Schiedsrichter mit Pfiff: Neuer spricht vom Titel

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Um Gottes Willen! Was für ein Tabubruch, ausgerechnet auf Schalke. Was wird dazu wohl Trainer Felix Magath sagen, der Meister des Understatements? Hartnäckig verbietet sich der Trainer jedwede öffentliche Äußerung der Ambition auf den Titel, seine Spieler folgen ihm stumm. Nur einer schert aus: Neuer. „Ich will unbedingt Meister werden“, sagt er, „alles andere wäre eine Riesenenttäuschung.“

"Als Schalke-Fan ist man Kummer gewohnt"

Oh, oh. Da wird die Geldstrafe nicht lange auf sich warten lassen. Nein, war nur Spaß. Denn der Neuer, der diese verbotenen Äußerungen getätigt hat, hat dazu jedes Recht. Als Bruder. Und als Schalke-Fan. In dieser Doppelfunktion lässt Marcel Neuer sich den Mund und seine Meinung nicht verbieten.

Seine Hoffnung besser gesagt, denn schnell relativiert Neuer seine Äußerungen. „Als Schalke-Fan ist man Kummer gewohnt“, sagt er, „deswegen ist es besser, die Erwartungen nicht zu groß werden zu lassen.“ Die Mannschaft sei jung, das bisher Erreichte sensationell, die Leistung der Mannschaft nicht hoch genug einzuschätzen.

„Die Saison wäre auch erfolgreich, wenn wir nicht Meister werden“, sagt Marcel Neuer, „aber natürlich würde ich mich für mich, für alle Schalke-Fans, für den Verein und die Mannschaft freuen, wenn es tatsächlich klappen sollte.“ Ganz besonders natürlich würde er sich für seinen Bruder freuen.

"Wir ermöglichen anderen den Spaß am Fußball"

Marcel Neuer hat also dieselben Eltern wie ein berühmter Fußballer, in dieser Serie ist er aber nicht als Bruder, sondern seiner Profession wegen Protagonist. Neuer ist Schiedsrichter, ein guter noch dazu. Der 25-Jährige hat es bis in die Westfalenliga geschafft und ist auch in der A-Junioren-Bundesliga als Assistent tätig.



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Um Gottes Willen! Was für ein Tabubruch, ausgerechnet auf Schalke. Was wird dazu wohl Trainer Felix Magath sagen, der Meister des Understatements? Hartnäckig verbietet sich der Trainer jedwede öffentliche Äußerung der Ambition auf den Titel, seine Spieler folgen ihm stumm. Nur einer schert aus: Neuer. „Ich will unbedingt Meister werden“, sagt er, „alles andere wäre eine Riesenenttäuschung.“

"Als Schalke-Fan ist man Kummer gewohnt"

Oh, oh. Da wird die Geldstrafe nicht lange auf sich warten lassen. Nein, war nur Spaß. Denn der Neuer, der diese verbotenen Äußerungen getätigt hat, hat dazu jedes Recht. Als Bruder. Und als Schalke-Fan. In dieser Doppelfunktion lässt Marcel Neuer sich den Mund und seine Meinung nicht verbieten.

Seine Hoffnung besser gesagt, denn schnell relativiert Neuer seine Äußerungen. „Als Schalke-Fan ist man Kummer gewohnt“, sagt er, „deswegen ist es besser, die Erwartungen nicht zu groß werden zu lassen.“ Die Mannschaft sei jung, das bisher Erreichte sensationell, die Leistung der Mannschaft nicht hoch genug einzuschätzen.

„Die Saison wäre auch erfolgreich, wenn wir nicht Meister werden“, sagt Marcel Neuer, „aber natürlich würde ich mich für mich, für alle Schalke-Fans, für den Verein und die Mannschaft freuen, wenn es tatsächlich klappen sollte.“ Ganz besonders natürlich würde er sich für seinen Bruder freuen.

"Wir ermöglichen anderen den Spaß am Fußball"

Marcel Neuer hat also dieselben Eltern wie ein berühmter Fußballer, in dieser Serie ist er aber nicht als Bruder, sondern seiner Profession wegen Protagonist. Neuer ist Schiedsrichter, ein guter noch dazu. Der 25-Jährige hat es bis in die Westfalenliga geschafft und ist auch in der A-Junioren-Bundesliga als Assistent tätig.

Weiterer Aufstieg nicht ausgeschlossen. Die Bundesliga nennt er als langfristiges Ziel, ohne verbissen danach zu streben. „Andere sind jünger als ich und pfeifen schon genauso hoch“, sagt er. „Mir geht es aber nicht darum, so schnell wie möglich so hoch wie möglich zu pfeifen.“ Schritt für Schritt wolle er sich entwickeln, das Pfeifen dient ihm nicht zur Befriedigung einer persönlichen Eitelkeit.

Einfach Spaß am Fußball haben

Daran hat sich in den zehn Jahren an der Pfeife nie etwas geändert. Neuer sah und sieht sich und alle Schiedsrichter vor allem als Dienstleister. „Wir ermöglichen anderen, dass diese beim Fußball Spaß haben können“, sagt Neuer.

Diesen Anspruch kann und will er erfüllen, in der Bundesliga ebenso wie in der Kreisklasse. „Die Liga spielt eigentlich keine Rolle“, sagt er. „Es geht um das Spiel, darum, dass die Leute das tun können, was sie gerne machen. Ohne Schiedsrichter würde der Fußball nicht funktionieren.“

Marcel gönnt Manuel Erfolg, Geld und Ruhm

Deswegen ist er stolz auf seine Tätigkeit - und dass dem Bruder das Rampenlicht gehört, stört ihn nicht im Geringsten. „Manuel hat sich das hart erarbeitet“, sagt er, „ich gönne ihm den Erfolg, das Geld den Ruhm. Bei mir hat es halt nicht gereicht.“

Diese Erkenntnis stand am Anfang seiner Karriere. Als Kind jagte er mit großer Begeisterung dem Ball hinterher, wie so viele wollte er ein großer Fußballer werden, träumte von einer großen Karriere, wie sie sein kleiner Bruder später machen sollte. Im Alter von 15 Jahren gestand er sich technische Defizite ein, ein guter Fußballer - so musste er erkennen - würde nie aus ihm werden.

Kurze "Ausflüge" zum Judo und Schwimmen

Schluss mit dem Fußball, hin zu anderen Sportarten. Im Judo hat er sich versucht, im Schwimmen ebenso. Es waren kurze Ausflüge, die ihm deutlich gemacht haben, dass er dem Fußball erhalten bleiben wollte. Wenn nicht als Spieler oder Torwart („da hatte ich sogar noch weniger Talent“), dann in anderer Funktion.

Der Weg ins Schiedsrichterwesen wurde von Vater Peter bereitet. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer musste dieser den Schiedsrichter-Schein machen, sein Sohn Marcel wurde dadurch zu seinem späteren Werdegang inspiriert.

Fehlerfrei durch die Prüfungen - als Einziger

Im Jahr 2000 meldete er sich für den Anwärter-Lehrgang an, nach wenigen Wochen hatte er den Schein in der Tasche. Nicht ohne bemerkenswerte Leistung, fehlerfrei blieb er in den Prüfungen, als Einziger seines Lehrgangs.

Das erste Spiel sollte schnell folgen, beobachtet von einem prominenten Gast, der damals noch so gar nicht prominent war. „Manuel war dort“, sagt Marcel Neuer. Sogar an Details aus seinem ersten Spiel kann er sich noch erinnern. „Ich weiß noch, dass Manuel mir bei einem Einwurf von Außen signalisiert hat, dass ich in die andere Richtung hätte zeigen müssen“, erzählt Marcel. Recht hatte sein jüngerer Bruder nicht, natürlich nicht.

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Mit Pfeifen das Studium finanziert

Lange ist es her. Zehn Jahre, in denen der Bruder zum Star aufgestiegen und Marcel seine eigenen Ziele mit Vehemenz und erfolgreich verfolgt hat. Nach dem Abitur hat er sein Lehramtsstudium begonnen, Geschichte und Theologie. Mit dem Pfeifen hat er sich sein Studium finanziert, im sechsten Semester ist er mittlerweile angekommen, Lehrer will er später werden.

Einen Widerspruch zwischen seinem Wirken an der Pfeife und seinem Dasein als Theologiestudent sieht er nicht. Theologen streben schließlich danach, den Menschen in ihrem Leben einen Leitfaden zu geben. Im Kleinen gilt dies auch für den Schiedsrichter in den 90 Minuten seines Wirkens. „Es gibt da durchaus Parallelen“, sagt Marcel Neuer.

Bruder-Gespräche ohne Fußball

Ein Neuer also auf dem Platz. Nachteile sieht der durch den berühmten Bruder nicht. Im Gegenteil. Viele seiner Kollegen sind für Spieler und Trainer wahlweise „Herr Schiedsrichter“ oder „Schiri“, ihn hingegen kennt man. Die Ansprache ist deswegen zumeist förmlich und korrekt. „Herr Neuer, das war doch ein Foul“, hört er häufig und kann sich über diese und vergleichbare Situationen auch auf dem Platz still amüsieren.

Der Kontakt zu seinem Bruder Manuel ist heute wie damals häufig und gut. Ganz bewusst bemühen sich die Brüder um andere Gesprächsthemen als den Fußball. „Wir reden über Privates, über Musik, über alles Mögliche“, sagt Marcel Neuer.

Samstag im Stadion: Marcel feuert Manuel gegen Bayern an

Nur hin und wieder bestimmt die gemeinsame Leidenschaft für den Fußball den Inhalt. Etwa, wenn Manuel sich gegenüber einem Schiedsrichter auffällig verhalten hat - oder wenn die Gerüchte über einen Wechsel zum FC Bayern München wieder die Zeitungen füllen. „Wir wundern uns immer, wie viel Phantasie die Leute haben und auf welche absurden Geschichten Journalisten kommen können“, sagt Marcel Neuer.

Am Samstag wird er natürlich ins Stadion gehen und Manuel gegen Bayern die Daumen drücken. Es sei denn, er wird kurzfristig als Schiedsrichter eingesetzt. "Es kann sein, dass ich pfeifen muss", sagt der Schiedsrichter. "Wenn ich eingeteilt würde, wäre das natürlich wichtiger."

Bisher aber hat er von einer Ansetzung nichts gehört. Marcel Neuer geht daher davon aus, dass er am Samstag seinen Bruder in der Arena unterstützen und Schalke zum Sieg verhelfen kann. "Das wäre super", sagt er. Dann darf vielleicht auch Bruder Manuel von der Meisterschaft sprechen. Ohne eine Sanktion durch Trainer Felix Magath fürchten zu müssen.