Schiedsrichter mit Pfiff: Verwechslung mit Folgen

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Gleich beim ersten dummen Spruch gab es die Rote Karte für Stefan Raab, im übertragen Sinne. Tatsächlich hat Schiedsrichter Peter Hertel dem Moderator ein Regelbuch in die Hand gedrückt. Die Botschaft war eindeutig: Mach Deine Späße, mit wem Du willst, aber nicht mit mir! Nicht auf meine Kosten. „Er war danach ganz handzahm“, erinnert sich Hertel.

Sein Auftritt bei TV Total auf Pro7 war nicht sein einziges Gastspiel auf fremden Terrain. Hertel war zu Gast im MDR, regionale Fernsehsendungen rissen sich um ihn, Ende des Jahres 2002 lud ihn Günther Jauch in seine RTL-Rückblickssendung Menschen, Bilder, Emotionen. „Angenehm war das“, sagt Hertel. „Herr Jauch ist so seriös und nett, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt.“

Ohne Zutun berühmt

Und warum das alles? Weshalb war Hertel für Jauch und Raab interessant? Weil er eine besondere, eine lustige und beinahe unglaubliche Geschichte zu erzählen hatte. Sie beginnt im Jahr 1997 beim „Norway-Cup“, dem mit 1400 Mannschaften weltgrößten Jugendturnier, das jährlich in der Hauptstadt Oslo ausgetragen wird. Hertel pfiff, als einer von sechs ausländischen Schiedsrichtern, sachlich und bestimmt, wie es seine Art ist.

Seit 1979 fungiert er als Schiedsrichter, ein komplizierter Handgelenksbruch hatte zuvor seine Karriere als Torwart abrupt gestoppt. Zuvor war er Feldspieler, ein nicht besonders schneller, der sich oft mit taktischen Fouls behelfen musste und nicht selten wegen Feldverweisen zum Zugucken verdammt war.

In seiner Laufbahn als Unparteiischer war er ungleich erfolgreicher. Hertel fand Gefallen an der Aufgabe des Schiedsrichters, schnell opferte er große Teile seiner Freizeit der Leitung von Spielen. „Mir macht das großen Spaß“, sagt er. Mit Strenge, aber auch mit Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen sorgt Hertel auf dem Platz für die Durchsetzung der Regeln. So war es, wie gesagt, auch in Oslo im Jahr 1997. Besondere Vorkommnisse: keine. Dachte er.

Wer ist der Mann auf der Briefmarke?



[bild1]

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Gleich beim ersten dummen Spruch gab es die Rote Karte für Stefan Raab, im übertragen Sinne. Tatsächlich hat Schiedsrichter Peter Hertel dem Moderator ein Regelbuch in die Hand gedrückt. Die Botschaft war eindeutig: Mach Deine Späße, mit wem Du willst, aber nicht mit mir! Nicht auf meine Kosten. „Er war danach ganz handzahm“, erinnert sich Hertel.

Sein Auftritt bei TV Total auf Pro7 war nicht sein einziges Gastspiel auf fremden Terrain. Hertel war zu Gast im MDR, regionale Fernsehsendungen rissen sich um ihn, Ende des Jahres 2002 lud ihn Günther Jauch in seine RTL-Rückblickssendung Menschen, Bilder, Emotionen. „Angenehm war das“, sagt Hertel. „Herr Jauch ist so seriös und nett, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt.“

Ohne Zutun berühmt

Und warum das alles? Weshalb war Hertel für Jauch und Raab interessant? Weil er eine besondere, eine lustige und beinahe unglaubliche Geschichte zu erzählen hatte. Sie beginnt im Jahr 1997 beim „Norway-Cup“, dem mit 1400 Mannschaften weltgrößten Jugendturnier, das jährlich in der Hauptstadt Oslo ausgetragen wird. Hertel pfiff, als einer von sechs ausländischen Schiedsrichtern, sachlich und bestimmt, wie es seine Art ist.

Seit 1979 fungiert er als Schiedsrichter, ein komplizierter Handgelenksbruch hatte zuvor seine Karriere als Torwart abrupt gestoppt. Zuvor war er Feldspieler, ein nicht besonders schneller, der sich oft mit taktischen Fouls behelfen musste und nicht selten wegen Feldverweisen zum Zugucken verdammt war.

In seiner Laufbahn als Unparteiischer war er ungleich erfolgreicher. Hertel fand Gefallen an der Aufgabe des Schiedsrichters, schnell opferte er große Teile seiner Freizeit der Leitung von Spielen. „Mir macht das großen Spaß“, sagt er. Mit Strenge, aber auch mit Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen sorgt Hertel auf dem Platz für die Durchsetzung der Regeln. So war es, wie gesagt, auch in Oslo im Jahr 1997. Besondere Vorkommnisse: keine. Dachte er.

Wer ist der Mann auf der Briefmarke?

Doch weit gefehlt, fünf Jahre später sollte sein Gesicht mehr als einer Millionen Norwegern vertraut sein. Der norwegische Verband feierte im Jahr 2002 sein 100-jähriges Bestehen, es gab viele Aktionen, viele Feste und viele Gratulanten. Auch die norwegische Post wollte einen Beitrag zum Jubiläum leisten. Eine Sonderbriefmarke mit dem Porträt eines norwegischen Schiedsrichters, diese Idee hatten die Marketing-Strategen ersonnen.

Kein schlechter Ansatz, blöd nur, dass es bei den Fotos für die Marke zu einer Verwechslung kam. Nicht das Antlitz vom Norweger Lars Johan Hammer wurde abgedruckt, sondern das vom Deutschen Peter Hertel. Von beiden waren 1997 beim Norway-Cup Bilder gemacht worden, später wurden diese offenkundig vertauscht.

In Norwegen war dieser Faux-pas der Post ein großes Thema, in Zeitungen wurde die Briefmarke auf der Titelseite abgedruckt, ganz Norwegen wollte wissen, ganz Norwegen rätselte, wer der unbekannte Schiedsrichter auf der Sondermarke ist. Bis sich ein norwegischer Schiedsrichter an das Turnier im Jahr 1997 und den Kollegen aus Deutschland erinnerte und den Kontakt nach Deutschland herstellte.

Mit Jauch und Klum auf der Bühne

Hertel hat also die besondere Leistung vollbracht, es ohne besondere Leistung zu einer gewissen Berühmtheit gebracht zu haben. Zuerst in Norwegen, danach in Deutschland, wo sich Zeitungen und Fernsehen für den deutschen Star in Oslo interessierten. „Das war völliges Neuland für mich“, sagt Hertel über die mediale Aufmerksamkeit.

Schön sei es zumeist gewesen, eine interessante Erfahrung allemal. Bei Jauch hat er mit Heidi Klum auf der Bühne gestanden, gemeinsam mit dem Moderator und dem Model posierte er für eine Briefmarke. „Das haben die mit Kameratechnik gemacht“, erklärt Hertel. Einmal Lächeln - und fertig war das Erinnerungsfoto.

Zurück nach Norwegen

So war das Jahr 2002 für den Schiedsrichter voller spannender Erfahrungen und schöner Erinnerungen. Seine unverhoffte Prominenz hat ihm natürlich auch eine Einladung nach Norwegen eingebracht, die Ausrichter des „Norway-Cup“ wollten den „Star“-Schiedsrichter aus Deutschland unbedingt erneut dabei haben.

„Die haben mich eindringlich gebeten, das konnte ich nicht abschlagen“, sagt Hertel. Beim „Norway-Cup“ kam es zum Aufeinandertreffen von Original und Plagiat. Hammer und Hertel wurden einander vorgestellt. „Das war ganz nett, auch wenn wir uns nicht sonderlich gut verständigen konnten“, sagt Hertel.

Mittlerweile ist in sein Leben wieder Ruhe eingekehrt. Neun Jahre sind vergangen, immer seltener wird er auf die wohl skurrilste Episode seines Lebens angesprochen. „Mir fehlt das nicht“, sagt Hertel, „ich kann ganz gut leben, auch ohne dass ich mein Gesicht im Fernsehen oder in Zeitungen sehe.“

Ruhe ist eingekehrt

[bild2]

Er ist also zurück im normalen Alltag. Und führt sein überaus engagiertes, aber doch normales Schiedsrichter-Leben. Es ist ein Leben für den Fußball. In der Spreeliga in Brandenburg pfeift Hertel „zwei bis drei Spiele in der Woche“, seit acht Jahren ist er zudem als Schiedsrichter-Ansetzer tätig, bei den Alten Herren ist er Leiter zweier Staffeln, außerdem Beisitzer im Sportgericht und Stellvertretender Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im Kreis Spree.

Einen „Vollzeit-Job“, nennt Hertel diese multiplen Funktionen. Da bleibt nicht viel Raum für andere Hobbys, nicht mal fürs Briefmarkensammeln. „Das habe ich nie getan“, sagt Hertel. „Mein Hobby ist Fußball.“ Und sonst nichts.

Zum Glück für den Fußball-Verband Brandenburg. „Es ist wichtig, dass wir Menschen haben, die sich so für den Fußball und die Schiedsrichterei engagieren“, sagt Heinz Rothe, der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses im Landesverband Brandenburg. „Wir sind sehr froh, dass wir so fleißige Menschen wie ihn bei uns haben.“ Peter Hertel ist halt 'ne Marke - eine eigene Briefmarke hätte er dafür gar nicht gebraucht.