Schottland-Coach Strachan: "Wir wollen das Spiel genießen"

Seit Januar 2013 ist Gordon Strachan der Nationaltrainer Schottlands. Der frühere Mittelfeldspieler vom FC Aberdeen und von Manchester United erzielte bei der WM in Mexiko 1986 das Tor für die "Tartan Army" bei der 1:2-Gruppenniederlage gegen das Team von Franz Beckenbauer. Im vergangenen Sommer verfolgte er in Brasilien den deutschen WM-Gewinn als Experte für den britischen Fernsehsender ITV. Er sah DFB-Spieler, die ihn schwärmen ließen. Doch das hält ihn nicht davon ab, an die schottische Siegchance im direkten Duell zu glauben.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der inzwischen 57 Jahre alte Strachan über den Auftakt in der EM-Qualifikation gegen den Weltmeister in Dortmund am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL), die WM in Brasilien, die deutschen Spieler und seine Erinnerungen an die Begegnung mit dem DFB-Team bei der Weltmeisterschaft 1986.

DFB.de: Herr Strachan, mit welchen Eindrücken kamen Sie von der Weltmeisterschaft zurück?

Gordon Strachan: Es war ein fantastisches Turnier in einem fantastischen Land. Es war die beste WM, die ich seit vielen Jahren gesehen habe. Und ich glaube, dass es viele Jahre dauern wird, bis wir wieder eine derart tolle WM erleben werden.

DFB.de: Wie hat Ihnen die deutsche Mannschaft gefallen?

Strachan: Als ich im Januar 2013 ins Amt kam, wurde ich gefragt, welcher Nationalmannschaft ich am liebsten zuschaue. Meine Antwort war: Deutschland. Das hat in Schottland viele überrascht, sie hatten vielleicht Brasilien oder Spanien erwartet. Aber für mich war damals schon klar, dass die Deutschen die Besten sind.

DFB.de: Warum?

Strachan: Sie haben durchweg gute Spieler, sind nicht von einem einzigen Superstar abhängig und treten stets geschlossen als Mannschaft auf. Ich mag alles an diesem Team. Die Bewegung im Spiel, die Fitness. Die schottischen Journalisten waren überrascht von meinen Aussagen. Umso erfreuter war ich jetzt natürlich, dass Deutschland Weltmeister geworden ist. Leider hatte ich nicht die Chance, eines ihrer Spiel live im Stadion zu sehen. Aber das ändert sich ja nun. (lacht)



Seit Januar 2013 ist Gordon Strachan der Nationaltrainer Schottlands. Der frühere Mittelfeldspieler vom FC Aberdeen und von Manchester United erzielte bei der WM in Mexiko 1986 das Tor für die "Tartan Army" bei der 1:2-Gruppenniederlage gegen das Team von Franz Beckenbauer. Im vergangenen Sommer verfolgte er in Brasilien den deutschen WM-Gewinn als Experte für den britischen Fernsehsender ITV. Er sah DFB-Spieler, die ihn schwärmen ließen. Doch das hält ihn nicht davon ab, an die schottische Siegchance im direkten Duell zu glauben.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der inzwischen 57 Jahre alte Strachan über den Auftakt in der EM-Qualifikation gegen den Weltmeister in Dortmund am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL), die WM in Brasilien, die deutschen Spieler und seine Erinnerungen an die Begegnung mit dem DFB-Team bei der Weltmeisterschaft 1986.

DFB.de: Herr Strachan, mit welchen Eindrücken kamen Sie von der Weltmeisterschaft zurück?

Gordon Strachan: Es war ein fantastisches Turnier in einem fantastischen Land. Es war die beste WM, die ich seit vielen Jahren gesehen habe. Und ich glaube, dass es viele Jahre dauern wird, bis wir wieder eine derart tolle WM erleben werden.

DFB.de: Wie hat Ihnen die deutsche Mannschaft gefallen?

Strachan: Als ich im Januar 2013 ins Amt kam, wurde ich gefragt, welcher Nationalmannschaft ich am liebsten zuschaue. Meine Antwort war: Deutschland. Das hat in Schottland viele überrascht, sie hatten vielleicht Brasilien oder Spanien erwartet. Aber für mich war damals schon klar, dass die Deutschen die Besten sind.

DFB.de: Warum?

Strachan: Sie haben durchweg gute Spieler, sind nicht von einem einzigen Superstar abhängig und treten stets geschlossen als Mannschaft auf. Ich mag alles an diesem Team. Die Bewegung im Spiel, die Fitness. Die schottischen Journalisten waren überrascht von meinen Aussagen. Umso erfreuter war ich jetzt natürlich, dass Deutschland Weltmeister geworden ist. Leider hatte ich nicht die Chance, eines ihrer Spiel live im Stadion zu sehen. Aber das ändert sich ja nun. (lacht)

DFB.de: Würden Sie sagen, dass es das Kollektiv ist, das Deutschland so stark macht?

Strachan: Viele Mannschaften sind kollektiv gut. Chile oder Kolumbien, zum Beispiel. Aber die Deutschen verfügen über mehr Qualität. Sie haben keine technischen Schwächen, keine körperlichen Schwächen, keine mentalen Schwächen. Sie sind bestückt mit Weltklassespielern, die aber alle an das Kollektiv glauben und sich in den Dienst des Teams stellen.

DFB.de: Gab es einen Spieler, der Sie in Brasilien besonders beeindruckt hat?

Strachan: Ach, es gibt so viele. Philipp Lahm ist Weltklasse. Bastian Schweinsteiger ist Weltklasse. Ich liebe es, wie er dem Spiel sein eigenes Tempo aufzwingt. Er diktiert den Rhythmus. Toni Kroos ist Weltklasse. Thomas Müller ist Weltklasse. Was mich stört, ist, dass nach der WM nicht noch mehr aus der WM-Mannschaft zurückgetreten sind. (lacht)

DFB.de: Sehen Sie Deutschland auch als Favoriten für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich?

Strachan: Absolut. Der WM-Titel wird dem Team noch mehr Selbstbewusstsein geben. Der deutsche Fußball hat allen gezeigt, dass er mit den hohen Erwartungen umgehen kann. Das hat man auch am Erfolg von Bayern München und Borussia Dortmund in der Champions League gesehen. Deutschland spielt ein bisschen mehr wie Bayern, mit wechselndem Tempo, nicht ganz so schnell wie Dortmund, aber unheimlich flexibel. Spieler, die jedes Jahr um die 60, 70 Matches bestreiten, sind so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen.

DFB.de: Aber versuchen werden Sie es mit Ihrer Mannschaft dennoch.

Strachan: Natürlich. Wir freuen uns unheimlich darauf, uns mit den Weltmeistern zu messen. Man hat bei Algerien, Ghana und auch Chile im März gesehen, dass man mit viel Aufwand und einer guten Grundordnung auch gegen Deutschland Chancen bekommen kann. Wir werden nicht irgendetwas Ausgefallenes versuchen, sondern so weitermachen, wie wir bisher gespielt haben.

DFB.de: Deutschland ist das erklärte Vorbild, was die Spielweise betrifft. Wie weit sind Sie damit, Ihre Vorstellungen umzusetzen?

Strachan:Man kann das nicht beziffern. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht. Die ersten sechs Monate haben wir hauptsächlich an der defensiven Organisation gearbeitet. Seitdem beschäftigen wir uns verstärkt mit der Offensive. Wir wollen mehr Bewegung ins Spiel bringen und dafür sorgen, dass nicht nur in starren Linien gespielt wird. Aber das ist nicht so einfach. Die Spieler sind in den Vereinen die unterschiedlichsten Systeme gewöhnt. Wir wollen das Spiel gegen Deutschland genießen. Aber das kann man nur, wenn man selbst ein gutes Spiel macht und dem Gegner alles abverlangt. Mit Ball und ohne Ball. Nur ohne Ball gut zu sein, wird nicht reichen.

DFB.de: Wie bewerten Sie Schottlands Chancen, sich für die EM zu qualifizieren?

Strachan: Ich wünschte, wir würden solche Gruppen erwischen, wie England sie oft bekommt. Wir erwischen meistens schwere Brocken. Diese Gruppe ist auch nicht gerade leicht. Die Spiele gegen die Iren sind quasi Derbys. Die Polen verbessern sich ständig. Bei Georgien weiß man nicht so recht. Die Deutschen kommen durch, darüber brauchen wir nicht zu reden. Sie kommen immer durch. Wir haben eine gute Chance, würde ich sagen. Die Polen und Iren werden das genauso sehen. Wichtig wird sein, dass alle wichtigen Spieler fit bleiben.

DFB.de: Beim 1:2 gegen Deutschland, in der WM-Vorrunde 1986 in Querétaro, trafen Sie aus spitzem Winkel zum 1:0 ins Tor von Harald "Toni" Schumacher. Eine Ihrer schönsten Erinnerungen als Profi?

Strachan: Nicht wirklich, denn das Spiel ging ja verloren. In Erinnerung ist eigentlich mehr der Torjubel geblieben. Wir hatten zuvor viele Spiele gesehen, bei denen die Torschützen über die Werbebanden gesprungen sind. Das wollte ich auch machen, aber ich kam leider nicht rüber. Die Bande war zu hoch für mich. Ich habe nur ein Bein hochgehoben und dann gewartet, bis die Mitspieler zum Gratulieren kamen. (lacht)