Schürrle: "Edel gefällt mir, Joker nur bedingt"

Drei Spiele, drei Einsätze, drei Mal eingewechselt – André Schürrle ist bei Bundestrainer Joachim Löw erste Wahl wenn es darum geht, dem Spiel der Nationalmannschaft mit neuem Personal neue Impulse zu verleihen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Schürrle über seine Rolle bei der Nationalmannschaft, ein Jugendturnier in Mutschelbach und seine Erkenntnisse der Vorrunde.

DFB.de:Herr Schürrle, sagt Ihnen der Name Mutschelbach etwas?

Schürrle: Mutschelbach - ja klar.

DFB.de: Am Sonntag steht dort ein großes Ereignis an, bei dem Ihr Name eine zentrale Rolle spielt.

Schürrle: Genau - der André-Schürrle-Cup, ein U 12-Turnier, bei dem ich Namenspatron bin.

DFB.de: Warum engagieren Sie sich in diesem Bereich?

Schürrle: Das ist ja nicht viel Aufwand. Es ist ein gut besetztes Turnier, die Organisation ist top. Ich wäre gerne auch persönlich vorbei gekommen und hätte mir die Spiele angeschaut. Aber in diesem Jahr habe ich einen sehr guten Grund, warum ich dafür leider keine Zeit habe.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch, wie sich das Fußballspielen für Sie angefühlt hat, als Sie zwölf Jahre alt waren?

Schürrle: Für mich waren gerade solche Turniere das Schönste. Wenn man in ein, zwei Tagen ganz schnell ganz viele Spiele hat. In meiner Jugend habe ich ja lange bei einem kleinen Verein gespielt, dem Ludwigshafener SC. Ich weiß noch, dass es für uns immer etwas ganz besonderes war, wenn wir bei solchen Turnieren gegen die Jugendmannschaften von Bundesligisten gespielt haben. Das hat immer richtig viel Spaß gemacht.

DFB.de: Ist Ihre Freude am Fußball heute noch genauso groß wie damals?

Schürrle: Ja, auf jeden Fall. Es hat sich einiges verändert, die Rahmenbedingungen sind heute ganz anders. Aber wenn der Ball im Spiel ist, spielt das alles keine Rolle. Zum Glück. Wenn das anders wäre, wenn ich keinen Spaß mehr am Fußball hätte, dann fallen mir nicht viele Gründe ein, warum ich weiter Fußball spielen sollte.

DFB.de: Nicht nur der André-Schürrle-Cup steht am Sonntag an, auch das EM-Achtelfinale gegen die Slowakei. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Ihr Name auch dabei eine zentrale Rolle spielt?

Schürrle: Über allem steht, dass wir als Mannschaft weiterkommen wollen. Wir wollen uns beweisen, wir wollen zeigen, dass wir im Turnier angekommen und dass wir stark genug sind, die nächste Runde zu erreichen. Und da muss jeder Einzelne den maximalen Beitrag einfließen lassen, den er einfließen lassen kann. Unabhängig davon, ob er zehn Minuten, zwanzig, achtzig oder neunzig auf dem Platz steht – in dieser Zeit muss ein Spieler immer 100 Prozent geben. Diesen Geist haben wir alle verinnerlicht.



Drei Spiele, drei Einsätze, drei Mal eingewechselt – André Schürrle ist bei Bundestrainer Joachim Löw erste Wahl wenn es darum geht, dem Spiel der Nationalmannschaft mit neuem Personal neue Impulse zu verleihen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Schürrle über seine Rolle bei der Nationalmannschaft, ein Jugendturnier in Mutschelbach und seine Erkenntnisse der Vorrunde.

DFB.de:Herr Schürrle, sagt Ihnen der Name Mutschelbach etwas?

Schürrle: Mutschelbach - ja klar.

DFB.de: Am Sonntag steht dort ein großes Ereignis an, bei dem Ihr Name eine zentrale Rolle spielt.

Schürrle: Genau - der André-Schürrle-Cup, ein U 12-Turnier, bei dem ich Namenspatron bin.

DFB.de: Warum engagieren Sie sich in diesem Bereich?

Schürrle: Das ist ja nicht viel Aufwand. Es ist ein gut besetztes Turnier, die Organisation ist top. Ich wäre gerne auch persönlich vorbei gekommen und hätte mir die Spiele angeschaut. Aber in diesem Jahr habe ich einen sehr guten Grund, warum ich dafür leider keine Zeit habe.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch, wie sich das Fußballspielen für Sie angefühlt hat, als Sie zwölf Jahre alt waren?

Schürrle: Für mich waren gerade solche Turniere das Schönste. Wenn man in ein, zwei Tagen ganz schnell ganz viele Spiele hat. In meiner Jugend habe ich ja lange bei einem kleinen Verein gespielt, dem Ludwigshafener SC. Ich weiß noch, dass es für uns immer etwas ganz besonderes war, wenn wir bei solchen Turnieren gegen die Jugendmannschaften von Bundesligisten gespielt haben. Das hat immer richtig viel Spaß gemacht.

DFB.de: Ist Ihre Freude am Fußball heute noch genauso groß wie damals?

Schürrle: Ja, auf jeden Fall. Es hat sich einiges verändert, die Rahmenbedingungen sind heute ganz anders. Aber wenn der Ball im Spiel ist, spielt das alles keine Rolle. Zum Glück. Wenn das anders wäre, wenn ich keinen Spaß mehr am Fußball hätte, dann fallen mir nicht viele Gründe ein, warum ich weiter Fußball spielen sollte.

DFB.de: Nicht nur der André-Schürrle-Cup steht am Sonntag an, auch das EM-Achtelfinale gegen die Slowakei. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Ihr Name auch dabei eine zentrale Rolle spielt?

Schürrle: Über allem steht, dass wir als Mannschaft weiterkommen wollen. Wir wollen uns beweisen, wir wollen zeigen, dass wir im Turnier angekommen und dass wir stark genug sind, die nächste Runde zu erreichen. Und da muss jeder Einzelne den maximalen Beitrag einfließen lassen, den er einfließen lassen kann. Unabhängig davon, ob er zehn Minuten, zwanzig, achtzig oder neunzig auf dem Platz steht – in dieser Zeit muss ein Spieler immer 100 Prozent geben. Diesen Geist haben wir alle verinnerlicht.

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DFB.de: Aus Ihrer Sicht geht es bei der EM bisher in Zwölf-Minuten-Schritten vorwärts. Gegen die Ukraine haben Sie zwölf Minuten gespielt, gegen die Polen 24 Minuten und gegen Nordirland 36 Minuten. Nach dieser Logik müssten Sie gegen die Slowakei 48 Minuten spielen. Sind Sie mit Ihren Einsatzzeiten bisher zufrieden?

Schürrle: Wir alle wollen spielen – möglichst viel und möglichst von Beginn an. Aber wie gesagt: Wichtig ist, dass alle Spieler erkennen, dass es ums große Ganze geht, um die Mannschaft. Ein Schlüssel für den Erfolg bei Turnieren ist, dass alle Spieler ihr Ego zurück stellen. Es können nur elf Spieler auf dem Platz stehen – und man kann nicht Europameister werden, wenn die anderen zwölf unzufrieden sind und diese Unzufriedenheit vor sich hertragen. Aber das kann ich für die ganze Mannschaft sagen: Alle wissen, worum es geht und verhalten sich absolut top. In den Trainingseinheiten, bei denen die Reservisten auf dem Platz stehen, ist das Niveau unglaublich hoch. Es gibt niemanden, der sich hängen lässt.

DFB.de: Zu Beginn des Turniers waren Sie auf der DFB-Pressekonferenz. Dabei fiel der Begriff "Edeljoker". Sie haben kurz gezuckt, als Sie dies gehört haben. Mögen Sie diese Bezeichnung nicht?

Schürrle: Sagen wir mal so: Bei der Nationalmannschaft kann ich mich mit dieser Rolle anfreunden. Bei der WM in Brasilien war es ja ähnlich. Und das Turnier hat mir extrem geholfen, mir einen Namen zu machen und ein gewisses Standing zu bekommen. Ich würde sagen: "Edel" gefällt mir, "Joker" nur bedingt.

DFB.de: Kennen Sie Ihre Statistiken im DFB-Trikot?

Schürrle: Nicht im Detail. Ich weiß aber, dass ich bislang zwanzig Länderspieltore erzielt habe.

DFB.de: Dazu haben Sie noch sechs Vorlagen gegeben. Im Schnitt sind Sie damit alle 87 Minuten an einen Treffer beteiligt.

Schürrle: Das wusste ich nicht, und das hört sich auf jeden nicht schlecht an. Es fügt sich aber in mein Empfinden bei der Nationalmannschaft. Ich fühle mich extrem gut bei der Mannschaft, auf dem Platz und außerhalb. Ich habe immer richtig viel Spaß - und kann das in den Spielen anscheinend auch oft umsetzen.

DFB.de: Sie wollen kein Joker sein - funktionieren als Joker aber hervorragend. Haben Sie dafür eine Erklärung? Was ändert sich für Sie, wenn Sie eingewechselt werden im Vergleich dazu, wenn Sie von Beginn an spielen?

Schürrle: Es gibt natürlich Unterschiede. Wenn man von Beginn an spielt, dann hat man meistens ein paar Minuten, um ins Spiel reinzukommen, man hat vorher das Aufwärmprogramm, die Fokussierung ist eine andere. Wenn man eingewechselt wird, muss man direkt da sein. Das Wichtigste für Spieler, die im Laufe des Spiels eingewechselt werden, ist die Einstellung, die Frage, wie man an so eine Rolle herangeht. Wenn der Trainer einem Spieler sagt, dass er zunächst draußen ist, er aber eventuell später gebraucht wird, dann darf dies nicht dazu führen, dass der Spieler die Motivation verliert.

DFB.de: Und das gelingt Ihnen?

Schürrle: Ja. Man kann es ja auch als Chance begreifen. Gerade für Offensiv-Spieler. Wenn man ins Spiel kommt, ist die gegnerische Abwehr schon ein wenig müde. Man hat vorher selber gesehen, wie das Spiel läuft, in welchen Situationen sich wo Räume ergeben.

DFB.de: Müssen gute Joker folglich eine hohe Spielintelligenz haben?

Schürrle: Ja, natürlich. Aber das gilt im Grunde ja für alle Spieler. Wir verstehen alle das Spiel und erkennen die Probleme der gegnerischen Mannschaft und der einzelnen Spieler. Dass man dann versucht, dies auszunutzen, ist doch klar.

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DFB.de: Die EM-Vorrunde ist gespielt. Wie viel Fußball habe Sie in den vergangenen Tagen gesehen?

Schürrle: Sehr viel. Das lässt sich auch gar nicht verhindern, im Team-Basecamp stehen ja überall Fernseher. (Lacht) Ich habe nicht alle Spiele gesehen, aber durchaus einige.

DFB.de: Wir wollen die Vorrunde in Schlagworten durchgehen: Die größte Überraschung bisher ist…

Schürrle: Es gab einige Überraschungen. Mit Wales als Gruppenerster war vorher nicht unbedingt zu rechnen. Ungarn und Island haben mich auch beeindruckt.

DFB.de: Die größte Enttäuschung bisher ist...

Schürrle: Portugal hat sich schwer getan, sie sind nicht so gut ins Turnier reingekommen. Die Schweden hätte ich stärker eingeschätzt. Aber alle Top-Favoriten sind noch dabei – eine riesige Überraschung hat es noch nicht gegeben.

DFB.de: Das schönste Tor bisher...

Schürrle: ... ist für mich gleich im ersten Spiel gefallen, der Treffer von Payet im Spiel Frankreich gegen Rumänien, der Schuss mit links in den Winkel.

DFB.de: Schöner als das Tor mit der Hacke von Cristiano Ronaldo?

Schürrle: Stimmt, das war ja auch noch. Das war natürlich auch ein überragendes Tor.

DFB.de: Der beste Spieler des Turniers ist für Sie bisher...

Schürrle: Toni Kroos.

DFB.de: Weil?

Schürrle: Mit welcher Sicherheit, mit welcher Ruhe und mit was für einer Präzision er spielt - das ist einfach überragend. Man kann ihn in jeder Situation anspielen, er hat ein Gespür für das richtige Tempo, er macht das Spiel schnell, wenn die sinnvoll ist und tritt auf die Bremse, wenn Entschleunigung angesagt ist. Toni ist einfach unglaublich spielintelligent, Spieler wie er sind ganz, ganz selten.

DFB.de: Wer ist für Sie bisher der beste Verteidiger?

Schürrle: Da kann es keine zwei Meinungen geben.

DFB.de: Jerome Boateng.

Schürrle: Ganz klar.

DFB.de: Wie ist es für einen Stürmer gegen Jerome Boateng zu spielen, Sie erleben das im Training ja häufig.

Schürrle: Es ist einfach sehr schwer gegen ihn. Er steht fast immer richtig, ist extrem robust und verdammt schnell. Das macht es für die Stürmer extrem schwer, an ihm vorbeizukommen. Im Zusammenspiel mit Mats (Hummels) verfügen wir über eine überragende Innenverteidigung. Ich bin froh, dass ich nur im Training gegen die deutsche Innenverteidigung spiele.

DFB.de: Bisher sind relativ wenig Tore gefallen, dass Turnier ist ein Turnier der Defensive.

Schürrle: Das kann man so sagen. Das ist eine Folge des Modus mit 24 Mannschaften. Die "kleineren" Mannschaften suchen ihr Heil naturgemäß eher in der Defensive und in Kontern. Das macht es für offensivstarke Teams schwierig, viele Tore zu erzielen. Wir haben das in der Gruppe ja selber erlebt. Wenn eine Mannschaft mit sechs Verteidigern auf einer Linie steht und davor drei Spieler zentral und nur einer vorne agiert, dann ist es einfache eine Herausforderung, Lösungen zu finden und Chancen herauszuspielen.

DFB.de: Glauben Sie, dass sich dies in den K.o.-Spielen ändert?

Schürrle: Ja. Wobei ich dennoch nicht glaube, dass das Turnier ab jetzt ein Torfestival wird. Die vergangenen Turniere haben ja gezeigt, dass die Ergebnisse nach der Gruppenphase immer sehr eng waren. Große Tordifferenzen sind sehr selten.

DFB.de: In Brasilien hat Deutschland gegen Brasilien mit 7:1 gewonnen.

Schürrle: Ich war dabei, ich weiß. (Lacht) Aber das war kein gewöhnliches Spiel, so etwas ist fast schon einmalig. Wir waren extrem gut an diesem Tag, und die Brasilianer waren dann irgendwann in einem Schockzustand. Es wäre natürlich toll, wenn wir hier in Frankreich etwas Ähnliches schaffen würden, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht.

DFB.de: Schauen Sie hier nur von Spiel zu Spiel – oder haben Sie auch vor Augen, welche Gegner nach dem Achtelfinale warten könnten?

Schürrle: Den Spielplan kenne ich, natürlich. Aber das spielt aktuell keine Rolle. Denn wenn wir gegen die Slowakei nicht gewinnen, ist völlig unerheblich, wer danach auf uns gewartet hätte. Von daher konzentrieren wir uns komplett auf das nächste Spiel – und das steht am Sonntag in Lille an.

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