Schmidt: "In den fünften Gang schalten"

Der Motor stottert noch. Bei U 23-Mannschaften ist das zu Beginn einer neuen Saison fast schon ein klassisches Merkmal, von dem aktuell auch der Bundesliga-Nachwuchs des 1. FSV Mainz 05 nicht verschont bleibt. In ihrer ersten Saison überhaupt in der 3. Liga konnten die Rheinhessen noch nicht so recht Fahrt aufnehmen und liegen nach 13 Runden auf dem drittletzten Platz. An welchen Stellschrauben nun gedreht werden muss, könnte Trainer Martin Schmidt wohl am besten wissen.

Immerhin ist der Schweizer diplomierter Automechaniker, leitete vor seiner Trainerkarriere ein Tuning-Unternehmen und war auch bei Rennen um die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaften (DTM) im Einsatz. "Bei Mainz 05 könnten wir uns mit dem Formel 1 - Rennstall Sauber vergleichen, der aus vergleichsweise geringen finanziellen Möglichkeiten viel macht", sagt der 47-Jährige, der aus dem deutschsprachigen Schweizer Kanton Wallis stammt und sich sein Taschengeld früher auch als Kuhhirte auf der Alp verdient hatte.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche mit dem Journalisten Dominik Sander macht Martin Schmidt eine erste sportliche Bestandsaufnahme, spricht über den mühevollen Mainzer Weg, die vorrangigen Ziele bis zur Winterpause und das Tuning des FSV-Motors.

DFB.de: Rund ein Drittel der ersten Drittliga-Saison für den FSV Mainz 05 II sind vorbei. Hatten Sie sich 3. Liga vor dem Hintergrund des nicht ganz so großen personellen Umbruchs etwas leichter vorgestellt, Herr Schmidt?

Martin Schmidt: Mit unserem Entwicklungskonzept haben wir von uns aus sogar ganz bewusst einen schweren Weg gewählt. In nahezu jeder Partie standen acht bis neun Talente in der Startelf, die bei meinem Amtsantritt 2010 bereits für unsere U 15, U 16 oder U 17 am Ball waren. Außerdem schöpfen wir teilweise unsere Möglichkeit, bis zu drei Spieler im Alter über 23 Jahre einzusetzen, gar nicht aus. Es passt nicht zu unserer Philosophie, noch drei bis vier drittliga-erprobte Spieler zu holen, auch wenn es für uns dann wohl leichter wäre. Wenn wir es mit unseren eigenen Talenten nicht schaffen, haben wir in dieser Liga auch nichts zu suchen.

DFB.de: Nach der knappen 1:2-Auftaktniederlage gegen den Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld hatten sich mutig angekündigt: „Sobald die Mannschaft hundertprozentig fit ist, knallen wir demnächst die Gegner aus dem Stadion“!

Schmidt: Diese Aussage würde ich auch heute noch so treffen, weil ich vom großen spielerischen Potenzial dieser Mannschaft überzeugt bin. Als Beispiel nenne ich das 4:0 gegen Preußen Münster vor einigen Wochen, als die Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit so aufgetreten ist wie in der ersten halben Stunde gegen Bielefeld. Dass unsere junge Mannschaft solche Leistungen noch nicht konstant abrufen kann, ist völlig normal.

DFB.de: Kommt Ihnen die jetzige Länderspielpause entgegen? An welchen Problemen wird in dieser Zeit verstärkt gearbeitet?



Der Motor stottert noch. Bei U 23-Mannschaften ist das zu Beginn einer neuen Saison fast schon ein klassisches Merkmal, von dem aktuell auch der Bundesliga-Nachwuchs des 1. FSV Mainz 05 nicht verschont bleibt. In ihrer ersten Saison überhaupt in der 3. Liga konnten die Rheinhessen noch nicht so recht Fahrt aufnehmen und liegen nach 13 Runden auf dem drittletzten Platz. An welchen Stellschrauben nun gedreht werden muss, könnte Trainer Martin Schmidt wohl am besten wissen.

Immerhin ist der Schweizer diplomierter Automechaniker, leitete vor seiner Trainerkarriere ein Tuning-Unternehmen und war auch bei Rennen um die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaften (DTM) im Einsatz. "Bei Mainz 05 könnten wir uns mit dem Formel 1 - Rennstall Sauber vergleichen, der aus vergleichsweise geringen finanziellen Möglichkeiten viel macht", sagt der 47-Jährige, der aus dem deutschsprachigen Schweizer Kanton Wallis stammt und sich sein Taschengeld früher auch als Kuhhirte auf der Alp verdient hatte.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche mit dem Journalisten Dominik Sander macht Martin Schmidt eine erste sportliche Bestandsaufnahme, spricht über den mühevollen Mainzer Weg, die vorrangigen Ziele bis zur Winterpause und das Tuning des FSV-Motors.

DFB.de: Rund ein Drittel der ersten Drittliga-Saison für den FSV Mainz 05 II sind vorbei. Hatten Sie sich 3. Liga vor dem Hintergrund des nicht ganz so großen personellen Umbruchs etwas leichter vorgestellt, Herr Schmidt?

Martin Schmidt: Mit unserem Entwicklungskonzept haben wir von uns aus sogar ganz bewusst einen schweren Weg gewählt. In nahezu jeder Partie standen acht bis neun Talente in der Startelf, die bei meinem Amtsantritt 2010 bereits für unsere U 15, U 16 oder U 17 am Ball waren. Außerdem schöpfen wir teilweise unsere Möglichkeit, bis zu drei Spieler im Alter über 23 Jahre einzusetzen, gar nicht aus. Es passt nicht zu unserer Philosophie, noch drei bis vier drittliga-erprobte Spieler zu holen, auch wenn es für uns dann wohl leichter wäre. Wenn wir es mit unseren eigenen Talenten nicht schaffen, haben wir in dieser Liga auch nichts zu suchen.

DFB.de: Nach der knappen 1:2-Auftaktniederlage gegen den Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld hatten sich mutig angekündigt: „Sobald die Mannschaft hundertprozentig fit ist, knallen wir demnächst die Gegner aus dem Stadion“!

Schmidt: Diese Aussage würde ich auch heute noch so treffen, weil ich vom großen spielerischen Potenzial dieser Mannschaft überzeugt bin. Als Beispiel nenne ich das 4:0 gegen Preußen Münster vor einigen Wochen, als die Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit so aufgetreten ist wie in der ersten halben Stunde gegen Bielefeld. Dass unsere junge Mannschaft solche Leistungen noch nicht konstant abrufen kann, ist völlig normal.

DFB.de: Kommt Ihnen die jetzige Länderspielpause entgegen? An welchen Problemen wird in dieser Zeit verstärkt gearbeitet?

Schmidt: Es ist positiv für die Spieler, jetzt mal kurz durchschnaufen zu können, denn die beiden englischen Wochen haben uns einige Körner gekostet. Auf unserem mühsamen Weg haben wir schon einige Fortschritte gemacht, während wir in den ersten sieben Partien noch 18 Gegentore hinnehmen mussten, waren es in den zurückliegenden sechs Begegnungen nur noch vier. Während der Pause werden wir mit den Spielern, die nicht für U-Nationalmannschaften im Einsatz sind, vor allem im körperlichen Bereich und am Zweikampfverhalten arbeiten.

DFB.de: Wie sehen nun die vorrangigen Ziele bis zur Winterpause aus?

Schmidt: Zehn Punkte aus den verbleibenden neun Partien wären für uns eine ordentliche Ausbeute. Mit dann 20 Zählern zur Winterpause hätten wir eine ganz gute Ausgangslage für die Restrunde. Wichtig ist es, die Mechanismen zu beschleunigen, damit uns talentierte Spieler wie Patrick Pflücke oder Devante Parker, die beide eigentlich noch für die U 19 spielberechtigt sind, in Zukunft noch besser helfen können. In der Saison 2012/2013 waren wir in einer vergleichbaren Situation und zur Winterpause auf einem Abstiegsplatz in der Regionalliga Südwest. Die Rückrunde haben wir als drittbestes Team abgeschlossen. Einen ähnlichen Entwicklungsschritt möchten wir erneut unter Beweis stellen.

DFB.de: Mainz kam bisher ohne Platzverweis aus und stellt mit zwölf Gelben Karten das fairste Team der Liga. Legen die darauf besonderen Wert?

Schmidt: Unsere Spieler verhalten sich zwar auch nicht wie Lämmchen, doch Fairness auf dem Platz ist für mich das höchste Credo. Ich versuche, es der Mannschaft vorzuleben, und gehe dafür auch jedes Jahr eine Wette ein. Wenn ich während einer Saison zweimal beim Schiedsrichter reklamiere, dann lade ich das gesamte Team zum Essen ein. In den bisherigen vier Jahren musste ich noch nichts zahlen.

DFB.de: Wie wirkt sich der Abstiegskampf auf die Talentausbildung aus?

Schmidt: Die Stimmung in der Mannschaft sinkt trotz der schwierigen sportlichen Lage ganz bestimmt nicht in den Keller. Wir beschäftigen uns nicht so viel mit der Tabelle, analysieren unsere Leistungen und stecken uns einzelne Prozess-Ziele. Dazu gehörte zuletzt etwa, möglichst keine Gegentore mehr nach Standardsituationen zu bekommen, das laufstärkere Team auf dem Platz zu sein oder die Zweikampfwertung zu gewinnen. Am Saisonende möchten wir in den Spiegel schauen und sagen können: Wir haben es im besten Fall mit dem Mainzer Stil geschafft oder wir haben zumindest immer alles gegeben.

DFB.de: Hat sich die Nachwuchsarbeit nach dem Wechsel auf dem Cheftrainerposten von Thomas Tuchel, der sie einst aus der Schweiz an den Bruchweg geholt hatte, zu Kasper Hjulmand verändert?

Schmidt: Ich war schon etwas traurig, als Thomas Tuchel, der für mich über die Jahre auch zu einem guten Freund geworden ist, den Verein verließ. An der Ausrichtung des Vereins und am großen Stellenwert des Nachwuchsbereiches hat sich dadurch aber nichts verändert. Eher im Gegenteil! Kasper Hjulmand und sein Team, die bei vielen Spielen sowie Besprechungen im NLZ dabei sind und so das Bindeglied herstellen, bringen viele Ideen und Inhalte ein. Von ihrem früheren Verein FC Nordsjaelland, der in Dänemark seit Jahren auf einen starken Unterbau setzt, kennen sie es praktisch nur so.

DFB.de: Während Ihrer aktiven Karriere erlitten Sie gleich sieben Kreuzbandrisse. Was sagen und raten Sie Ihren Spielern bei einer schweren Verletzung?

Schmidt: Durch 15 Knie-Operationen kann ich in dieser Beziehung nicht nur auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen, sondern mich auch in die Situation eines jungen Spielers hineinfühlen. Ich rate den Jungs vor allem, die Wege in der Reha nicht abzukürzen. Eine meiner Stärken als Trainer sehe ich daher auch in der Belastungssteuerung im Training und so in der Verletzungsprophylaxe.

DFB.de: Vor dem Einstieg in das Trainergeschäft leiteten ein Tuning-Unternehmen. Wie kam das Interesse für den Motorsport?

Schmidt: Schon als kleiner Junge stand ich in meiner Heimat für ein Bergrennen quasi tagelang an der Straße. Mit 15 habe ich als Automechaniker angefangen, arbeitete später auch für Toyota in der DTM. Als ich verletzungsbedingt mit dem Fußball aufhören musste, war der Benzingeruch über lange Zeit mein Leben. Meine Tuningwerkstatt in Naters habe ich seit 2001 verpachtet, beschäftige mich aber noch immer mit Motorsport und schaue regelmäßig Formel 1 oder MotoGP. Da gibt es dann sonntags auch mal Diskussionen, was das Fernsehprogramm im Trainerbüro angeht (lächelt).

DFB.de: Gibt es Dinge, die sie aus dem Motorsportbereich in Ihre jetzige Tätigkeit mitgenommen haben?

Schmidt: Ja, beispielsweise das strukturelle Arbeiten. Bei meiner vorherigen Tätigkeit ging es darum, nach jedem Rennen den Motor zu zerlegen und neu zusammen zu setzen, um das Maximum herauszuholen. Kleinigkeiten entscheiden über die Ausgänge eines Rennens. Im Fußball ist das manchmal ähnlich. Um im sprachlichen Bild zu bleiben: Mit unserem GTI fahren wir aktuell im vierten Gang. Wir müssen jetzt die Drehzahl erhöhen und in den fünften Gang schalten. Wenn wir dazu Optimierungen am Getriebe und der Übersetzung vornehmen und unser Fahrgestell an die höheren Herausforderungen der neuen Strecken anpassen, können wir im Rennen einen Platz unter den ersten 17 belegen.