Schmidt: "Man muss verzichten können"

Fünf Jahre trainierte Hagen Schmidt die U 19 des Drittligisten Hallescher FC, ehe er im Sommer 2014 zum VfL Wolfsburg wechselte. Die "Wölfe" haben sich als Nachwuchsschmiede einen Namen gemacht. Aktuelle Leistungsträger wie Maximilian Arnold und Robin Knoche stammen aus der eigenen Jugend. Am Sonntag (12 Uhr) steht in der A-Junioren-Bundesliga das Niedersachsen-Derby gegen die U 19 von Hannover 96 an.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Hagen Schmidt über die Nachwuchsförderung des VfL Wolfsburg, seine Eindrücke von der UEFA Youth League und den Aufstieg von U 19-Nationalspieler Leandro Putaro.

DFB.de: Herr Schmidt, was ist der größte Unterschied daran, nicht mehr die A-Jugend eines Drittligisten sondern die A-Jugend eines Champions-League-Teilnehmers zu trainieren?

Hagen Schmidt: Die tägliche Arbeit mit den Jungs ist sehr ähnlich. Aber die infrastrukturellen Voraussetzungen sind ganz andere. Das Zusammenspiel zwischen Schule und Verein ist hier auf einem sehr guten Level. Auch die Trainingsvoraussetzungen sind super. Dank der Kunstrasenheizung können wir das ganze Jahr über bei perfekten Bedingungen trainieren. Ein Drittligist kann das aufgrund der finanziellen Zwänge nicht im selben Maße bieten. Das ist ganz normal.

DFB.de: Das spielerische Niveau dürfte auch etwas höher sein, oder?

Schmidt: Die Qualität der Spieler ist ein wesentlicher Unterschied. Ich habe dadurch als Trainer andere Möglichkeiten.

DFB.de: Ihre Hauptaufgabe besteht darin, U 19-Spieler für die Profis auszubilden. Wie eng ist der Kontakt zu Cheftrainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs

Schmidt: Der Leiter Sport Olaf Rebbe, der sportliche Leiter U 23 Pablo Thiam und der Nachwuchsleiter Fabian Wohlgemuth sowie die Trainer der jeweiligen Mannschaften bilden bei uns praktisch ein Gremium. Wir stehen regelmäßig im intensiven Austausch. Die Zusammenarbeit mit den Profis ist sehr eng. Wir sprechen viel über die sportliche Entwicklung der einzelnen Spieler und der Mannschaften.

DFB.de: Was bedeutet das konkret? Schlagen Sie Dieter Hecking U 19-Spieler vor, die die Chance verdient hätten, bei den Profis einmal mitzutrainieren?

Schmidt: Das ist ein längerer Prozess. In den Zusammenkünften sprechen wir darüber, welche Leistungen die Spieler über einen längeren Zeitraum erbringen. Die Sportliche Leitung und die Trainer kennen natürlich die Spieler, die bereits in den vorherigen Jugendmannschaften auf sich aufmerksam gemacht haben. Letztendlich entscheiden wir alle gemeinsam, wann jemand bei der U 23 oder den Profis mittrainieren darf.

DFB.de: Ist das lediglich von der sportlichen Qualität abhängig? Oder spielen auch andere Aspekte eine Rolle?

Schmidt: Die fußballerische Qualität ist das Wichtigste. Aber das Mentale ist ebenfalls wichtig: Wie ordnet ein Spieler etwas ein? Wie hat er sein erstes Training bei den Profis verarbeitet? Wie gibt er sich danach wieder in der U 23 bzw. der U 19? Die Persönlichkeitsentwicklung ist ein wesentlicher Aspekt unserer Ausbildung. Wir wollen Spieler entwickeln, die die Siegermentalität auf ihre Mannschaft übertragen können.

DFB.de: Müssen U 19-Spieler, die den Sprung zu den Profis schaffen wollen, auf die Interessen gleichaltriger Jungs verzichten? Oder anders gefragt: Sollten Partys und Mädchen tabu sein?

Schmidt: Es gibt nichts umsonst im Profifußball: Um Profi zu werden, muss man auf vieles verzichten können. Trotzdem sind soziale Kontakte wichtig - alles in Maßen, ohne dass darunter etwas leidet. Es wäre nicht gut, auf alles zu verzichten. Leider schafft nicht jeder den Sprung nach ganz oben. Es ist wichtig, ein soziales Umfeld zu haben, das dich auf deinem Weg unterstützt.



Fünf Jahre trainierte Hagen Schmidt die U 19 des Drittligisten Hallescher FC, ehe er im Sommer 2014 zum VfL Wolfsburg wechselte. Die "Wölfe" haben sich als Nachwuchsschmiede einen Namen gemacht. Aktuelle Leistungsträger wie Maximilian Arnold und Robin Knoche stammen aus der eigenen Jugend. Am Sonntag (12 Uhr) steht in der A-Junioren-Bundesliga das Niedersachsen-Derby gegen die U 19 von Hannover 96 an.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Hagen Schmidt über die Nachwuchsförderung des VfL Wolfsburg, seine Eindrücke von der UEFA Youth League und den Aufstieg von U 19-Nationalspieler Leandro Putaro.

DFB.de: Herr Schmidt, was ist der größte Unterschied daran, nicht mehr die A-Jugend eines Drittligisten sondern die A-Jugend eines Champions-League-Teilnehmers zu trainieren?

Hagen Schmidt: Die tägliche Arbeit mit den Jungs ist sehr ähnlich. Aber die infrastrukturellen Voraussetzungen sind ganz andere. Das Zusammenspiel zwischen Schule und Verein ist hier auf einem sehr guten Level. Auch die Trainingsvoraussetzungen sind super. Dank der Kunstrasenheizung können wir das ganze Jahr über bei perfekten Bedingungen trainieren. Ein Drittligist kann das aufgrund der finanziellen Zwänge nicht im selben Maße bieten. Das ist ganz normal.

DFB.de: Das spielerische Niveau dürfte auch etwas höher sein, oder?

Schmidt: Die Qualität der Spieler ist ein wesentlicher Unterschied. Ich habe dadurch als Trainer andere Möglichkeiten.

DFB.de: Ihre Hauptaufgabe besteht darin, U 19-Spieler für die Profis auszubilden. Wie eng ist der Kontakt zu Cheftrainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs

Schmidt: Der Leiter Sport Olaf Rebbe, der sportliche Leiter U 23 Pablo Thiam und der Nachwuchsleiter Fabian Wohlgemuth sowie die Trainer der jeweiligen Mannschaften bilden bei uns praktisch ein Gremium. Wir stehen regelmäßig im intensiven Austausch. Die Zusammenarbeit mit den Profis ist sehr eng. Wir sprechen viel über die sportliche Entwicklung der einzelnen Spieler und der Mannschaften.

DFB.de: Was bedeutet das konkret? Schlagen Sie Dieter Hecking U 19-Spieler vor, die die Chance verdient hätten, bei den Profis einmal mitzutrainieren?

Schmidt: Das ist ein längerer Prozess. In den Zusammenkünften sprechen wir darüber, welche Leistungen die Spieler über einen längeren Zeitraum erbringen. Die Sportliche Leitung und die Trainer kennen natürlich die Spieler, die bereits in den vorherigen Jugendmannschaften auf sich aufmerksam gemacht haben. Letztendlich entscheiden wir alle gemeinsam, wann jemand bei der U 23 oder den Profis mittrainieren darf.

DFB.de: Ist das lediglich von der sportlichen Qualität abhängig? Oder spielen auch andere Aspekte eine Rolle?

Schmidt: Die fußballerische Qualität ist das Wichtigste. Aber das Mentale ist ebenfalls wichtig: Wie ordnet ein Spieler etwas ein? Wie hat er sein erstes Training bei den Profis verarbeitet? Wie gibt er sich danach wieder in der U 23 bzw. der U 19? Die Persönlichkeitsentwicklung ist ein wesentlicher Aspekt unserer Ausbildung. Wir wollen Spieler entwickeln, die die Siegermentalität auf ihre Mannschaft übertragen können.

DFB.de: Müssen U 19-Spieler, die den Sprung zu den Profis schaffen wollen, auf die Interessen gleichaltriger Jungs verzichten? Oder anders gefragt: Sollten Partys und Mädchen tabu sein?

Schmidt: Es gibt nichts umsonst im Profifußball: Um Profi zu werden, muss man auf vieles verzichten können. Trotzdem sind soziale Kontakte wichtig - alles in Maßen, ohne dass darunter etwas leidet. Es wäre nicht gut, auf alles zu verzichten. Leider schafft nicht jeder den Sprung nach ganz oben. Es ist wichtig, ein soziales Umfeld zu haben, das dich auf deinem Weg unterstützt.

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DFB.de: Worüber freuen Sie sich als Trainer mehr: Über drei Punkte am Wochenende oder darüber, wenn einer Ihrer U 19-Spieler bei den Profis mittrainieren darf?

Schmidt: Ich freue mich erst einmal über die drei Punkte, weil das ein mannschaftlicher Erfolg ist. Der individuelle Erfolg des Spielers hat seinen Ursprung im mannschaftlichen Erfolg. Darüber freue ich mich natürlich genauso.

DFB.de: Ihr auffälligster Spieler ist momentan der U 19-Nationalspieler Leandro Putaro. Nicht nur aufgrund seiner 15 Tore, sondern auch wegen seiner drei Profieinsätze. Was zeichnet ihn aus?

Schmidt: Er hat eine gute individuelle Technik. Er ist stark im Eins-gegen-Eins-Verhalten in engen Räumen. Ebenso hat er eine enorme Antrittsschnelligkeit und ist torgefährlich. Er kann den Unterschied ausmachen.

DFB.de: Welche Ihrer U 19-Spieler sind ansonsten noch auf dem Sprung zu den Profis?

Schmidt: Robin Ziegele und Amara Conde haben in der Vorbereitungsphase schon Einsatzzeiten bei den Profis erhalten. Sie sind auch regelmäßig im Profitraining dabei. Das trifft aber auch auf einige andere A-Jugendspieler zu.

DFB.de: Sie haben in dieser Saison auch in der UEFA Youth League mitgemischt. Wie ist Ihr Eindruck?

Schmidt: Sportlich ist die Youth League für jeden jungen Fußballer sehr lehrreich. Man trifft auf andere Gegner mit anderen Mentalitäten. Das Tempo ist viel höher, der Fußball viel robuster. Meine Jungs haben in den Begegnungen viel dazugelernt.

DFB.de: Aber die zeitliche Belastung für die Jugendlichen, die meist noch zur Schule gehen, lässt sich nicht wegdiskutieren.

Schmidt: Die Zusammenarbeit zwischen Nachwuchsleistungszentrum und Schule muss sehr eng sein, so wie es hier in Wolfsburg auch mit unserer Partnerschule der Fall ist. Es dürfen keine schulischen Defizite entstehen. Alle Abläufe müssen eng verzahnt sein. Auch wenn die Jungs nach einem Auswärtsspiel erst nachts um 3 Uhr wieder zurück sind, fällt am nächsten Tag nicht die Schule aus. Wir hatten mit der Schule vereinbart, dass sie etwas später anfangen können. Das ist trotzdem sehr anstrengend. Andererseits ist diese Belastung eine neue Erfahrung, die dem Profifußball sehr nahe kommt und somit ein weiterer Ausbildungsbaustein für unsere Jungs ist.

DFB.de: Letztendlich hat Ihre Mannschaft zwar den letzten Platz der Gruppe belegt, kam aber immerhin auf sieben Punkte in sechs Spielen. Inwiefern konnten Sie mit diesem Abschneiden leben?

Schmidt: Wir waren zum ersten Mal dabei. Nachdem wir im ersten Spiel gegen Moskau nach einer 2:0-Pausenführung Lehrgeld bezahlt haben (2:4, Anm.d.Red.), konnten wir uns gut aus der Affäre ziehen. Leider konnten wir unsere gute Leistung nicht mit dem Weiterkommen krönen. Es war eine enge Gruppe, in der bis zum letzten Spieltag alles möglich war.

DFB.de: In der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost gehen Sie als Tabellen-3. in den 19. Spieltag. Sehen Sie sich im Soll?

Schmidt: Natürlich sind wir mit der sportlichen Ausbeute nicht ganz zufrieden. Letztendlich aber betrachten wir nicht nur die Tabellensituation. Wichtig ist, dass wir Spieler für das Profiteam entwickeln. Da sind wir auf einem guten Weg, was an der Anzahl an aktuellen U 18- und U 19-Nationalspielern deutlich wird.