeordnete Hagen Kluck berichtet über Integrationsangebote aus der Politik und Professor Josef Held vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen referiert über "Integrationsprobleme und Möglichkeiten – eine gesellschaftliche Sichtweise". Rainer Domberg, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und Vorstandsmitglied des Württembergischen Fußballverbands, berichtet von Integration im Fußball.

Domberg: "Die ethnische Herkunft ist nicht entscheidend"

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"Seit 20 Jahren ist die Integration im Sport ein Thema", sagt Domberg im Workshop. Aus seiner Sicht ist Fußball der "bedeutendste Integrationsmotor in Deutschland". Dabei helfe eine Sache: "Beim Fußball kommt es darauf an, Fußball zu spielen. Die ethnische Herkunft ist nicht entscheidend." Domberg erklärt, wieso Integration im Fußball besser klappt als in anderen Bereichen der Gesellschaft. Als Beispiel nennt er die deutsche Nationalmannschaft. Spieler wie Sami Khedira, Serdar Tasci und Mesut Özil haben familiäre Wurzel im Ausland, sind aber in Deutschland geboren und spielen selbstverständlich für ihr Land. "Wenn es überall so funktionieren würde wie im Fußball, wären wir gesellschaftlich einen Schritt weiter."

Der DFB hat fünf Botschaften für Austausch und Verständnis formuliert, auf die Rainer Domberg eingeht: Integration fängt bei mir an – Unterschiede verstehen und anerkennen – Ohne Regeln kein Spiel – Vielfalt im Fußball – Einsatz und Spaß im Fußball. Doch Domberg sieht noch eine Baustelle: "Menschen mit Migrationshintergrund sind häufig Trainer, sie wollen eher ungern andere Aufgaben im Vorstand übernehmen." Und noch etwas ist ihm wichtig: "Mein Ziel ist erreicht, wenn Integration so selbstverständlich ist, dass man die Beauftragten dafür abschaffen kann."