Schneider: Abschied vom "weißen Brasilianer"

Ein großer Fußballer nimmt Abschied. Wenn Bernd Schneider heute (ab 20.45 Uhr, live im WDR) in der Leverkusener BayArena Freunde, Fans und Förderer zu seinem letzten großen Auftritt als Spieler trifft, werden wohl einige Tränen fließen. Denn der heute 36-Jährige ist noch immer einer der beliebtesten Fußballer in Deutschland.

Als der Mittelfeldspieler vor knapp einem Jahr in der Bundesliga nach seiner langen Verletzungspause zum ersten und letzten Mal wieder eingewechselt wurde, haben selbst die gegnerischen Fans gejubelt. „Es war gigantisch, einfach unglaublich“, sagt 81-malige ehemalige Nationalspieler heute.

Die Bernd-Schneider-Auswahl, für die zahlreiche Kollegen wie Carsten Ramelow, Boris Zivkovic, Oliver Neuville, Ulf Kirsten oder Zé Roberto aus dem glorreichen Team des Champions-League-Finalisten Leverkusen im Jahr 2002 sowie einige Nationalspieler wie Kapitän Michael Ballack zugesagt haben, tritt gegen den aktuellen Kader der Werkself an. Im Gespräch mit DFB.de-Mitarbeiter Sven Winterschladen blickt Schneider aufs Abschiedsspiel voraus und eine großartige Karriere zurück.

DFB.de: Herr Schneider, Sie werden in der BayArena bei Ihrer Abschiedspartie zum letzten Mal als Spieler auf dem Platz stehen. Freuen Sie sich auf den Termin - oder haben Sie Angst?

Bernd Schneider: Ich freue mich auf den Tag, ganz klar. Das wird ein schönes Ereignis, und hoffentlich wird es auch ein tolles Spiel für die Fans. Es ist fantastisch, dass ich viele alte Weggefährten noch mal wiedersehen kann.

DFB.de: Ganz spontan: Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Ihre fast 20-jährige Profilaufbahn zurückdenken?

Schneider: Das ist schwer zu sagen. In 20 Jahren bleibt vieles hängen: die großen Turniere mit der DFB-Auswahl, aber auch das Champions-League-Finale, das DFB-Pokalendspiel oder der Kampf um die Deutsche Meisterschaft - und natürlich nicht zu vergessen meine Zeit in Jena zu Beginn meiner Karriere. Ich möchte nichts davon missen.

DFB.de: Können Sie mit der Schlagzeile leben: „Aus dem beschaulichen Jena in die große Welt des Fußballs“?

Schneider: Wenn man es auf den Fußball bezieht, dann mit Sicherheit. Ich habe mit Leverkusen und dem DFB viel erlebt, aber ich habe ja nie bei einem Verein im Ausland gespielt.

DFB.de: Bereuen Sie das jetzt im Rückblick? Sie sollen Angebote von Real Madrid und dem FC Barcelona gehabt haben.

Schneider: Mit Sicherheit hätte ich es gerne mal bei einem großen europäischen Klub versucht. Aber bereuen? Nein, ich bin auch absolut glücklich, in Leverkusen geblieben zu sein. Dort habe ich mich in den zehn Jahren immer heimisch gefühlt.

Bernd Schneider: Stationen einer bewegten Karriere

DFB.de: Blicken wir mal zurück und beginnen in Jena, wo alles begann. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Jugend und Ihrem Heimatklub Carl-Zeiss?

Schneider: Ich habe in der ehemaligen DDR sicher von der guten Jugendarbeit profitiert. Nach dem Mauerfall ging es Schritt für Schritt weiter nach vorne. Ich habe meine Wünsche und Träume konsequent verfolgt: der Wechsel in die Bundesliga, dann die internationalen Spiele, die Einsätze für die DFB-Auswahl bei Europa- und Weltmeisterschaften. Aber alles begann in Jena - und im Sommer gehe ich wieder zurück.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel 1998 zu Eintracht Frankfurt haben Sie mit dem legendären 5:1 gegen Kaiserslautern und der Rettung am letzten Spieltag eines der spektakulärsten Saisonfinals entscheidend geprägt. Welche Erinnerungen sind Ihnen davon geblieben?

Schneider: Ja, das war natürlich Wahnsinn. Ich war zwar nur ein Jahr bei Eintracht Frankfurt, aber diese Station war sehr wichtig für mich. Es war mein erstes Jahr in der Bundesliga mit einem ziemlich spektakulären Saisonfinale. Das 5:1 gegen den Kaiserslautern war mein bestes Spiel für die Eintracht, gleichzeitig haben wir damit die Klasse gehalten. Das war schon emotional, besser ging es eigentlich nicht. Ich habe noch immer viele gute Freunde in Frankfurt.

DFB.de: Danach folgte Bayer 04 Leverkusen: Wie bewerten Sie die Spielzeit 2001/2002 mit der Vizemeisterschaft, der Finalniederlage im DFB-Pokal gegen Schalke 04, der Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid und der Vizeweltmeisterschaft heute?

Schneider: Wir haben damals keinen Titel gewonnen, das war natürlich schon extrem bitter. Aber trotzdem haben wir großartige Leistungen gebracht. Vorher war Leverkusen in Europa nicht besonders bekannt, danach kannte uns jeder. Wir waren ein Gallierdorf wie bei Asterix und Obelix. Aber man muss auch sagen, dass die Mannschaft eine große Qualität hatte - leider hat der krönende Abschluss gefehlt.

DFB.de: Wie sehr schmerzt es Sie, dass der großartige Fußball damals nicht belohnt wurde?

Schneider: Im Fußball geht es zum Glück immer direkt weiter. Da bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken. Aber man muss das schon etwas relativieren, denn wir haben ja große Gegner geschlagen. Und vier Finals zu erreichen, ist ja auch schon eine beachtliche Leistung.

DFB.de: Auch dank dieser Erfolge waren Sie mittlerweile schon längst Stammkraft in der Nationalmannschaft. Sie haben die DFB-Auswahl bei der WM 2002 in Korea/Japan bis ins Finale geführt. Und dann kam das Duell mit Brasilien…

Schneider: …das wir mit 0:2 verloren haben. Trotzdem war es eines meiner besten Spiele überhaupt. Mehr Aufmerksamkeit als zu jenem Zeitpunkt kann man kaum bekommen. Aber worüber ich mich noch immer ärgere: Vor dem 0:1 hätte man Foul an Didi Hamann pfeifen können. Wer weiß, welchen Verlauf das Endspiel dann genommen hätte. Insgesamt war es natürlich ein tolles Turnier in Japan und Korea. Im Eröffnungsspiel gegen Saudi Arabien habe ich ja mein erstes Tor für die Nationalmannschaft gemacht.

DFB.de: Das nächste Turnier war die EM 2004 in Portugal. Warum lief es da nicht gut?

Schneider: Das Ausscheiden in der Vorrunde hat natürlich überhaupt nicht zu unserem Anspruch gepasst. Wir waren zwei Jahren zuvor Vizeweltmeister geworden - und dann das…

DFB.de: Dann kam die WM 2006. Sie haben die DFB-Auswahl im eigenen Land im Eröffnungsspiel beim 4:2 gegen Costa Rica als Kapitän aufs Feld geführt. Ihr größtes Erlebnis?

Schneider: Es war unglaublich, eine absolutes Gänsehaut-Erlebnis, das mir nie wieder jemand nehmen kann. Eine WM im eigenen Land und dann auch noch der Kapitän beim Eröffnungsspiel zu sein - ein großes Ereignis im meinem Leben. Das werde ich natürlich nie wieder vergessen.

DFB.de: Und dann haben Sie im Halbfinale diese große Chance gegen Italien vergeben. Denken Sie da manchmal noch dran zurück?

Schneider: Ja, das war etwas ärgerlich. Ich habe den Ball schlecht mitgenommen, deshalb ist da keine richtige große Chance draus geworden. Aber es stimmt schon, dass es eine gute Möglichkeit war, weil es in dem Spiel insgesamt nicht so viele klare Gelegenheiten gab. Leider habe ich den Ball nicht richtig getroffen. Noch mehr ärgere ich mich aber heute noch über eine vergebene Chance bei der Europameisterschaft 2004 beim 1:2 in der Vorrunde gegen Tschechien. Die hätte ich nutzen müssen, wir sind dann leider ausgeschieden.

DFB.de: In der DFB-Auswahl haben Sie fast immer überzeugt. Weil Sie sich dort besonders wohl gefühlt haben?

Schneider: Ja, ganz klar. Es war egal, wie es im Verein gerade lief, beim DFB wurde man aufgebaut und hat sich sofort wohl gefühlt. Ich bin immer sehr gerne zu den Länderspielen gefahren. Man hat sofort gespürt, dass man Willkommen ist.

DFB.de: Bevor Sie in die Bundesliga kamen, sollen sie mal eine 24-Stunden-Reise auf sich genommen haben, um ein Länderspiel im Stadion zu sehen.

Schneider: Das war 1996. Da bin ich mit einem Kumpel zum Halbfinale der Europameisterschaft nach London gegen England gefahren. Von Jena nach Düsseldorf, dann mit dem Flugzeug weiter und nach dem 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen wieder zurück. 26 Stunden waren es am Ende ungefähr. Das war für mich damals das Größte. Und als ich da in Wembley auf der Tribüne stand, habe ich mir gedacht, dass ich da unten auch mal sein will.

DFB.de: Den Traum haben Sie sich erfüllt, aber dann kam die schwere Bandscheibenverletzung, die das vorzeitige Karriereende zur Folge hatte. Welche Emotionen haben Sie gespürt, als Sie am 33. Spieltag der Saison 2008/2009 beim 5:0 gegen Mönchengladbach noch einmal für einige Minuten eingewechselt wurden?

Schneider: Auch das waren mit die schönsten Momente meiner Karriere. Es gab viele Höhepunkte, aber das war gigantisch. Als mich der Trainer nach 70 Minuten gerufen hat, um mich einzuwechseln, ist das ganze Stadion aufgestanden, selbst die gegnerischen Fans. Das war ergreifend.

DFB.de: Bevor Sie sich im Mai endgültig als Spieler von der großen Fußball-Bühne verabschieden - wie geht es dann weiter mit Bernd Schneider?

Schneider: Das muss ich mir noch überlegen. Aber ich möchte im Fußballbereich bleiben und meine Erfahrung weitergeben. Ich habe noch viele Träume - auch der Trainerberuf ist bestimmt eine Option.

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Ein großer Fußballer nimmt Abschied. Wenn Bernd Schneider heute (ab 20.45 Uhr, live im WDR) in der Leverkusener BayArena Freunde, Fans und Förderer zu seinem letzten großen Auftritt als Spieler trifft, werden wohl einige Tränen fließen. Denn der heute 36-Jährige ist noch immer einer der beliebtesten Fußballer in Deutschland.

Als der Mittelfeldspieler vor knapp einem Jahr in der Bundesliga nach seiner langen Verletzungspause zum ersten und letzten Mal wieder eingewechselt wurde, haben selbst die gegnerischen Fans gejubelt. „Es war gigantisch, einfach unglaublich“, sagt 81-malige ehemalige Nationalspieler heute.

Die Bernd-Schneider-Auswahl, für die zahlreiche Kollegen wie Carsten Ramelow, Boris Zivkovic, Oliver Neuville, Ulf Kirsten oder Zé Roberto aus dem glorreichen Team des Champions-League-Finalisten Leverkusen im Jahr 2002 sowie einige Nationalspieler wie Kapitän Michael Ballack zugesagt haben, tritt gegen den aktuellen Kader der Werkself an. Im Gespräch mit DFB.de-Mitarbeiter Sven Winterschladen blickt Schneider aufs Abschiedsspiel voraus und eine großartige Karriere zurück.

DFB.de: Herr Schneider, Sie werden in der BayArena bei Ihrer Abschiedspartie zum letzten Mal als Spieler auf dem Platz stehen. Freuen Sie sich auf den Termin - oder haben Sie Angst?

Bernd Schneider: Ich freue mich auf den Tag, ganz klar. Das wird ein schönes Ereignis, und hoffentlich wird es auch ein tolles Spiel für die Fans. Es ist fantastisch, dass ich viele alte Weggefährten noch mal wiedersehen kann.

DFB.de: Ganz spontan: Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Ihre fast 20-jährige Profilaufbahn zurückdenken?

Schneider: Das ist schwer zu sagen. In 20 Jahren bleibt vieles hängen: die großen Turniere mit der DFB-Auswahl, aber auch das Champions-League-Finale, das DFB-Pokalendspiel oder der Kampf um die Deutsche Meisterschaft - und natürlich nicht zu vergessen meine Zeit in Jena zu Beginn meiner Karriere. Ich möchte nichts davon missen.

DFB.de: Können Sie mit der Schlagzeile leben: „Aus dem beschaulichen Jena in die große Welt des Fußballs“?

Schneider: Wenn man es auf den Fußball bezieht, dann mit Sicherheit. Ich habe mit Leverkusen und dem DFB viel erlebt, aber ich habe ja nie bei einem Verein im Ausland gespielt.

DFB.de: Bereuen Sie das jetzt im Rückblick? Sie sollen Angebote von Real Madrid und dem FC Barcelona gehabt haben.

Schneider: Mit Sicherheit hätte ich es gerne mal bei einem großen europäischen Klub versucht. Aber bereuen? Nein, ich bin auch absolut glücklich, in Leverkusen geblieben zu sein. Dort habe ich mich in den zehn Jahren immer heimisch gefühlt.

Bernd Schneider: Stationen einer bewegten Karriere

DFB.de: Blicken wir mal zurück und beginnen in Jena, wo alles begann. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Jugend und Ihrem Heimatklub Carl-Zeiss?

Schneider: Ich habe in der ehemaligen DDR sicher von der guten Jugendarbeit profitiert. Nach dem Mauerfall ging es Schritt für Schritt weiter nach vorne. Ich habe meine Wünsche und Träume konsequent verfolgt: der Wechsel in die Bundesliga, dann die internationalen Spiele, die Einsätze für die DFB-Auswahl bei Europa- und Weltmeisterschaften. Aber alles begann in Jena - und im Sommer gehe ich wieder zurück.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel 1998 zu Eintracht Frankfurt haben Sie mit dem legendären 5:1 gegen Kaiserslautern und der Rettung am letzten Spieltag eines der spektakulärsten Saisonfinals entscheidend geprägt. Welche Erinnerungen sind Ihnen davon geblieben?

Schneider: Ja, das war natürlich Wahnsinn. Ich war zwar nur ein Jahr bei Eintracht Frankfurt, aber diese Station war sehr wichtig für mich. Es war mein erstes Jahr in der Bundesliga mit einem ziemlich spektakulären Saisonfinale. Das 5:1 gegen den Kaiserslautern war mein bestes Spiel für die Eintracht, gleichzeitig haben wir damit die Klasse gehalten. Das war schon emotional, besser ging es eigentlich nicht. Ich habe noch immer viele gute Freunde in Frankfurt.

DFB.de: Danach folgte Bayer 04 Leverkusen: Wie bewerten Sie die Spielzeit 2001/2002 mit der Vizemeisterschaft, der Finalniederlage im DFB-Pokal gegen Schalke 04, der Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid und der Vizeweltmeisterschaft heute?

Schneider: Wir haben damals keinen Titel gewonnen, das war natürlich schon extrem bitter. Aber trotzdem haben wir großartige Leistungen gebracht. Vorher war Leverkusen in Europa nicht besonders bekannt, danach kannte uns jeder. Wir waren ein Gallierdorf wie bei Asterix und Obelix. Aber man muss auch sagen, dass die Mannschaft eine große Qualität hatte - leider hat der krönende Abschluss gefehlt.

DFB.de: Wie sehr schmerzt es Sie, dass der großartige Fußball damals nicht belohnt wurde?

Schneider: Im Fußball geht es zum Glück immer direkt weiter. Da bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken. Aber man muss das schon etwas relativieren, denn wir haben ja große Gegner geschlagen. Und vier Finals zu erreichen, ist ja auch schon eine beachtliche Leistung.

DFB.de: Auch dank dieser Erfolge waren Sie mittlerweile schon längst Stammkraft in der Nationalmannschaft. Sie haben die DFB-Auswahl bei der WM 2002 in Korea/Japan bis ins Finale geführt. Und dann kam das Duell mit Brasilien…

Schneider: …das wir mit 0:2 verloren haben. Trotzdem war es eines meiner besten Spiele überhaupt. Mehr Aufmerksamkeit als zu jenem Zeitpunkt kann man kaum bekommen. Aber worüber ich mich noch immer ärgere: Vor dem 0:1 hätte man Foul an Didi Hamann pfeifen können. Wer weiß, welchen Verlauf das Endspiel dann genommen hätte. Insgesamt war es natürlich ein tolles Turnier in Japan und Korea. Im Eröffnungsspiel gegen Saudi Arabien habe ich ja mein erstes Tor für die Nationalmannschaft gemacht.

DFB.de: Das nächste Turnier war die EM 2004 in Portugal. Warum lief es da nicht gut?

Schneider: Das Ausscheiden in der Vorrunde hat natürlich überhaupt nicht zu unserem Anspruch gepasst. Wir waren zwei Jahren zuvor Vizeweltmeister geworden - und dann das…

DFB.de: Dann kam die WM 2006. Sie haben die DFB-Auswahl im eigenen Land im Eröffnungsspiel beim 4:2 gegen Costa Rica als Kapitän aufs Feld geführt. Ihr größtes Erlebnis?

Schneider: Es war unglaublich, eine absolutes Gänsehaut-Erlebnis, das mir nie wieder jemand nehmen kann. Eine WM im eigenen Land und dann auch noch der Kapitän beim Eröffnungsspiel zu sein - ein großes Ereignis im meinem Leben. Das werde ich natürlich nie wieder vergessen.

DFB.de: Und dann haben Sie im Halbfinale diese große Chance gegen Italien vergeben. Denken Sie da manchmal noch dran zurück?

Schneider: Ja, das war etwas ärgerlich. Ich habe den Ball schlecht mitgenommen, deshalb ist da keine richtige große Chance draus geworden. Aber es stimmt schon, dass es eine gute Möglichkeit war, weil es in dem Spiel insgesamt nicht so viele klare Gelegenheiten gab. Leider habe ich den Ball nicht richtig getroffen. Noch mehr ärgere ich mich aber heute noch über eine vergebene Chance bei der Europameisterschaft 2004 beim 1:2 in der Vorrunde gegen Tschechien. Die hätte ich nutzen müssen, wir sind dann leider ausgeschieden.

DFB.de: In der DFB-Auswahl haben Sie fast immer überzeugt. Weil Sie sich dort besonders wohl gefühlt haben?

Schneider: Ja, ganz klar. Es war egal, wie es im Verein gerade lief, beim DFB wurde man aufgebaut und hat sich sofort wohl gefühlt. Ich bin immer sehr gerne zu den Länderspielen gefahren. Man hat sofort gespürt, dass man Willkommen ist.

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DFB.de: Bevor Sie in die Bundesliga kamen, sollen sie mal eine 24-Stunden-Reise auf sich genommen haben, um ein Länderspiel im Stadion zu sehen.

Schneider: Das war 1996. Da bin ich mit einem Kumpel zum Halbfinale der Europameisterschaft nach London gegen England gefahren. Von Jena nach Düsseldorf, dann mit dem Flugzeug weiter und nach dem 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen wieder zurück. 26 Stunden waren es am Ende ungefähr. Das war für mich damals das Größte. Und als ich da in Wembley auf der Tribüne stand, habe ich mir gedacht, dass ich da unten auch mal sein will.

DFB.de: Den Traum haben Sie sich erfüllt, aber dann kam die schwere Bandscheibenverletzung, die das vorzeitige Karriereende zur Folge hatte. Welche Emotionen haben Sie gespürt, als Sie am 33. Spieltag der Saison 2008/2009 beim 5:0 gegen Mönchengladbach noch einmal für einige Minuten eingewechselt wurden?

Schneider: Auch das waren mit die schönsten Momente meiner Karriere. Es gab viele Höhepunkte, aber das war gigantisch. Als mich der Trainer nach 70 Minuten gerufen hat, um mich einzuwechseln, ist das ganze Stadion aufgestanden, selbst die gegnerischen Fans. Das war ergreifend.

DFB.de: Bevor Sie sich im Mai endgültig als Spieler von der großen Fußball-Bühne verabschieden - wie geht es dann weiter mit Bernd Schneider?

Schneider: Das muss ich mir noch überlegen. Aber ich möchte im Fußballbereich bleiben und meine Erfahrung weitergeben. Ich habe noch viele Träume - auch der Trainerberuf ist bestimmt eine Option.