Schiedsrichter mit Pfiff: Der Trainer-Spieler-Schiedsrichter

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

War ja klar, bei diesen Vorzeichen. Eusébio da Silva Ferreira, Luís Filipe Madeira Caeiro Figo, Cristiano Ronaldo - große Stars, große Fußballer, wohlklingende Namen. Welches Hobby also soll da ein portugiesischer Junge haben, dessen Eltern dafür gesorgt haben, dass sich Vor- und Zuname ihres Sohnes zu Miguel Leite da Silva zusammenfügen?! Richtig: Fußball.

23 Jahre ist da Silva mittlerweile alt, seit 19 Jahren lebt er in Deutschland. Aus dem kleinen Miguel ist ein junger Mann geworden. Er ist zwar nicht der weltbeste Fußballer, er ist nicht in den großen Stadien zu Hause, kennt WM und Champions League nur vor dem Fernseher, ein ganz besonderer Vertreter seines Sports aber ist er allemal.

Volles Wochenprogramm, Fußball fast rund um die Uhr

Da Silva hat seine ganz eigene Sparte kreiert: Er ist Trainer-Spieler-Schiedsrichter. Richtig gelesen, er ist Trainer und Spieler und Schiedsrichter. Beim SV Erbach im Rheingau trainiert er die C-Jugend, bei den ersten Herren hütet er das Tor, in der Kreisliga B ist er als Schiedsrichter aktiv. Macht zusammen: sieben Tage Fußball, beinahe 24 Stunden, fast rund um die Uhr.

Der Stundenplan ist dicht getaktet. Tagsüber arbeiten, nachmittags und abends: Fußball. Montag: 18.30 – 20 Uhr Training, C-Jugend. Dienstag: 19.00 – 21 Uhr Training, 1. Herren. Mittwoch: 18.30 – 20 Uhr Training, C-Jugend. Donnerstag: 19 – 21 Uhr Training, 1. Herren. Freitag: Schiedsrichter. Samstag: Vormittag - Spiel der C-Jugend, Nachmittag - Schiedsrichter. Sonntag: Vormittag - Spiel mit den 1. Herren, Nachmittag - Schiedsrichter.

Alles aus Liebe zum Spiel

Seine Freizeit verbringt er auf dem Sportplatz tagein, tagaus. Dazwischen Vorbereitung, Nachbereitung, ein wenig Fitness, die Freundin natürlich, so sieht sein Leben aus. Wie er all das unter einen Hut bekommt? Keine Ahnung. Warum das alles? Aus Liebe zum Spiel!



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

War ja klar, bei diesen Vorzeichen. Eusébio da Silva Ferreira, Luís Filipe Madeira Caeiro Figo, Cristiano Ronaldo - große Stars, große Fußballer, wohlklingende Namen. Welches Hobby also soll da ein portugiesischer Junge haben, dessen Eltern dafür gesorgt haben, dass sich Vor- und Zuname ihres Sohnes zu Miguel Leite da Silva zusammenfügen?! Richtig: Fußball.

23 Jahre ist da Silva mittlerweile alt, seit 19 Jahren lebt er in Deutschland. Aus dem kleinen Miguel ist ein junger Mann geworden. Er ist zwar nicht der weltbeste Fußballer, er ist nicht in den großen Stadien zu Hause, kennt WM und Champions League nur vor dem Fernseher, ein ganz besonderer Vertreter seines Sports aber ist er allemal.

Volles Wochenprogramm, Fußball fast rund um die Uhr

Da Silva hat seine ganz eigene Sparte kreiert: Er ist Trainer-Spieler-Schiedsrichter. Richtig gelesen, er ist Trainer und Spieler und Schiedsrichter. Beim SV Erbach im Rheingau trainiert er die C-Jugend, bei den ersten Herren hütet er das Tor, in der Kreisliga B ist er als Schiedsrichter aktiv. Macht zusammen: sieben Tage Fußball, beinahe 24 Stunden, fast rund um die Uhr.

Der Stundenplan ist dicht getaktet. Tagsüber arbeiten, nachmittags und abends: Fußball. Montag: 18.30 – 20 Uhr Training, C-Jugend. Dienstag: 19.00 – 21 Uhr Training, 1. Herren. Mittwoch: 18.30 – 20 Uhr Training, C-Jugend. Donnerstag: 19 – 21 Uhr Training, 1. Herren. Freitag: Schiedsrichter. Samstag: Vormittag - Spiel der C-Jugend, Nachmittag - Schiedsrichter. Sonntag: Vormittag - Spiel mit den 1. Herren, Nachmittag - Schiedsrichter.

Alles aus Liebe zum Spiel

Seine Freizeit verbringt er auf dem Sportplatz tagein, tagaus. Dazwischen Vorbereitung, Nachbereitung, ein wenig Fitness, die Freundin natürlich, so sieht sein Leben aus. Wie er all das unter einen Hut bekommt? Keine Ahnung. Warum das alles? Aus Liebe zum Spiel!

Angefangen hat seine sportliche Laufbahn beim SV Erbach. Kaum in Deutschland angekommen, schnürte er in der F-Jugend die Fußballschuhe, bis heute ist er diesem Verein, seiner zweiten Familie, treu geblieben. Schon früh in mehreren Funktionen.

Da Silva war gerade Teenager geworden, als er sich entschloss, sich auch als Trainer einzubringen. Im Alter von 14 Jahren übernahm er seine erste Jugendmannschaft, heute ist er Trainer der C-Jugend. Mit sportlichen Ambitionen, nach 21. Spieltagen liegt seine Mannschaft auf Platz drei der Kreisliga Rheingau - vor allem aber aus sozialen Beweggründen. „Ich will, dass die Jungs eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben und nicht blöd rumhängen“, sagt er.

Auf dem Platz selbst lange ein Heißsporn

Er weiß aus eigener Anschauung, wie wichtig es ist, dass Jugendliche in einer Mannschaft Gemeinschaftsgefühl erfahren und lernen, sich an Regeln zu halten. Auf dem Platz war er lange ein Heißsporn, Südländer eben, das Temperament ging hin und wieder mit ihm. Nicht immer hatten es die Schiedsrichter leicht mit ihm. Vorbei, vergangen.

Mittlerweile ist er nicht ruhig, aber erheblich ruhiger geworden. Weil er seit sechs Jahren weiß, was es heißt, als Unparteiischer Entscheidungen zu fällen. Im Jahr 2005 hat er den Schiedsrichterschein gemacht und wenig später die ersten Spiele von Jugend-Mannschaften gepfiffen.

Seither kennt er den Blickwinkel der Schiedsrichter, kennt ihre Sorgen und Nöte. Also reißt er sich zusammen, also unterdrückt er seine Emotionen, so gut es geht, wenn er als Torwart oder Trainer mit vermeintlichen Fehlentscheidungen der Referees konfrontiert wird.

Künftig Fokus auf der Schiedsrichterei

Manchmal tritt er sogar als Anwalt der Schiedsrichter auf und erklärt seinen Mannschaftskollegen und Spielern, warum der Unparteiische wie entschieden hat. Einen seiner Spieler hat er gar aus seiner Mannschaft verbannt, weil dem Jungen kein respektvoller Umgang mit den Referees beizubringen war. „Da muss man dann konsequent sein“, sagt da Silva.

Künftig will er sich vermehrt auf seine Tätigkeit als Schiedsrichter konzentrieren. Nach dieser Saison wird er den Verein wechseln, vom SV Erbach zum portugiesischen SV Wiesbaden. Zurück zur Familie also, sein Vater ist dort als Vorsitzender aktiv. Er will auch dorthin und wieder als Torwart aushelfen, doch der Fokus wird sich verschieben: weg vom Ball, hin zur Pfeife.

"Ich übernehme gerne Verantwortung"

Die Leitung von Spielen macht ihm inzwischen mehr Spaß, als dem Ball hinterher zu hechten. Für die Schiedsrichter im Rheingau ist dies eine gute Nachricht. „Er hat viel Potenzial“, sagt Klaus Reuter, der Schiedsrichter-Obmann im Kreis Rheingau-Taunus. „Seine Körpersprache ist gut, sein Auftreten insgesamt, er verfügt über eine natürlich Autorität.“

Viel Lob also für den Schiedsrichter, aber auch Kritik wegen einer lästigen Marotte. „Er hatte leider die Angewohnheit, noch häufig selber zu spielen“, sagt Reuter mit einem Lachen. Heißt: Nicht immer konnte da Silva zustimmen, wenn er gebeten wurde, Spiele zu übernehmen. Es gibt daher Schiedsrichter in Deutschland, die pro Saison auf mehr Einsätze an der Pfeife kommen als da Silva. Die Quantität wird sich künftig erhöhen, dem Aufstieg als Schiedsrichter steht dann nicht viel im Weg. „Er kann sicher einige Ligen höher pfeifen“, so Reuter.

Da Silva vernimmt dies gerne. Er weiß zwar, dass er nicht mehr ganz oben ankommen wird, seine Ambitionen senkt dies nicht. Die Bezirksliga nennt er als vorläufiges Ziel, später könnte es noch höher gehen. „Ich finde die Aufgabe der Schiedsrichter großartig, ich übernehme gerne Verantwortung“, sagt da Silva. In Zukunft noch mehr als früher.