Schiedsrichter mit Pfiff: Der vielseitigste Schiri Deutschlands

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Am zweiten Tag stellte Torsten Günther seine These ebenso eindrucks- wie schmerzvoll unter Beweis. Zuvor hatte er geredet und geredet. Nun glaubt mir doch endlich: Ich kann es nicht, ich will es nicht, lasst mich in Ruhe.

Gehör fand er nicht. Erst als er nicht den Kopf, sondern den Zeh in den Sand gesteckt hatte, änderte sich die Situation. Im Sand brach der Zeh - der Schiedsrichter hatte seine Theorie bestätigt. Ein guter Fußballer wird er nie sein.

Unparteiisch auf Rasen, Sand und Hallenboden

Günther erzählt diese Geschichte mit einem Lachen, so ein Zehbruch ist schließlich kein Beinbruch. „Alles halb so wild“, sagt er. Außerdem hatte er am Tag davor der bestandenen theoretischen auch eine erfolgreiche praktische Prüfung folgen lassen und damit seiner außergewöhnliche Vita um ein Kapitel erweitert: Fortan war er nicht nur Fußball- und Futsal-Schiedsrichter, mit der Prüfung für Referees im Beach Soccer hatte er die Berechtigung erworben, auch im Sand über die Regeln zu wachen. Dreimal Fußball, immer verschieden, so vielseitig wie Günther ist wohl kaum ein Schiedsrichter in Deutschland.

Eine erstaunliche Entwicklung für einen, der den Schiedsrichterschein vor 17 Jahren hauptsächlich erworben hat, um auf diese Weise kostenlos die Spiele seines Lieblingsvereins Bayer Leverkusen sehen zu können. Ohne Umschweife räumt der heute 34-Jährige diese Motivation ein, doch nachdem Günther zum ersten Mal als Schiedsrichter auf dem Platz gestanden hat, verschoben sich nach und nach seine Prioritäten. Immer mehr wurde er Schiedsrichter, immer weniger war er Fan. „Ich habe zunehmend mehr auf den Schiedsrichter als auf alles andere geachtet“, sagt Günther.

Kontinuierlich nach oben, bis in die Oberliga

Es dauerte nicht lange, bis er nur noch als Unparteiischer ins Stadion gegangen ist. Günther war talentiert und ehrgeizig, im Eiltempo hat er Karriere gemacht. Alle zwei Jahre ging es für ihn eine Liga nach oben, bis er in der Oberliga angekommen war. Fünf Jahre lang war er dort als Schiedsrichter im Einsatz, in der A-Junioren-Bundesliga war er als Assistent aktiv.



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Am zweiten Tag stellte Torsten Günther seine These ebenso eindrucks- wie schmerzvoll unter Beweis. Zuvor hatte er geredet und geredet. Nun glaubt mir doch endlich: Ich kann es nicht, ich will es nicht, lasst mich in Ruhe.

Gehör fand er nicht. Erst als er nicht den Kopf, sondern den Zeh in den Sand gesteckt hatte, änderte sich die Situation. Im Sand brach der Zeh - der Schiedsrichter hatte seine Theorie bestätigt. Ein guter Fußballer wird er nie sein.

Unparteiisch auf Rasen, Sand und Hallenboden

Günther erzählt diese Geschichte mit einem Lachen, so ein Zehbruch ist schließlich kein Beinbruch. „Alles halb so wild“, sagt er. Außerdem hatte er am Tag davor der bestandenen theoretischen auch eine erfolgreiche praktische Prüfung folgen lassen und damit seiner außergewöhnliche Vita um ein Kapitel erweitert: Fortan war er nicht nur Fußball- und Futsal-Schiedsrichter, mit der Prüfung für Referees im Beach Soccer hatte er die Berechtigung erworben, auch im Sand über die Regeln zu wachen. Dreimal Fußball, immer verschieden, so vielseitig wie Günther ist wohl kaum ein Schiedsrichter in Deutschland.

Eine erstaunliche Entwicklung für einen, der den Schiedsrichterschein vor 17 Jahren hauptsächlich erworben hat, um auf diese Weise kostenlos die Spiele seines Lieblingsvereins Bayer Leverkusen sehen zu können. Ohne Umschweife räumt der heute 34-Jährige diese Motivation ein, doch nachdem Günther zum ersten Mal als Schiedsrichter auf dem Platz gestanden hat, verschoben sich nach und nach seine Prioritäten. Immer mehr wurde er Schiedsrichter, immer weniger war er Fan. „Ich habe zunehmend mehr auf den Schiedsrichter als auf alles andere geachtet“, sagt Günther.

Kontinuierlich nach oben, bis in die Oberliga

Es dauerte nicht lange, bis er nur noch als Unparteiischer ins Stadion gegangen ist. Günther war talentiert und ehrgeizig, im Eiltempo hat er Karriere gemacht. Alle zwei Jahre ging es für ihn eine Liga nach oben, bis er in der Oberliga angekommen war. Fünf Jahre lang war er dort als Schiedsrichter im Einsatz, in der A-Junioren-Bundesliga war er als Assistent aktiv.

Schöne Erlebnisse, schöne Erfahrungen, schöne Vergangenheit. Im Jahr 2010 hat Günther seine Karriere als Fußball-Schiedsrichter endgültig beendet, das Spiel zwischen der TSG Sprockhövel und Arminia Bielefeld war sein letztes, nach 17 Jahren hat sich Günther vom klassischen Fußball verabschiedet. „Es war gut, dieses Kapitel endgültig zu den Akten zu legen“, sagt er.

Umso mehr kann er sich auf das neue Kapitel konzentrieren: Beach Soccer. Vorher schon hatte sich Günther mit Futsal ein zweites Standbein geschaffen, nun also sollte die dritte Fußball-Variante folgen. Beach Soccer ist ein relativ junger Sport, die ersten offiziellen Turniere fanden im Jahr 1957 statt, in Brasilien, wo sonst? Nach Deutschland kam der Sport drei Jahrzehnte später, mittlerweile gibt es sogar eine inoffizielle Nationalmannschaft, das Team Germany, das vom DFB materiell und finanziell unterstützt wird.

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Atmosphäre macht "richtig viel Spaß"

Seit 2008 ist Günther dabei. Warum, was hat den Schiedsrichter daran gereizt? Auch das Offenkundige: Fußball im Sand, Sonne, Strand und Party-Stimmung, natürlich ist diese Atmosphäre verlockend. „Es macht richtig viel Spaß“, sagt Günther, „die Stimmung ist immer gut.“

Wichtiger war ihm aber etwas anderes. Die persönliche Herausforderung, der Reiz, etwas Neues kennenzulernen und die größeren Karrierechancen. Von manchen ist er dafür belächelt worden, einige hielten ihm vor, dass er mit dem Wechsel zum Beach Soccer seine Ambitionen als Schiedsrichter aufgegeben habe. Weil sie nicht wussten, dass Strandfußball trotz der lockeren Aufmachung auch in Deutschland ein gleichermaßen ernstzunehmender wie spektakulärer Sport ist.

Die Regeln im Beach Soccer garantieren ein temporeiches und attraktives Spiel. Ein paar Beispiele gefällig? Spektakuläre Aktionen wie Fallrückzieher werden besonders geschützt, alle Freistöße sind direkt, es darf keine Mauer gebildet werden. Auch deswegen fallen durchschnittlich zehn Tore pro Partie, alle 30 Sekunden kommt es zu einem Schuss aufs Tor. Jede Menge zu entscheiden also für die Schiedsrichter im Beach Soccer.

Zeh gebrochen - beim privaten Praxistest

Zu denen gehört seit Mai 2008 auch Torsten Günther. Damals ließ er sich die Regeln zuschicken, machte sich mit der Materie vertraut und hatte schon bald die theoretische Prüfung bestanden.

Der Praxistest erfolgte in Düsseldorf. Für Günther kein Problem, seine Erfahrung aus Fußball und Futsal halfen ihm, sich schnell auch in der dritten Sportart zurechtzufinden. Für ihn war die Abstimmung mit dem zweiten Schiedsrichter kein Problem, auch mit der Spielleitung an sich hatte er keine Schwierigkeiten.

Die folgten erst am zweiten Tag und nach bestandener Prüfung, als er sich überreden ließ, selber gegen den Ball zu treten. Mit den bekannten Folgen: Zehenbruch.

Europa- und Weltmeisterschaften als Ziel

Dieses Missgeschick stand der rasanten Laufbahn nicht im Weg, der Knochen verheilte, die Laufbahn nahm Fahrt auf. Schnell etablierte sich Günther unter den Beach-Soccer-Schiedsrichtern in Deutschland.

Und mehr als das. Mittlerweile hat sich der 34-Jährige an die Spitze gesetzt. Im Jahr 2009 und 2010 hat er jeweils das Finale der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft geleitet. Auch international war er schon im Einsatz: Bei den Spielen des Team Germany gegen Estland und die Niederlande war er dabei, weitere Einsätze sollen folgen.

„Mir kam natürlich entgegen, dass ich schon über eine gewisse Erfahrung in verschiedenen Varianten des Fußballs verfüge“, sagt Günther. Und, wohin soll es für ihn noch gehen? Welche Ziele verfolgt er im Beach Soccer? Günther will auf die FIFA-Liste, als erster Deutscher. „Es wäre schon schön“, sagt er, „wenn ich eines Tages bei Europa- und Weltmeisterschafen pfeifen würde.“